Segel selbst gemacht
Karl Schmidt
Erstveröffentlichung 10.04.2007
Karl Schmidt
Erstveröffentlichung 10.04.2007
Nachdem der Rohbau fertig und lackiert ist und auch die Beschläge montiert sind, braucht man Segeln dazu. Wie ich meine Segel baue, beschreibe ich Euch hier.
Am besten legt man das ganze Boot auf eine Platte, um die Segelumrisse aufzuzeichnen. Die Umrisse sind die Vorlage für die Segel.
Die Bahnen werden mit dem Lötkolben grob zugeschnitten. Die oberste Bahn wird mit der Webkante am Achterliek ausgerichtet und mit Klebeband fixiert.
Die zweite Bahn wird um die Klebebandbreite überlappt und ebenfalls mit Klebeband fixiert
.
Jetzt kommt meine Schablone (System Gurkenzange ) zum Einsatz.
Ein Schenkel ist starr, der andere flexibel und mit Doppelklebeband versehen. Die Biegung kann man mit der Stellschraube einstellen. Wie man sieht, ergibt das Zusammendrücken der „Zange“ eine gleichmäßige Krümmung.
Diese Schablone wird nun auf die zweite Bahn gedrückt, damit klebt die Bahn an der Schablone.
Nun wird die Bahn zurückgeschlagen, dann die braune Schutzschicht des Klebebands entfernt. Dann wird die Schablone zusammengedrückt, auf die oberste Bahn gepresst und festgerieben. Jetzt kann die Schablone von der zweiten Bahn entfernt werden. Fertig ist die wichtigste Naht.
Der Grad des Zusammendrückens der Schablone für die einzelnen Nähte wird auf einer Skizze vermerkt. Damit erhalte ich eine Dokumentation und kann jederzeit ein gutes Segel reproduzieren oder auf Grund der Maße ändern. Mit der Zeit bekommt man einen Fundus und ein Gefühl für gute Segel.
Wenn alle Bahnen verklebt sind, kann man das Segel am Schothorn anheben und man sieht das ganze Profil des Segels.
[PAGE]2[/PAGE] Seite 2
Ist alles in Ordnung, werden das Achterliek und das Fußliek gemäß der Zeichnung am Baubrett mit dem Lötkolben abgeschnitten. Am Achterliek hat das den Nebeneffekt, dass die Nähte am Ende verschweißt sind.
Für das Vorliek muss das Segel so angehoben werden, dass am Achterliek so wenig wie möglich Twist ist. Das Fußliek soll das Profil darstellen. Jetzt kann man das Vorliek gemäß Zeichnung vom Baubrett markieren. Wenn die Vorrichtung entfernt wird, ist die tatsächliche Vorliekrundung einwandfrei und kann entsprechend der Markierung abgeschnitten werden.
Nachdem das Vorliek beschnitten wurde, wird es mit einem Streifen Segelmaterial verstärkt.
Auf die Verstärkung wird die Vorstagtasche geklebt und das Vorstag eingearbeitet.
Der Fockhals, das Kopfbrett und das Schothorn wird mit Segelstoff verstärkt und mit Ösen versehen. Damit ist die Fock weitgehend fertig.
Beim Großsegel ist der Ablauf der Fertigung gleich, nur die Schablone hat eine andere Krümmung. Im vorderen Teil ist das U-Profil zum Teil dünner gefeilt, um die Krümmung mehr nach vorne zu bringen.
Die Vorliekverstärkungen aus Segelmaterial werden beidseitig auf das Vorliek des Großsegels geklebt.
Großsegelhals, Kopfbrett und Schothorn bekommen ihre Verstärkungen und Ösen.
In das Vorliek werden mit dem Lötkolben im gleichmäßigen Abstand Löcher geschmolzen. Um ein Rutschen um den Mast zu ermöglichen, binde ich mit der Schnur einen 4 mm-Bohrer mit an den Mast. So ist garantiert, dass nach dem Entfernen des Bohrers die Bindung locker ist und problemlos am Mast rutschen kann.
Die Segellatten werden an das Achterliek von Groß und Fock geklebt. Sind alle Verstellmöglichkeiten am Segel montiert, kann das Rigg das erste mal auf’s Boot.
Was fehlt noch? Ach ja, die Klasse, die Nationalität und die Segelnummer, also AUT 7