Da der Tipp mit der Glasplatte und dem Ceranfeldreiniger offensichtlich gut ankam, schreibe ich dazu noch ein paar Details.
Erstens: Ceranfeldreiniger, wie im vorigen Beitrag genannt, sorgt für einen vergleichsweise guten Abtrag, die maximale Schärfe erreicht man aber mit einer Metallpolitur, die ist noch feiner. Früher habe ich dafür Sidol verwendet, doch als nach 30 Jahren die Flasche leer war und ich nicht so einfach Ersatz bekam, habe ich mich nach Alternativen umgesehen. Polyboy Metallpolitur gibt es im Drogeriemarkt für kleines Geld und funktioniert genau so gut.
Zweitens: Die Glasplatte sollte ein bisschen matt geschliffen werden, damit sich Schleifpartikel in die mikroskopischen Unebenheiten setzen können und nicht von der Klinge einfach weggeschoben werden. Ich verwende dazu mittelfeines Nasschleifpapier.
Drittens: Die Rückseite des Hobeleisens oder Stechbeitels sollte zumindest im vordersten Bereich eine extrem feine Oberfläche haben, im Idealfall spiegelblank und topfeben sein und das vor allem wirklich bis vor zur Schneidkante. (warum? weil eine Schneide aus zwei Flächen besteht. Je glatter die Flächen, umso perfekter die Schneidkante!) Das zu erreichen kann die meiste Arbeit sein beim Schärfen, aber das macht man nur einmal. Die Glasplatte ist dabei nur bedingt hilfreich, weil sich das Eisen darauf festsaugt und der Abtrag mit Flüssigschleifmitteln zu gering ist. Das geht tatsächlich am besten auf einem sehr ebenen, feinen Schleifstein. Die meisten gebrauchten Schleifsteine sind nicht eben! Aber man kann sie eben richten, z.B. mit einer Diamantschleifplatte oder einem anderen Schleifstein mit viel Wasser.
Viertens: Voraussetzung für den letzten, ultimativen Scharfschliff ist ein sauber vorgeschliffenes Werkzeug mit einer schartenfreien, geraden Klinge. Das Hobeleisen sollte die Glasplatte beim Schleifen nur ganz vorn mit der Schneidkante berühren und zwischen Glasplatte und Anschliff sollte ein möglichst kleiner Winkel sein, damit sich die Winkel am Eisen möglichst wenig ändern. Es genügt ein kleiner Tropfen Poliermittel auf der Platte. Das Eisen mit leichtem Druck darin hin und her schieben. Nach kurzer Zeit bildet sich am Werkzeug eine glänzende Fläche, eine sogenannte Mikrofase. Sobald diese Fase auf der kompletten Schneidenbreite vorhanden ist, kann man aufhören, selbst wenn sie nur wenige Zehntel Millimeter breit ist. Eine 10-20fach Lupe ist sehr hilfreich, um die Schneide zu kontrollieren. Sie sollte keine erkennbaren Kratzer haben.
Fünftens: Eine Vorrichtung, die den Winkel des Werkzeugs konstant hält, ist nicht unbedingt notwendig, erleichtert die Sache aber. Da meine Glasplatten relativ klein sind, (ca. 15x15 cm) finde ich es vorteilhaft, dass die Abstützung der Schleifhilfe außerhalb der Glasplatte erfolgt. Ich verwende eine Eigenkonstruktion. Geeignete Glasplatten gibt es z.B. beim Glaser als Abfall oder beim Sperrmüll. Die scharfen Kanten lassen sich mit einem Korundstein oder einer Diamantschleifplatte bearbeiten. Auch ein Schleifklotz mit Schmirgelpapier funktioniert einigermaßen.
Sechstens: nach einiger Nutzung bildet sich auf der Glasplatte eine leichte Kuhle, die man mit einem Haarlineal o. Ä. identifizieren kann. Dadurch wird eine Klinge beim Schleifen leicht bogenförmig. Das muss nicht schlimm sein, bewirkt halt, dass der Hobel in der Mitte geringfügig tiefer schneidet als an den Seiten. Wer das nicht will, sollte eine neue Glasplatte (oder die Rückseite der alten) verwenden. Aber wenn man nur Poliermittel verwendet, dauert das lang. Ich habe auch mit Diamant- und Siliziumcarbidpaste experimentiert, da ist der Verschleiß an der Platte größer.
Siebtens: Ob die Klinge wirklich scharf ist, merkt man gut, wenn man versucht, sich die Haare am Arm zu rasieren. Im besten Fall braucht es dafür kaum Druck auf die Haut und die Haare springen fast von selbst weg. Andere Möglichkeit: ein paar Kopfhaare zur Seite ziehen und versuchen abzuschneiden. Bei nicht extrem scharfer Schneide rutscht diese nur über die Haare ohne zu schneiden. Sollte man halt nicht zu oft machen :-)
Nun wünsche ich Allen, die Lust haben, sich damit auseinanderzusetzen, rasiermesserscharfe Werkzeuge! Wer einmal weiß, wie richtig scharfes Werkzeug schneidet, mag mit nur mittelmäßig scharfem nicht mehr arbeiten!
Schöne Grüße vom Bodensee,
Bernd