Und was mich echt erschüttert: dass ein Physikstudium offensichtlich nicht ausreicht, um auf den Bewussteinszustand von Galileo zu kommen.
Es mag sein, dass ich etwas mehr über neue physikalische Erkenntnisse weiß als Galileo, aber wenn ich seinen Bewusstheitszustand hätte, würde ich mich sehr geschätzt fühlen.
Versuchen wir doch sachlich zu bleiben, das ganze ist ja doch interessanter, als es am Beginn ausgesehen hat und ich schließe aufgrund meiner nun doch schon längerjährigen wissenschaftlichen Erfahrung für mich nicht aus, unrecht zu haben, nur hier glaube ich, dass du am Holzweg bist.
Wenn du meinst, dass die Transformationen zwischen Inertialsystemen so schwierig sind (was ich nicht so sehe), und du meinen Schlussfolgerungen im Inertialsystem Boden nichts entgegen zu setzten hast, packen wir das ganze doch einmal mit dem Energiesatz an. Der ist vielleicht allgemein besser bekannt und vielleicht auch besser zu verstehen: Energie kann nicht gewonnen oder verbraucht, sondern nur umgewandelt werden.
Mit welchen Energien haben wir es im Bodensystem zu tun?
1) mit der Energie die wir durch Anwendung von Muskelkraft mal Weg in den Flitschen-Gummi stecken.
2) die Windenergie des Windes der über den Platz fegt.
3) die kinetische Energie (Bewegungsenergie) des Flugzeugs vor dem Start (können wir im Bodensystem auch gleich 0 setzten).
4) die potentielle Energie des Flugzeugs verursacht durch die Erdanziehung und abhängig von der Höhe (können wir am Boden gleich 0 setzten).
5) Energie die durch Reibungsverluste in Wärme oder Schall umgewandelt wird
Jetzt lassen wir unser am gespannten Gummi hängendes Flugzeug los. Nun wird die Energie, die im gespannten Gummi steckt (1) direkt in kinetische Energie des Flugzeugs (3) umgewandelt, egal in welche Richtung wir starten.
Und jetzt beginnen sich unsere Ansichten zu unterscheiden:
Ich sage diese kinetische Energie (3) kann nun in Höhe (4) umgewandelt werden, ob windstill, ob gegen den Wind oder ob mit dem Wind gestartet wird.
Du sagst, nein, ich wechsle in ein anderes Inertialsystem und die vorhandene Energie in Windrichtung ist nun viel kleiner oder bei Windgeschwindigkeit gleich Startgeschwindigkeit sogar gleich Null.
Jetzt frage ich mich, was passiert mit der kinetischen Energie die aus dem Gummi kam, wenn in Windrichtung gestartet wird, wohin verschwindet die plötzlich? Und ich möchte das in "meinem" Inertialsystem (dem Boden) erklärt bekommen.
Eventuell wäre da ja noch die Energie die im Wind steckt (2) und die Reibungsverluste (5). Kann es sein, dass unsere kinetische Energie an die Luft übertragen wurde? Ein wenig, aber sicher in Windrichtung weniger als gegen den Wind (weshalb ja das Flugzeug über Grund in Windrichtung am Ende ein wenig schneller sein wird).
Für mich ist sie daher immer da, egal in welche Richtung ich starte, und wenn sie da ist, kann sie in Höhe umgewandelt werden und da nützt dir dein wiederholtes Argument nichts, dass für den Flug nur das Inertialsystem Luft zuständig ist, wobei ich dir ja vollkommen Recht gebe, was die aerodynamischen Effekte betrifft, aber um die geht es hier nicht!
Also nochmals meine Behauptung:
Die Energie aus der Flitsche m*v²/2 (v gegenüber dem Boden) kann prinzipiell in alle Richtungen (ob mit, gegen oder quer zum Wind) in Höhe umgesetzt werden.
Das Flugverhalten nach dem Verlassen der Flitsche ist aber nur vom System Luft abhängig (weshalb ein umsetzten der kinetischen Energie in Höhe im bereits oben erwähnten Sonderfall, dass die Windgeschwindigkeit größer oder gleich der Endgeschwindigkeit der Flitsche wäre, nicht möglich wäre, da das Manöver 90° nach oben zu ziehen nicht gelingen würde).
Aber es wird waagerecht geflitscht. Und genau das ist das Verständnis im Konflikt: Der Übergang von waagerechtem in senkrechten Flug setzt doch voraus, dass der Flügel sich für den Richtungswechsel am Widerstand der Luft "abstossen" muss, um sich "in die andere Richtung zu drücken". Bei kleiner Airspeed ist nicht viel da, um sich abzustossen, so dass letztlich nur wenig Höhe gewonnen werden kann.
Vielleicht ist das alles ein Grund für das Dilemma, warum es hier im Thema, diese total entgegengesetzten Meinungen gibt.
Da hast du sicher auch einen (von mehreren) Punkt, der dazu beiträgt, dass der Start gegen den Wind vorzuziehen ist. Ich habe es ja auch oben schon erwähnt. Wäre Flitschgeschwindigkeit mit dem Wind gleich Windgeschwindigkeit ist überhaupt keinen Richtungswechsel mehr möglich. Sobald dieser aber stömungstechnisch möglich ist, können die Verluste in einer Richtung nicht so groß sein, dass sie die Energie des ausgezogenen Gummis vollkommen aufnehmen könnten, auch da gilt der Energieerhaltungssatz und wonach sollte die Energie den umgewandelt werden?
Ich freue mich aber schon auf die Rechnung von Markus (wirklich!). Wer sich für die reine Energiebetrachtung interessiert (und gewisse physikalische Kenntnisse besitzt) kann sich gerne im Vorfeld schon einmal meine vor längerer Zeit durchgeführte Rechnung ansehen:
Anhang anzeigen Erreichbare Höhe beim Gummistart.pdf