Du fliegst, wie Du einstellst
Klaus Bernhardt
(Erstveröffentlichung 22.08.2006)
Klaus Bernhardt
(Erstveröffentlichung 22.08.2006)
[h=2]Teil 2 - Einfliegen – im Keller[/h] „Einfliegen – im Keller“ hört sich nach Gegensätzen an. Aber die erste Phase des Einfliegens beginnt tatsächlich im Bastelkeller – dabei werden alle Einstellungen und Justagen vorgenommen.
Diese Information für ein Kunstflug-Flächenmodell mit Verbrennungsmotor soll dem Anfänger in unserem Hobby den Einstieg erleichtern und bereits gemachte Erfahrungen weitergeben. Das vorliegende Infoblatt knüpft an den Artikel „Servo-Grundeinstellungen“ an.
[h=3]1. Startwerte am Sender[/h] Wenn man im Sender ein neues Modell konfiguriert, dann sind (mindestens) diese Werte einzustellen (am Beispiel mc-24):
- Trimmspeicher (Code 81) = 0 (gelöscht)
- Senderknüppel und Trimmhebel in Mitte
- Grundeinstellungen Sender, Modell und Servos (Codes 21, 22,23) eingestellt
- Knüppeleinstellungen ohne Trimmreduzierung (Code 31) = 100%
- Gebereinstellung (Code 32) = 100%
- Dual Rate/Expo (Code 33) = 0% Expo (linear)
- AllgemeineEinstellungen (Code 91) konfiguriert
- Die Tragflügel und das Höhenleitwerk (HLW) sollen senkrecht und symmetrisch zur Flugzeuglängsachse sein. Wie auf dem Bild ersichtlich, werden jeweils die Distanzen von der Rumpfschnauze zu den HLW-Enden und vom Seitenleitwerk zu den Flügelenden gemessen – sie sollten rechts und links gleich sein, ansonsten ist nachzuarbeiten.
- Als nächstes schauen wir mit etwas Abstand von hinten auf das Flugzeug-Leitwerk und überprüfen, ob das Höhenleitwerk parallel zu den Flügeln verläuft und das Seitenleitwerk dabei senkrecht in der Mitte steht.
- Ermittlung der Einstellwinkeldifferenz (EWD)
Wir ermitteln die Abstände der Flügelvorderkante bzw. der Flügelhinterkante direkt am Rumpf zum Untergrund (dies sind die Maße a und b). Am besten stellt man dazu zwei Winkel auf den Untergrund und misst dabei auch gleich die Flügeltiefe t in cm. Mit guter Näherung gilt bei kleinen Winkeln:
EWD [Grad] = (a [mm]-b [mm]) / (Flügeltiefe t [cm] * 0,175)
Beispiel:
Bei (a-b) = 3,5 mm und Flügeltiefe = 20 cm ist die EWD = 3,5 / (20*0,175)= 1 Grad
Die ermittelte EWD wird mit den Bauunterlagen verglichen – bei Bedarf ist die Flächen- oder HLW-Auflage des Rumpfs entsprechend nachzuarbeiten.
- Ermittlung des Motorsturzes
Während das Modell mit HLW=0-0 aufgebockt ist, können wir auch wunderbar den Motorsturz ermitteln. Das Maß „30 cm“ der Sperrholzplatte zeigt jetzt genau senkrecht. Wir verrutschen einen der Winkel so, dass er von vorn gegen die Sperrholzplatte stößt. Aufgrund des Motorsturzes wird die Sperrholzplatte oben am Winkel anstoßen und unten einige Millimeter davon entfernt sein. Wir messen diesen Abstand und berechnen den Motorsturz (wie oben mit guter Näherung bei kleinen Winkeln), wobei der Wert „30“ in der Formel für die vertikale Länge des 30 cm langen Sperrholzbrettchens steht:
Motorsturz [Grad] = Entfernung Winkel zu Sperrholzplatte unten [mm]/ (30 * 0,175)
Beispiel:
Bei einer Entfernung des Winkels zur Sperrholzplatte unten = 8 mm und einer Sperrholzbrettlänge von 30 cm ist der Motorsturz = 8 / (30*0,175) = 1,5 Grad.
- Ermittlung des Motorseitenzuges
Während das Modell mit HLW=0-0 aufgebockt bleibt, drehen wir die Sperrholzplatte so, dass das Maß „30 cm“ nun waagrecht steht. Wir messen nun von dieser Sperrholzplatte bis zum Ende des Seitenleitwerks – auf der rechten Seite und auf der linken Seite. Da der Motorseitenzug normalerweise nach rechts zeigt, wird die Messung auf der linken Seite länger als auf der rechten Seite sein. Wir berechnen den Motorseitenzug in zwei Schritten (wie oben mit guter Näherung bei kleinen Winkeln), wobei der Wert „15“ in der Formel für die halbe Breite des 30 cm breiten Sperrholzbrettchens steht:
Maß x = (Messung links [mm] – Messung rechts [mm]) / 2 Motorseitenzug [Grad] = Maß x [mm] / (15 * 0,175)
Beispiel:
Bei der Messung links ergeben sich 2008 mm und rechts 1992 mm. Daraus ergibt sich ein Maß x = (2008-1992)/2 = 8 mm. Der Motorseitenzug ist 8 / (15*0,175) = 3 Grad.
- Überprüfung der Schwerpunktlage (CG) über die QuerachseWir übertragen das Schwerpunktmaß als Abstand von der Flügelvorderkante vom Plan auf den Rumpf. Dann unterstützen wir die Flächen unten links und rechts des Rumpfes des flugfertigen Modell (mit leerem Tank)genau hier. Das Modell sollte nun waagrecht bis ganz leicht nach vorn geneigt sein – auf keinen Fall aber nach hinten geneigt, also schwanzlastig sein! Ich selbst mache mir gern bei Tiefdeckern kleine Nieten (von den Servobefestigungen) beim Schwerpunktsmaß in die Rumpfwand links und rechts und hänge dort einen Drahtbügel ein, an dem ich das gesamte Modell dann hochheben kann.
- Überprüfung der Balance über die LängsachseDer Propeller wird abmontiert und das Modell wird an der Kurbelwelle und mittig unter dem Rumpfende beim Seitenleitwerk unterstützt. Wenn die Balance stimmt, dann kippt das Modell nicht nach links oder rechts, sondern bleibt waagrecht. Manchmal sind die Rumpfeinbauten nicht mittig zur Rumpflängsachse, oder die einzelnen Flächenhälften sind unterschiedlich schwer – dann solange kleine Bleistücke (manchmal tut’s auch ein Nagel!) auf die leichte Flächenaussenseite legen, bis der Gesamtflügel waagrecht bleibt. Die Bleistücke dann an der Flügelaußenseite unten einarbeiten und festkleben.
- für Taschenrechnerbenutzer:
Ruderausschlag [mm] = tan (Ausschlagswinkel in Grad)*Rudertiefe [mm] - für näherungsweise Bestimmung (da ja die richtigen Werte sowieso später erflogen werden):
Ruderausschlag [mm] = 0,0175 * Ausschlagswinkel [Grad] * Rudertiefe [mm]
Gegeben ist ein Höhenruder mit einer Rudertiefe außen von 50 mm. Für einen Ausschlag von 15 Grad soll der Ausschlag in mm errechnet werden.
Taschenrechner: Ausschlag [mm] = tan(15) * 50 = 0,26795 * 50 = 13,398 ⇒ 13 mm Überschlägig: Ausschlag [mm] = 0,0175 * 15 * 50 = 13,125 ⇒ 13 mm
Wie in „Servo-Grundeinstellungen“ beschrieben, wurden bereits bei Dual Rate/Expo (Code 33) die Einstellungen für die Ruderausschläge von Seitenruder, Höhenruder und Querruder vorgenommen (annähernd 100%, aber rechts/links oder oben/unten gleiche Ausschläge in mm). Die Quer- und Seitenruder haben dabei die mechanisch maximal möglichen Ausschläge.
Für den Erstflug werden nun die Einstellungen für den „normalen“ Kunstflug vorgenommen. Mit dem Sender wird nun das Dual Rate/Expo (Code 33) pro Ruderausschlagsseite so eingestellt, dass sich auf jeder Ausschlagsseite gleich viele Millimeter ergeben. Beim mc-24 Sender benutze ich dazu die asymmetrische Einstellung, wie sie auf Seite 53 der Senderbedienungsanleitung beschrieben ist.
Achtung: Die Einstellung „Servowege (Code 23)“ benutze ich zur Justage der QR-Differenzierung.
Flugphase | HR-Ausschlag | QR-Ausschlag | SR-Ausschlag |
Kunstflug - normal | Bei D/R ca. 100%: 10...15 Grad Expo 30% | Mit D/R einstellen auf: 12Grad nach oben 11 Grad nach unten Expo 30% | Bei D/R ca. 100%: Max. Grad (25...45) Expo 50% |
Für die Landung kann man auch gleich noch folgende Einstellungen konfigurieren:
Flugphase | HR-Ausschlag | QR-Ausschlag | SR-Ausschlag |
Landung | 15...20% HR-Tiefe zur Kompensation | Beide QR um 9 Grad hochgestellt. | Wie „Kunstflug-normal“ |
Ich empfehle jedem Leser, wenn möglich, Flugphasen statt einzelne Umschalter zu benutzen – dabei sind meiner Erfahrung nach 3 Flugphasen ausreichend: Kunstflug, Landung und 1 spezielle Phase wie z.B. Turn oder Spin. Bei der mc-24 lässt sich für eine der Flugphasen auch eine Programmautomatik (Code 53) aktivieren, bei der man z.B. 4 Flugzustände von Snaps (positiv/negativ und jeweils links oder rechts) hinterlegen kann. Am besten aktiviert man die Programmautomatik mit einem Tastschalter auf einem der Knüppel.
Für die Programmierung dieser Snaps in Code 53 sind hier folgende Anhaltswerte (für Benutzer von „Nicht mc-24 Sendern“ sind auch benutzbare Expo-Angaben gelistet) gegeben:
Flugphase | HR-Ausschlag | QR-Ausschlag | SR-Ausschlag |
Kunstflug-Snaps | 50% Expo 20% | 100%, da die QR ja sowieso auf mechan. max. Ausschlag eingestellt wurden. Expo 20% | 45% Expo 25% |
[h=3]6. Checkliste für das „Einfliegen im Keller“[/h] Die Checkliste kann man hier als einzelne pdf-Datei (48kb) herunterladen. Man kann die einzelnen Punkte abhaken, textlich ergänzen und das A4-Blatt zu den Unterlagen des Flugmodells ablegen.
MODELL: |