Also, das mit der Layerhaftung sollte ich spezifizieren: Meine Wertung da ist schon relativiert im Hinblick auf meinen Anwendungsbereich, also Singlewall-Druck mit Wandstärken von 0.5 bis 0,7 mm. Da fallen ja einige Materialien durch, die mit zwei Perimetern schon völlig unproblematisch sind. Das LW-ASA liegt hier so ungefähr in der Mitte zwischen LW-PLA und ungeschäumtem ABS. Auch die Steifgkeit, die Oozing-Neigung und die Warp- bzw. Beulen-Neigung kann man zwischen diesen beiden anordnen, wobei die Steifheit deutlich mehr an ABS erinnert, die Oozing- und Warp-Neigung dagegen deutlich mehr an LW-PLA. Lediglich die Sprödheit ist beim LW-ASA höher als bei beiden anderen, liegt aber, soweit ich das bisher beurteilen kann, noch im "gesunden" Bereich. Generell erreiche ich mit geschäumtem ASA bessere Druckergebnisse als mit ungeschäumtem ABS - das ist schon mehr, als ich erhofft hätte.
@Torti: Beglasung mischt die Karten natürlich völlig neu. Evtl. könntest du da mit dem LW-ASA noch ein Ideechen Gewicht einsparen (grundsätzlich ist es leichter und - in dem Fall vorteilhaft - steifer als LW-PLA); ich habe aber noch nicht ausprobiert, wie weit runter man da mit der Wandstärke gehen kann. Wie stark beglast du denn? Eher so 25 g oder eher 200 Gesamtstärke? Im letzteren Fall dürfte ja die (Temperatur-)Festigkeit des Druckmaterials keine nennenswerte Rolle mehr spielen, im ersteren schon.
Mittlerweile habe ich ein paar komplexere Teile gedruckt, die wirklich schön aussehen und auch solide sind. Mit dem Extrusionsfaktor bin ich dabei noch von 0,53 auf 0,56 hochgegangen. Das Material verlangt das eigentlich nicht, aber so bekomme ich auch eine wirklich solide Verschweißung bei nebeneinanderliegenden Druckbahnen, die sich nach dem Willen des Slicers so gerade eben nicht berühren sollen (also bei Spanten, die als Schlitze im Volumenmodell konstruiert sind). Druckt man mit einer solchen beabsichtigten Überextrusion, muss man das natürlich schon bei der Konstruktion für Steckteil- und Hülsenmaße berücksichtigen: In eine gedruckte Hülse mit nominal 8,2 mm Innendurchmesser kann ich so ein 8mm-Carbonrohr nicht mehr ohne Nacharbeit einführen.
Gewichtsmäßig liege ich dabei trotz minimal höherer Wandstärke knapp 20% geringer als bei LW-PLA. Zm Vergleich:
Links LW-PLA (eff. 0,6 mm), Mitte LW-ASA (eff. 0,62 mm), rechts ABS (0,5 mm):
Das deutet natürlich auch darauf hin, dass ich meine Einstellungen für LW-PLA noch verfeinern sollte - ungeschäumt beträgt die Gewichtsdifferenz ja nur rund 15%.
Was Warping bzw. Betthaftung angeht, habe ich der Weisheit letzten Schluss noch nicht gefunden. Mit Magigoo ist die Haftung einfach zu stark; filigranere Teile lassen sich nicht vom Druckbett lösen, ohne dass der Boden ausreißt. Auf nacktem PEI dagegen ist die Haftung so schwach, dass sich schon während der ersten Druckmillimeter der Brim hochrollt. Momentan drucke ich auf Malertape mit 8-12 mm Brim, das geht so gerade eben (bisher - Stresstest in der Hinsicht läuft gerade). Absolut plan kommt die Auflagefläche aber so nicht aus dem Drucker; hat noch jemand eine Idee, wie sich das verbessern lässt? Thomas, worauf druckst du?
Was ich ebenfalls gerade (mit demselben Druckteil) teste, ist die Beulenbildung bei über lange Strecke ungestützten geraden Wänden. Mein allererster Versuch in der Hinsicht sah katastrophal aus, allerdings hatte ich da eh einen Denkfehler in den Einstellungen, auf den ich nicht näher eingehen möchte.
Als zweites habe ich ein eng verspantetes Flächensegment ausprobiert (W5 von wersy's Buratinu, max. Spantenabstand 30 mm), das kam perfekt raus. Jetzt gerade drucke ich ein Sine qua non-Segment mit 53 mm Spantabstand. Sieht bisher (55 mm z-Höhe) vielversprechend aus, aber auch wenn das nix werden sollte, würde es halt nur bedeuten, dass man entsprechend konstruieren müsste, um solche "Langstrecken" auf hohen Druckteilen zu vermeiden. Hat man allerdings keinen Einfluss auf die Konstruktion (wie bei gekauften Druckdaten), kann das natürlich unüberwindliche Probleme bedeuten.
Zu erwähnen ist noch das Oozing. Das ist natürlich bei einem geschäumten Material immer um Längen schlechter als bei einem ungeschäumten, aber beim LW-ASA zumindest nicht ganz so schlimm wie bei LW-PLA. Dazu kommt, dass man durch die Sprödigkeit des Materials (die in diesem Fall ein Vorteil ist) überstehende Pinörkel größtenteils einfach nach dem Druck mit dem Finger abrubbeln kann. Bin ganz zuversichtlich, dass das ausreicht, um auch nicht-leerfahrtoptimierte Strukturen wie z.B. ein Kraga-Mesh zu drucken.
Als erstes Fazit würde ich sagen: Wenn Gewicht und Temperaturfestigkeit die Killerkriterien sind, haben wir einen neuen Champion - nicht nur im Hinblick auf die Eckdaten, sondern (unter dem Vorbehalt erstmal geringer Erfahrung) auch auf die Verarbeitbarkeit. Wobei die im Vergleich zu LW-PLA größere Steifheit konstruktionsspezifisch sowohl einen Vorteil als auch einen Nachteil darstellen kann, die Sprödheit dagegen als grundsätzlicher Nachteil betrachtet werden kann.
Wenn man sich vor Augen führt, dass ein mit LW-ASA und zwei 0,4mm-Perimetern Wandstärke gedrucktes Teil immer noch sowohl substantiell leichter als auch in jeder Hinsicht deutlich stabiler UND hitzetoleranter wäre als ein mit 0,5 mm einwandig gedrucktes PLA- oder PETG-Teil, kann man letztere nicht mehr ernsthaft für den Druck von Flugmodellen in Betracht ziehen. Es sei denn, man hat einen offenen Drucker - da dürfte mit LW-ASA nicht viel zu reißen sein. Da kann dann aber LW-PLA weiterhin seine Stärken ausspielen, das ja von Umgebungstemperatur und Zugluft beim Drucken quasi völlig unbeeindruckt ist.
Tschöö
Stephan