Auswuchten einer Dreiblattluftschraube

Auswuchten einer Dreiblattluftschraube

Gerhard Hanssmann
Erstveröffentlichung 06.01.2003


Generell, aber besonders für filigrane Rumpf- und Getriebekonstruktionen, ist eine gut gewuchtete Luftschraube notwendig. Dazu ist das Präzisions-Auswuchtgerät von Fema ein nützliches Hilfsmittel.Mit ihm können große Luftschrauben sehr genau gewuchtet werden. Insbesondere bei Dreiblattluftschrauben ist das Fema-Auswuchtgerät eine große Hilfe, da es durch die Lage der Blase anzeigt, welches Blatt zu bearbeiten ist.

01.jpg

Die Schrauben so anziehen, dass sich die Luftschraubenblätter nicht mehr bewegen lassen. Auf einer ebenen Platte alle Luftschraubenblätter in eine Ebene drücken.

02.jpg

Die Luftschraube ist ausreichend gewuchtet, wenn die Blase zu 3/4 innerhalb des markierten Kreises ist.

03.jpg

Mit diesem Auswuchtgerät erhält man präzise gewuchtete Luftschrauben.
Die Unwucht der Luftschraube kann durch Aufkleben von PVC Klebeband, Auftragen von Klarlack oder durch Abschleifen ausgeglichen werden. Ein Auflackieren von Klarlack ist bei der horizontalen Lage der Luftschraubenblätter zum Auswuchten leicht möglich. Die so ausgewuchteten Luftschrauben laufen wie Turbinen.
So macht das Auswuchten Spaß.


Beispiel:

Das Auswuchten einer Dreiblattklappluftschraube mit dem Fema-Auswuchtgerät durch Klarlackauftrag

Für Dreiblattklappluftschrauben sind zwei Paare von Klappluftschrauben notwendig. Bei handgefertigten CFK-Klappluftschrauben sind die Paare bezüglich der Masse natürlich nicht aufeinander abgestimmt. Bei den von mir verwendeten Luftschrauben sind die Massen der Einzelluftschrauben:

Paar 1: 15,0g; 15,1g;
Paar 2: 14,1g; 14,2g.

Die Luftschrauben sind zu unterschiedlich schwer, mit schleifen oder Klebeband läßt sich dieser Masseunterschied nicht ausgleichen.

Deshalb wurde die Rückseite der Luftschrauben matt angeschliffen und mit Zweikomponentenklarlack zum Teil mehrfach lackiert, bis die Luftschrauben eine Masse von 15,2 bis 15,5g hatten. Nach dem Trocknen wurde die lackierte Seite mit 360er Nassschleifpapier verschliffen, bis jedes Luftschraubenblatt nur noch eine Masse von 15,1g hatte.

04.jpg

05.jpg

Mit dem Auswuchtgerät kann nun festgestellt werden, welches Blatt weiter zu bearbeiten ist.

06.jpg

07.jpg

Die Luftblase ist außerhalb des markierten Kreises. Mit dem 360er Nassschleifpapier werden die Luftschraubenblätter so lange bearbeitet, bis die Luftblase in der Mitte der Markierung liegt. Die gewuchteten Luftschrauben haben nun eine Masse von 15,1g, 15,1g und 15,0g. Der Zeitaufwand beträgt bis jetzt ca. eine Stunde.

Nun wird die Rückseite mit 800er und dann mit 1500er Nassschleifpapier geschliffen. Mit dem Auswuchtgerät wird nochmals kontrolliert.

08.jpg

Die Blätter sind einwandfrei ausgewuchtet.

Nun wird die Rückseite mit Schleiffix von Glasurit feinstverschliffen und anschließend mit Polish von 3M poliert.

09.jpg

10.jpg

11.jpg

Die so bearbeitete Luftschraube weist auf der Rückseite keine Bearbeitungsspuren auf und ist hervorragend gewuchtet, trotz des anfänglichen Masseunterschiedes von bis zu einem Gramm.
Zeitaufwand insgesamt ca. 1,5 Stunden.

Im Folgenden soll abgeschätzt werden, zu welcher Belastung ein Gramm Unwucht bei einem Luftschraubenblatt führt:

Daten:
RF 18x6,5 mit 61 mm Mittelstück
n = 5000/min
Ungleichgewicht von 1g im Achsabstand von 14cm zur Drehachse (ca. Luftschraubenmitte)

Umfangsgeschwindigkeit bei 14 cm Achsabstand:
v = 2 Pi r * n = 2 Pi * 0,14 m * 5000/(60s) = 73,3 m/s

Zentrifugalkraft, welche von der Masse 1g im Achsabstand 14cm verursacht wird:
Fz = m*v^2/r= 0,001kg * (73,3m/s)^2/(o,14m)=38,4N

Ergebnis: Ein Gramm Unwucht verursacht eine umlaufende Kraft von ca. 38N ( ca. 3,8kg).
 
Wenn man das oft braucht kann man auch das von RC-Group nachbauen. Wobei ich nicht weis ob man den Code noch bekommt.
 

Anhänge

  • wuchten.jpg
    wuchten.jpg
    880,8 KB · Aufrufe: 32
Hallo,

ich habe mir, auf den Tipp von Claus hin, zwei Dosenlibellen besorgt, sind etwas kompaktere Modelle.

20240519_012724.jpg


Aus einer 12mm Stange Aluminium, ist eine Halterung entstanden, die oben die Libelle aufnimmt und von unten, über einen Spitzkegel und einen passenden 2mm Stahl, einen spielfreien Sitz gewährleistet. Der glatte Teil der Halterung hat 7,98mm, davor ein M8 Gewinde. Die Bohrung hat 5mm. Die "Mutter" war ein Messingrest aus der gleichnamigen Kiste, die Aluscheibe habe ich einem Außenläufer geklaut.

20240520_223544.jpg


Ich habe das Teil, mit mehreren ausgewuchteten und auch neuen Propellern getestet, funktioniert.

20240519_012615.jpg


Bei der 4-Blatt 20x12, die noch nicht gewuchtet war, habe ich ziemliche Abweichungen gehabt, ich musste 0,58g, auf 2 Blattspitzen verteilt, aufkleben, um die Blase in den Kreis zu bekommen. Die Blase sitzt nicht ganz zentrisch, mit einem Eddingpunkt habe ich die schwerere Seite markiert und die Halterung um jeweils 90° gedreht, um sicher zu stellen, dass die Blase immer schön an der selben Stelle sitzt.

20240520_223257.jpg


Wenn wieder mal Wetter ist, teste ich dann auch, wie der dann gewuchtete Propeller läuft.

Gruß Oesti
 
Moin, ich habe heute nochmal eine einfache Version einer Auswuchthilfe gebaut, die auch mit sehr einfachen Mitteln realisiert werden kann. Oben in den Leisten sind zwei Magnete 12 x 12 rund eingelassen, die Achse und die zwei konischen Rändelmuttern, gab´s mal bei Aeronaut. Das Teil erinnert an die Geräte, mit denen ich meine Motorradreifen gewuchtet habe. Die Präzision ist hervorragend, nervig ist da nur, dass, mit einem zu dicken Strahl aus der Sprühdose, der Schwerpunkt "massiv" wandern kann.

Gruß Oesti

20240522_182605.jpg
 

News

Ansicht hell / dunkel umschalten
Oben Unten