Wickeln von Balsarohren

Balsarohre wickeln/H. Eder

Das Wickeln von Balsarohren ist nicht ganz unproblematisch und erfordert spezielle Vorgehensweisen, die im Folgenden beschrieben werden sollen. Die hier vorgestellte Methode beruht auf meinen Erfahrungen.

Material:
Dünnes Balsabrettchen mit Dicke 0,30 bis 0,50 mm je nach Modellklasse. Dichte ca. 80 bis 90 kg/m³
Das Holz muss gleichmäßige Dicke haben und gleichmäßig strukturiert sein. Abweichungen ergeben krumme Rohre. In den meisten Fällen wird Quartergrain (C-grain) verwendet. Ich verwende aber auch A-grain mit Längsmaserung. Diese Rohre sind biegesteifer aber etwas torsionsweicher.

Leim für die Verklebung der Fuge:
Das ist der kritischste Punkt! Der Kleber darf nicht spannen, sonst wird das Rohr per se krumm. Zellulosekleber wie UHU hart scheiden damit aus. Versierte Saalflieger empfehlen Ducozement. Dieser ist nach meiner Kenntnis nur in USA erhältlich. Auch Weißleim spannt nur wenig, Epoxiharz praktisch gar nicht. Mit Sekundenkleber habe ich keine Erfahrung.

Zuschneiden des Balsasteifens:
Ich bevorzuge eine überlappungsfreie Klebung, also auf Stoß. Um die genaue Breite des Brettchens zu ermitteln, nehme ich kurze Abschnitte vom gleichen Holz, wässere sie und wickle diese straff um den Kern. Im Überlappungsbereich mache ich einen Längsschnitt mit der Rasierklinge und bekomme so den genau passenden Umfang. Da das Holz beim Trocknen schrumpft, mache ich noch eine Zugabe von einigen Prozent (ca. 0,3 mm). Mit den so gewonnenen Maßen wird der Balsasteifen zugeschnitten.

Nach dem Wickeln und Trocknen: Kleben der Fuge

Der Leim wird etwas verdünnt und mit einem feinen Pinsel in den Spalt gestrichen. Nun wird das Rohr auf den Kern geschoben und der Spalt mit den Fingern zugedrückt. Man wandert so lange auf und ab, bis der Leim zieht. Die Leimfuge kann man dabei genau parallel ausrichten. Wichtig ist, das Rohr gelegentlich etwas zu drehen, damit es nicht am Kern festklebt.

Danach sollte man das Rohr einen Tag auf dem Kern belassen, damit sich das Holz beruhigen kann.

Oft ist das Rohr trotzdem etwas krumm. Das ist schwer zu korrigieren. Eine Methode ist die: Man schiebt das Rohr auf den Kern und markiert vorher die bauchige Seite. Auf dieser fährt man mit dem heißen Bügeleisen entlang. Das Holz schrumpft dabei etwas und das Rohr wird bestenfalls gerade. Ob das nachhaltig ist stellt sich später heraus. Auch hier wieder das Rohr einen Tag lang auf dem Kern belassen, damit es sich beruhigen (angleichen) kann.
 

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Pflyer

User
Hallo Heinz,
eine gute Anleitung, Vielen Dank.

Ein paar Fragen dazu. Dass UHU-Hart spannend auf das Balsa wirkt, ist klar.

- Warum verzieht sich das Rohr, wenn das Balsa bis zur Trocknung des UHU auf dem Kern liegt (ggf. nochmal fixiert)?
- Könnte man das Balsa nicht nach dem Verkleben auf dem Kern nochmal wässern und damit entspannen?
- Könnte man ggf. auf der um 180° gegenüberliegenden Seite auch etwas UHU-Hart aufbringen (wiegt etwas ich weiß), um eine symmetrische Spannungsverteilung aufzubauen? Ggf. dort auch paar Schnitte einbringen (nicht komplett durchschneiden).

VG Paul
 

StephanB

Vereinsmitglied
Weitere Frage:
Woher bekommt man einen konischen Dorn für das Rumpfhinterteil, wenn man umständehalber nicht in USA bei Ray Harlan bestellen möchte?
Eine andere Möglichkeit sind offenbar Carbon-Angelspitzen. Wenn man das bei google eingibt, findet man Millionen Einträge, aber nichts was passt.
Wenn ich beispielsweise ein Rohr suche, das über eine Länge von 420 mm im Durchmesser von 7mm auf 3mm abfällt, finde ich nichts passendes. Diese Maße scheinen für Angler irrelevant zu sein.
Gibt es da bewährte Marken/Modelle, die man kaufen kann?

Gruß
Stephan
 

hastf1b

User †
Die Angelspitzen sind wahrscheinlich zu flexibel es müsste schon Metall sein.
Evtl. mal bei einer Dreherei nachfragen was so ein Dorn kosten würde könnte preiswerter sein als bei Harlan zu bestellen. ;)
Auch mal bei Mike Woodhous nachfragen.

Heinz
 
Hallo,
die passenden Angelspitzen 6-3.5mm in GFK gibt es, wie mir Paul sagte. Ich benutze auch welche. Das Ausheizen mache ich nicht bei 100 Grad sondern bei 60. Das hält auch GFK aus. Eine GfK Rute kann man mit Harz o. ä. füllen. Ich habe das bislang nicht gebraucht, Die Dinger sind gerade und genügend steif. Für das Motorträgerrohr benutze ich 6 mm Stahldraht.
Der konische Alu-Dorn von Ray Harlan ist edelste Qualität und sein Geld wert.
Die Vorschläge, krumme Rohre gerade zu machen sind nach meiner Erfahrung nicht wirksam. Wenn ein Rohr krumm ist, bekommt man es kaum wieder gerade. Jeder kann natürlich experimentieren. Ich mache lieber eine neues. Mein Ausschuss beträgt auch ca. 30 %. Damit muss man wohl leben.
Da das C-grain jetzt geschnitten ist werden die Bausätze voraussichtlich Mitte Januar zur Verfügung stehen. Wer die Rohre fertig gewickelt haben will, sollte es mitteilen. Ansonsten bekommt er das passende Holz.
Ich arbeite inzwischen auf Stoß ohne Überlappung. Die genaue Holzbreite ermittle ich mit einem schmalen gewässertem Abschnitt, den ich eng um den Dorn lege. Im Überlappungsbereich mache ich einen Schnitt mit dem Skalpell und bekomme so den exakten Umfang. Wichtig: Mit dem noch feuchten Abschnitt wird die Breite ermittelt und auf das noch trockene Wickelholz übertragen. Wegen der Quellung des Holzes bekommt man beim Wickeln eine kleine Überlappung, die nach dem Trocknen verschwindet. Man kann dann exakt Stoß auf Stoß kleben.
Übrigens zum Üben kann man auch A-grain (längsgemasertes Holz) verwenden, das ist nicht so kostbar.
Eigene Erfahrungen jederzeit willkommen!
VG
Heinz Eder
 

StephanB

Vereinsmitglied
Danke für die Infos. Ich habe mir inzwischen passende Angelrutenspitzen besorgt und bin gespannt. Das vordere Rohr macht mir keine Sorgen. Das habe ich schon mal gemacht. Das hintere, konische Rohr wird sicher herausfordernder. Man wächst an seinen Aufgaben! :)
Gruß
Stephan
 

Tunc Uzun

Vereinsmitglied
Habt ihr mal genaue Masse wie so ein klassischer Wickeldorn aussieht? Evtl. könnte auch ein Walking-Stock passen. Die sind m.W. recht dickwandig oder ggfs auch in Alu zu haben.
 

StephanB

Vereinsmitglied
Beispiel: 420mm lang, innerer Durchmesser von 7mm auf 3mm abfallend.
Walkingstöcke dürften zu dick sein.
Gruß
Stephan
 
Hallo, zusammen, beabsichtige demnächst eine Sammel- Bestellung in die Staaten aufzugeben.
Wenn jemand Interesse hat, konische Wickeldorn wäre da zu haben, bitte melden.
www.indoorffsupply.com
zu den Preisen, würde sich dann die anteiligen Versandkosten und evtl. Zollgebühren, addieren.
Für andere Materialien, bitte erst im Saalflug- Depot nachschauen, dann erst bestellen.
Kontakt: hmh.schnell@t-online.de
 

Pflyer

User
Ermutigt durch die gute Anleitung von Heinz habe ich mich über Weihnachten auch mal an die Herstellung von Balsarohren für Rümpfe gemacht. Und wie es immer so ist, vieles funktioniert, manches verändert oder optimiert man. Am Ende hat es dann aber für mich prozesssicher funktioniert. Letztlich wird jeder seinen individuellen Weg finden müssen, das ist ja auch das Tolle am Saalflug.

Ich hänge hier für die Leute, die das auch versuchen wollen, meinen ausführlichen Erfahrungsbericht an. Vielleicht ist der ein oder andere Punkt auch für andere hilfreich.

Und vielleicht gibt es auch noch ein paar Tricks von anderen. Das ist für mich auch immer sehr wertvoll.

VG Paul
 

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  • Herstellung von Balsa-Rohren V3.pdf
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Vielleicht muss nicht alles neu erfunden werden. Anbei eine Anleitung aus der Zeitschrift Modellbau heute (MBH) von 1978
von dem von mir hochgeschätzten Gerhard Böhme:

nette Grüße,
Uli
 

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  • Saalflug-wieder aktuell3.pdf
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Gerhard hatte mir mal aus seiner Grabbelkiste so eine angefangene Tube Duosan geschenkt, ich finde sie aber momentan nicht. Er meinte, es würde nicht so spannen wie UHU Hart und etwas elastischer bleiben. Die anderen beiden Klebstoffe sind mir unbekannt.

nette Grüße,
Uli
 

StephanB

Vereinsmitglied
Uhu Hart wäre auch meine erste Vermutung für ähnlich Duosan gewesen.
Bei dem Rest frage ich mal einen Bekannten aus östlicheren Gefilden.
Gruß
Stephan
 

StephanB

Vereinsmitglied
Laut meiner Quelle war Mökol ähnlich wie Duosan und Chemikal war ein Kontaktkleber ähnlich Uhu Kraftkleber.
Duosan im 1-Liter Gebinde wurde auch gerne mit Azeton zu Spannlack verdünnt.
Gruß
Stephan
 
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