was ist Basislack ?

Hallo miteinander,

...hab hier mit der Suchfunktion viel rum probiert, viel gelesen und blick immer noch nicht durch.

Wenn von 2K-Lackierung die Rede ist, dann taucht immer der Basislack auf. Ich geh mal davon aus, das der Basislack auf 2

Komponenten basiert (vieleicht heisst er ja deswegen Basislack??). Wenn nicht, dann könnte es sich ja nur um einen Lack auf

Lösungsmittelbasis handeln (schon wieder diese Basis).

Dann hat das aber nichts mit 2K Lackierung zu tun, oder doch?

Was hat ein Basislack nicht, oder mehr, oder anders als ein 2K Lack, damit er nicht 2K heisst, sondern Basislack?

Oder ist es eine Voraussetzung für eine 2K Lackierung, daß im 1. Arbeitsgang eine Basis... ich sag mal Grundlage, etwa wie

Grundierung oder Haftvermittler... geschaffen werden muß ? oder Kann ? für den 2. Arbeitsgang mit 2K Lack?

Dann heisst der Basislack Basislack, weil er "unter " dem 2K Lack die Basis bildet?

Der müsste dann nicht zwingend auf 2 Komponenten aufgebaut sein ? , also ging auch Lack auf Lösungsmittelbasis?

Hier geht mir der Durchblick vollends verloren:

- Pu-Lack
- Acryllack
- Acryllack wasserbasierend
- Kunstharzlack
- Alkydharzlack
- Nitrolack
- Nitro-Kombilack
- Aqualack
- usw.

...wenn so etwas auf der Dose steht, dann geht es ja noch halbwegs, weil ich weis was es ist, obwohl so richtig helfen tut es auch

nicht wirklich.

Der richtige Horror sind Dosen wie etwa:

ALL-DECK
Super-Glanz
Buntlack

Verdünnung dafür?...Kein Problem...verwenden Sie unseren Pinselreiniger...
...oder siehe Technisches Merkblatt Nr. K 4711...steht auf der Büchse :mad:

Zurück zu 2-Komponentenlack. Wie härtet der eigentlich aus (chemisch gesehen)?

Ich kenn 3 Arten:

- Polymerisation z.Bsp. ungesättigte Polyesterharze
- Polyaddition z.Bsp. Epoxydharze
- Polykondensation z,Bsp. Phenolformaldehydharze

Noch was, womit wird 2-Komponenten Lack und damit eventuell auch Basislack eigentlich verdünnt?
Na, klar doch, mit 2K-Verdünner :D , neee...was ist das chemisch oder physikalisch ?

Ich hoffe ein par Lackexperten können mit Ihrem Basiswissen ein wenig Licht in das Dunkel um den Basislack bringen.
 
Basislack ist der farbgebende Lack bei einer 2 Schicht Lackierung. Bei einem PKW z.B, egal ob Metallic oder Uni sind mittlerweile fast alle Fahrzeuge ab Werk mit diesem System lackiert. Bei den Uni Lacken wurde dieses ca Mitte der 90 Jahre eingeführt, um eine bessere Beständigkeit gegenüber Umwelteinflüssen zu schaffen. Früher kam es oft vor,das z.B ein rot lackiertes Auto nach einigen Jahren einen milchig weissen Schleier bekommen hat,weil das Pigment durch diverse Einflüsse zerstört wurde (auskreiden). Durch die Zweischichtlackierung (Schutz durch 2 K Klarlack) hat man diese probleme nicht mehr.

Der Basislack ist in der Regel reversibel (durch Lösemittel wieder anlösbar) und muß deswegen mit einer 2 K Klarlackschicht geschützt werden. Die ältere Generation Basislacke enthielten ziemlich viele Lösemittel,die nach dem auftragen an die Umwelt abgeben wurden. Mittlerweile stellen die Lackierbetriebe auf Wasserbasislacke um, da diese nur ca 10 % flüchtige Lösemittel enthalten (Im Gegensatz ca 80 % bei konventionellen Basislacken)

Es gibt eine EU Verordung,die in naher Zukunft die Verarbeitung des alten Basislacktypes verbietet,um den Ausstoß der Lösemittel zu reduzieren und damit die Umwelt zu entlasten.

Lackiertechnisch ist die Anwendung eigentlich problemlos. Erst wird in zwei Spritzgängen (oder auch mehr,je nach Deckkraft) der Basislack aufgetragen. Dieser muß dann matt ablüften (konventionell Trocknungsdauer ca 10 - 20 Minuten, Bei wasserbasiertem Lack kann das ja nach Temperatur und Luftfeuchte erheblich länger dauern. Bei uns in der Firma helfen wir deswegen ein wenig nach,indem wir die Spritzkabine für ca 10 Minuten auf 40 Grad aufheizen.

Danach wird in zwei Spritzgängen der 2K Klarlack aufgetragen.

Ein Vorteil der wasserbasierten Basislacke ist die bessere Deckkraft,ein Nachteil die Empfindlichkeit gegenüber Verunreinigungen auf dem Lackierobjekt (z.B Silconrückstände oder Handschweiß)

Nitro - Kunstharzlacke trocknen physikalisch,dass heisst durch Aufnahme von Sauerstoff (oxidative Trocknung) 2K Lacke trocknen durch Zugabe der Härterkomponente, reagieren also chemisch miteinander. Durch Wärmequellen (Infrarot bzw Heizstrahler) kann dieser Vorgang erheblich beschleunigt werden. Nach der Aushärtung sind diese Lacke nicht wieder anlösbar, im Gegensatz zum Nitro oder Kunstharzlack.
 
...ein Lackexperte klärt auf...

...ein Lackexperte klärt auf...

Hallo Flensbuerger,

vielen Dank für die Erläuterungen, jetzt kann ich das schon besser einsortieren was was eigentlich ist.

- Basislack=

Farbiger Lack mit Lösungsmittel der durch einen Klarlack bestehend aus 2-Komponenten vor Umwelteinflüssen geschütz wird.

Was mich noch ein klein wenig verunsichert, sind die Postings im "LACKDSCHUNGEL", weil da zum Teil berichtet wird, das Basislack auch mit Härter angesetzt wird?
 
Hallo Rolf,

man kann dem Basislack (konventionell) ca 30% Härter zusetzen. Dies wird vor allem bei sogenannten 3 Schicht Tönen gemacht. Viele Motoradtöne sind z.B 3 Schicht Töne. Erste Schicht z. B. Silber, zweite Schicht z.B. blaue Lasur (transparenter Basislack mit blau eingefärbt) und anschliessend Klarlack (2K) Das gibt dann einen ziemlic extremem Farbton,weil das Silber durch die Lasur durchscheint.

Da die Basislackschichtdicke durch die einzelnen Spritzgänge hier sehr hoch ist,wird dem Lack der Härter zugesetzt, um eine einwandfreie Durchtrocknung zu gewährleisten. Tagesleuchtfarbe ist ebenso eine Farbe,wo dieses erforderlich ist wegen der hohen Schichtdicke ( 6 - 8 Spritzgänge)

Was wir damals bei uns in der Firma auch oft gemacht haben sind Mercedes Stoßstangen mit Basislack + Härter zu lackieren,wenn diese partitiell ausgebessert werden sollten. Die Mercedes Stoßleisten sind in einem seidenmatten Kontrastfarbton zur Karosserie lackiert,mit dieser Methode war es sehr schön möglich,kleine Schrammen unsichtbar auszubessern. Die Übliche Methode von Basislack und anschliessend matten Klarlack partitiell anlackieren versagt hier,da im Auslaufbereich der Seidenmatte Klarlack stumpfmatt wird,so das die Reperaturstelle sofort sichtbar war.

Alles so kleine Lackierertricks ;)
 
...doch nicht so einfach

...doch nicht so einfach

Hallo Flensbuerger,

man kann dem Basislack (konventionell) ca 30% Härter zusetzen

Basislack hat Lösungsmittel und härtet dadurch, weil das Lösungsmittel sich verflüchtigt, also physikalisch.

Härter zu diesem Basislack hinzufügen, also eine Komponente aus einem 2-K System welches durch Vernetzung, also chemisch härtet, passt nach meinem Verständniss irgendwie nicht zusammen.

...die Lackierertricks sind wohl schon ziemlich abgefahren :)
 

matt

User
Hallo zusammen,

ein Basislack ist ja Bestandteil einer Lackpalette eines bestimmten Herstellers und wird eigentlich nicht mit Härter vermengt. Damit aus einem Basislack ein normaler farbiger 2K-Lack mit Härter werden kann bedarf es eines Umwandlers. Die Aqualacke sind in einer Lackiererei sicherlich fast genau so problemlos zu verarbeiten wie die normalen Acryllacke, jedoch im Hobbybereich wird´s echt schwierig. Aqualacke benötigen ja spezielle Pistolen die den Lack mehr oder weniger auf die Oberfläche "aufrotzen", dann verläuft der Aqualack erst und dies sollte unter Einwirkung von Warmluft von statten gehen. Beim Lackieren von Fahrzeugen ist bei Verwendung von Aqualacken darauf zu achten dass die metallische Oberfläche komplett mit Füller überzogen ist, sonst kann man früher oder später böse Rostüberraschungen erleben.
 
Rolf Laube schrieb:
Hallo Flensbuerger,



Basislack hat Lösungsmittel und härtet dadurch, weil das Lösungsmittel sich verflüchtigt, also physikalisch.

Härter zu diesem Basislack hinzufügen, also eine Komponente aus einem 2-K System welches durch Vernetzung, also chemisch härtet, passt nach meinem Verständniss irgendwie nicht zusammen.

...die Lackierertricks sind wohl schon ziemlich abgefahren :)

Hallo Rolf,

ich bin kein Chemiker und weiß deswegen die Zusammensetzung des Basislackes in seinen Einzelheiten nicht - aber es funktioniert laut technischem Merkblatt und in der Praxis wirklich :)

@ Matt:

Spezielle Pistolen braucht man für den Wasserlack nicht, wir nutzen den gleichen Sata Pistolentyp wie für den Klarlack,ausser das beim Klarlack die Düse größer ist. Allerdings sollten die Düsenelemente aus rostfreiem Material sein und man sollte die Pistole peinlichst genau sauber halten, denn schon kleinste Mengen von konverntionellem Reiniger oder sonstige Reste in der Pistole, die nicht auf dem Wasserlack basieren, können den Wasserlack verklumpen lassen. Deswegen nutzen wir extra eine Pistole nur für Wasserlack und reinigen diese auch nur mit VE Wasser. Grundieren sollte man blanke Stellen eh immer,ist eigentlich egal ob konverntionell oder Wasserbasis. Allerdings nutzt der Standox Wasserlack mit dem ich arbeite als Verdünnung VE Wasser,kleinste Durchschliffe bis aufs blanke Metall sollten deshalb nicht zu kritisch sein,weil das VE (Voll entsalzenes Wasser) eben keine Salzkristalle wie Leitungswasser enthält,die den Rost fördern. Mit der Trocknung kann es im Hobbybereich wirklich Probleme geben. Ich hab desöfteren schon ausserhalb der Spritzkabine bei jetzigen Temperaturen Ausbesserungen vorgenommen,dass dauert wirklich ewig,bis der Lack trocknet. Evtl mit einem Fön trocken blasen könnte helfen. Aber konventioneller Lack ist bei diesen Temperaturen schon angenehmer zu verarbeiten.
 

matt

User
@ - Flensburger

Sicher kann man Aqualacke auch mit normalen Pistolen verarbeiten, aber es gibt spezielle Typen für Aqualacke, z.b. von Sata. Ich bin kein Lackierer, kenne aber einen Profi und glaube dir wenn du sagst dass es auch so geht. Fakt ist dass Aqualacke eigentlich für unsere Hobbyanwendungen in irgendeinem Raum ohne Heisluft etc. nicht wirklich gut geeignet sind, die Verarbeitung von normalen nitrobasierten Acryllacken ist doch um einiges einfacher für den Normalsterblichen. Deshalb würde ich immer zu dieses Standardlacken raten, ordentlicher Atemschutz ist dann natürlich Pflicht!
 
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