Moin,
Es ist echt toll, daß wir aus
@Ger52979 Arne Video erfahren haben, wie man ein Referenzbild in ein CAD-Programm einfügt.
Das Beispiel mit Fusion 360 wird viele von euch interessieren. Es ist bekannt, daß das Programm eine hohe Beliebtheit genießt.
Diese Methode ist wirklich weit verbreitet und in den meisten CAD-Programmen als grundlegende Funktion vorhanden.
Das Ausrichten am Weltkoordinatensystem des Programmes und die Größenanpassung sind dabei im Grunde überall ähnlich.
Es ist nur eine Frage der handwerklichen Anpassung an das spezifische Programm, mit dem man arbeitet.
Ihr könnt die im Video gezeigte Anleitung problemlos auf euer genutztes CAD-Programm anwenden.
Das ist ein Beispiel mit dem Programm Blender. Mit FreeShip/DelftShip ist das ähnlich möglich. Auch die FreeCAD-Anwender verfügen
über diese Möglichkeit.
Es stellt sich eine weitere Frage: Wie sind die Baupläne aufgebaut?
Ein Objekt in der Natur existiert dreidimensional. Doch in der Zeichnung versucht man, diese Objekte auf eine zweidimensionale Fläche
abzubilden. Dies erfordert einen speziellen "Trick", den man im technischen Zeichnen als Dreitafelprojektion bezeichnet.
Dabei wird das Objekt in den entsprechenden Ebenen dargestellt. X/Y-Ebene (Ansicht von oben und unten),
X/Z-Ebene (Ansicht von rechts und links) und Y/Z-Ebene (Ansicht von vorne und hinten).
Im Kontext von Schiffen, Yachten, Booten entsprechen diese Ebenen den Spanten, Wasserlinien und Längsschnitten. Zusätzlich werden
Senten hinzugefügt, um die Darstellung weiter zu verfeinern.
Bild zeigt das Prinzip der Dreitafelprojektion.
Beim Studium der Bauzeichnung müssen wir nun herausfinden, auf welche Weise das Schiff, Yacht, Boot an den Koordinaten ausgerichtet ist.
Wo befindet sich der Nullpunkt des Koordinatensystems auf der Bauzeichnung?......
Diesen Nullpunkt auf der Bauzeichnung zu bestimmen, stellt oft eine herausfordernde Aufgabe dar. Leider gibt es in diesem Fall kein
festes Regelwerk, dem Ingenieure folgen müssen. Keine klaren Vorgaben von DIN-Normen oder Ähnlichem.
Mit anderen Worten: "Jeder kann das Machen, wie er es will."
Es ist ratsam, nun Bauzeichnungen von Schiffen, Yachten und Booten aller Art zu betrachten und das Auge für diese Besonderheit zu schulen.
Mit der Zeit werdet ihr die Grundlagen der jeweiligen Zeichnungen immer schneller erfassen. Übung macht den Meister!
Ich möchte euch grundlegende Prinzipien vorstellen, um die Aufgabe zu erleichtern. In der Konstruktionsweise haben sich allgemeine Gepflogenheiten etabliert, nach denen viele Schiffskonstrukteure arbeiten.
In der Großschifffahrt und bei großen Schiffen wird beispielsweise folgender Ansatz verwendet:
Die Länge des Schiffes ist entlang der X-Achse ausgerichtet, während die Breite die Y-Achse definiert. Die Z-Achse hingegen repräsentiert die Höhe des Schiffskörpers. Das Kiel liegt dabei auf der X/Y-Ebene, und die Wasserlinie ist stets in Z-Plus ausgerichtet.
Aufgrund der üblichen Symmetrie des Schiffskörpers wird in der Regel nur die Backbordseite dargestellt.
Eine weitere Besonderheit ist zu beachten. Der Ruderschaft liegt im Koordinatenursprung, wodurch auf der X-Achse sowohl positive als auch negative Spanten zu finden sind. Die positiven Spanten verlaufen dabei in Richtung Bug des Schiffes.
Nullpunkt an einer U-Bootkonstruktion.
Im Yachtbau haben sich alternative Darstellungsweisen etabliert. Der Spiegel ist am Koordinatenursprung ausgerichtet, was bedeutet,
daß auf der X-Achse nur positive Spanten zu finden sind. Der Bug zeigt in Richtung X-Plus.
Die Breite wird auf der Y-Achse dargestellt, und die Z-Achse bestimmt die Höhe des Rumpfes.
Der tiefste Punkt des Kielsprungs befindet sich ebenfalls wie bei der Großschiffkonstruktion auf der X/Y-Ebene. Hingegen liegen Anhänge
wie Schwert, Ruder und Ballast im negativen Z-Bereich.
Die Rümpfe von Yachten weisen in der Regel Symmetrie auf, daher werden sie üblicherweise nur mit der Backbordseite dargestellt.
Man kann im Yachtbau andere Darstellungsweisen beobachten. Herr Detriche zeigt beispielsweise die Boote von der Backbordseite,
wohingegen Dudeley Dix sie stets von der Bugseite zeichnet.
Solche Unterschiede, wie die Wahl der Seitenansicht und die Interpretation der Länge auf der X-Achse, sollten zu Beginn einer Nachkonstruktion berücksichtigt werden.
Ein Beispiel der typischen Konstruktionsdarstellung von Detriche. Und von dieser Basis geht Dudeley Dix aus.
Ein weiterer wichtiger Hinweis:
In CAD-Programmen wird oft die Backbordseite für die Konstruktion bevorzugt.
Auf den Papierzeichnungen sieht man jedoch sowohl die Steuerbord- als auch die Backbordseite, halbiert dargestellt. Die Backbordseite erstreckt sich dabei in der Länge des Rumpfes von Achtern bis zur Mitte, während die Steuerbordseite von der Mitte des Rumpfes bis zum Bug zu sehen ist.
Warum besteht dieser Unterschied?
In der Papierzeichnung wird die Darstellung gewählt, um eine bessere Übersichtlichkeit der Bauzeichnung zu gewährleisten.
Im CAD werden die Backbordseiten genutzt, um die "Hydrodaten" präzise darzustellen.
Das stellt eine Anpassung an die spezifische Programmierung des jeweiligen Softwareprogramms dar, insbesondere ist dies in
DelftShip/FreeShip deutlich erkennbar.
Mit meiner Ausführung habt ihr nun einen Ansatz, um das Verständnis einer Bauzeichnung zu entwickeln. Dies sollte euch dabei helfen,
die Bauzeichnung mit den Koordinaten eures CAD-Programms in Einklang zu bringen.
Es ist ein grundlegendes Element für eine erfolgreiche Neukonstruktion. Durch diese Betrachtung erhaltet ihr Einblicke in
den speziellen Konstruktionsaufbau eurer Yachten. Erleichtert das Objekt erfolgreich zu rekonstruieren.
Gruß Kuddel
PS:
In den nächsten Beiträgen geht es um die Spantgeometrie und wie diese Strakend in einer Rumpfform eingebaut werden.