RC-Gleiter Eigenkonstruktion

Das Ziel dieser Eigenkonstruktion war ein Segler, der möglichst schnell und einfach zu bauen ist, schön gleitet, bei möglichst geringem Gewicht gut auf Thermik anspricht, aber auch etwas Wind am Hang verträgt. Ich hatte vorher viel mit kleinen Gleitern als reinen Freifliegern experimentiert. Der neue Segler sollte knapp unter 1m Spannweite haben und – um den Bauaufwand gering zu halten – keine Rippenfläche benötigen. Um einen Verlust des Seglers oder weites Laufen zu verhindern, wurde er mit RC ausgestattet. Für die Steuerung über Seite/ Höhe wurde hinten auf möglichst wenig Gewicht geachtet, aber trotzdem eine gute Steuerbarkeit angestrebt. Die Tragfläche sollte eine gewisse Eigenstabilität garantieren, ohne die Wendigkeit für Kurven zu sehr zu beeinträchtigen.

Heraus gekommen ist der auf den Fotos zu sehende RC-Gleiter. Ich bin gerade dabei, ihn einzufliegen und bisher sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Ich finde, dass der Kleine sich auch bei schwachen Bedingungen sehr gut oben hält und trotzdem für seine geringe Größe und Gewicht relativ schnell sowie wendig unterwegs sein kann.

Für Verbesserungsvorschläge bin ich offen – wäre sogar dankbar für jede Anregung.

Nachfolgend noch ein paar Daten:

Spannweite: ca 90 cm (vom Rumpf bis zu den Ohren je 35 cm, die Ohren selbst je 11 cm)
Tiefe der Tragfläche: 10 cm (also genau die eines Balsabrettchens....)
Gewicht (flugfertig und mit Trimmblei): knapp 140 gr
Flächenbelastung: 15,5 dm/g

Tragfläche: vereinfachte Jaruselsky-Bauweise (ohne Profilbretter), hergestellt aus einem 2,5 mm Balsabrettchen – Längsschnitt bei 3,3 cm hinter der Nasenleiste, Anschleifen der Kanten, danach wieder angeleimt, so dass die Wölbung entsteht, drei kleine Rippen unter jeder Tragflächenhälfte sowie je eine am Ohr beziehungsweise an der Flächenwurzel, anschließend alles verschliffen

V-Form an Tragflächenhälften: 10 Grad, an den Ohren: 20 Grad

Das Rumpfboot besteht aus vier aneinandergeklebten 3 mm Balsateilen, in die die Aussparungen für die beiden Servos, Empfänger und 200er LiPo ausgesägt wurden Die zwei mittleren Balsaformen wurden hinten/ unten so ausgespart, dass das Kohlerohr hineingeschoben und verklebt werden konnte.

Das Kreuzleitwerk: wurde vom Graupner-Slipper übernommen, aber das Seitenruder wesentlich vergrößert.
Anlenkung: über Draht und Federn

Die Tragfläche ist mit Spanngummis auf dem Rumpf befestigt. Dies federt den Druck auf die Tragfläche bei unsanften Landungen ab und ermöglicht zudem eine variable Einstellung von Schwerpunkt und EWD.

Ich meine, dass dieser RC-Gleiter evtl. von älteren Schülern im Werkunterricht gebaut werden kann. Wäre das realistisch? Dies wäre kombinierbar mit der Klärung physikalischer Grundbegriffe sowie dem Einüben basaler Fähigkeiten des Modellflugs. Der Gleiter bereitet aber auch dem fortgeschrittenen Modellflug-Piloten noch viel Freude. Er ist in der Ebene wie auch am Hang einsetzbar (auch bei wenig Platz!), nimmt richtig eingeflogen jeden Hauch von Thermik an, kann aber auch noch bei Windstärken um 20 km/h gut geflogen und gesteuert werden. Durch das geringe Gewicht und die Abfederung der Spanngummis ist der Gleiter nahezu unkaputtbar - notfalls aber stets leicht zu reparieren.

20131028_094446.jpg

20131028_095134.jpg

Bei YouTube sind zwei kurze Filmchen zu sehen.

Bei nahezu Windstille (0,5 m/s, um Osten in der Richtung wechselnd) und nur sehr schwacher enger Thermik:
https://www.youtube.com/watch?v=FOmN_4L0jWE

Bei Wind (mindestens 20 km/h) auf einer nur ganz schwach abschüssigen Wiese:
https://www.youtube.com/watch?v=VTggPn2s1io
 

Achim55

User
Hallo Andreas,

schön, das wieder mal jemand sich was einfallen läßt und dies auch umsetzt. Das Prinzip der Jedelsky-Fläche ist ja nicht neu, zeigt aber, das damit hervorragende Ergebnisse erzielt werden können - und der Aufbau ist entsprechend einfach.

Tolles Objekt, Andreas, weiterhin viel Spaß damit.

LG aus Lippe

Achim

PS.: ich glaube du wärst mit diesem Thread in der HLG- oder Segelflugrubrik besser aufgehoben
 

Quaxx

User
Moin.

Glückwunsch zu Deinem Projekt! Finde ich prima.

Meine Verbesserungsvorschläge:

- Auf dem ersten Video pumpt Dein Modell viel. Du solltest den Schwerpunkt weiter nach vorn legen und weniger am Höhenruder ziehen.

Verbesserungsvorschläge zu verbesserten Flugleistungen (Gleitzahl und Steigzahl):

- mehr Flügelstreckung. Größere Spannweite bei gleicher Flügeltiefe.
- Anderer Flügelgrundriß: Trapezförmig - also nach außen verjüngend.

beides verringert den induzierten Widerstand.

Tragflügelbefestigung: anstatt Gummiringe Nylonschrauben. Weniger schädlicher Widerstand und hübschere Optik.

Statt außen liegende Seilzuganlenkung innenliegende Bowtenzuganlenkung mit 0,8 mm Draht in Kunststoffrohr. ergibt weniger schädlichen Widerstand.

Höhenleitwerk: mehr Streckung.

Viel Spaß und Erfolg

Quaxx
 
- Auf dem ersten Video pumpt Dein Modell viel. Du solltest den Schwerpunkt weiter nach vorn legen und weniger am Höhenruder ziehen.

Bitte das nicht tun.
Anstechen und beobachten, fängt der Gleiter zu schnell ab ->

EWD verringern, danach den Schwerpunkt anpassen nicht umgekehrt.

Lass dich von der Leistung überraschen.

http://www.aerodesign.de/aero/swp.htm

p.s.: Erinnert mich ein wenig an die Versuche meiner Jugend ;) http://shop.vth.de/bauplane-frasteile/flugmodelle/motorsegler/ulmer-spatzle.html den wir liebvoll nur noch "Nudel" nannten ;)
 
Hanz von Johannes Leinauer

Hanz von Johannes Leinauer


Hallo,

der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass der "Hanz" von Johannes W. Leinauer (leider verstorben) stammt.

Hier seine ehemalige Seite:
http://web.archive.org/web/20050206165235/leinauer.de/aero/

Meine Meinung zu Andreas`Flieger: prima!
Es sind meist diese einfachen Modelle, die besonders viel Freude bereiten. Und das Selberbauen gibt einem auch sehr viel.
Wenn es noch gelingt, Deinen Flieger für die Jugendarbeit zu verwenden, dann ist sehr viel erreicht worden. Hatte auch jahrelang eine Jugendgruppe, wir haben ebenfalls mit einfachen Modellen gearbeitet. Allerdings kommen dann Phasen im Leben eines Jugendlichen, in denen Modellbau die oberste Priorität verliert; völlig normal. Manche kommen "danach" wieder zurück, andere nicht. Und schön war es dennoch. Dazu gehörte dann auch so altmodisches Zeug wie Zelten am Modellflugplatz, bei Nacht fliegen, kleine Spaßwettkämpfe (Weitflug, Zeitflug) mit improvisierten Materialien und dergleichen.:)
Aber ich muss zugeben: Kiddies werden von Computern auch stark umgarnt und werden dem "realen Leben", zu dem ich auch Modellbau zähle, ganz schön untreu.

Beste Grüße

Klaus.
 
Vielen Dank für die Rückmeldungen!
Ich habe mich über beides gefreut: sowohl über die positive Bestärkung wie auch über die Verbesserungsvorschläge.
Kann ich diesen Thread selber in die HLG-Rubrik verschieben? Das wäre besser, da hat Achim sicher recht.
Die Vorschläge von Quaxx sind alle fliegerisch interessant. Aber bei einem Gleiter, der auch für Schüler zu bauen ist, ist das wahrscheinlich zu schwer zu realisieren. Die Spanngummis haben eine ähnliche Funktion: sie sollen harte Landungen abfedern und das Experimentieren mit SP/ EWD vereinfachen, so dass das auch von Schülern leichter zu testen ist. Ich habe schon mit Grundschülern kleinere Gleiter gebaut (ohne RC) und bin da bald vom fest verkleben zu den Gummis übergegangen....
Ich habe mir allerdings inzwischen einen ähnlichen Rumpf für eine Decker-Birdy-Fläche gebaut. Und da habe ich, wie Quaxx empfohlen hat, die Züge nach innen verlegt. Also vielen Dank auch an ihn für seine Anregungen.
Besonders interessant waren für mich die Hinweise von Dominik, immer zuerst die EWD fliegerisch genau zu bestimmen. Das werde ich in Zukunft immer beachten. Auch die entsprechende Anleitung ist super!
Was Klaus beschreibt ist genau das, worum es mir eigentlich geht. Ich könnte es nicht besser formulieren. Für das später zurück kommen bin ich selbst ein Beispiel. Ich habe meinem Vater als Kind in den 60er/ 70er Jahren beim Basteln und Fliegen zugeschaut, aber nie selber angefangen damit. Erst vor ca. 5 Jahren hat es mich mit über 50 bei der Suche nach einem RC Segler für meinen eigenen Sohn so richtig erwischt.
Andreas
 

Julez

User
Sehr schönes Projekt. Ich bemerke auch häufiger, dass gerade die einfacheren Sachen oft mehr Spaß machen.

Noch ein kleiner Tipp von mir: Ich habe mal gelesen, dass die günstigste mit wenig Aufwand herstellbare Randbogenform die vordere Abrundung mit Viertelkreis ist, danach geht der Randbogen in gerader Linie nach hinten, wo er im rechten Winkel auf die Endleiste trifft.
 

micbu

User
Ich kann Dominik nur zustimmen, auf keinen Fall den SP weiter nach vorne verlegen! Dein Modell ist bereits kopflastig.
Ich finde es immer wieder toll wie etwas ganz einfaches viel Spaß machen kann. Weiter so!

Michael
 
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