Augen auf beim Modellverkauf
Wir Modellflieger können je nach Wetter, Laune und Örtlichkeit verschiedene Flugobjekte aus unserer Flotte wählen, da muss hin und wieder auch mal ein Modell verkauft werden. Der Verfasser musste leider feststellen, dass das nicht immer ohne Risiko ist. Vor allem dann, wenn der Käufer so gar nicht verhandeln will.
Es begann irgendwann im November 2015: Vor Wochen hatte ich mein Flugmodell, eine Wegner Auster mit 19,8 kg und einer Spannweite von 3,23 m, in einem der Internetforen zum Verkauf angeboten. Nun meldete sich, welch eine Freude, ein in Schweden lebender Amerikaner unter dem Namen „Mr. Weeks“. Umgehend wollte er meinen Flieger kaufen. Fragen zum Modell stellte er keine, nun ja, soweit meine Hochmut-kommt-vor-dem-Fall Gedanken... Vielleicht kennt der ja meinen Artikel zum Flieger aus FlugModell und weiß, dass ich vorzüglich baue – Else, meine Angetraute, würde sagen „bist du witzig“. Über den Preis wurde auch nicht diskutiert. Der vermeintliche Käufer hatte andere Prioritäten: Er interessierte sich für die Nummer meines Reisepasses und Führerscheins sowie meine kompletten Bankdaten. Erstes Misstrauen erwachte in mir, also schrieb ich via E-Mail zurück, wozu denn Pass- und Führerscheinnummern dienten. Hierauf gab es keine Antwort, stattdessen erhielt ich, gewissermaßen als vertrauensbildende Maßnahme, die Fotokopie eines Ausweises mit Bild von „Mr. Weeks“. Die modifizierte Botschaft lautete nun: Er wolle sofort zahlen, ich möge ihm aber bitte meine Bankdaten mitteilen. Nun gut, der eine oder andere von uns Modellbauern, so auch ich, verfügt über ein Konto, das separat nur für's ach so teure Hobby genutzt wird, denn die Ehefrau muss schließlich nicht alles wissen. Nach einer taktischen Rücksprache mit der Bank leerte ich das Konto und ließ den Zugriff für Dritte auch nach auswärtiger Überweisung blockieren. Unter diesen Vorgaben wagte ich den nächsten Schritt und teilte Weeksyboy, so nenne ich ihn fortan, die Daten dieses speziellen Kontos mit. Der amerikanische Freund mailte, das Geld nun transferieren zu wollen, sogar Datum und Uhrzeit der Überweisung wurden genannt. Und um mein Vertrauen vollends zu gewinnen, beauftragte er ein Stockholmer Anwaltsbüro als ausführendes Organ.
Anruf der Bank
Das vorgegebene Datum vor Weihnachten verstrich, beim Geldeingang hieß es jedoch: Fehlanzeige. Else, die Durchblickerin vom Dienst raunte, „der linkt dich“. Also schrieb ich die Sache ab. Nach Weihnachten meldete sich unser Modellbaufreund wieder und nannte ein neues Datum für den Geldübertrag: Den 20.01.2016, 14 Uhr. Wenig überraschend verging auch dieser Termin ohne Geldsegen, ebenso der nächste angekündigte Tag, der 28.01.2016. Else, aber auch meine beratenden Modellbaukollegen verboten mir nun jeden weiteren E-Mailverkehr. Die Angelegenheit schien fast schon vergessen, da erklang, oh Freude, am 22.02.2016 eine hübsche Frauenstimme am Telefon – meine Bankerin. Sie teilet mir mit, dass ein Scheck über 7.000 € von einer Frankfurter Bank eingegangen sei. Weeksyboy ließ mich zeitgleich via E-Mail wissen, sein Anwalt habe versehentlich 7.000 Euro überwiesen, ich möchte doch bitte 5.000 Euro davon auf ein von ihm beziffertes Konto retransferieren. Mein Hinweis per E-Mail, ich fordere doch nur 1.250 Euro, wurde mit der Antwort entkräftet, er wollte mich für den Zeitverzug entschädigen. Fakt: Der Scheck lag vor, 7.000 € warteten auf Einlösung, der gute Mensch in Schweden vertraute mir soviel Geld an. Sogar ein Begleitschreiben, „Memorandum“ tituliert, bescheinigte vollmundig Seriosität, was will man mehr? Der Käufer, wissend, dass der Scheck eingetroffen ist, bombardierte mich nun mit schleimigen Mails und drängte auf zügige Rücküberweisung der 5.000 €. Dann aber kam, was eigentlich kommen musste: Frau S., die hübsche Bankerin, rief eine Stunde später an und teilte mir mit charmantem Bedauern als Ergebnis ihrer Recherchen mit, dass der Scheck nicht gedeckt und über ein Konto ausgestellt worden sei, welches seit geraumer Zeit nicht mehr existierte.
Der eingesandte Scheck des Käufers samt „seriösem“ Begleitschreiben. Sieht doch gut aus, ist aber leider nicht gedeckt.
April, April! Ein Schüttelscheck!
Was war die Absicht? Gauner Weeksy spekulierte wohl, dass ich, einen 7.000 €-Scheck in Händen haltend, im Überschwang des Glücksgefühles und im Glauben, ihn einlösen zu können, 5.000 € ohne vorherige Überprüfung zurück überweisen würde, um mir hinterher eine lange Nase zeigen zu lassen! 5.000 € meines Geldes wären weg gewesen. Da kann ich nur sagen: Ein Lob auf unsere Banker!
Und die Moral von der Geschicht?
Wir befinden uns im Zeitalter der Globalisierung. Geschäfte werden zunehmend auch zwischen Privatleuten weltweit abgewickelt. Betrügern sind damit Tür und Tor geöffnet. Seid also vorsichtig, liebe Modellbaufreunde, wenn ihr Geschäfte mit euch unbekannten Personen tätigt. Vielleicht ist diese Geschichte auch Anlass für euch, über ähnliche Abläufe zu berichten. Übrigens: Die Auster ist noch zu haben, aber nur Bares ist Wahres! Und Augen auf beim Modellverkauf!