Robbe Condor Revival

Hägar

User
Hallo zusammen.

Den Robbe Condor fand ich schon immer chic. Daran hat sich in all den Jahrzehnten seit seinem Erscheinen und auch Verschwinden nichts geändert:

Robbe_Condor_k.jpg

Kürzlich habe ich mir ein Herz gefasst und entschieden, die Träumerei in die Realität zu überführen. Der bei Outerzone und anderen Online-Plattformen verfügbare Downloadplan ist zwar das Ergebnis von viel Restaurations-Mühe, aber doch in Sachen Maßhaltigkeit als Arbeitsgrundlage problematisch. Beim Hucke-Archiv habe ich schließlich eine Plan-Kopie in besserer Qualität gefunden und zum Nachkonstruieren eingescannt:

Robbe Condor Originalplan klein.jpg

Auch diese Vorlage ist nicht ganz problemlos. Aber zum Drüberkonstruieren im CAD (bei mir mit DevCad und DevWing) reicht's aus, mit folgendem Ergebnis:

Robbe Condor CAD.jpg

Im Detail bin ich von der Vorlage abgewichen, wie man unschwer aus obigem Bild erkennen kann. Aber alles in allem bin ich doch so gut wie möglich dem Original treu geblieben.
Nach Umwandlung in Estlcam bekam Fräse Frieda ziemlich viel zu tun:

Frieda fräst Condor.jpg

Fünf Stunden des heutigen Nachmittags hat die Frässitzung gedauert. Jetzt liegt der Teilesatz auf meinem Tisch:

Condor Frästeilesatz.jpg

Und der Bau kann beginnen. Besteht Interesse? Baubericht?

Liebe Grüße,
Stefan.
 
Condor

Condor

Hallo Stefan,

Steht bei mir auch schon lange auf der Wunschliste😇
Lese mit Interesse mit

Gruß aus Hüttenberg

Alexander
 

Hägar

User
Wenn ich mir deine CAD Zeichnung ansehe meine ich der Anstellwinkel der Tragfläche ist deutlich zu groß.

Ja Bernd, der Winkel ist tatsächlich groß. Aber ich glaube nicht, dass er zu groß ist. Ich habe ihn vom Original übernommen, mit folgenden Überlegungen dazu:

Das gesamte Modell ist als Kind seiner Zeit eher als gesteuertes Freiflugmodell ausgelegt, mit den damals typischen Merkmalen: Kurze Rumpfnase, riesige HLW-Fläche, viel EWD mit hoher Nickstabilität.
Vorliegend hat der Flügel einen Einstellwinkel gegenüber der Konstruktionslinie von 3,5°. Beim HLW sind es 0°, macht also eine EWD von 3,5°.
Im Bild oben sieht's ein bißchen mehr aus, weil ich nicht mit horizontaler Konstruktionslinie, sondern mit horizontalem Rumpfboden konstruiert habe. Das macht 1° Differenz, sodass sich in meiner Zeichung der Einstellwinkel mit 4,5° darstellt. Das ist aber nur Optik, und tatsächlich bin ich bei 3,5° Einstellwinkel und Einstellwinkeldifferenz des Originals geblieben.

Das sind natürlich trotzdem noch relativ hohe Werte. Aber ich hab's nachgerechnet, und es kamen keine nachteiligen Überraschungen heraus. Bei einem Auslegungs-ca von 0,7 beträgt das Stabilitätsmaß 27%. Das wäre zwar üppig für einen modernen F3X-Flieger, aber nicht übertrieben für einen freiflugmäßigen Thermik-Schleicher. Der Hauptflügel arbeitet hier in einem gesunden ca-Bereich. Und das HLW sieht ein leicht positives ca, was für das wenig leistungsfähige Brettchenprofil (ebene Platte) ebenfalls völlig in Ordnung ist. Auch die relativen Winkel zur Rumpfachse stimmen: Im Langsamflug fliegt man mit leicht hängendem Heck, im "Schnellflug" (sofern es bei diesem Flieger überhaupt sowas gibt) geht dann die Nase zunehmend runter. So jedenfalls die rechnerische Prognose, und die sieht gut aus.

In aktueller Zeit hat es sich durchgesetzt, mit kleinen Leitwerken und mit geringem Stabilitätsmaß unterwegs zu sein. Das will ich nicht in Frage stellen. Solche aktuellen Modelle wollen eher aktiv gesteuert werden, was durchaus seinen Reiz hat. Der Condor aber untgerliegt vom Typ her eher dem Anspruch, dass er zur Not auch ohne aktive Höhenruder-Steuerung fliegen kann. Und dafür scheint beim Original sowie auch bei meiner Kopie alles in Ordnung zu sein. Als Randbemerkung sei noch hinzugefügt, dass selbst noch in den 80ern so dynamische Modelle wie der Eismann Jet (Urversion) stolze 3° EWD hatten.

Ergebnis dieser Überlegungen ist also, dass das Original hinsichtlich Einstellwinkel und Einstellwinkeldifferenz plausibel ausgelegt war. Und es spricht nichts dagegen, hieran festzuhalten.

Gruß,
Stefan
 
Condor forever

Condor forever

Hallo Stefan und Patrick,

ich finde es klasse, dass der Condor als Frästeilesatz neu aufgelegt wird, und bin sehr am Bericht interessiert. Patrick ist ein schöner Schnappschuss meines Condor gelungen, welchen ich seit den späten 70er Jahren im Flugbetrieb habe.

Grüße aus dem Münsterland

Axel

Condor vo.jpg
 

bendh

User
Hallo Stefan,

dann täuscht mich meine Optik. Ich habe nur den oberen und den unteren Plan verglichen und oben steht Höhe 0° und Fläche 2°.
 

Hägar

User
Patrick ist ein schöner Schnappschuss meines Condor gelungen, welchen ich seit den späten 70er Jahren im Flugbetrieb habe.

Grüße aus dem Münsterland
Axel

Ja Axel, und von Dir habe ich auch die Idee mit den Graupner-Drehbremsklappen abgekupfert. Hab noch einen alten Klappensatz in meiner Wühlkiste gefunden. Und der soll hier zum Einsatz kommen.
Gruß zurück aus dem Südwesten in meine alte westfälische Heimat.


Äh - wieso "neu aufgelegt"?
Das ist doch ein Privatprojekt von Stefan (Hägar)?

Ja, das ist es.


Hallo Stefan,

dann täuscht mich meine Optik. Ich habe nur den oberen und den unteren Plan verglichen und oben steht Höhe 0° und Fläche 2°.

Naja Bernd, Du liegst nicht so ganz falsch. Mit Deinem scharfen Blick hast Du eines der vielen Rätsel des Originalplans zur Sprache gebracht. Habe selbst ne Weile gebraucht zu erkennen, dass sich die im Originalplan für die Fläche angegebenen 2° auf die Profilunterseite beziehen. Wenn man wie in der Flugmechanik üblich die Profilsehne als Bezugsgröße wählt, kommen nochmal 1,5° oben drauf, womit man bei den von mir genannten 3,5° landet. Und so ist es auch im Originalplan zeichnerisch dargestellt.

Stefan
 

Achim55

User
Hallo Stefan,

toll, das du den Condor wieder baust. Ich habe ihn in den 70ern gebaut und geflogen und war begeistert von seinen super Thermikeigenschaften ( bis er auf nimmer wiedersehen verschwand )

Ich werde deine Berichte mit Spannung verfolgen und werde den Condor im kommenden Winter wieder bauen, allerdings auch mit Störklappen ( man ist ja lernfähig )

LG aus Lippe
Achim
 

Hägar

User
Hallo Stefan, toll, das du den Condor wieder baust. ... LG aus Lippe
Achim

Hallo Achim,
über zwei Jahre ist es her, dass dieses Condor-Projekt mit einem internen Gedankenaustausch zwischen Dir und mir begann. Das hat damals schon Freude gemacht. Und umso schöner ist es, dass Du hier wieder mit dabei bist.

Gruß zurück,
Stefan.
 

Hägar

User
Hier jetzt mal der erste Versuch zu etwas, was vielleich als Baubericht durchgeht.

Erste, kleine Sitzung am gestrigen Samstag:

Leitwerke 1:1 ausgedruckt und mit weißem Backpapier als Antiklebeschicht abgedeckt. Das Zeugs ist transparent genug, um die Planvorlage darunter erkennen zu können.

Zum Anfangen mal was einfaches, nämlich das Seitenleitwerk:

Condor SLW Rohbau.jpg

Bei der Originalkonstruktion steht wegen kurzer Rumpfnase und großem Leitwerk eine hoher Trimmblei-Bedarf zu vermuten. Deshalb habe ich mich für eine Abmagerungskur für die Leitwerke entschieden. Konstruktive Abweichungen bestehen noch darin, dass die Teile ineinander gesteckt werden, um das gegenseitige Ausrichten zu vereinfachen. Außerdem wird das SLW nicht mit Dreikantleisten stumpf auf den Rumpfrücken geklebt, sondern durchgesteckt und am Rumpfboden verankert.

Ähnliche Vorgehensweise beim HLW. Statt einer Gummibefestigung habe ich mir hier eine geschraubte Befestigung ausgedacht:

Condor Leitwerke Rohbau.jpg

Alles mit Seku geklebt und eben verschliffen. Der Formschliff kommt erst ganz zum Schluss.

Das war's auch schon für den ersten Bautag, denn nun waren Küche, Abendessen und Enkel-Gutenachtgeschichte wichtig.
 

Hägar

User
Zweite Bausitzung am heutigen Sonntag.

Rumpfboden und -Seitenteile sind länger als 1m und mussten deshalb geschäftet werden. Wie beim Original bekommen die Rumpfseitenteile auf der Innenseite eine Aufdopplung aus 0,8mm Sperrholz:

Seitenteile Aufdopplung.jpg

Die Original-Anleitung empfielt hierfür Kontaktkleber. Gemeint was wohl Pattex, wozu ich ein gestörtes Verhältnis habe. Was aber absolut zuverlässig funktioniert ist Weißleim, als Heißkleber eingesetzt. Dazu habe ich die zu verklebenden Flächen vollflächig, aber sehr dünn mit Weißleim eingestrichen. Das geht super, indem man die Flächen mit einem Kunststoffspachtel abzieht (Das rote Teil oben im Bild). Nachdem die ganze Sache eine Stunde abgetrocknet war, habe ich die Sperrholzteile auf das Balsa aufgelegt, ausgerichtet, und dann mit einem heißen Bügeleisen vielleicht 10 Sekunden lang verpresst. Hält Bombe. Im Belastungsversuch an Probestücken zerfasert man das Holz, ohne dass die eigentliche Verklebung nachgibt.

Als nächstes habe ich den Rumpfboden vorbereitet: Längsgurte geschäftet und aufgeklebt, Hauptspant und hintere Querverstrebungen aufgeklebt:

Rumpfboden vorbereitet.jpg

Hinten im Heck gibt es ein Hilfsbrettchen mit Aufnahmeschlitz, wohin später das SLW eingesteckt werden soll:

Heck mit SLW Aufnahme.jpg

Nun begann das Anpassen der Seitenteile:

Anpassung Seitenteil.jpg

Bei diesem Stand musste ich für heute abbrechen, da Familie wichtig war und außerdem 1kg Lammhack auf Verarbeitung zu Köfte warteten. :-)


Ihr merkt schon, dass ich eher von der Sorte mit gemächlicher Baugeschwindigkeit bin. Wenn Ihr also weiterhin den Baufortschritt verfolgen wollt, müsst Ihr etwas Geduld mitbringen.

Gruß,
Stefan
 

Achim55

User
[. Das hat damals schon Freude gemacht. Und umso schöner ist es, dass Du hier wieder mit dabei bist.

Gruß zurück,
Stefan.]

Hallo Stefan,
ich hatte vermutet aber natürlich nicht gewußt das du es bist. Um so mehr freut es mich, das du, im Gegensatz zu mir, die Initiative ergriffen hast den Condor nun zu bauen.

LG aus Lippe
Achim
 

Elfman

User
Auch ich hab den Bericht abonniert. Leider ist der Plan auf Quterzone nur eine verkleinerte in DIN A4 :( Hat niemand die original Größe in digitaler Form auf Platte?
Würde ihn auch gerne bauen da der Condor so um 75-76 meinem Fluglehrer gehörte und ich ab und an mal ne Runde drehen durfte:) War schon was anderes wie ein Dandy;)

PS:
Bauanleitung ist vorhanden
 
Hi zsammen,

ich habe mich schon gewundert warum der robbe Condor hier im Retro-Bereich noch nicht aufgetaucht ist! Ich habe den Segler seit 1975, es war/ist mein erstes RC-Modell. Mein Condor fliegt immernoch, zuletzt auf der Wasserkuppe und auf einem Retro-Meeting hier im Norden (Start per Huckepack).
Meiner Meinung nach hat das Modell nur ein "Manko": das Höhenruder sitzt zu tief. Häufig ist, auch bei glatten Landungen, das Höhenruder an einem Grasbüschel hängen geblieben und fast abgrissen. Das Gummi war oft weg und der Bowdenzug stark geknickt. Daher habe ich schon bald das Höhenruder versetzt, s. Bilder (das kann man man auch schöner machen).

Das mag für Retro-Puristen unmöglich sein, aber in diesem Fall ging mir Funktionalität vor Originalität. Außerdem ist der Umbau mindestens 40 Jahre her, da gab es noch kein 'Retro' :cool:

Beste Grüße
Hans-Joachim

Condor-Leitwerk1.jpg
Condor-Leitwerk2.jpg
 
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