Hallo Nobby,
danke für Deine Bemerkung, hast viel Erfahrung mit den Dingern. In der Tat bin ich bei einer solchen Anordnung sehr kritisch und versuche zu verstehen, was da eigentlich passiert. Zunächst ist das Seitenleitwerk nicht das "alte", sondern a. 10cm höher (was die Anforderung an den Holm erhöht) und das war eh schon hoch. Das bei Schräganströmung (Schiebewinkel) rücktreibende Giermoment ist in der neuen Anordnung (nur) um etwa den Faktor 2 kleiner als vorher, beinahe erstaunlich. Dennoch würde das eigentlich zu einer Roll-Gierschwingung führen, die im Langsamflug nicht ausreichend gedämpft ist. Das sähe dann so aus, als wenn das Seitenleitwerk nicht ausreichend "führen" würde, mangelnde Längsstabilität um die Gierachse, das ist es aber nicht. Durch die veränderte Form erhöht sich der Seitenkraft-Schiebewinkelbeiwert (auch der Rollbeiwert) und der trägt entscheidend zur R-G-Dämpfung bei, mit dem alten SLW in der alten Form am neuen Ort würde das Ding tatsächlich im Langsamflug grenzwertig fliegen, halt leicht bis übel schwänzeln. D.h. so verstehe ich das, was da passiert, dass man in der Anordnung ein ungewöhnlich hohes Seitenleitwerk für ein grosses CYbeta benötigt, sonst scheitert man. Ich vermute, dass das bei den bisherigen Erfahrungen nicht berückichtigt wurde, könnte jedenfalls sein, einfach SLW zentral geht tatsächlich i.a. nicht. Zudem spielt die Rumpfseitenfläche vor dem Schwerpunkt eine Rolle, ebenfalls die Massenträgheitsmomente um verschiedene Achsen.
Diese R-G-Schwingung ist bei Nurflügeln eine diffizile, schwer zu durchschauende Geschichte, weil da viele Faktoren reinspielen. Das etwas nicht geht, muss daher nicht mit "zentral" zusammenhängen. Auch die üblichen Faustformeln, die die eigentlich zugrundeliegende Differentialgleichung 4. Ordnung vereinfachen, scheitern da schon mal, sind nicht genau genug. Deshalb nehme ich die vollständige Simulation der lateralen Dynamik.
Ich nehme aber Deinen Hinweis gerne auf und rechne die Sache noch einmal nach. Andererseits fände ich es schon spannend, wenn es gehen würde, die Dämpfung sieht aktuell so gut aus, dass das Ding auch mit 2 kg Ballast "wie auf Schienen" gehen müsste ... soweit die aktuelle Theorie. Alle Moden sind in allen Flugzuständen mit und ohne Ballast ausreichend stabil ... bis auf die Spiralstabilität bei niedrigen Geschwindigkeiten, was aber für Agilität kein Nachteil ist.
Der Schiebewinkel durch negatives Wendemoment durch Querruder ist ein Thema, regt bei Wenden die R-G-Schwingung an, ist aber hier selbst ohne QR-Differenzierung erstaunlich klein. Bei einer 6-Klappenanordnung kann man aber zudem 100% QR-Differenzierung fliegen, dann wird das negative Wendemoment (theoretisch jedenfalls) in diesem Falle fast null. Allerdings stöhnt Kurt schon ein wenig bei _der_ Klappenprogrammierung ...
Da die Steifigkeit gegenüber Seitenkräften für die R-G-Dämpfung offenbar wichtig ist (Klaus hatte darauf ja auch schon hingewiesen), bekommt das Ding einen "Hammerholm" bei 10% Profildicke und müsste bei 180 km/h "quer zum Wind" noch dran bleiben, gemäss Rechnung. Die Verankerung im Rumpf und Verbindung mit dem Hauptholm ist noch ein konstruktives Thema, halt Sandsack drauf zum Testen.
Ich experimentiere halt schon mal gern und teste Grenzen der Theorie aus.
Gruss
Werner