XBow – ein handlicher, robuster Nurflügel in Voll-CFK für den Hangflug

taeniura

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Hallo Hangflug und Nurifreunde,

Ein paar von euch werden vielleicht schon im TB über den mittlerweile über 50 Seiten Thread gestolpert sein. Nachdem der Xbow dort schon recht große Wellen geschlagen hat, hat er wohl auch hier eine Vorstellung verdient.

Die Vorgeschichte:
Marco begann 2014 mit der Auslegung eines kleinen rumpflosen Nurflügels im Stile von Etto und Spliff für entspannten Hangflug an flacheren Hängen der bessere Leistungen als eine Alula bieten sollte und möglichst einfach gebaut sein sollte.
Uwe H. war natürlich sofort zur Stelle und steuerte die aerodynamische Auslegung und jede Menge gute Tipps bei.

Die Spannweite lag bei 90cm und das Modell war eher leicht (~300g) ausgelegt, das heißt er bekam einen auf geringe RE-Zahlen optimierten Profilstrak von Uwe verpasst.
gegen die Alula schlägt er sich sehr ordentlich:

Ende 2016 hat Uwe dann auch ein Bow von Marco bekommen und aufgebaut. Natürlich gabs dazu auch Flugvideos über die ich dann gestolpert bin.
Besonders hier macht der kleine richtig Alarm: https://vimeo.com/192984847

Mit 31g/dm ist der Bow von Uwe recht leicht, marschiert aber schon sehr ordentlich am Hang und hat eine super Rollrate.
2017 gab es dann ein paar wildere aber ebenso erfolgreiche Designabwandlungen von Marco in Richtung Blended Wing Body, vergrößerter Spannweite und Streckung.
Derweil bin ich dann auch über Videos vom französischen MCZ120 im Hangflug und DS gestolpert die einen sehr guten Eindruck gemacht haben. Das Konzept faszinierte mich immer mehr!

Zusammen mit 2-3 Kollegen laminierten wir schon vorher Bathlets und F5B Teaser und die Rümpfe gingen uns eigentlich immer ziemlich in die Hose. Ballons platzten und Nähte scheiterten und eigentlich hatten wir schon fast die Schnauze voll. Ich erinnerte mich an die tollen Bow Videos und der Entschluss war gefasst wieder ein Projekt in Angriff zu nehmen.
 

taeniura

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Konstruktion und Urmodellbau:

Vor ziemlich genau einem Jahr habe ich dann in den Weihnachtsferien angefangen mit den von Uwe veröffentlichten Daten ebenfalls eine Konstruktion für einen Bow im Solidworks zu machen. Um etwas universeller zu sein, etwas mehr Leistung rauszuquetschen und weniger Stress beim Servoeinbau zu bekommen entschloss ich mich den ursprünglichen Entwurf etwas anzupassen.
Die Spannweite wurde um 33% auf 120cm vergößert und die Wurzeltiefe um 10% vergrößert.
Die Flächenoutline wurde leicht angepasst um eine harmonische und gefällige Outline zu bekommen:
image001-10.png

Die Leitwerksfläche und Hebelarm wurde grob ausgelegt und auf Uwes Empfehlung hin mit einem Drela HT12-14 versehen. Der Leitwerksträger wurde in die Fläche sauber eingeformt und auf extra leichte 10/9mm CFK Rohre ausgelegt. Das Leitwerk wird aufgesteckt und mit Tesa gesichert, so dass bei harten Landungen das Leitwerk sich wegdrehen kann.
Innerhalb von gut einer Woche war das CAD fertig (gibt ja keinen nervigen Rumpf ;)) und es ging ans Fräsen der Urmodelle in Obomodulan 1400. Die Flächenurmodelle wegen Bauraumbedingt 4-teilig gefräst und anschließend auf Siebdruckplatten ausgerichtet und verklebt.
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Nach vielen Stunden Schleifen und Polieren waren die Urmodelle dann im Februar abformbereit. Wenn man im Team arbeitet gehts dann aber doch recht schnell voran!

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taeniura

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Formenbau:

Die ersten Formen für ein paar Prototypen und Verschleißteile wurden erst einmal unspektakulär quick&dirty ohne Hinterbau laminiert.
HP-Formenharz (ungefüllt und wunderschön eingefärbt) für die Deckschicht und Hochlastharz für die Gewebelagen.
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Nach 3-4 Tagen konnten die Formen dank Formula5 Trennwachs problemlos abgenommen werden und aufpoliert werden:
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Zur Verstärkung und gegen Verzug wurde zusätzlich ein Rahmen aus vertikalen Siebdruckplatten aufgeklebt.
Und somit war im März der erste Formensatz fertig.
...und soviel kann ich verraten, es wurden noch einige mehr:eek:

...to be continued

Gruß Martin
 
Hallo Martin,
wenn ich darf, eine kleine Anmerkung zum Video mit der Alula: Das ist eigentlich eher zufällig entstanden, da an dem Tag sehr wenig Wind war hatte ich meinen Bow nichtmal mit, sondern die Alula eingepackt.
Mein Vereinskollege hatte aber seinen mit, den bisher leichtesten Bow der 90cm Version und das der sich bei den Bedingungen am Hang halten konnte, hätte ich davor nicht gedacht. Natürlich hatte der Pilot da auch seinen Anteil dran :D
Ziel des Bow war ein "immerdabei" Nurflügel für unseren wirklich kleinen Hang.
Ich denke das hat ganz gut funktioniert, und dank Uwes Mithilfe ist daraus ein wirklich gut fliegendes Modell entstanden.

Das daraus jetzt weitere Versionen entstehen find ich klasse, denn ich habe seit längerem leider kaum noch Zeit zum Bow fliegen... :rolleyes:
Aber ich verfolge alle daraus entstehenden Projekte mit großem Interesse :)
Vielleicht melde ich mich mal wegen eines Xbows bei dir ;)

Gruß
Marco
 

taeniura

User
Hi Marco,
Hier auch nochmal ein großes Lob an den Ideengeber. Das Design ist so einfach wie genial...und stylisch!
Man muss nur das einzige Manko des Konzepts in eine Stärke umwandeln. Statt Blei in die Nase einfach richtig viel Material (CFK!) reinpacken, und dann gibt es kaum was robusteres!
Gruß Martin
Ps. Weitere XBows sind in der Mache, dazu später;)
 

taeniura

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Und weiter gehts mit der XBow Story.

Die ersten Teile fallen aus der Form

Ziel des Projekts war für uns gut funktionierende Verschleißteile für den Hang in kurzer Zeit zu laminieren.
Hartschale nass in nass laminiert drängt sich da förmlich auf. Ist nicht leicht, aber robust und innerhalb von einem Abend kann man zu zweit gut einen kompletten Flieger laminieren.

Bei den Leitwerken geht nicht viel Arbeit und Material drauf, daher gings damit los.
IMG-20190303-WA0013-1440x810.jpeg

Nebenher haben wir direkt auch einen zweite Leitwerksform gebaut, weil wir annahmen, dass die eh ständig kaputt gehen.
Voll daneben gelegen! Noch kein einziges ist kaputt gegangen, und überall liegen Ersatzleitwerke rum :D
Beim ~3. Leitwerk hatten wir den Dreh dann raus:
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Bei den Flächen war schon der erste Versuch durchaus fliegbar (fliegt trotz aller Zerstörungsversuchen immernoch!)
Dieser Hartschalen Aufbau mit hat sich bei uns bewährt:
1. Ca. 150g Deckschichtharz HP-E25DM (HP Textiles, mittelviskos 25m Topfzeit, eingefärbt mit ca. 3% Paste oder Pigmenten) anrühren und aufteilen.
2. Ein Teil (ca. 50g) mit Thixo und Baumwollflocken nicht zu dick eindicken und mit einer Spritze in die Nasenleisten und Kanten einbringen
3. Reichlich Deckschichtharz in die Form streichen. Das Harz zieht sich gerne zusammen, genug nehmen dann geht's besser.
4. 49g Glass (Finish!) großzügig über die Form legen (darf ruhig überstehen) und mit Schaumroller (ohne neues Harz) anrollen. jetzt sollte noch gut Harz drauf stehen. 5min warten, dann Klopapier drüber und ausrollern, Klopapier abziehen. Lieber nicht zu trocken, sonst gibts Pinholes. Danach nochmal ausgiebig rollern. Dann siehts so aus:
IMG-20190309-WA0018-1440x2560.jpg
5. Ab Anrührbeginn ca.1.5h angelieren lassen, in der Zeit kann man den Zuschnitt der Kohle machen.
6. ordentlich Laminierharz HP-56L in die Form streichen und passgenau zugeschnittene Kohlelagen drauf. 200g HP Spread Tow oder normales 200g Köper auf der ganzen Fläche und eine Zusätzliche Lage vor dem Schwerpunkt sind das mindeste, 100g UD vollflächig gibt etwas mehr Formstabilität.
Trocken anrollern, 5min warten, mit Klopapier 1-2 mal abrollern.
7. Holmgurte reinlaminieren (wir haben ca 5cm Breite UD Streifen mit 200g/m^2 rein), Aramid als Ruderscharnier rein.
8. Kohleschlauch auf Schaumstoffwurst (15mm) als Holmgurt, zu den Randbögen hin niedriger zugeschnitten, Ruderstege aus Kohleschlauch über Strohhalm.
9. Mumpe ringsrum und zu:
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So sah dann der erste Flügel nach zwei Tagen aus:
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Das Glitzerpulver sieht übrigens in der Sonne super aus, man darf es nur wirklich sparsam einsetzen! Wir hatten diverse Feenstaubexplosionen die erst nach dem Entformen sichtbar wurden:eek:

Nummer zwei folgte ein paar Tage drauf und wurde sogleich einsatzbereit gemacht.
Die Ruder wurden mit einer Diamanttrennscheibe am Stahllineal freigekratzt und mit Tesa Dichtlippen versehen.
Gefräste CFK Ruderhörner und KST X10 Mini in Rahmen mit Gegenlagern und mit Überkreuzanlenkungen sind absolut zu empfehlen bei so einem Modell.
(Mein erster hat noch keine Gegenlager drin und so langsam merk ich minimales Spiel)
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Komplett ausgerüstet ist meiner (#2) dann letztendlich bei 830g gelandet. In der Nase waren ~250g Blei notwendig um den Schwerpunkt einzustellen, da hat sich die etwas grobe Bauweise gerächt.

Nach Uwes Berechnung wurde der Schwerpunkt eingestellt und frei Schnauze die Ruderwege bevor es zum Erstflug ging. Das Grafikdesign hab ich mir auch erstmal gespart.
 

taeniura

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In die Luft mit dem Pfeil (...der eigentlich ein Brett-Nurflügel ist!)

Zum Erstflug ging es bei ca. 4Bft frischem Ostwind Ende März an eine kleinen Kante.
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Kurz einfliegen mit dem Viking 2... trägt befriedigend, keine Grund zu kneifen!
Die anfängliche Skepsis wegen des ordentlichen Gewichts war nach den ersten Metern wie weggeblasen! Der Xbow zog gerade und ohne Trimmkorrekturen sofort los und flitzte im F3F Stil die Kante entlang. Der Durchzug hat mich sofort begeistert, klasse wie hoch die Turns aus schon geringer Überfahrt kommen!
Den Viking bin ich danach nur noch kurz geflogen, irgendwie langweilig gegenüber dem kleinen spritzigen XBow.
Also wieder landen und nochmal den kurzen rausschmeißen. diesmal habe ich mit einer Hand mit dem Handy gefilmt, mit der anderen geflogen (Mode 2 sei dank).
maiden.JPG
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Der zweite und dritte Flugtag waren dann bei uns auf dem Platz an der Flitsche.
Weil die Lageerkennung bisher eher mäßig war hat er noch kurz vorher ein paar weiße Streifen und Sterne bekommen.
Mit 2x7m F3B Gummi parallel wollte ich direkt mal die Festigkeit ausloten:cool:
Die Grenze liegt bisher nicht beim Modell, soviel dazu!
Die Ausklinkgeschwindigkeiten (und die Spannung im Gummi) werden irgendwann so hoch, dass ich mich nicht mehr getraut habe. Die Telemetrie hat maximal 189m gezeigt und meine Kollegen mich für wahnsinnig erklärt!

Hier ein kleines Video vom bisher höchsten Flitschenstart:
flitschen-video.JPG
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Soweit alles bestens, nur beim langsameren Kreisen in und durch etwas bockige Thermik ist leider ein wenig schwänzeln zu spüren gewesen was mir nicht so gut gefiel.
 

taeniura

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Stichwort Schwänzeln...und was man noch alles für die Optik tut

...das Schwänzeln kann man natürlich nicht so lassen ;)
Den Leitwerksträger wollte ich vor allem aus optischen Gründen, aber auch zugunsten der Robustheit nicht länger machen.
Also blieb nur das Leitwerk nochmal komplett neu zu machen. Diesmal mit ~20% mehr Fläche. Die HT12-14 Profilierung wurde nach Rücksprache mit Uwe beibehalten.

Das CAD und CAM war dann im April an einem Tag erledigt, das Urmodell ebenfalls (incl. Schleifen):
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Das laminieren der kleinen Form dauerte so 3h alles in allem incl. Vorbereitung. Zur Sicherheit haben wir dann mal eben in weiteren 8h Laminiermarathon die Flächen nochmal abgeformt bevor die Urmodelle auf die Reise gehen sollten. Das Ergebnis war diesmal praktisch makellos nach 3 Tagen Wartezeit:
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Zwischenzeitlich habe ich mich auch dem Grafikdesign gewidmet. Endlich hatte ich auch einen Grund mir einen Schneidplotter zu kaufen...wollte ich schon immer:)
Nach Google-Recherche und Ebay Kleinanzeigen durchforsten ist letztendlich ein Graphtec Plotter bei mir gelandet und nach zig Stunden Treiber-Generve(Windoof7!) auch einsatzbereit geworden.
Beim Nurflügel ist eine markante Grafik für die Fluglageerkennung noch deutlich wichtiger als beim normalen Segler. Daher habe ich großen Wert auf viel Kontrast und eine möglichst unterschiedliche Unter- und Oberseite gelegt. Das Fleckchen auf dem Seitenleitwerk ist insbesondere bei flachen Fluglagen und unterm Horizont hilfreich. Die Federn vom Pfeil wollte ich grafisch auch aufnehmen, denke das ganze ist am Ende ganz gut gelungen.

Im Juni ist der Erstflug mit neuen Leitwerk und Design erfolgt. Das Schwänzeln ist nur noch bei extrem böigen Bedingungen minimal sichtbar und die Lageerkennung dank des Designs super. Design damit nach ca einem halben Jahr erfolgreich abgeschlossen!
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Wieso eigentlich XBow?
So ein genialer Flieger braucht ja auch einen passenden Namen. Ich hatte das Leitwerk etwas im DLG Stil nach unten gezogen, was mich irgendwie an ein Kreuzleitwerk erinnert hat und naja die Armbrust (XBow=Crossbow) war die Weiterentwicklung von Pfeil und Bogen, passt irgendwie.
 

UweH

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Hmmm...XBOW... ich werd jetzt mal so ein größeres Leitwerk laminieren nachdem das auf dem Bild hier irgendwie verloren gegangen ist :rolleyes: ....und der Rest von dem XBOW leider auch :(

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Gruß,

Uwe.
 

taeniura

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Hi Uwe,
ja echt schade, dass dein erster auf den Azoren bleiben musste:(
Aber du bist ja in der Lage dass du "mal schnell" einen neuen bauen kannst:D

Stichwort XBow auf Reisen

Für mich selbstverständlich, dass man ein so tolles Design auch anderen Selbstbauern zur Verfügung stellt, auch deswegen wurden Urmodelle und nicht direkt Formen angefertigt.
Im April hatte ich einen (leider sehr) kurzen Besuch von Uwe, der die Urmodelle abholte.
Da Uwe für die aerodynamische Auslegung verantwortlich zeichnet, war klar, dass er als erster Abformen darf.

Uwes erster XBow ist im September geschlüpft und durfte direkt im Oktober auf den Azoren Atlantikluft schnuppern. Tolle Videos!!!
XBow-ferraria.JPG
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XBow-caldera.JPG
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Leider ist er trotz vorangegangener heldenhafter Rettungsaktion aus dem Krater schlussendlich unrettbar dort geblieben.

Anfang August sind dann die Urmodelle zu Ulf weitergegangen, Uwe hat seinen Formensatz im August fertiggestellt.
Ulf hat seinen Formenbau superschnell schon im September abgeschlossen und die Urmodelle an Michael weitergegeben, der wiederum die Urmodelle Mitte November schon wieder mir zurückgebracht hat.
Also existieren aktuell schon 5 Formensätze! Schon beachtlich, in gerade mal einem Jahr:eek:
 

UweH

User
ja echt schade, dass dein erster auf den Azoren bleiben musste:(
Aber du bist ja in der Lage dass du "mal schnell" einen neuen bauen kannst:D

Hi Martin,

für diesen XBOW hatte ich beim Bau speziell die Azoren im Sinn, deshalb ist er mit ca. 850 g / 48 g/dm² nicht leicht, aber sehr stabil geworden um damit schnelles DS fliegen und auch ruppige Landungen weg stecken zu können. Bei dem zweiten von Dir verlinkten Video hat noch niemand gemessen und die Höhenruderausschläge waren auch noch zu groß für DS, der war Flieger bei Steuerkorrekturen überempfindlich........was man auch an der welligen Flugbahn in der turbulenten Luft vor der Landung sehen kann. Der nächste Start nach Anpassung der Rudereinstellungen ging leider in die Ingwersträucher im Steilhang, nach der Bergung am nächsten Tag, trocken legen des Flügelinneren und aufpäppeln des LiPo- Akkus waren dann keine schnellen Bedingungen mehr.....leider, denn über den Speed den man im Video sieht war ich sehr überrascht, das hatte ich dieser thermiklastigen Allroundauslegung nicht zugetraut. Leider hat der Basalt im Boden der Vulkaninsel die Basaltfaser im Flieger offensichtlich noch mal extrem stark angezogen und das nächste Ingwergesträuch war so dicht und der Boden zerklüftet, da war mir eine Bergung zu gefährlich.

Ich hätte ja "schon mal schnell einen neuen" gebaut, aber derzeit plagt mich eine starke Bauunlust und auch bei der Lackierung konnte ich mich bisher noch nicht entscheiden in welche Richtung es gehen soll. Erst heute habe ich mit der neuen Finne in der längst fertig gewachsten Form angefangen und nachdem ich das Azorenbild raus gesucht hatte möchte ich mich bei der neuen Lackierung am verlorenen Urlaubs-XBOW orientieren.

Für Zuhause soll der XBOW mehr seiner ursprünglichen Bestimmung als thermiklastiger Allrounder angepasst werden, deshalb soll der neue hinten raus sehr leicht werden, vorne möchte ich Trimmblei durch Stabilität ersetzen, wie Du es schon beschrieben hast und ich es beim Azorianer auch gebaut hatte.

Meine bisher zwei Stützstoff-Seitenleitwerke waren eigentlich nicht wesentlich leichter als Deine Hartschalenversionen, deshalb baue ich jetzt wieder Hartschale im Vacuum.
Der Aufbau der neuen Finne ist von außen nach innen:
30er IMS Carboweave
Finnenfuß zusätzlich 63er ST Carbon
60er Kevlar
30er IMS Carboweave
Örtliche Verstärkungen der Leitwerksträgeraufnahme und des Finnenfußes

Ich habe fürs laminieren bisher weniger als 15 g Harz angerührt und hatte noch einiges im Becher übrig, ich hoffe bei diesem Leitwerk um 10 g flugfertig raus zu kommen.....die letzte in 63er ST-C -Kevlar- ST-C -Hartschale im Bild oben hatte 15 g.

Hier ein paar Bilder vom heutigen Seitenleitwerk laminieren:
Klein_IMG_0877.jpg

Klein_IMG_0880.jpg

Klein_IMG_0881.jpg

Klein_IMG_0882.jpg

Klein_IMG_0883.jpg

Klein_IMG_0884.jpg

Klein_IMG_0887.jpg

Gruß,

Uwe.
 
Toller Flieger, toller Bericht!

Toller Flieger, toller Bericht!

Danke für diesen Bericht, die vielen Detailinformationen, und die vorbildliche Zusammenarbeit bei diesem Projekt. Und dann stellt Martin noch die Urmodelle zur Verfügung!

Da sage noch jemand, dass dieses Forum nicht hilfreich sei.

Super, und danke.

Gruß
Klaus
 
Hallo Martin!

Meiner Erfahrung nach löst die Vergrößerung des Seitenleitwerks, vor allem wenn maßgeblich die obere Hälfte vergrößert wird, die Schwingungsproblematik nicht.
Gierschwingung, Gierdämpfung und die zugehörigen Einflussfaktoren kann man z.B. bei Nickel und Wohlfahrt nachlesen.
Bei meinen Flügeln habe ich immer das Gefühl, dass die meiste Zeit zur Abstimmung und Erprobung der vertikalen Flächen nötig ist.

Liebe Grüsse
Franz

P.s.: Trotzdem, super gebaut und die Videos der kleinen Bretter erstaunen sowieso immer wieder.
 

UweH

User
Hallo Franz,

nach unserer Erfahrung hat die Vergrößerung des Seitenleitwerks beim XBOW geholfen das Pendeln abzustellen!
Dieses Pendeln war keine mangelnde Spiralsturzstabilität, sondern mangelnde Gierdämpfung.

DER Thread zur Bemessung des Seitenleitwerks von Brettnurflügeln ist immer noch dieser hier: http://www.rc-network.de/forum/showthread.php/131227-Stabilitätsfaktor-für-Richtungsstabilität

Die Stabilitätsfaktoren sind stark vom Einsatzzweck abhängig, deshalb wurde dort viele gebaute Modelle mit Angabe des Einsatzzwecks gesammelt.
Die Faktoren lassen sich als Ausgangswert für die Optimierung in etwa auch auf Pfeilnurflügel übertragen.

Fürs DS läßt sich für die Seitenleitwerke noch eine Faustformel hinzufügen: fehlender Leitwerkshebelarm ist nur durch mehr Leitwerkshebelarm zu ersetzen.

Gruß,

Uwe.
 
fehlender Leitwerkshebelarm ist nur durch mehr Leitwerkshebelarm zu ersetzen.

Gruß,

Uwe.

Wäre eher mein Weg, aber es gibt natürlich, wie von Martin schon geschrieben wurde, auch Gründe die gegen eine Verlängerung sprechen.
Außerdem wird uns die Flugleistung unserer Flügel vielleicht nicht mehr so gefallen, wenn wir alle Schwingungen wegkonstruiert haben.

Liebe Grüsse

Franz
 

UweH

User
Hallo Franz,

außerdem: der XBOW ist ein Gemeinschaftsprojekt bei dem jeder etwas beigetragen hat und das gut funktioniert, auch wenn es zum Teil nicht ganz optimal ist.
Marco hat die Idee und das Design des Flügels geliefert.
Ich habe die Profilierung für Marcos Grundriss der 0,9 m-Version gemacht und auch wenn es bei der Gutmütigkeit noch Verbesserungspotenzial gäbe habe ich das nicht geändert um Marcos Entwurf nicht zu torpedieren.
Martin hat die Vergrößerung auf 1,21 m und das Seitenleitwerksdesign gemacht.
Beim Leitwerk hatte die Optik zunächst sicher einen größeren Einfluß als theoretische Optimierungsüberlegungen....als "Strafe" für die suboptimale Optimierung :D hat er die Seitenleitwerksform 2 x gemacht bis er mit den Flugeigenschaften zufrieden war.

Jetzt funzt das Ding aber und wenn Du das gerne anders machen möchtest: die Auslegungsdaten incl. der von mir angepassten Profile sind bei Thermik-Board öffentlich und können von jedem für den privaten Gebrauch genutzt und für seine Zwecke optimiert werden ;)

Gruß,

Uwe.

P.S.: eine potenziell gutmütigere 1,3 m BOW-Version mit den selben Profilen gibt es zumindest als Auslegung schon, aber weil mir die Rückmeldung von der geplanten praktischen Erprobung in der Schweiz bisher fehlt habe ich es noch nicht veröffentlicht.
 

taeniura

User
Der XBow war/ist zwar ein Gemeinschaftsprojekt, was auch sehr gut funktioniert hat. Allerdings war da relativ wenig Abstimmung dabei und das ganze hat sich eher zufällig ergeben. Die konstruktiven Anpassungen meinerseits vom ursprünglichen Entwurf sind auch so gering ausgefallen, dass keiner gemerkt hat dass der eigentlich nicht mehr fliegen kann :D
Aber harmonische Splines in der Outline sind für mich das A und O, dass ein Flieger gut aussieht.

Beim Lilloo war das ganze schon etwas koordinierter und Uwe und ich haben hin und her ge-ping-pongt bis beide happy waren (&hoffentlich noch sind). Doch dazu anderer Stelle mehr.


Zurück zum XBow.
Mittlerweile habe ich mit meinem XBow rund 20 Flugstunden in den unterschiedlichsten Bedingungen zusammen.
Bei 3-4Bft am Hang rumschleichen geht genauso wie bei 7-8Bft im DS!

DS
Bei den DS Einstellungen tüftel ich noch, die paar Mal wenn guter Wind ist nutze die Zeit lieber zum rumheizen als zum Dualrate programmieren. Beim nächsten Mal DSen hab ich dann schon wieder vergessen was ich letztes mal probiert habe:D
Wird auch noch...
Und er könnte im DS sicher noch mehr Gewicht (vor allem außen) vertragen, trotzdem ist die Geschwindigkeit für so ein kompaktes Modell schon recht beeindruckend!
Das war bisher mein schnellster (selbst) gefilmter Versuch:
XBow-DS.JPG
Klick aufs Bild für den Link zu Vimeo

Keine Ahnung wie schnell das ist, was schätzt ihr?

Aber wie startet man den eigentlich?
Klar Flitschenstart ist Idiotensicher.
Ein kleiner Nachteil von rumpflosen Fliegern ist aber relativ offensichtlich das Werfen ohne Rumpf.
Man kann den Flügel an der Nasenleiste greifen oder mit zwei Fingern an der Endleiste schubsen aber wie man es dreht und wendet, mit Gewalt werfen geht zuverlässig in die Hose bzw. vor die Füße. Man verreißt einfach gerne in der Nickrichtung, dann nickt er kurz ein paar mal und die Fahrt ist weg. Mit Gefühl werfen geht eigentlich immer gut.

Also mal wieder was ausprobieren...DLG Start könnte doch gehen.
Geht auch tatsächlich, aber nur bei etwas Wind und nicht mit Drehen/Schmackes:
XBow-werfen.JPG
Klick aufs Bild für den Link zu Vimeo

Super lustig das ganze! Aber kein Wunder, im Vergleich zu DLGs ist der Hebelarm vom SLW lächerlich klein. Klar, man könnte versuchen das Leitwerk leichter zu bauen und den Hebelarm dafür zu verlängern, aber ob man damit auf den grünen Zweig kommt:rolleyes:

Eine andere Idee wird in den nächsten Tagen mal probiert. Warum nicht einfach einen kleinen "Rumpf" speziell zum Werfen designen, der am Boden bleibt?! Das ganze ist schnell konstruiert und 3D gedruckt...wir werden sehen.
 

UweH

User
Beim Lilloo war das ganze schon etwas koordinierter und Uwe und ich haben hin und her ge-ping-pongt bis beide happy waren (&hoffentlich noch sind)

Hi Martin, zumindest ich für meinen Teil bin sehr happy, toll wie Du mit Deinem konstruktiven Knoff-Hoff meine verwirrenden Vorstellungen vom Rumpf umgesetzt und die Tragflächenform optimiert hast :)
https://www.thermik-board.de/viewtopic.php?f=27&t=1889&start=80#p57993


Das war bisher mein schnellster (selbst) gefilmter Versuch:

Keine Ahnung wie schnell das ist, was schätzt ihr?

Das ist immer schwer zu schätzen weil die Größenbezüge in Videos nur schwer abschätzbar sind, aber wenn Du die Kreisbahn in Google Maps abschätzen und mit der Meßfunktion den Durchmesser ungefähr bestimmen kannst ist eine überschlägige Rechnung möglich.

Ich habe aus dem Video eine Rundenzeit von ca. 4 Sekunden für die schnellsten Speeds bestimmt.
Angenommen der Kreisdurchmesser wäre ca. 100 m, dann wäre der Kreisumfang = zurückgelegte Strecke pro Runde 100m x Pi 3,14 = 314 m
314 m / 4 Sekunden = 78,5 m/s
78,5 m/s x 3,6 ~ 280 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit.
Der Topspeed wäre dann etwa 300 km/h

Das sieht subjektiv allerdings nach einem größeren Kreisdurchmesser und damit nicht nach 280 km/h - 300 km/h aus, eher nach 200-250 km/h
...aber wenn die Topographie gute Anhaltspunkte für das messen des Kreisdurchmessers her gibt kann man den Speed mit dieser Rechnung schon ganz gut überschlagen.

Wenn man dann weiter rechnet kann man auch die G-Last, den geflogenen CA und weitere für die Auslegung interessante Werte überschlägig berechnen.

Gruß,

Uwe.
 

UweH

User
Aber wie startet man den eigentlich?
Klar Flitschenstart ist Idiotensicher.
Ein kleiner Nachteil von rumpflosen Fliegern ist aber relativ offensichtlich das Werfen ohne Rumpf.
Man kann den Flügel an der Nasenleiste greifen oder mit zwei Fingern an der Endleiste schubsen aber wie man es dreht und wendet, mit Gewalt werfen geht zuverlässig in die Hose bzw. vor die Füße. Man verreißt einfach gerne in der Nickrichtung, dann nickt er kurz ein paar mal und die Fahrt ist weg. Mit Gefühl werfen geht eigentlich immer gut

Ach ja, noch was zum starten von rumpflosen Brettern.
Am besten funktioniert das wenn man die Nasenleiste mit dem Daumen nach oben umfasst und den Flieger mit Handfläche nach oben auf die flache Hand legt. Dann ein beherzter Wurf bei dem die Finger unter dem Flügel den Schubs nach vorne geben und den Flügel um die Nickachse stabilisieren.
Das geht nach ein bisschen Überwindung und Übung erstaunlich gut und sicher, selbst ohne Hangaufwind in der Ebene...nur mit nassen Hände oder nassem Flügel muss man ein bisschen aufpassen und lieber erst abtrocknen.

Peter Wick hat hier mit dem ETTO ein extra Anschauungsvideo von der Startmethode gemacht in der man das sehr gut sieht:

Videolink bei vimeo https://vimeo.com/72840436

20191229 Etto Start.jpg

Gruß,

Uwe.
 
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