CFK-Gewebe/Gelege gesucht

Moin Jungs,
ich suche ein schönes Gewebe/Gelege für einen CFK-Rumpf in Sichtoptik. Gebaut wird der Rumpf mit der Ballontechnik.
Derzeit arbeite ich mit einem 60g Biax-Gelege von HP. Das Material lässt sich sehr gut legen, aber sieht halt nicht so besonders aus!
Der Rumpf hat sehr viele Sicken, Wölbungen und Kanten...das macht das Drapieren der Lagen nicht gerade einfach...irgend etwas Steifes funktioniert da nicht. Ich habe auch schon mit einem 160 g/m² Carbongewebe Köper | HP-T160C gearbeitet,
aber da hatte ich trotz Einsatz von Sprühkleber zu viele Verschiebungen im Gewebe, was auch nicht so schön aussieht.
Hat jemand ne Idee?

Danke!
 

Gideon

Vereinsmitglied
Wie sieht das Lay-up generell aus (welche Flächengewichte und Faserorientierungen)?
 
Die Frage musste ja leider kommen...;)
Kann ich nicht beantworten, oder anders ausgedrückt...eigentlich ist es schnuppe. Normalerweise arbeite ich bei diesen Rümpfen mit 2 Lagen Glas 72er Köper. Nicht mal da achte ich auf den Faserverlauf.
Im Endeffekt muss der Rumpf nur wasserdicht sein und man muss ihn anfassen können, ohne ihn zu zerdrücken.
Hart formuliert ist die Ballontechnik sogar blöd, da die Wandstärke geringer wird und damit die "Beulsteifheit" nicht mehr so gut ist, aber rein bautechnisch hat es für mich Vorteile, da ich nichts im Nachhinein verkleben muss und ich relativ sicher sein kann, dass das Gewebe überall anliegt.
Da der Rumpf nur 650mm lang ist, sind die Gewichtsunterschiede durch andere Gewebe auch nur relativ gering. Wenn ich mit dem 60er Biax arbeite, setzte ich teilweise Doppelungen ein und lande bei ca. 58g. Mit dem 160er Köper brauche ich keine Doppelungen und lande bei knapp über 60g.

Mal zur Verdeutlichung:

1.jpg

IMG_20191002_064211 (2).jpg
 
Hallo Torti,

nimm 93er CFK Gewebe. Haben wir bei unsere Gothic MK3 auch so gemacht.
Danach 50er UD Gelege senkrecht zur Bootslänge (dient der Beulsteifigkeit), evtl. doppelt im Schwert und Ruderbereich. Danach noch ein leichtes Biax UD Gelege.
Um eine Lackierung vorher in die Form wirst du nicht herum kommen, wird sonst nicht dicht! UP Vorgelat, 2-K Lack oder Breddermann Lack. Wobei der erste und dritte Lack den Vorteil haben, daß du nicht gleich (nach anhärten) weiter arbeiten mußt.

93 er ist mit das dichteste und leichteste Gewebe...ansonsten Spread Tow, rate ich für den Anfang aber von ab.
Gruß

Günter
 
Moin Günter,
das 93er nehme ich ja beim M auch, aber da 2 Lagen und das reicht auch für nen M. Da muss nicht mehr rein.
Ausserdem legt es sich in die große Form fürs M auch problemloser...so ne kleine RG-Form ist nen anderes Spiel.
Gespreiztes Gewebe würde mich schon reizen, aber das was ich bis jetzt hatte ist einfach zu groß im Muster...das sieht blöd aus und ich habe noch keins ohne Binder gesehen.
Ich habe grundsätzlich ne Deckschicht in der Form. Entweder farblos bei Sichtoptik, oder eingefärbt wenn ich mit Glas arbeite.
 
Keine Sorge....das 93er bekommst du auch glatt rein! Dahinter dann 30er Unidirektionalgelege von HP...wie beschrieben.
Den Nähfaden nicht nach außen, sondern sichtbar nach innen.

Nur so als Vorschlag!

Gruß

Günter
 

Gideon

Vereinsmitglied
Die Frage musste ja leider kommen...;)
Kann ich nicht beantworten, oder anders ausgedrückt...eigentlich ist es schnuppe. Normalerweise arbeite ich bei diesen Rümpfen mit 2 Lagen Glas 72er Köper. Nicht mal da achte ich auf den Faserverlauf.

Um denjenigen gleich entgegenzutreten, die den Gag nicht verstanden haben und sich damit in ihrer Meinung bestätigt fühlen: Bei einem reinen Holzbau käme auch keiner auf die Idee, die Faserrichtungen gänzlich zu ignorieren!

Im Endeffekt muss der Rumpf nur wasserdicht sein und man muss ihn anfassen können, ohne ihn zu zerdrücken.

Glasgewebe mit hoher Fadenzahl sind hier sehr effektiv, wie z.B. 105 g/m² / Köper 1/3 (Interglas 91111). Um das ursprüngliche Lay-up einmal aufzugreifen, wie wäre es mit einem alternativen Aufbau aus 105 g/m² Glas in Köper (Interglas 91111) und Aramid 61 g/m² in Leinwand (ECC Style 120)? Ich vergas, Du wolltest ja eine Bling Bling-Optik .....

Hart formuliert ist die Ballontechnik sogar blöd, da die Wandstärke geringer wird und damit die "Beulsteifheit" nicht mehr so gut ist, aber rein bautechnisch hat es für mich Vorteile, da ich nichts im Nachhinein verkleben muss und ich relativ sicher sein kann, dass das Gewebe überall anliegt.

Style e442 von ECC halte ich für sehr gut geeignet, um mit besserer Flächendeckung ein dichteres Laminat und eine bessere Optik zu erzielen. Zusätzlich kann das Gewebe mit einem geringen Anteil an EP-Binder versehen werden, um sowohl noch drapierfähig als auch entsprechend schiebefest zu sein. Frag mal bei GRM in Tschechien (ich bin dort raus) an.

Auch hierbei kann eine Kombination mit Aramid (oder anderen Fasern mit geringer Dichte) sehr hilfreich sein. Aufgrund der deutlich stärkeren Kompaktierung des Laminates und der damit einhergehenden geringeren Porosität, ist die Dichtigkeit hier weit weniger problematisch. Ganz so kritisch seh ich die Verwendung von Leinwandbindungen allerdings nicht, da an den besagten Stellen Druckverstärker aus Silikon angebracht werden können. Das wird bei einer Autoklav-Härtung genauso gemacht, und die Drücke sind ähnlich hoch.
 
Zuletzt bearbeitet:

Gideon

Vereinsmitglied
Pressure intensifier

Pressure intensifier

Zum besseren Verständnis hier ein Bild, wie so etwas aussehen kann. Hierbei geht um eine verbesserte Kompaktierung einer 90°-Kante.

Bildschirmfoto 2019-10-20 um 12.29.21.png


Das 2. Bild zeigt die Unterschiede einmal ohne und einmal mit Druckverstärker. Letztere kann relativ simpel aus einer additionsvernetzten Silikonabformmasse mit 40-50 Shore-A selbst hergestellt werden.

Bildschirmfoto 2019-10-20 um 12.27.34.png


Quelle: Airtech Europe Sarl
 
Moin Stefan,
mein "Ballon" ist aus 35er Silikon und direkt in der Form hergestellt...also sehr passgenau.
Die Ecken und kleinen Sicken sind dadurch sowieso schon etwas dicker geworden. Meinst du, das diese dicken Stellen schon als Anpresshilfe reichen könnten?

...und danke für deine Ausführlichkeit!
...und ja, ein Blick auf den Faserverlauf ergibt natürlich optimalere Strukturen, aber bei dieser Bootsgröße ist es einfach nicht nötig. Es gibt eigentlich nur zwei Kriterien:
Handling und Gewicht.
Man muss den Rumpf anfassen können, ohne gleich durchzugreifen und mehr als 65g ohne Ausschnitte sollte er auch nicht wiegen, da sonst zu wenig Blei ans Schwert kann.
Die ganzen Kräfte werden durch die internen Strukturen aufgenommen.
 

Gideon

Vereinsmitglied
mein "Ballon" ist aus 35er Silikon und direkt in der Form hergestellt...also sehr passgenau.
Die Ecken und kleinen Sicken sind dadurch sowieso schon etwas dicker geworden. Meinst du, das diese dicken Stellen schon als Anpresshilfe reichen könnten?

Ja, das denke ich.


Es gibt eigentlich nur zwei Kriterien: Handling und Gewicht.

Wie wäre es mit einem richtigen Sandwich (z.B. 50er IPN in 0,8 mm)?
 
Moin Stefan,
dann müsste ich mit extrem leichten Gelegen/Geweben arbeiten. Darunter würde dann wahrscheinlich die Griff-Festigkeit leiden (Abdrücke) und die Gefahr der Durchdringung von Fremdpartikeln (gegnerisches Boot:D) steigt auch an.
Im Endeffekt bin ich mit meiner Fertigungsmethode schon drüber. Die meisten Rümpfe werden einfach nur in zwei Formen (Rumpfschale + Deck) laminiert und dann zusammen gedengelt. Ein paar Wenige arbeiten mit Vakuum und ein Hersteller mit Pre.
Da ich aber aus der Fliegerecke komme und halbwegs weiß, wie Leichtbau geht, ist das Mögliche gerade gut genug. Plus/Minus 5g bringen mich nicht um, auch ist für mich persönlich die Optik Nebensache, aber es gibt halt auch Wünsche nach einer schönen Optik.
ich habe bei HP nen gespreiztes Köper mit 160g gefunden...davon habe ich mal nen Meter bestellt und werde es testen.
Ausserdem habe ich deinen Tipp mit Tschechien befolgt und warte auf ne Reaktion.
Nen Mixgewebe mit Kevlar ist für den großen Bruder in der Hinterhand, nur nervt mich da die Verarbeitung....das Zuschneiden ist für mich immer die Hölle.;)
 

Gideon

Vereinsmitglied
Moin Stefan,
dann müsste ich mit extrem leichten Gelegen/Geweben arbeiten. Darunter würde dann wahrscheinlich die Griff-Festigkeit leiden (Abdrücke) und die Gefahr der Durchdringung von Fremdpartikeln (gegnerisches Boot:D) steigt auch an.
Im Endeffekt bin ich mit meiner Fertigungsmethode schon drüber. Die meisten Rümpfe werden einfach nur in zwei Formen (Rumpfschale + Deck) laminiert und dann zusammen gedengelt. Ein paar Wenige arbeiten mit Vakuum und ein Hersteller mit Pre.
Da ich aber aus der Fliegerecke komme und halbwegs weiß, wie Leichtbau geht, ist das Mögliche gerade gut genug. Plus/Minus 5g bringen mich nicht um, auch ist für mich persönlich die Optik Nebensache, aber es gibt halt auch Wünsche nach einer schönen Optik.

Vom erreichbaren Faservolumenanteil ist das Schlauchblasen natürlich schon ganz weit oben. Das von mir erwähnte Sandwichmaterial hat allerdings eine sehr geschlossenzellige Oberfläche, sodass nur sehr wenig Harz in die Tiefe abwandern kann. Deshalb ja die Idee, es mit Deiner aktuellen Technik zu kombinieren. Muss ja nicht vollflächig sein.

ich habe bei HP nen gespreiztes Köper mit 160g gefunden...davon habe ich mal nen Meter bestellt und werde es testen.
Ausserdem habe ich deinen Tipp mit Tschechien befolgt und warte auf ne Reaktion.
Nen Mixgewebe mit Kevlar ist für den großen Bruder in der Hinterhand, nur nervt mich da die Verarbeitung....das Zuschneiden ist für mich immer die Hölle.;)

Der zusätzliche EP-Binder (bei Style e442) bringt nochmal deutlich einfacheres Arbeiten. Aramid als Hybrid mit Kohle (hat auch kosmetisch große Probleme mit der UV-Einwirkung bei transparentem IMC) würde ich nicht verwenden, nur als Innenlage ein reines Aramidgewebe.
 
Ich habe da ein paar gering gewölbte Flächen, die etwas steifer sein könnten. Da würde sich nen Sandwich-Aufbau schon lohnen...wo finde ich passendes Material, hast du da ne Idee?

...und beim großen Boot bleibe ich dann lieber bei 50er Glas aussen und dann zwei Lagen 93er CFK. Das hat sich bewährt und wenn ich die Form auch für die Ballontechnik noch einmal baue sind da auch knapp 100g weniger drin.
Danke für den Hinweis mit dem Kevlar-Hybrid. Das Kevlar UV-Probleme hat ist mir zwar bekannt, aber ich dachte, das IMC da als UV-Schutz ausreichen würde.
 
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