Bird of Time 60% (1,8 m - Plan Thornburg/Plecan): Baubericht

AndyI

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Hallo

Im letzten Winter habe ich mir vorgenommen, einen Balsaflieger als "Wiedereinstieg" in den Modellbau zu bauen. Das Resultat ist ein Bird of Time, skaliert auf 60% der Originalgrösse. Inspiriert wurde das Projekt massgebend durch Beiträge zum BOT in diesem Forum. Über den Sommer habe ich nun einige schöne Flüge damit absolviert, und auch der Bau hat mir sehr viel Freude gemacht.

Da ich ursprünglich nicht vorhatte einen Baubericht zu schreiben, sind nicht alle Bauphasen gleich gut mit Fotos dokumentiert. Aber einiges konnte ich noch zusammentragen, und so habe ich mich entschieden hier eine Zusammenfassung zu posten :)

Aber zuerst noch einige Hintergrundinfos zur Modellwahl. Mein Kriterien waren:
  • Holzflieger (einfach weil ich Lust hatte, etwas aus Balsa zu bauen)
  • Handliche Grösse. Der Flieger soll einfach zu transportieren sein
  • Möglichst einfaches RC-system. Also idealerweise zwei Achsen ohne weitere Funktionen
  • Ein Design welches mir optisch gefällt

Vom Design her fiel die Wahl bald auf den BOT weil ich den Flieger sehr schön finde, aber 3m und 1.5kg waren mir eine Nummer zu gross. Da ich sowieso vorhatte die Bauteile selber herzustellen, entschied ich mich dafür die Grösse auf 60% zu verkleinern bei einem Zielgewicht von "kleiner als 350g".

Der originale Bauplan von Dave Thornburg und Paul Plecan (aus der Januar 1979 Ausgabe der Zeitschrift "Radio Control Models") ist online frei verfügbar. Dazu der entsprechende Artikel welcher den Bau grob beschreibt. Ich habe mir also den Plan ausgedruckt und die A4-Seiten mit Klebestreifen zusammengeklebt, was erstaunlich gut funktioniert hat :) Weiteres Zubehör für die erste Bauphase war eine Schneidunterlage und ein scharfes Messer, ein selbstgebauter Schleifklotz, Backpapier und Bleistift zum Übertragen der Teile aufs Holz, eine Laubsäge, ein 5-er Satz Holzfeilen, Stecknadeln und ein Holzbrett als Unterlage. Dazu noch Holzleim, Sekundenkleber und Epoxy. Somit konnte der eigentliche Bau beginnen.

Der erste Schritt war das Ausschneiden der Bauteile für die Tragflächen.
 

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Ungustl

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Warum nicht Orginalgrösse?
Auserdem würde ich Querruder einbauen. Ein Flugzeug ohne Querruder ist wie eine Suppe ohne Salz.
 

Malmedy

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Ein gut gemachter 2-Achser (mit V-Form) macht sich aus QRs nicht viel. Was ich so sah, ist der BOT sehr wendig, da besteht keine Not.

100% Zustimmung! Das Ding ist mit 3m SEHR wendig und gutmütig, ich hab meinen auf 3,5m vergrößert, der geht immer noch eng um die Kurven, nur noch einen Zacken gemütlicher. Die Angst vor 3m und 1,5 kg ist total unbegründet.

Gruß, Michael
 

AndyI

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Balsa

Balsa

Der Holzkauf gestaltete sich etwas aufwändiger als anfangs gedacht. Die Angaben zu Gewicht und Schnittart in Dave Thornburgs Beschreibung wusste ich anfangs nicht zu interpretieren. Glücklicherweise habe ich nach etwas suchen diesen Artikel gefunden:

https://www.flugmodellbau-kirch.de/Balsaholz.htm

Da wird meiner Meinung nach das nötige Holzwissen (und einiges wissenswertes darüber hinaus) schön beschrieben (ab Kapitel 5).

Der Aufbau der Tragflächen ist weitgehend original, mit folgenden Abänderungen:
  • Beplankung an der Flügelwurzel nur bis zur dritten AA-Rippe in der vollen Tiefe. Danach abgerundet zum Holm hin. Die verte AA-Rippe habe ich zuerst eingebaut, aber anschliessend aus optischen Gründen wieder entfernt.
  • Die Nasenleiste oben bündig mit den Rippen verschliffen, und anschliessend die obere Beplankung von oben auf die Nasenleiste geleimt, dann die Eintrittskannte gemäss Schablone auf dem Bauplan verschliffen. Die Methode hat sich bewährt. Da die Beplankung nur 1mm stark ist ergibt das eine etwas grössere Klebefläche an der Nasenleiste.
  • Den Holm an der Flügelwurzel durchgängig mit Sperrholz respektive Balsa verkastet, damit der Kleber um das Alurohr beim Trocknen nicht davonläuft :-)
Das Gewicht einer fertigen Flächenhälfte unlackiert war 51 Gramm. Lackiert wurde der Flügel viermal mit unverdünntem PU Parkettlack (auf Acrylbasis, transparent glänzend, Marke Colodur). Zwischenschliff nach dem zweiten Anstrich. Das Gewicht des Rohbaus lackiert war dann 58 Gramm pro Flächenhälfte.
 

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AndyI

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Stabilo

Stabilo

Der Aufbau der Höhenruder war gemäss Original, abgesehen von einer zusätzlichen Schraube welche zur Sicherung dient.

Das Design des Seitenruders und der Flosse habe ich bei der Dynaflite-version abgeguckt. Beim Seitenruder jedoch die Rippen horizontal, also parallel zur Luftströmung orientiert. Zum Aufbau des Seitenruders und der Flosse habe ich mich einer Technik bedient, die ich irgendwo im Forum aufgeschnappt habe. Ein Stahlblech 0.8mm als Unterlage unter den Plan, dann mit Magneten 10 x 10 x 5 die Bauteile in position gehalten (siehe Foto). Das hat sehr gut funktioniert. Mit der Technik war es möglich, sehr viele Bauteile in einem Arbeitsgang (einmal Epoxy anmischen) präzise zu verkleben.

Der mit Abstand kniffligste Teil des Fliegers war die Anlenkung des Höhenruders. Es war eine Herausforderung, mit den engen Platzverhältnissen im Heck zurecht zu kommen. Der Umlenkhebel ist aus 1.5mm Sperrholz gefertigt. Um die Anlenkung vor dem Einbau zusammenbauen zu können, habe ich zwei Hilfsteile aus 0.5mm Sperrholz hinzugefügt (zwischen dem Ansatz der Seitenflosse und dem Hecksporn). Ich weiss ehrlich gesagt nicht, wie der Zusammenbau ohne diesen Trick funktioniert hätte :confused: Ich hänge ein Foto des Plans an, wo dieses Hilfsteil eingezeichnet ist. Das schöne daran war, dass die ganze Anlenkung vor dem Einbau getestet werden konnte.
 

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AndyI

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Stabilo

Stabilo

Und hier noch ein paar Fotos vom Zusammenbau des Leitwerks:
 

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AndyI

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Rumpf

Rumpf

Der Bau des Rumpfes war ein schöner Arbeitsgang. Viel weniger knifflig als die Ruderanlenkung :) und ich finde einfach das abgerundete Design des BOT super.

Als erstes wurde der Nasenblock aus Kiefer hergestellt und schon mal in die finale Form geschliffen. Dann alle Balsateile ausgeschnitten. Spant 1 ist in der breiten Variante gehalten (der Innenraum ist bei 60% Grösse schon eng genug). Als erstes habe ich den Nasenblock und die drei fertigen Spanten auf den Rumpfboden geleimt. Im zweiten Schritt dann die beiden Rumpfseiten mit Epoxy angeklebt (das ganze mit Gummibändern und Balsaresten so befestigt, dass die Rumpfseiten in die nötige Krümmung gedrückt werden und an den Spanten und der Nase schön aufliegen. Hier ist es gut, einen langsam härtenden Kleber zu nehmen. Bis das alles gut and gerade ausgerichtet ist kann es schon etwas dauern :) Als dritter Schritt bleibt dann noch das Einkleben des Rumpfrückens. Danach kommt der schönste Teil: Schleifen in die finale Form.

In folgenden Punkten weicht mein BOT vom Original ab:
  • Der Rumpfboden ist aus einem einzigen Bauteil vorn vorne bis hinten gefertigt (sehr leichtes Balsa)
  • Auf die Aufdoppelung der Rumpfseitenwände mit Sperrholz habe ich verzichtet. Dafür relativ schweres Balsa für die Seitenwände verwendet. Ebenfalls auf die Versteifung aus Sperrholz hinten im Heck verzichtet, dafür die Rumpfoberseite leicht Dicker gehalten.
  • Kein Hochstarthaken
  • Die Drehachse des Umlenkhebels für die Höhenruderansteuerung ist leicht tiefer, so dass sie von den Rumpfseitenwänden verdeckt wird (wie in der Dynaflite-variante)
  • Bei Spant 1 und 3 jeweils zwei Dübel fürs Einhängen der Gummis für die Tragflächenbefestigung. Die Idee ist, dass die Gummis nicht mittig zwischen den Tragflächenhälften liegen, sondern etwa 1cm im Flügel.
  • Die Gestänge zu den Servos verlaufen mittig, weil sonst die Krümmung des Gestänges zwischen Spant 1 und den Servos viel zu stark gewesen wäre. Die einzige Lösung die ich gefunden habe war, im Spant 1 zwei Schlitze zu machen um das Gestänge durch den Spant zu führen
Lackiert wurde der Rumpf gleich wie die Flächen mit dem PU Parkettlack.

Zur RC-Anlage:
  • Spektrum AR-400 4-Kanal Empfänger
  • Lipo 2S 350mAh 25C
  • BEC (JST)
  • Zwei Servos E-Flite EFLRS60
Leider habe ich keine Fotos vom Bauprozess des Rumpfes, aber einige Bilder des Rohbaus vor dem Einkleben des Leitwerks:
 

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AndyI

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Finish

Finish

Als letzter Schritt bleibt noch der Einbau des Seitenleitwerks in den Rumpf. Die Beplankung des Leitwerks besteht aus leichtem 1mm Balsa, welches im Bereich der Schlitze mit Sekundenkleber auf der Innenseite verstärkt wurde. Ich habe den Rumpf vor dem Einbau des Leitwerks komplett fertig geschliffen, um eine Beschädigung des Leitwerks während der Schleifarbeiten zu vermeiden. Dann den Draht für die Höhenruderanlenkung in den Umlenkhebel eingehängt und von hinten in den weissen Kunststoffschlauch im Rumpf eingefädelt. Das Einkleben mit Epoxy ist etwas heikel. Es wäre sehr frustrierend, wenn sich dabei Klebstoff in den Mechanismus verirren würde, denn wenn das Leitwerk einmal eingeklebt ist gibt es keinen Zugang mehr für Reparaturen oder Korrekturen. Als letztes wurden die Beplankungen mit Holzleim angeklebt und verschliffen.

Nach dem finalen Verschleifen des Leitwerks ist der Rohbau fertig. Das Gewicht des kompletten Rohbaus ohne RC und ohne Blei war 180g.

Für die Bespannung habe ich Oralight gewählt (36 g/m2). Der Saum um die Rippenfelder ist etwa 1cm breit. Auf dem lackierten Holz haftet das Oralight sehr gut. Die Torsionssteifigkeit der Flügel und des Höhenruders ist durch die Bespannung nochmals deutlich angestiegen.

Beim Auswiegen habe ich den Schwerpunkt auf die Hinterkante des Holms gelegt, um ein wenig Reserve zu haben. Etwas Blei in der Nase war nötig (ich schätze etwas 25g). Abflugfertig wiegt der Flieger jetzt 306g.
 

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AndyI

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Flug

Flug

Und nun noch die ersehnten ersten Flugbilder :) Videos und Bilder in besserer Qualität möchte ich noch machen und werde sie dann gegebenenfalls später posten.

Beim Erstflug hatte ich einen leichten durch Thermik angetriebenen Hangwind. Vergleichen kann ich nicht wirklich, aber ich finde der Flieger liegt stabil in der Luft und reagiert auf Steuerimpulse sehr direkt.
Bei einem der späteren Flüge bei ziemlich starkem Wind waren bei einem Abstecher in die Verwirbelungen über einem Haus fast Maximalausschläge des Seitenruders nötig, aber auch diese Situation war durchaus kontrollierbar. Der Schwerpunkt scheint nicht schlecht zu stimmen, somit werde ich vorerst nichts ändern. Sehr schön ist die langsame Fluggeschwindigkeit die bei der Landung möglich ist.
 

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AndyI

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Besten Dank allen für die Komplimente. Das freut mich sehr!
Ich habe viel beim Bau dieses Fliegers gelernt, und hoffe ich konnte im Bericht das eine oder andere weitergeben.

Beste Grüsse
Andy
 

pawasta

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Tolles Modell, guter Bericht

Tolles Modell, guter Bericht

Hallo Andy

Sehr guter Bericht, spornt an! Deinen BoT kenne ich ja persönlich und er ist wirklich sehr gut gelungen! Respekt für Deine sehr präzise Arbeit!

Liebe Grüsse auf diesem Weg.
Paul
 
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