Von der Datei zum Dekor - ein "How To"

hallo liebe Modellgemeinde,

ich möchte nun endlich mein Versprechen gegenüber Eckart Müller einlösen, und hier einen Thread mit darauffolgendem Magazinbeitrag zum thema Decals machen.
Als anschauungsprojekt soll ein HotSpot Turbinentrainer dienen, der bei mir später als "fliegender Teststand" dienen soll. Die Designauswahl landete bei der berühmten "Bicentennial"-Lackierung der F-4 in USA 1976.

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Quelle: www.boeing.com

Die schönen tage habe ich genutzt um das Modell zu verschleifen und mit 2K-autolack zu lackieren.....Die bildqualität ist wegen meiner handycam nicht die weltbeste, und reflektionen bzw auch schatten haben den lack scheckig aussehen lassen, was er gar nicht ist.....

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Da die "downloadbare" version des decalbogens in vielen teilen weit vom original weg war, entschloss ich mich einen baukasten in 1:48 der Firma ESCI zu kaufen. Die decals wurden gescanned, und im Blitzverfahren durch Eckart Müller vektorisiert (ein schönes tutorial dazu gibts auch im magazin).

Diese Datei wurde nun mithilfe vom guten alten maßband auf das Modell in der größe "angepasst" und auf Papier gedruckt. Dies soll die größe bestätigen, nicht das es nach dem Druck böse überraschungen gibt....deswegen reicht der "entwurf"-modus des druckers auch voll aus.

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Hier erwies sich der Papierdruck als super, da diese 2 decals zu klein waren und jeweils ca 15% wachsen mussten

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Man entschuldigt bitte die blauen Finger im Bild, diesmal musste ich die teile beim Lackieren selbst halten....ein "schlumpfenmensch" war somit das resultat, zumindest an den fingern...
 
Die Corel-Datei wurde in der Größe angepasst, und zum Druck auf dem Alps MD-5000P vorbereitet. Dieser Drucker verfügt über Feststoff-Tintenbänder welche mittels Thermotransferverfahren auf das Trägerpapier "aufgeschmolzen" wird. Das besondere an diesem verfahren ist, dass zig verschiedene Sonderfarben möglich sind. Von dem bei Decals stets benötigten Weiß bis zu Metallikfarben, Gold, Silber, Alu und anderen effektbändern ist alles möglich mit dieser (leider sehr kostspieligen) Wundermaschine.

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Die maximale auflösung beträgt nur 600*600 dpi im decal-modus, daher kommen viele standardfarben nur sehr pixelig raus. Die lösung dazu liegt im erstellen von "ebenen", denn wenn man mehrere farben übereinander legt schimmern die darunterliegenden durch.....so kann man dann eine saubere pixelfreie neue farbe bekommen. Ein sauberes schönes blau bekommt man z.B. durch das überlagern von 2 lagen reinem "cyan" über eine lila basis.
Für ein kräftiges Rot braucht man dann 2 lagen magenta und 2 lagen gelb. (Hier kann man den Alps auch mit Corel direkt "austricksen", da das standard Rot von Corel den Alps zum auftragen einer Lage Magenta und einer Lage Gelb zwingt.
Die datei wird also 2 ebenen haben. In der ersten wird die Datei in den gewünschten Farben gedruckt.

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In der zweiten Ebene muss dann nur noch die zweite schicht rot aufgetragen werden. Diese muss Deckungsgleich mit der ersten sein, es empfiehlt sich also die Objekte mit "Copy and Paste" in der selben datei auf eine andere seite zu pflanzen. Diese Seiten werden bei mir gleich in druckreihenfolge gebracht, das erleichtert später die Arbeit beim Print-vorgang.

Grafik2.jpg
 
Etwas mehr aufwand ist da die Seite mit der "76" am Leitwerk. Durch die sehr dunkle basisfarbe muss das Weiß 3-schichtig aufgetragen werden um vernünftig zu decken und nicht durchzuschimmern.

Der Datei- und somit der Druckaufbau wird also (analog zum 2-schichtigen Beispiel) 5-schichtig gewählt.

Im ersten Durchgang werden die schwarzen kleinen Wartungshinweise gedruckt.

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Jetzt kommt der erste Weiß-durchgang. Dieser stellt sich in Corel als komplett schwarz dar, und wird dem Drucker in seinen Einstellungen ("white undercoat") als weiß definiert. Das sieht dann in etwa so aus:

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Da manche decals auch schon auf einer hellen Basis sitzen, oder auch nicht 3 Lagen weiß benötigen da noch andere Farben dazu kommen (siehe die zahl "76" die später gelb wird), wird der nächste durchgang von einigen elementen "befreit". Leider spart dies keine Tinte, da der Drucker dieses Farbband unabhängig davon abrollt ob an der Stelle gedruckt wird oder nicht....
Diese datei wird 2 mal in folge ausgeführt um die gewünschten 3 schichten zu erreichen.

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Zu guter letzt kommen noch die roten Warnhinweise, und dann ist auch dieser bogen so weit

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Die anderen beiden Bögen (Schriftzug "US NAVY VX-4" und "Bicentennial") können einschichtig ausgeführt werden, da sie nur einfarbig entstehen.

Morgen werden die Dateien auf Wasserschiebebild-trägerfolie der firma ACT gedruckt und anschliessend per Hand ausgeschnitten (ein kleiner Schneidplotter ist geplant sobald ich mal einen günstig aus e-bay abräumen kann ;-) )....entsprechende weitere Berichte gibts also morgen.
 
Heute morgen sind dann erst mal die aufbereiteten dateien aus dem Drucker geflattert:

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Diese werden dann (per hand) ausgeschnitten.

Bis hierher war das alles sehr "theoretisch", und die meisten kennen es nur vom "in Auftrag geben". Ab hier soll es praktischer werden, und vor allem die "endverbraucher" etwas führen.

Beim ausschneiden ist darauf zu achten, dass nicht zu viel über steht und die ecken sauber abgerundet werden. Radien tendieren viel weniger zum aufstellen als Ecken.
Es empfiehlt sich auch, keine einschnitte zu machen wie beim Adlerkopf zu sehen. Der Versuch diese aufzubringen endete in einem gerissenen gekrümpelten decal welches weggeschmissen wurde..... lieber ohne die einschnitte aufbringen, und diese dann auf dem modell mit dem skalpel einschneiden und abziehen.

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Diese 2 flüssigkeiten stammen von Mr. Mark, und sind für die arbeit mit decals unumgänglich:

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Im blauen Fläschchen befindet sich die "SET" flüssigkeit, etwas milchig und weiß. Diese ist eine art "haftverstärker" und wirkt als weichmacher, so dass sich das decal auch um radien schmiegt. Ausserdem ist es ein "luftblasen-auffangbecken". Wenn sich unter einem decal feine Luft sammelt (z.B. wegen unebenheiten o.Ä.), dann schimmert es an dieser stelle später silbern....sehr unansehnlich. Die flüssigkeit sorgt dafür, dass das decal "schwimmt" ohne luft darunter zu haben.

Im grünen Fläschchen findet sich das "SOL", ein reiner weichmacher der von oben aufgebracht wird, an den stellen wo ein decal noch weicher werden muss. Überall dort wo sich feine nieten, panellines o.Ä. verbergen wird diese aufgetupft.
 
Ab aufs Modell

Ab aufs Modell

Jetzt wollen wir mal unsere Decals aufbringen.

Erst werden sie in handwarmes Wasser getaucht, bis sie komplett durchnässt sind.

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Danach sollen sie flach aufliegend (ausserhalb vom Wasser) einwirken und sich selbstständig vom Trägerpapier lösen. Auf keinen fall im Wasser lassen, da hier höchstens das decal wegschwimmt und der Kleber abgewaschen wird.

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Derweil das Decal einweicht kann die stelle auf der das decal zum liegen kommen soll mit dem "SET" vorbereitet werden. Die flüssigkeit nehme ich maximal bis 2-Finger-breite Decals, da die größeren dann zu weich werden und sich nicht mehr sauber positionieren lassen.

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In jedem Fall ist darauf zu achten, dass sich viel flüssigkeit unter dem Decal befindet. Liegt es erst mal auf dem Lack auf, so ist es fast unmöglich zu positionieren.
das Decal wird nun ein kleines stück vom Trägerpapier geschoben, und mit der gelösten Ecke auf das Flüssigkeitsbett gesetzt. Mit einem sauberen und vorsichtigen Finger (alternativ auch Pinzette) wird diese ecke gehalten, und das blaue Papier vorsichtig herausgezogen so dass das Schiebebild sauber zum liegen kommt.
Mit viel flüssigkeit und vorsichtigen schiebebewegungen kann man es in die endgültige position bringen. Große decals niemals auf einmal schieben, sondern an einer Seite anfangen bis sich Falten bilden, dann auf der anderen seite der Falten ziehen bis die Falten wieder "vor der Hand" sind.....so arbeitet man dann den faltenbalg quer übers decal und vermeidet so ein einreissen wegen zu festem ziehen am ganzen Dekor.
Wenn eine ecke "umschlägt" oder drunter rutscht, so kann sie mit einem feinen Pinsel und viel Flüssigkeit wieder herausgezogen werden.
Nur keine panik oder hektik, das ganze erfordert viel geduld und Zeit. Für die Adlerköpfe saß ich gut 15 minuten pro seite bis sie "gepasst" haben.

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Sitzt das Decal dort wo es soll, so bin ich der festen überzeugung das es festgedrückt werden muss. Manche lassen es einfach 2 stunden in ruhe bis die flüssigkeit darunter herausgetrocknet ist, jedoch hat das bei mir schon oft zu Falten geführt, gerade bei sehr großen Schiebebildern.
Ich gehe dabei so vor: mit einem weichen Tempo-taschentuch fixiere ich die mitte (horizontal oder vertikal, je nachdem wie ich lustig bin). Mit sanften streichbewegungen wird nach und nach die flüssigkeit rausgeschoben, bis das decal sauber auf der oberfläche aufliegt. Von da aus arbeite ich mich nach aussen, und schiebe mit jedem "streicheln" etwas mehr flüssigkeit heraus. Ein wenig flüssigkeit wird unter dem decal bleiben, das ist nicht schlimm und sogar erwünscht, also nicht zu fest andrücken....
Ein wenig ausprobieren bringt einen hier weiter als 1000 worte.
 
Der linke Adlerkopf sitzt schon....

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...da wird der linke angesetzt und positioniert. Abwechselnd von oben und vorne peilen hilft dabei eine "spiegelverkehrte" position genau zu erwischen.
Man beachte, dass das blaue trägerpapier teilweise unter dem decal gelassen wurde, da es sich hier besser positionieren lässt.

Bild101.jpg


Nach dem andrücken sitzt dann auch diese seite.....

Bild102.jpg
 
Die decals sind nun aufgebracht (bis auf ein paar kleinigkeiten).
Wenn die ganze Flüssigkeit getrocknet ist kann die Maschine von den Flüssigkeitsrändern und Fingerabdrücken befreit werden. Dazu nehme ich ein feuchtes tuch, evtl. mit etwas spiritus oder alkohol "angehaucht" um die hartnäckigen Flecken weg zu bekommen. Auf keinen fall verdünner, lösungsmitel oder harte reiniger nehmen. Die decals sind an der oberfläche genauso empfindlich wie sie beim aufbringen in sachen Reißfestigkeit sind.

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Nachdem alles sauber ist werden sie noch mit einer schicht Klarlack versiegelt. Die Decals selbst versehe ich nicht direkt mit einer deckenden schicht, sondern "nebel" sie leicht an, las sie antrocknen, und nebel erneut leicht darüber. Bei den intensiven Lösungsmitteln in 2K lacken lann es sonst zum anlösen der Tinte kommen. Nach 2-3 Nebel-gängen kann man getrost eine deckende schicht aufbringen.

Jetzt ist die Oberfläche versiegelt und die Dekore geschützt. Flugbetrieb, kerosin, sprit und öl sowie der "tägliche putzbetrieb" kann dem finish nun nichts mehr anhaben....
 

F104G

User
Hi Hank

Hi Hank

Hi hank,
sieht echt gut aus, wann gehst mit den Vogel in die Luft?
hab die gleiche zermonie mit den Schiebebildern bei meiner 104 vollbracht. Sau Arbeit
Wie siehts mit der großen F4 aus ?
Die Lackierung würde da auch gut passen... dürft aber dann keine E oder F
machen:D

Gruß
roland
 
Hy Roland,


wann der vogel in die luft kommt steht und fällt mit unserem triebwerk. Noch läuft es nicht zuverlässig durch....sobald es das tut soll der teststand auch abheben :-). Vielleicht packen wirs zum Neuburger JetMeet schon...hinstellen werd ich ihn da auf jeden fall zusammen mit der F-86....und mich dann ins senderzelt verkriechen :-)

Tja, die F-4....*g* Ich sag mal so: wenn man sie geschickt trennt dann kann man auch ne kurznase machen :-).

Und herbi, so langsam solltest du merken das du mit deiner ewigen selbst-anpreiserei weder kunden noch freunde hier im forum gewinnst. Persönlich geht mir dein werbe-spam ziemlich auf die nüsse....das zieht sich durch sämtliche forenbereiche.

Viele grüße
 

herbi

User gesperrt
ich will hier nicht unbedingt massive werbung machen sondern mal aufzeigen welche vielzahl an möglichkeiten es gibt,da sicher sehr viele leute das nicht wissen.ich bin seit 30jahren als zulieferer im grafischen gewerbe.
ich möchte es vielleicht den leuten auch einfacher machen indem ich mt meinem wissen nicht hinterm berg halte.z.b. das mit den siebdruckfarben die billiger sine wie autolacke und auf 99% aller materialien einsetzbar sind
 
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