Wieso rennt der nicht? - Conrad Solo vs. Simprop Micro Excel

Moin,
vorhin bin ich im Hangar über die Reste von zwei ARF Kleinhotlinern gestolpert:

1. Die Fläche vom Conrad Solo
Screenshot_20180317-094800.png
Screenshot

2. Der Rumpf vom Simprop Micro Excel
IMAG0490.jpg


Was die beiden miteinander zu tun haben, erzähle ich euch hier. Das ganze liegt ca. 10 Jahre zurück und könnte jetzt eine Fortsetzung bekommen. Mal sehen.
H.
 
1. Anlauf mit dem Billigheimer

1. Anlauf mit dem Billigheimer

Der Solo wurde damals von Conrad als ARF mit eingebautem Speed 480 Bürstenmotor angeboten. Kostenpunkt wenn ich mich recht erinnere unter EUR 100,-. Mit 1250mm Spannweite und dem oben gezeigten Rumpfdesign entsprach er bis auf das Kreuzleitwerk den Abmessungen des Micro Excel. Und den hatten wir kurz vorher in Aktion gesehen - was bei meinem Sohn eine spontane Sympathie für kleine, schnelle Segler weckte. Sowas musste her, zumal der kleine Excel auch ohne Antrieb satt Durchzug hatte.
Gut EUR 200,- für das Simprop Teil waren aber eine herbe Ansage, und so wurde es dann der Solo zum halben Preis. Epoxyrumpf und vollbeplankte Holzfläche machten gar keinen schlechten Eindruck.
Der 480er flog raus und wurde durch einen 170g/28mm/1500/min/V Innenläufer ersetzt, der mit 3S und einer 9x5“ Klapplatte den kleinen Vogel locker senkrecht in den Himmel schoss.
Und jetzt:
Motor aus - Anstechen - tief über den Platz uuuund - nix mehr! Der ganze Speed auf den ersten 10 Metern nach dem Abfangen verpufft! Kein Durchzug, keine Dynamik, nix Hotliner. Das konnte der Micro Excel echt viel besser.

Abgesehen davon flog der Solo recht anständig, aber eben nicht wie ein Hotliner. Die Gleitleistung war eher unterirdisch. Irgendwas musste da beim Kopieren des Simprop-Konzeptes schiefgegangen sein.
Hmmm.
 
2. Versuch mit dem Original

2. Versuch mit dem Original

Glückliche Umstände führten wenig später zu einer unerwarteten Einmalspende des Haushaltsvorstandes in die Hobbykasse. Davon wurde ein Micro Excel ARF angeschafft und der Antriebsstrang nebst übriger Innereien aus dem Solo transplantiert. Zur Ausführung und Ausstattung des Kits von Simprop sei hier nur kurz bemerkt, dass ich das Ding in Sachen Preis/Leistung für eine bodenlose Frechheit halte. Baut man die Servos nach Anleitung ein, sind sie wegen der hinten abgekröpften Züge auf Nimmerwiedersehen im Rumpf verschwunden. Die Durchführungen der Servokabel in der Fläche sind mehr als knapp, und mit der gedankenlosen Befestigung der Fläche auf dem Rumpf sind bei Landungen mit Grasbüscheln vor einer Fläche auch die so cool aussehenden Kohleverstärkungen überfordert. Der Rumpf knackt einfach weg. Das V-Leitwerk klammert sich verzweifelt an ein Holz-Formteil, das mit seiner viel zu kleinen Klebefläche bei jeder halbwegs sportlichen Hanglandung eine Leitwerkshälfte freigibt. Nää.

Aber fliegen tut das Ding - genial! Der glückliche jetzt-doch-noch-Hotliner-Pilot ballerte mit Begeisterung an der Hangkante entlang und hielt dabei erstaunlich gut mit viel edleren Teilen à la Flying Special mit.
So gesehen also ein voller Erfolg.
 

heikop

User
Baut man die Servos nach Anleitung ein, sind sie wegen der hinten abgekröpften Züge auf Nimmerwiedersehen im Rumpf verschwunden. Die Durchführungen der Servokabel in der Fläche sind mehr als knapp, und mit der gedankenlosen Befestigung der Fläche auf dem Rumpf sind bei Landungen mit Grasbüscheln vor einer Fläche auch die so cool aussehenden Kohleverstärkungen überfordert. Der Rumpf knackt einfach weg. Das V-Leitwerk klammert sich verzweifelt an ein Holz-Formteil, das mit seiner viel zu kleinen Klebefläche bei jeder halbwegs sportlichen Hanglandung eine Leitwerkshälfte freigibt. .

Das kann ich so nicht bestätigen, beim Servoeinbau muß man ja keine Z-Kröpfung am V-Leitwerk verwenden, man kann den Anlenkdraht
auch so formen daß man ihn durch Drehung aushängen kann. Das klappt bei meinen 2 Micros einwandfrei und ich kann die Servos problemlos
ausbauen.

Die Leitwerke habe ich bei meinem gebraucht gekauften E-Micro ganz ohne Holzprisma nur mit angedicktem 5Min-Epoxy-Microballon-Gemisch
auf den angeschliffenen Ersatzrumpf geklebt, beim Segler-Micro nach Vorgabe mit Holzprisma und Epoxy. Den E-Micro-Rumpf hatte ich erneuert
weil der Vorbesitzer sehr eigenwillige Vorstellungen hatte. Beides hält bisher bombenfest wobei der E-Micro schon einiges
hinter sich hat. Der Segler-Micro wird mittels Bungeegummi nach oben geschossen und ist auch damit nicht überfordert.

Für normale Einsatzbedingungen ist auch die Flächenbefestigung vollkommen ausreichend und eine M4 Nylonschraube verhindert auch
Schäden am Rumpf. Letztes Jahr am Spitzbühl noch getestet, Micro-Excel gesund, Baum etwas gelichtet.

Vor 2 Jahren habe ich allerdings den E-Micro ebenfalls am Spitzbühl "hart gelandet", Fläche angebrochen, Rumpf ebenfalls aber alles reparierbar,
in dem Zustand hat er letztes Jahr den Baum durchflogen. Eine gebrauchte Ersatzfläche liegt hier noch rum, die Rümpfe sind immer noch die ersten
seit ich die Micros besitze.

Ich finde die Dinger genial und kann, da beide nicht neu gekauft, auch über den Preis nicht meckern.
 
Das Profil ist d o c h nicht egal...

Das Profil ist d o c h nicht egal...

Der Vergleich zwischen den beiden Modellen brachte als offensichtlichen Unterschied zutage, dass beim Micro Excel das dort verwendete MH-43 durch einen messerscharfen Nasenkreisradius gepimpt wurde, während die etwa gleich dicke (oder dünne) Fläche des Solo eine seeehr stumpfe Nasenleiste aufwies.

Die Solo-Fläche habe ich eingelagert und für den Rumpf kurzerhand eine Vollschalenfläche mit Clark-Y 10% gebaut:

IMAG0659.jpg

Damit und mit einem gemässigten Antrieb und 500g TOW funktionierte der plötzlich richtig gut. Zeitweise waren die beiden sogar gleichzeitig im Einsatz:

IMAG0670.jpg
auf der Halde
 
Jahre später...

Jahre später...

Die Micro-Excel Fläche ist irgendwann meiner Blödheit zum Opfer gefallen und war nicht mehr reparabel. Der Solo mit der CY10 Fläche wohnt inzwischen im Hangar meines Sohnes.
Somit dämmerten bei mir der Micro-Excel Rumpf und die originale Solo Fläche vor sich hin. Bis jetzt.
Und weil manchmal eine Idee erst den Weg ins Gehirn finden muss, bin ich erst neulich darauf gekommen, daraus einen Hybriden zu stricken. Nur blieb die Sache mit dem Nasenkreisradius - aber auch dafür findet sich eine Lösung!
 
Aus rund mach spitz(er)

Aus rund mach spitz(er)

Der Ausgangszustand an der Nasenleiste der Solo Fläche ist wie gesagt ziemlich rund:

IMG_20180317_064629.jpg

Und wie ändert man den NKR an einer Fläche, die komplett fertig bebügelt ist, ohne die ganze Folie abzureissen? Naja, da ich hier sowieso nichts zu verlieren habe, bin ich mit einer neuen Klinge im Balsahobel einfach oben und unten in mehreren Schritten an der Nasenleiste längs gegangen. Wie bei Loriots 3-Minuten-Ei nach Gefühl.

IMG_20180317_070305.jpg

Nach etwas Verschleifen sah das dann eine viertel Stunde später so aus:

IMG_20180317_070408.jpg

Der Unterschied ist deutlich erkennbar.

Aerodynamik-Füchsen, die jetzt gequält aufjaulen, sei an dieser Stelle gesagt: mir ist klar, dass das hier nix mit seriöser Wissenschaft zu tun hat. Es ist lediglich ein Experiment mit einem Flügel, der in seiner ursprünglichen Form nicht funktioniert. Schlimmer kann es also nicht werden, und falls es mit der angespitzten Nase tatsächlich besser werden sollte, dann ist das nur ein weiterer Beweis für die Langmut der Physik - solange man keine Grenzbereiche ausloten will.
 
Da die bearbeitete Nasenleiste jetzt ziemlich nackt in der Gegend steht, muss da wieder ein Streifen Folie drauf:

IMG_20180317_183736.jpg

IMG_20180317_183712.jpg
spitz und bunt
 
Zusammenstecken

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Nach einigen Anpassungsarbeiten, deren Details ich dem Auditorium hier erspare, findet sich die Solo Fläche an ihrem Platz auf dem Micro-Excel Rumpf ein:

IMG_20180317_183229.jpg

IMG_20180317_183255.jpg

Das Cubgelb an der Nase schlägt die Brücke zum Originalfarbton am VLW.
Jetzt ist erstmal Pause: ich muss noch einen Antriebsstrang beschaffen...
 
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