Europameisterschaft Ungarn 2017

Hallo zusammen,
Nachdem wir nun alle wieder sicher zu Hause angekommen sind kann ich nun auch ein paar Zeilen schreiben.
Zuerst mal zum Wettbewerb selbst und der Organisation.

Der gesamte Wettbewerb fand auf einem Sportflugplatz in Ungarn, zwischen den Orten Gyula und Békéscsaba statt. Die Landebahn ist leider zu schmal für uns, aber es stehen unendlich viele Wiesen zum Fliegen zur Verfügung. Speed wurde auf einem Vorfeld geflogen, welches groß genug ist. Für Teamrace gibt es eine extra angelegte asphaltierte Piste. Combat und Kunstflug fanden auf Rasen statt. Das Wetter war perfekt. Sonnenschein und leichte Brise bei Temperaturen zwischen 30 und 40°C

Man merkt deutlich, dass der Veranstalter der EM selbst aktiver Teamracer ist und sich auch für Speed engagiert. Für diese beiden Kategorien standen schöne Hartpisten zur Verfügung.
Aber selbst hier wurde die Organisation kurzfristig und aus der Not heraus (es war einfach sonst keiner da) von Teilnehmern übernommen welche, obwohl mit Modellen angereist, auf Ihren Start bei der EM verzichteten und stattdessen die Organisation übernahmen.
Zum Training gab es eine Hartpiste direkt neben dem F2A Kreis. Diese wurde jedoch, wenn ich recht weiß, nur von Teamracern benutzt, da dort kein Pylon für F2A zur Verfügung stand.
Fazit für F2A und F2C:
- Pisten Okay
- Personal/Organisation dank zur Hilfe eilender Teilnehmer Super

Zu F2D kann ich wenig berichten. Hier ergab sich nicht viel Gelegenheit mit Teilnehmern zu sprechen. Aber allem Anschein nach lief der Wettbewerb dort reibungslos. Wobei hier die Organisation von den üblichen Verdächtigen übernommen wurde. Eine Gruppe von ehemals aktiven Combat Pilotenwelche auch z.B. schon in Landres (Fr) sich um einen reibungslosen Ablauf bei F2D gekümmert haben. Diese wurden von lokalen Helfern beim Schnitte-Zählen etc. unterstützt.
Der Kreis war für Combat Ansprüche mehr als ausreichend. Und Trainingspisten gab es im Überfluss. Hier konnte man praktisch überall auf dem Weitläufigen Gelände des Sportflugplatzes fliegen.
Fazit für F2D:
- Piste Okay
- Personal / Organisation dank der Experten sowie vieler Helfer Super

Nun zu F2B Kunstflug. Als aktiver Teilnehmer dieser Klasse war ich natürlich hauptsächlich auch dort anzutreffen. Ich kann hier also etwas mehr berichten. Leider jedoch nicht nur Gutes.
Bei unserer Ankunft am Platz waren zwei Kreise für F2B markiert und vorbereitet. Seit Jahren ist es eigentlich üblich F2B auf zwei offiziellen Kreisen zu fliegen, demzufolge war das erst mal keine Überraschung. Beide Kreise waren mit Höhenmarkern versehen zur Anzeige der 1,5m Flughöhe sowie zur Unterteilung des Kreises in 1/8 Kreise. Auf dem als „official Circle B“ markierten Kreis fand gerade der Vorwettbewerb statt und es wurde eifrig geflogen. Der Zustand dieses Kreises war nicht gerade berauschend, aber akzeptabel.
Der mit „official Circle A“ markierte Kreis war verwaist. Bei näherer Betrachtung war auch gleich klar warum. Der Rasen war ein besserer Acker. Löcher in der Grasnarbe welche mit Stücken von Rollrasen notdürftig abgedeckt wurden. Gemäht war er auch nicht, geschweige denn gewalzt. Einstimmiges Urteil aller befragten: Unbefliegbar!
Zudem gab es einen „offiziellen“ Trainingskreis. Dieser war etwas rauer als der „official Circle B“ was dazu führte das sich einige bei der Landung ihre Fahrwerke ausgebaut haben.
Glücklicherweise ist das Gelände des Flugplatzes groß genug und so fanden wir ein Plätzchen etwas abseits welches in den kommenden Tagen unser Trainingsdomizil wurde. Hier war der Rasen genauso gut oder schlecht wie im offiziellen Trainingskreis.
Nachdem es anscheinend viele Beschwerden an den Organisator gab bezüglich der Kreise wurde ein Stück der asphaltierten Landebahn als neuer Kreis A vorgeschlagen. Leider war der Asphalt nicht breit genug und die Modelle flogen an beiden Seiten deutlich über die Wiese hinweg. Diese war jedoch so rau und ungemäht das an einen sicheren Flugbetrieb dort nicht zu denken war. Man hätte müssen Punktlandungen genau am Anfang des Asphalts machen müssen und zudem hoffen, dass das Modell nicht zu weit ausrollt. Im Gras hätte man sich sofort das Fahrwerk beschädigt. Erneut gab es viele Beschwerden seitens der aktiven. Nach einigem Hin und Her wurde dann entschieden, dass die EM einzig auf dem „official Circle B“, dem besten Graskreis also, geflogen wird. Es wurden dort also 4 Vorrunden geflogen, jeweils eine Runde am Tag beginnend Montag. Die Punktrichter wurden in zwei Dreiergruppen unterteilt und jeder flog zweimal vor jeder Gruppe Punktrichter. Am Ende ging dann der jeweils beste Flug vor jeder Gruppe Punktrichter in die Wertung ein. In meinen Augen war das die einzig vernünftige Lösung. Die besten 15 Piloten der Vorrunde flogen dann am Freitag ein Finale vor 5 Punktrichtern auf „official Circle B“. Das Finale ging über 3 Runden, wobei die besten zwei gewertet werden.
Den Punktrichtern gebührt allergrößter Respekt! Sie leisteten bei der Affenhitze täglich einen sehr guten Job, immer fair und gerecht. Ich denke keiner konnte sich über seine Wertungen beschweren.
Der Circle Marschall und seine Helfer haben ihre Sache auch gut gemacht, und das trotz mangelhafter Englisch Kenntnisse.
Fazit für F2B:
- Piste unbefriedigend
- Personal / Organisation Super

Anzumerken gilt es, dass die einzelnen Wettbewerbe alle reibungslos abliefen. Verantwortlich hierfür waren vor allem die Leute am Kreis, die Punktrichter, Helfer, Circle Marschalls, etc. Ihnen ist es zu verdanken das die EM am Ende doch als Erfolg gewertet werden kann.

Kurz ein paar Worte zu den gezeigten Flugleistungen im F2B.
Die Leistungsdichte war enorm hoch, wohl auch weil alle Vorrundenflüge unter idealen Bedingungen (leichte konstante Brise ohne eine Spur von Turbulenz) stattfanden. Es fällt wirklich schwer unter den Top 20 überhaupt Unterschiede zu sehen. Alle fliegen fast perfekt. Was auffällt ist die Tendenz zu klein geflogenen Figuren. Wer größere Figuren als die erlaubten 45° fliegt hat echte Nachteile. Auch fliegen viele ihre Unterkanten fast schon etwas zu tief. 1,5m sind schon fast die Obergrenze. Die Ecken werden sehr knackig geflogen. Besonders die Top 5 Piloten zeigen ein sehr scharfkantiges Programm mit sehr scharfen ecken, niedrigen Pullouts (1,2m bis 1,5m) und exakt eingehaltenen 45°. Das ist dann sehr „Regelkonform“, sieht jedoch nicht sehr ästhetisch aus.
Der einzige der Top Piloten der sich etwas von der Masse abhebt ist Igor Burger. Er fliegt wie oben beschrieben, und das mit bestechender Präzision! Alle, wirklich ALLE Figuren sind gleich groß. Jeder Pullout liegt bei genau 1,4m mit einer Abweichung von max. 10cm. Absolut Phantastisch! Er wurde dieses Jahr dicht gefolgt von Marco Valliera aus Italien. Einige von Markos Flügen waren mindestens genauso gut wie Igor, aber es fehlte ein wenig die Konstanz. Danach folgte Zbynek Kravcik aus der Slowakei, ebenfalls ein phantastisch guter Pilot.

Und jetzt noch ein paar Worte zur Technik in F2B.
Mehr und Mehr Leute setzen auf elektrische Antriebe. Die meisten Top Piloten haben dabei aktive Regler im Einsatz. Die Top5 sind komplett elektrisch, danach erst kommen die Verbrenner.
Bei den Verbrennern kommen größtenteils 2 Takt Motoren aus Ukrainischer und zum kleinen Teil Russischer Herstellung. Rohr-Antriebe sieht man nicht mehr. 4T Motoren habe ich nur bei einem Italiener gesehen.
Als Besonderheit sticht der E-Antrieb der Polen heraus. Sie verwenden einen Elektro Motor mit Getriebe und gegenläufigen Propellern. Das scheint inzwischen sehr gut zu funktionieren. Ich bin gespannt wann dieses System Nachahmer aus anderen Ländern findet.
Bei den perfekten Flugbedingungen welche in Ungarn vorherrschten war es aus meiner Sicht für das Resultat egal ob Verbrenner oder E-Antrieb zum Einsatz kam. Ich sah vielleicht einen kleinen Vorteil bei (perfekt abgestimmten) Verbrennern, da diese im Sturzflug nicht so sehr beschleunigen. Aber das war minimal.
Als zum Finale der Wind deutlich zulegte konnte man einige E-Modelle sehen denen es etwas an Leistung fehlte. Aber auch hier sind die Unterschiede inzwischen sehr gering. Vielleicht bietet der E-Antrieb den Vorteil der besseren Konstanz. Jeder Flug ist gleich, was beim Training und im Wettbewerb unter Umständen ein Vorteil sein kann. Auch gibt es keine Überläufer (zu lange Laufzeit) oder im Eifer des Gefechts falsch eingestellte Düsennadeln.
Man kann sagen, unter dem Strich sind beide Systeme gleichermaßen Konkurrenzfähig.

Bei den Modellen spaltet sich das Feld im Wesentlichen in zwei Gruppen:
- Max-Bee von Igor Burger und seine Ableger und Nachahmer.
Sehr viele der eingesetzten Modelle mit Elektro Antrieb können eine gewisse Familienähnlichkeit zu dem Modell von Igor nicht verleugnen. Viele verwenden seine Flächensätze und bauen dann eigene Rümpfe.
- Ukrainische Fertig-Modelle.
Hier sieht man neben Modellen von Andrey und Yuriy Yatsenko immer mehr Modelle von Leonidov. Seine Modelle sind qualitativ sehr gut und scheinen auch gut zu fliegen. Interessant ist, dass mehr und mehr Sharks von Andrey Yatsenko mit Elektro Antrieb ausgerüstet werden. Auch Modelle seines Bruders Yuriy sieht man nun mit E-Antrieb (z.B. Yak55 von Alberto Maggi) Die E-Sharks scheinen extrem gut zu fliegen. Der am Ende Zweitplatzierte verwendet z.B. solche Modelle. Die E-Sharks zeigen auch am wenigsten Tendenz zum Hunting.

So, das war‘s von meiner Seite.
Danke nochmal an Sebastian für das Posten unserer Facebook-Inhalte in diesem Forum.
Und Danke nochmal an alle Teammitglieder der EM. Das war, was die Stimmung im Team und die Zusammenarbeit angeht, bislang die schönste Meisterschaft an der ich teilnehmen durfte.
 
Ein paar Sachen fallen mir gerade noch ein die einer Erwähnung wert sind.
Bei Combat gab es zwei unerfreuliche Vorfälle.
- in einer Jagt verlor eines der Modelle seinen Motor. Dieser flog dann im hohen Bogen über den Sicherheitszaun und schlug dann in die Windschutzscheibe eines etwa 30m entfernt parkenden Auto ein. Direkt daneben stand eine Gruppe von Piloten. Kaum auszudenken was hätte passieren können.
- Ebenfalls bei Combat traf ein abstürzendes Modell mit laufendem Motor einen der offiziellen (Vernon Hunt). Resultat: 2 gebrochene Rippen und eine tiefe Schnittwunden welche mit 27 Stichen genäht werden musste. Gluck im Unglück würde ich sagen.

- bei Kunstflug gibt es noch was positives. Aus der Ukraine war ein Junior dabei. Ich schätze 12 Jahre alt und 25kg leicht. Oberarme dünn wie meine Finger. Er flog ein Leonidov Modell mit einem Stalker 76. Und er flog super gut!!! Davon, und nur davon möchte ich gerne mehr sehen!!!
 
Hallo Frank !

Danke für deine extra Ausführungen. Deine Erfahrungen aus 1. Hand :D
Das es den Vernon so stark erwischt hat hatte ich nicht gedacht. Auf der Barton-Seite haben sie es eher runtergespielt. Übrigens, in F2D ist auch ein Junior Meister geworden !

Viele Grüße,
Sebastian
 
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