Baubericht: Bocian, 3,20 m - ein Weg mit Hindernissen

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Vor ungefähr 2 Jahren suchten mein Vater und ich ein neues Bauprojekt für den kommenden Winter. Es sollte ein Segler sein, den wir mit unserer alten "WiK"-Hummel und 15ccm Zweitakter schleppen konnten. Viele Jahre beschaute ich in unserer Garage den alten "Pirat" aus DDR-Zeiten, doch den wieder "anzurichten" glich einem totalen Neubau. Auch der Pirat von Laqua konnte uns nicht so ganz überzeugen, einige Mitflüge in einem echten Bocian lenkten unsere Aufmerksamkeit auf diesen Typen. Das Modell von Old-Gliders war uns mit 4,50m Spannweite zu groß, den schleppte unsere Hummel nicht (wie gesagt, 5kg und 15ccm-Motor). Da kam mir der frei erhältliche Plan von John Ealy im Maßstab 1:5 in die Hände. Zwar schon sehr alt, aber ein kompletter Holzplan, als alte Modellbauer gefiel uns die Idee spontan. Da wir aber auch bei 3,62m Spannweite noch Bedenken zur Größe und Gewicht hatten, wurde der Plan kurzerhand nochmal auf 90% "geschrumpft", jetzt ergab sich 3,20m Spannweite bei ca. 2,5kg. Das sollte passen. Hier nun zu Beginn das Ergebnis, auch wenn wir bis dahin doch enige "Erfahrungen" sammeln mussten. Doch dazu später mehr:
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Das Modell wurde klassisch mit Spanten und Leisten aufgebaut.

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Der Aufbau des Rumpfes und der Leitwerke ging zügig voran und man konnte sehr schnell einen Eindruck vom Modell gewinnen. Die Beblankung des Rumpfes erfolgte mit Balsaholz, ganz klassisch mit anfeuchten, biegen, Stecknadeln, kleben usw. Die Leitwerke wurden in einer Hohlkehle gelagert.

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Die Flächensteckung, die ursprünglich mit einem Stahlstab und Messingrohren aufgebaut war, änderten wir in 10mm Strongal-Rohre, die Flächen sollten mit Multiplex-Mulit-Lock Flächenbefestigungen gesichert werden. Dies sollte sich noch als Problem erweisen. Der Aufbau ging trotzdem erstmal gut weiter. In die Spitze kam eine Schleppkupplung, die Leitwerke wurden schon mal mit Oracover bebügelt, so als Motivationsspritze ;) und ein Ken durfte auch schon mal Platz nehmen.

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Mein Vater baute fleißig an den beiden Flächenhälften weiter. In die Fläche wurden elektrische Störklappen eingebaut, die Querruder bekamen Servos mit Metallgetriebe. Neben dem Hauptholm aus Kiefernleisten zogen wir noch zwischen Holm und Nasenleiste ein CFK-Rohr von der Wurzelrippe bis zum Querruderservo ein, in dem das Kabel für das Servo verläuft und das dem Flügel weitere Stabilität verleiht. Die elektrische Verbindung zwischen Rumpf und Fläche für Querruder und Störklappen erfolgt normal mit Multiplex-Steckern.

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Als die Tage dann wieder langsam länger wurden, stand ein schöner Rohbau-Bocian in der Stube und bestätigte uns in der Wahl der Größe (nach enigen Flügen muss ich aber ehrlich sagen, 3,62m wären auch gegangen).

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Parallel machte ich mir schon Gedanken zur Kabinenhaube. Diese wurde wie beim Vorbild 2-teilig ausgeführt. Mit Unterstützung eines Freundes wurde die Haube virtuell in 3D in einem CAD-Programm erstellt und dann die benötigten 2 Ziehstempel gefräst und verschliffen. Da die Haubengröße die Dimensionen meines Backofens übertraf, nahmen wir die Hilfe eines lokalen Modellbauhändlers in Anspruch. Das Ergebis waren dann 2 wunderschöne Hauben, wenn auch nicht ganz billig.

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Die Seitenruder sind über Seilzug angelenkt, das Höhenruder per Bowdenzug. Die Stromversorgung der Empfangsanlage übernimmt ein 2-zelliger LiFePo, dessen Spannung mit einer Diode auf 6V reduziert wird.
So, dass war ein Kurzbericht zum Bau des Modell´s, in den nächsten Tagen werde ich noch über unsere Erfahrungen beim Fliegen berichten, das verlief nicht so problemlos, wie gewünscht. Trotzdem sei gesagt, daß das Modell sehr gut fliegt ...

Ps.: Das Smiley im Titel ist aus Versehen dahin gerutscht, wie kommt man das wieder weg?
 
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Nach dem Baubericht möchte ich Euch heute ein paar Infos zum Fliegen des Bocian´s geben. Es ging für die ersten Flugversuche auf ein gemähtes Feld und es wurden klassisch ein paar Handstarts durchgeführt. Diese verliefen zur vollsten Zufriedenheit, das Modell segelte 30-40 Meter, alles perfekt.

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Also ging es voller Optimismus auf den Modellflugplatz, um den ersten Start hinter der Schleppmaschine durchzuführen. Dieser endete dann leider vorerst im Desaster. Im folgenden Video ist der Erstflug zu sehen.
Das Problem begann schon in 20 Metern Höhe mit einem unsauberen Lauf des Motors der Schleppmaschine. Der 15ccm China-SC-Motor läuft schon über 15 Jahre auf dem Schlepper und es gab immer mal wieder Probleme. Mittlerweile haben wir das Ding durch einen OS-Max ersetzt und das Ding läuft wie ein Uhrwerk.
Hier hätte ich sofort ausklinken sollen, habe aber gehofft, das Gespann erholt sich. Durch die steigende Geschwindigkeit flog die Kabinenhaube weg. Die Haube war horizontal durch einen Holzdübel gesichert, vertikal durch Neodymmagnete. Wahrscheinlich war die Sogwirkung der Haube so groß, dass bei steigender Geschwindigkeit die Haube "abhob" (im Video in der Zeitlupe mit einem Pfeil ersichtlich). Danach (oder vielleicht auch vorher) löste sich die Multilock-Flächensicherung, die Fläche rutsche ab, verdrehte sich, der Segler ging auf den Kopf und kurze Zeit später knickte das nun frei liegende Rohr der Flächensteckung weg und brach. Der abstürzende Segler zog die Schleppmaschine erst noch mit, dann konnte ich noch durch Ausklinken des Seglers die Schleppmaschine retten, diese konnte noch problemlos landen. Der Bocian stürzte glücklicherweise in ein hohes Rapsfeld und wurde dadurch kaum beschädigt, nur die Haube war weg.


Bergung der Flugzeugteile ...

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Nach genauer Analyse des Videos konnten wir das Wegfliegen der Haube genau lokalisieren und die Landung im Rapsfeld genau in der Achse eines Hochspannungsmastes am Horizont sehen. Uns ist es dann tatsächlich recht schnell gelungen, die Haube in recht großer Entfernung im Rapsfeld zu bergen, bei strömendem Regen
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. Per Handy wurde der "Sucher" genau in der Flucht des Strommastes geführt ...

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Da sich die Beschädigung auf die Flächensteckung beschränkte, war das Modell nach der Bergung der Haube schnell wieder einsatzbereit. Die Multilock-Sicherung wurde auf eine straffere Version umgebaut. Die genaue Ursache und die Größe des Problems der Flächensicherung war uns hier aber noch nicht bekannt.

Gruß
Ralph
 
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