Ich finde es sehr schade, dass die "Profis" nichts zu dem Thema beitragen wollen.
Martin Weberschock hat mir vor langer Zeit mal folgendes gesagt: Wenn jeder sein Wissen für sich behält, kommen wir alle nicht weiter...
In einem seiner Seminare konnte ich mich davon überzeugen, dass er wirklich meint was er sagt!
mfg
Paul
Hallo Paul,
frag mal deinen Kollegen Christian, wie viele Grundlagen und Details zum Bau von Modellen und zur Einrichtung seiner Werkstatt ich ihm zur Gründung seiner Firma mirgegeben habe. Soviel dazu
Ausserdem ist Dein Niveau doch schon ausserordentlich.
Das Thema Klappenscharniere ist doch so alt wie der Fliegerbau auch und ob nun die Trennlinien am Flügel oder an der Form fixiert oder die "Lade" senkrecht oder waagerecht gebaut ist, oder doch lieber mit rotierenden oder festen Werkzeugen gearbeitet wird, muss doch jeder mit seinen ihm zur Verfügung stehenden Fertigkeiten und Räumlichkeiten erarbeiten. Funktionieren tut das alles.
Ich selber bevorzuge Diamanttrennscheiben, bis auf wenige Ausnahmen.
Den Trennschnitt oben führe ich mit einem modifizierten Proxxon Micro Cutter entlang einer geraden Leiste aus. Diese ist so an einer universell gestalteten Holzlade angebracht, das ich die verschiedenen Flügel meiner Modelle mit entsprechenden Parallelanschlägen darunter einlegen kann. So ist eine weitgehende Wiederholgenauigkeit gegeben. Die ist allerdings nicht von der Bearbeitung der Hinterkante abhängig, da ich zum Einrichten der Flächen im Anschlag die Passverstiftung an der Wurzel und die Randbogenkontur außen verwende. Ich habe wenig Platz zur Verfügung und kann daher keine fest installierte Maschine verwenden. Der Trennschnitt wird bei Verwendung einer ca 0.8 mm Trennscheibe etwas über 1 mm breit. Das passt so ganz gut.
Bei Hartschalenflügeln bevorzuge ich die Variante mit dem Abreissgewebeband. Doppellagig 95 g/m² mit 0°. Das hält wirklich. Und da es wie oben schon erwähnt von der Rolle in vielen Breiten zu haben ist, macht es wenig Arbeit. Bei F3B Flügeln mit CFK Schalen hat sich ein Silikonscharnier mit E 43 sehr bewährt. Hat sich mal aus der Not ergeben, als ich in einer Fläche beim Aussparen der Scharniernut das entsprechende Gewebeband vermisst habe. Da habe ich kurzerhand die entsprechende Nut mit dem Silikon gefülllt, und das Scharnier war besser und leichter als die anderen vorher. Das Zeug eignet sich auch zum Reparieren eingerissener Scharniere jeder Bauart.
Mit Kevlar habe ich an dieser Stelle nur wenig Erfahrung. Meine allerersten Flügel vor bald 20 Jahren habe ich so gebaut, aber ich habe immer bei Ritzen das Kevlar durchgescheuert und wenn nicht, haben mich die losen Fransen gestört. Bin dann auf Abreißband umgestiegen.
Was evtl Sinn machen kann, ist bei einer Hartschale eine Zwischenlage aus Kevlar zur Vergrößerung der Schichtdicke einzulegen. Dabei bietet sich natürlich die Funktion als Scharnier an.
Zum Ritzen der Scharnierlinie lege ich ein Stahllineal an und schiebe von Hand eine 45 mm Diamanttrennscheibe daran entlang. Diese habe ich zu etwa einem drittel in ein wenig Moosgummi eingeklemmt, so das sie recht komfortabel in der Hand liegt. Wenn man zwei, drei Hartschalenflächen am Tag bearbeitet und durch mehrere Lagen Gewebe durch muss ist das schon etwas anstrengend.
Bei allen meinen Arbeitsgängen überlege ich als erstes, wie ich Fehler weitgehend vermeiden kann, dann muss es einfach und umkompliziert sein, zum Schluss mache ich meist einen Kompromiß da ich ja auch meine handwerklichen Fertigkeiten herausfordern möchte.
Grüße und ein gutes neues
Markus