Sammlung Oldies but Goldies – alte Rennziegen und ihre Geschichte(n)

Hallo,

vielleicht geht es anderen auch so, aber manch alte Rennziege übt auch heute noch einen Reiz aus. Sei es, weil es damals mal was Besonderes war, oder auch nur ein typischer Vertreter seiner Zeit, sei es weil gut gebaut/ausgestattet oder einfach nur schöne Linien, oder oder…. Es müssen auch nicht immer nur „Goldies“ sein, auch manch andere Kreation hat ihre Reize / Geschichte. Es gibt sicher unterschiedliche Aspekte, die bei Anblick eines „alten“ Bootes geweckt werden können. Manche Aspekte schlummern dabei aber nur in den Köpfen derer, die die Boote damals selbst gesegelt sind oder erlebt haben. Der Nachwelt fehlt oft die Historie. Aber vielleicht ist das „alte Geraffel“ auch für heutige Segler interessant?

Mit diesem Thread möchte ich versuchen, alte Boote in Erinnerung zu bringen und auch das ein oder andere damit verbundene von früher der Nachwelt zu erhalten.

Ab und an gab es hier in Network auch schon interessantes aus früheren Jahren zu lesen, oft aber versteckt in verschiedenen Threads. Sucht man im www, findet sich zu aktuellen Booten zwar je nach Klasse einiges, aber Treffer zu früheren Booten sind deutlich dünner bis nix mehr.

Also ich stelle mir hier vor, das sich Eigner oder auch Zeitgenossen von alten Regattabooten einbringen, z.B. ihre Schätze vorstellen und sie ein bisschen beschreiben. Müssen nicht mal ihre eigenen Boote sein, manches kann auch so „nur“ beschrieben werden.

Dabei muß / soll es nicht allein um ehemalige „Sieger“boote gehen. Ganz / oder auch weniger normale Regattaboote finde ich interessant. Also wie z.B. in Deutschland Flipper, Dänenflipper, Windys, Anjas, frühe Skalpelle, Unboote, und die anderen Kopien, die voluminösen und typischen Klug-/Stepanek-Brummer, Einzelbauten, etc. pp. Mich interessieren auch die früheren Boote aus Nachbarländern, seien es in den 80igern die verschiedenen Cedar-Typen und ihre Kopien oder z.T. recht ausgefallene Designs von der Insel wie eine 247, oder…

Und es müssen keine an Jahresringen gemessen echte Oldies sein, die aufgrund ihres Alters quasi H-Kennzeichen tragen dürfen, sondern können auch „Youngtimer“ sein. Kaum zu glauben das hier z.B. eine Paradox mit Entstehungsjahr 1992 schon mit dazu gehören würde.

Egal welche Klasse, ob nun 10R, M, frühere X oder 1-Meter Typen.
Alles, was irgendwie mal auf der Regattabahn betrieben wurde bzw. dafür gedacht war.

Bin gespannt, ob und was sich daraus ergibt.

Gruß
Thomas
 
M23

M23

OK, z.B. hier im Magazine im Archiv schlummert z.B. dieses Boot:

Bericht über M23 - ein M-Boot aus den End-70igern

19.jpg


Ich geb zu, es schlummert nicht nur da im Archiv, sondern auch schon seit Jahren trocken bei mir im Schrank...

Gruß
Thomas
 
Hallo Thomas,

eine ausgezeichnete Idee von Dir!:)

Habe auch schon mit erheblichem Aufwand Geschichten und Fotos von diesen 'Schätzchen' gesucht. Aber es ist mühsam.
Darum hoffe ich jetzt auch auf viele interessante Beiträge!


VG Frank
 
"RANDALE!"

"RANDALE!"

Vorstellung der „Randale!“

Während die M23 sicher etwas ist, was zweifelsfrei der Nachwelt erhalten werden sollte, handelt es sich bei dem folgenden „Kasten“ sicher eher um ein recht individuelles Einzelstück von sehr begrenztem allgemeinen „Wert“.

Durch einen Zufall und RC-Network hab ich hier mein erstes selbst zusammengebautes M-Boot wieder zurückbekommen. Das Ding ist jetzt genau 30 Jahre alt geworden. Ein sehr eigenwilliges Konstrukt, gebaut 1983-84. Und ganz sicher kein toller Entwurf, eher eine Gurke. Aber dennoch möchte ich das Ding und seine Geschichte hier vorstellen, ein paar Dinge reflektieren die deutsche M-Szene von Anfang der 80iger ein bisschen.

Das Boot entstand in noch jugendlichen Jahren aus Negativformen meines damals extrem aktiven Clubhäuptlings Günter Voelz aus Berlin im Rahmen einer Jugendgruppen-Arbeit und ist dann ohne Plan etc. relativ frei ausgebaut worden. Günter hatte 1982 bei einer damaligen IMYRU-WM in Dünkirchen die Inspiration dazu anhand der beiden erfolgreichen Typen WM-Boot 10R Star und 2. Platz einer ähnlichen M-Version von Pierre Jahan bekommen.

Hier findet sich der damalige Artikel aus der SchiffsModell, samt leider nur schwacher Fotos

http://www.radiosailing.de/meister/weltmeisterschaften/98-1982-wm-der-m-klasse-und-ten-rater-in-duenkirchen.html

Damals war es bei ihm so, das jedes Jahr im Winter viel gebaut wurde und da ganze Formensets entstanden, die er anderen sehr großzügig dann auch auslieh. Damals war auch Selbstbau bei M-Booten noch verbreitet und solche Formen daher nicht nur im Berliner Club begehrt. Wenn ich mich richtig erinnere, gab es da einen extra Kellerraum, in dem ein ganzer Haufen an Negativformen der Klassen M, 10R und X gelagert waren. Bei unserer damaligen Jugendgruppenaktion hatten wir glaube ich daraus fünf verschiedene Bootstypen ausgesucht (von den ca. 15 laminierten Rümpfen + Anhängen sind dann vier segelfertige Boote entstanden und zwei davon haben es ein paar Jahre in der Regattaszene ausgehalten). OK, das Boot hier ist sicher nicht jedermanns Geschmack oder kann als „schön“ bezeichnet werden. Aber als ich den Prototyp das erste Mal auf einem Clubabend sah, hatte es bei mir Klick gemacht – das Ding musste es sein, diese radikale Form versprach für mich Schnelligkeit und ich fand es todschick. OK, war technisch gesehen kein gutes Bauchgefühl gewesen, aber naja ,-)

Vom 10R-Star gab es damals von Pierre Jahan einen in einer franz. Zeitschrift und später auch in der SchiffsModell veröffentlichen Linienriss und dieser 10R wurde etliche Male nachgebaut, auch hier hatte Günter z.B. eine Negativform erstellt. Sein damaliges Modell in schicker Lackierung gibt es auch noch (leider nicht in meinem Keller – dafür lungert da schon lange ein Schwesterschiff dieses Typs rum ,-) ). Für mich ist das als ein damals sehr gutes Schiff ab etwas Wind in Erinnerung geblieben, ein Genuss zu segeln, da sehr ausgeglichen und schnell und für mich auch vom Fahrbild her schön anzusehen. Bei Leichtwind klebte es dagegen aufgrund der recht großen Fläche und Form. Vom Jahan-M gab es dagegen keinen 1:1 Riss, aber auch hier gab es einige mehr oder weniger freie Nachbauten, auch in Frankreich. Es gab auch in Berlin noch einen besser „kopierten“ Nachbau eines anderen Clubkollegen, aber das war und blieb (leider) ein Einzelstück. 1986 hab ich noch einen franz. Nachbau in den Händen eines jungen franz. Skippers bei einer WM in Fleetwood gesehen, ich weiß noch das ich damals aufgrund meiner eigenen Erfahrungen zunächst grinste und dachte: „Na Kollege, das wird damit aber nichts“. Wie man sich irren kann, diese Kopie war sehr gut unterwegs, er kam immerhin mit Platz 10 noch in die Top10 damit. Der damals (für mich) noch recht unbekannte Skipper hat inzwischen auch einen bekannten Namen: Christoph Boisnault, FRA 13, ist ein paar Jahre später auch mal M-WM geworden.

Meine hier vorliegende „Kopie“ war dagegen eher unerfolgreich und die ich glaub die anderen knapp Handvoll abgezogenen Rümpfe sind sehr schnell in Tonnen verschwunden. Während der 10R zumindest bei Wind exzellent lief, brachte es diese Kopie in damaliger Bauausführung außer zu einer eigenwilligen Optik (mit häßlicher Nase) eigentlich zu nichts, klebte bei Leichtwind vor sich hin und bei Frischwind tauchte sie zu schnell ab. Dazu gabs öfters zickige Steuerausfälle, die für einen Regattabetrieb auch nicht geeignet waren. Aus verschiedenen Gründen. U.a. waren die Baugewichte der Boote damals für diesen Entwurf zu hoch, was dazu führte, das das Boot eine ausgeprägte Gründelneigung bereits bei recht moderatem Wind zeigte, genau dann, wenn der Gleiterrumpf eigentlich flott abrauschen sollte. Dazu kam noch eine unschöne bockige Eigenschaft an der Kreuz, wenn der Wind z.B. in einer Böe zu stark war, trieb das Boot steuerlos geradeaus weg. Kein Fieren etc. brachte/bringt da was, es kann dann weder abfallen und schon gar nicht wenden (Wenden ist eh bei etwas zuviel Wind nicht mehr drin, trotz inzwischen größerem Ruder als früher und trotz eigentlich genug „Schwungmasse“ gegenüber heutigen Leichtbaukreationen) – wenn man Pech hat, krachte man dann u.U. bei einer Regatta einem anderen noch ins Boot oder trieb irgendwo ins Ufer… So ein früh abgerissenes Steuerverhalten, hier sicher durch die stark keilförmige, sich bei Lage vertrimmende Rumpfform in Verbindung mit einem sehr geringen Abstand von Kielflosse zu Ruder begünstigt (die Robbe Pirol war da recht ähnlich…), hab ich im Laufe der Zeit schon fast vergessen gehabt, auch wenn es auch heute bei modernen Booten durchaus bei Überlast zu teilweise Kontrollverlusten kommt und das in gewissem Umfang auch völlig normal ist. Nicht umsonst sind kleinere Wechselriggs heute bei Regatten ja gang und gäbe, aber damals war das bei mir/uns noch nicht so üblich.
Mein aufgebautes Exemplar war wohl das einzige aus der kleinen „Serie“, was zumindest für mich und meine Anfänge im Zirkus relativ zufriedenstellende Impulse brachte und mich zu weiteren Aktivitäten / Booten animiert hat. Und daher hab ich auch meine ganz persönlich guten Erinnerungen daran, auch wenn es objektiv gesehen regattatechnisch eine Gurke ist ,-)

Es war sogar schon mit einem Hauch „Leichtbau“ ausgestattet, wobei dieser Begriff angesichts heutiger Bauweisen hier schon fast ein Frevel ist ,-) Allein die dick und stabil laminierte Kieltasche dürfte soviel wiegen, wie heute ein kompletter Rumpf… Da sich die beiden zum ersten Mal selbst laminierten GFK-Rumpfhälften beim unerfahrenen Zusammensetzen der Negativform etwas in der Höhe gegeneinander verschoben hatten, hat das Unterwasserschiff auch einen Batzen Polyester-Spachtel drauf bekommen, um zumindest eine einigermaßen glatte Fläche noch zu bekommen. Ein Begriff wie „Symmetrie“ hat daher hier auch nichts zu suchen. Insgesamt ist das Boot sowieso recht krumm und schief – unter heutigen Gesichtspunkten wundert es mich, damals den Bau durchgezogen zu haben (so ein bisschen baupingelig war ich eigentlich schon immer, hier aber offenbar blind…) Aber im Gegensatz zu den anderen Exemplaren sparte ich ein paar g beim Deck durch das Foliendeck (was damals noch recht neu war, die anderen fuhren meist noch durchgehend Panzer-Glas-Laminat), hatte ein sehr einfach gehaltenes Rigg ohne viel poliertes Alugedöns (anfangs aber noch für einen damaligen Schüler recht teuren Alu-Keep-Rundmast und einem Dacron-Bahnensegelsatz von Bantock – den gabs damals schon….) und verzichtete (schlicht mangels Können) auf eine optisch auch nur annährend so schicke Hochglanz-2K-Metallic-Lackierung, die der Prototyp bei Günter damals bekam (was vielleicht auch zur optischen Verblendung geführt haben mag ,-) ). Entscheidender war aber das gewählte leichtere Bleigewicht (aus einer der vielen vorhandenen Gipshalbformen aus Günters Keller selbst gegossen…), welches bei nur ca. 2,8 kg liegt und das Boot damit insgesamt etwas weniger tief eintauchen ließ. Naja, bei immerhin knapp unter 6 kg Bootsgesamtgewicht alles relativ, allein die damalige RC-Ausrüstung mit Robbe SW10, 5-Zeller Nicd für Winde und 4-Zeller für Empfänger bracht in Summe über 6-700g auf die Waage…

Wahrscheinlich wären die Segelergebnisse dennoch etwas besser ausgefallen, wären wir damals schon mit verschieden großen Riggs unterwegs gewesen, statt zumeist nur mit einem „Universal-2m-Rigg“, welches bereits ab 3 Bft dieses Boot in den Grenzbereich brachte… (- während ein Dänenflipper da erst richtig aufblühte ,-) ). Das kam aber alles erst etwas später. Ebenso wie Gedanken zu besseren Kielflossen / Ruderblättern und leistungsfähigeren Riggs…. Was da an Kiel / Ruder drunter hängt, naja, es ist zumindest stabil und hat sich über all die Jahre nicht groß verzogen. Wenn man z.B. heutige Technik daneben stellt, dann ist das schon mehr als rustikal, was aber damals durchaus noch „Stand der Dinge“ bei vielen war, da gab es eben auch noch viele der ovalen dicken KDH-Alumasten und einteilige Segel waren auch noch nicht ganz verschwunden ,-)

Mein Boot verkaufte ich dann zunächst 1987 an einen reinen Freizeit-Spaßsegler und bekam es ein Jahr später zurück wg. Hobbyaufgabe. Dann ging es 1989 an einen älteren Herren über. Dabei hatte es in der Zwischenzeit ein anderes 12 mm-Baumarkt-Alurohr-Rigg mit Winfried Weiss-Segeln (Hamburg) aus heute nicht mehr erhältlichem dünnen Dacron / Mylar bekommen, mit denen es besser lief, als mit dem teureren „Edelmaterial“. Die Segel waren ausrangiert vom noch heute aktiven damaligen Clubkollegen Peter Rutetzki GER 10, sie hatten beim Großsegel noch kleine Haken für eine Jackstagbefestigung (was es bereits früher mal gab ,-) ), und sie passten mit ihrem recht schmalen, eigentlich in der Wirkung ungünstigen Topschnitt besser zum ranken Boot, als die vorherigen, schon damals nicht nur für einen Schüler sündhaft teuren Bantock-Hi-Tech-Segel.
Über all die Jahre ist es dort nun offenbar recht gut behandelt worden (und auch eine neue Lackierung wurde spendiert), denn als ich es nun als „Erbstück“ von einem Bekannten seinerseits zurück gekauft habe, war nicht viel zu machen, um es wieder auf seinen Geburtsgewässer in Berlin zurück zu bringen. OK, ein bisschen (vorab sichtbare…) Alterung und (ebenfalls vorab erkennbarer) Verschleiss stellte sich dann bei bzw. nach den Ausfahrten heraus – aber zu meinem Glück und Leichtsinn / Sorglosigkeit alles an Land und nicht auf dem Wasser. Mastfaller und ausgefallene RC durch abgebrochene Akkukabel wäre im Frühjahr ohne Bergeboot und recht kühlen Temperaturen etwas ungünstig gewesen…

Die folgenden Fotos zeigen aber ein bei für das Boot idealen Bedingungen sehr zufrieden und lammfromm segelndes Boot, welches mir bei den Ausfahrten vor Ostern auf dem heimischen Gewässer viel Spaß gemacht hat. Angesichts so mancher Technik und Ausführung die heute so üblich ist, erstaunlich, das sowas doch auch noch segelt – und das letztlich für sich gesehen nun auch nicht soooo schlecht, wie es vielleicht aus der Beschreibung des Ausbaus her klingen mag:

g150-1.JPG

g150-5.jpg

g150-4.jpg

Im Detail sieht der Kasten so aus:

g150-b03.JPG

g150-b02.jpg

g150-b01.JPG

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Hier das einzige Bild bei dem ersten Regattaeinsatz, Sommer 1984 in Lübeck, noch mit dem teuren Bantock-Rigg:

m-boote-luebeck-1984.JPG


Und hier zwei Bilder des "Originals" von Günter Voelz ich glaub 1983 (?) bei einer Regatta in Taching, leider nur in sw - die Farbe des Bootes muß man sich weinrot-anthrazit metallik vorstellen - sah zumindest super chick aus:

m-knickspanter voelz-2.JPG

m-knickspanter voelz-1.JPG


Aktuell ist es jetzt bei mir in die Werkstatt gebracht und bekommt eine neue RC und damit auch ein paar g weniger in den breiten Bauch. Zuletzt war die zwar robuste aber in meinen Ohren einfach zu laute Graupner SW3 drin. Das Ding hab ich noch nie gemocht, egal wie robust es getriebeseitig auch ist ,-) - daher steht jetzt hier doch eine gewisse kleine Modernisierung an.

Schönen Gruß
Thomas
 
will haben.JPG

Na, sieht man da nicht förmlich das Verlangen in den jungen Augen?

- von wegen „will das auch haben“ ;)

Hier noch ein knappes Bild von der anderen Kopie aus Berlin, gebaut von Manuel Dotti G9

dotti-knickspanter.JPG

– da war der Rumpf doch etwas formschöner mit einem spitzen Bug, also ohne diese platte abgeschnittene Nase und somit deutlich näher am Original, von dem ich leider nur noch dieses kleines unscharfe Bildchen aus einem Artikel heraus gefunden habe (welches sich auch im oben angegebenen Artikellink findet, wie ich gerade sehe):

JAH-m-boot 1982.JPG

Wenn ich das von damals noch richtig in Erinnerung habe, auch gestützt durch die Informationen aus dem SchiffsModell-Artikel s.o. Link und später welchen aus französischen Zeitschriften, hatte Pierre übrigens bei dem Boot neben Ruder und Segelwinde noch Focktrimm und Achterstagverstellung sowie Großbaumniederholer ferngesteuert. 1982 war das... Und heute, wo die ganze Servotechnik und allgemein die ganzen RC-Gewichte sowas viel eher noch ermöglichen, heute wird bevorzugt nur mit zwei Funktionen gefahren, ja manchmal alles drüber hinaus fast schon verteufelt...


OK, demnächst dann noch etwas zum angesprochenen 10R-STAR von P. Jahan

Gruß
Thomas
 
10R STAR von Pierre Jahan (ca.1982)

10R STAR von Pierre Jahan (ca.1982)

Da ich den 10R STAR von Pierre Jahan erwähnt habe, hier dazu ein paar weitere Infos.

In der SchiffsModell 10/82 gab es diese Verkleinerung des Bauplans, die auch im oben gelinkten Artikel enthalten ist:

plan 10R STAR.JPG

Bei der Naviga WM 1984 in/bei Wien segelte z.B. Rainer Klörres D 2 (damals gab es noch „D“ statt GER bei der Naviga / nauticus) so ein Boot:

naviga wm84.jpg

(Bild war ein Poster in der SchiffsModell, im Bild noch ein Russe (Igor Nalevski?) und ein Chinese, in gelb vermutlich eine Lupart-Anja – über die damals berühmten Anjas wäre es schön, wenn hier auch mal jemand mit Kenntnissen was schreiben würde ,-) )

Bericht zur damaligen WM (vom völlig fachfremden Flugmodell-Redakteur…):

http://www.radiosailing.de/meister/weltmeisterschaften/97-1984-naviga-wm-der-f5-klassen-in-wien.html

1984_wm_9.jpg


Bild R. Klörres und sein Star


In Berlin segelten neben Günter Voelz, Peter Rutzetzki und George Dotti auch noch weitere Segler mit solchen Exemplaren. Damals liefen die 10R nicht nur bei uns im Berliner Verein noch neben den Ms mit, wobei der Schwerpunkt doch bei den einfach etwas handlicheren Ms lag. Aber die 10R genossen einen gewissen Liebhaberstatus, und solange es mit preiswertem Selbstbau und überschaubaren Materialkosten noch ging, konnte „man“ auch beide Klassen betreiben….

segeln spandau spektre-see.jpg

Trainingssegeln ca. 1985-86 herum in Berlin Spandau, 3x STAR und zwei M-Boote


guenter voelz 10R gatow 1983.jpg

Bild Günter Voelz mit 10R Star in Berlin Gatow 1983
(Wie erwähnt, auch dieses spezielle Modell ist noch existent, fristet aber auch ein Dasein in einem Berlin-Zehlendorfer-Keller.)


10R star in gatow 1984.jpg

10R auf der Havel bei Gatow 1983


Das Boot von George Dotti schlummert inzwischen bei mir im Keller…, das sah bei Ankauf über die Bucht noch so aus:

86_1mod.jpg star-vk.jpg

Inzwischen fehlen die Zierstreifen – und damit einhergehend auch an etlichen Stellen der Klarlack :cry:…. und damit ist eine größere Renovierung angesagt.

Wie man sieht, besteht durchaus eine gewisse Ähnlichkeit mit der von Günter Voelz abgeleiteten M-Version:

P1070800.JPG


Das dieses Design mit seinem flachen Gleiterrumpf damals, erinnerlich (ich fing da ja erst in dem Bereich an reinzuschnuppern) für etwas Aufsehen sorgte, lag vielleicht auch an den damaligen Konkurrenzbooten, von denen anfangs viele noch etwas dick und behäbig wie diese hier aussahen, die dann aber so im Laufe Mitte der 80iger auch verschwanden und eine neue Generation von modernen, flacheren Designs Einzug hielten:

alte 10R.JPG

(Bild war ein Poster in der SchiffsModell aus Anfang 1980iger)

10R auf der Havel.JPG

(auch auf der Havel, ca. 1985, Bild war ein Poster in der SchiffsModell)

Hier einer der schön in Holz gebauten Peukert 10R damals als Leihboot für Jochen Weiss bei der Naviga WM in Ungarn 1981:

10R peukert - jochen weiss EM 19981 ungarn.jpg

(Bauweise vgl. mit der "M23" s.o.)

Keine Sorge, „dick und behäbig“ ist von mir nicht abwertend gemeint, nur „schick und schnell“ sah damals und sieht auch heute in meinen Augen anders aus ,-)
Aber diese bauchigen Pötte, haben durchaus auch ihren Charme. Gab mit der in diesem Design gestalteten TINA ich glaub Ende der 70iger herum auch mal einen Versuch einer Einheitsklasse. Das war aber vor meinem Einstieg – da hab ich nichts zu.
Technisch interessant die damals offenbar verbreitete Groß- und Fockbaumlagerung mit in meinen Augen sehr großem Abstand zum Mast bzw. Vorliek Fock. Beim Fieren gab das extrem bauchige Segel. Auch die damals mit Topptakelung hoch und sehr spitz auslaufenden Segel bei diesen Bootstypen sind nach heutigen Gesichtspunkten eigenartig. Was sich da oben wohl noch so an Vortriebsströmung getan haben mag?

Schönen Gruß
Thomas
 
Modellsegler Pierre Jahan und seine Rajah, Dejah, Jedi

Modellsegler Pierre Jahan und seine Rajah, Dejah, Jedi

Und da sich hier gerade so der Name Pierre Jahan als Designer „breit“ gemacht hat, noch ein paar wenige weitere Infos dazu.

Ich hab P. Jahan erst 1986 in England erlebt/“kennen“ gelernt („Kennenlernen“ ist ja relativ, man hat ein paar Sätze getauscht, ist ab und zu auch in einer Gruppe gesegelt (immerhin!) und ansonsten eben beobachtet - das wars. Gibt zwar ein eigenes Bild, manchmal passt es auch ganz gut, trotz des nur eingeschränkten Blickwinkels, aber manchmal kriegt man so bei manchen auch einen falschen Eindruck vom „Menschen“…).

Pierre ist mit dem etwas eigenwilligen M-Knickspanter „Jah“ 1982 in Dünkirchen zweiter geworden. Er scheint da aber schon länger dabei gewesen zu sein, denn 1978 hatte er eine erfolgreichen Rundspanter „Concombre Mk2“ gezeichnet:

hist13.gif


und davor bereits 1975 dieses Boot

hist12.gif


(Quelle http://classem.org)

Und bei irgendeiner Naviga-WM oder EM in der Zeit meine ich seinen Namen auch ganz oben als Weltmeister gesehen zu haben.

Hier, 1978 wars:

http://www.radiosailing.de/meister/...1978-naviga-wm-der-f5-klassen-in-mailand.html

Sein WM-Boot muß wohl das aus der Zeichnung oben sein, die Concombre Mk2:

1978_wm_5.jpg


Und er war nicht auf etablierte Klassen fixiert, sondern auch kreativ unterwegs, hier eine Skizze eines 50 cm Bootes aus seiner Feder:

open mini 50.jpg

1986 in Fleetwood wurde er dann WM mit seinem relativ breiten Rundspanter „Rajah“, der in gewisser Weise wieder in diese frühere Design-Richtung ging, der Knickspanter war wohl eine Ausnahme gewesen.

wm pierre jahan.jpg

rajah-2.jpg

rajah-3.jpg

Hier im Bild mit Paul Lucas, der damals mit seiner Cedar Club zweiter wurde:

jahan und lucas.jpg


Das Boot hatte auch ein paar ferngesteuerte „Spielereien“, interessant in meinen Augen war das recht weit hinten angeordnete Rigg, dessen Mast mittig auf dem Kiel steht. Bei uns war damals eher die Regel, das der Mast ein Tick vor der Kielflosse steht, alles andere wäre luvgierig. Nun denn… Es gibt auch eine ganze Menge amerikanischer M-Boote, bei denen die Riggs für diese Auffassung zu weit hinten stehen, die aber offenbar trotzdem laufen.

rajah.jpg

Die „Rajah“ ist dann verkauft worden und tauchte 1987 bei der EM in Holland in den Händen von F. Ciardi, eines italienischen Top-Skippers auf. Bei den dortigen Leichtwindbedingungen war sie aber (wie einige andere ansonsten sehr erfolgreiche Boote) nicht so gut unterwegs. Was nicht wundert, wenn man sich die ich schätz über 4kg Blei an der Flosse und den breiten Rumpf mit viel Oberfläche im Wasser vor Augen führt.

rajah ITA 1987.jpg


Nach der Rajah gab es eine „Dejah“, die etwas schmaler gestaltet war, optisch zunächst sehr ähnlich zu den Lucasschen Cedar-Club-Linien, aber schon im Detail anders. Es gab damals etliche auf den ersten Blick zumindest sehr ähnliche Rümpfe dort, die bei mir alle unter dem „Typ“ der Cedar-Linie abgespeichert sind, oder „Ära“ der Cedar. Ob es so richtig ist und tatsächlich die Cedar die prägende Linie dafür war, kann ich nicht sagen, über die französische Seite habe ich eigentlich nur wenig Kenntnisse und manches ist auch erst im Nachhinein dazu gekommen.

Rumpf Dejah in rot vs. Cedar Club:

dejah vs cedar club-1.JPG

dejah vs cedar club-2.JPG

dejah vs cedar club-3.JPG

Der Rumpf der Dejah wurde seinerzeit in Frankreich kommerziell von EOL / Paris angeboten – das Foto-Exemplar, welches ich mal geerbt habe, stammt jedenfalls daher. Internationale Erfolge oder überhaupt irgendwelche nennenswerte Ergebnisse sind mir jedoch nicht bekannt geworden. Das Exemplar bei mir ist schon damals nicht mehr up to date angefertigt gewesen, zwar sauber laminiert, aber in Glas-Laminat und in sich haltbar = schwer. Dazu Riggs mit den früher in FRA verbreiteten schönen Beschlägen und dem wohl auch verbreiteten Alu-Profilmast ähnlich dem bekannten aber dickeren KDH-Profil 19x12. Gibt’s glaube ich auch inzwischen nicht mehr. Blei mit deutlich über 4 kg und Gesamtgewicht irgendwas über 6...


1989 ist Pierre dann in Italien-Orbetello Europameister geworden:

jedi jahan 1989--2.jpg

Bericht zur Regatta:

http://www.radiosailing.de/meister/em/83-1989-em-der-m-klasse-in-orbetello.html

Das dazu eingesetzte neue Boot „Jedi“ ebenfalls sehr schön in den Linien, aber anders als die bisherigen Designs von ihm. Es hatte erstmals (sehr gut gemachte!) Swing-Riggs und keinerlei ferngesteuerte Spielereien. Den Rumpf kann man wohl noch mit dem Attributen flach und „breit“ bezeichnen, aber das Breite war nur noch sehr moderat ausgeprägt. Gegenüber seinen früheren Booten in der Aufmachung sehr unauffällig. Es kamen da in den Flotten vermehrt die ersten schmaleren Boote auf (Breite so um 20 cm), die sich im Laufe der Folgejahre dann mehr und mehr durchsetzten – bis heute hinweg.

jedi jahan 1989--1.jpg

regatta 1989 orbetello.jpg

jedi regatta 1989--2.jpg

jedi regatta 1989.jpg

Hier vor einem Start in Gespräch mit dem sich erfolglos verteidigenden EM von 1987 John Elmaleh (aus USA) Nr. 1 und Christian Lindholm FIN (mit einer kanadischen Logic), im Hintergrund der zuletzt dann zweitplazierte Phillipe Sol, zu Beginn des vorletzten Tages noch führend in der Liste gewesen:

jahan-elmaleh-sol-lindholm.jpg


Nach 1989 hab ich nichts mehr über Pierre mitbekommen, auch Paul Lucas, der in den 80igern sehr aktiv am Segeln und Entwerfen war, zog sich Anfang der 90iger wohl aus der Szene zurück, sein letzter ? Entwurf „Margo“ wurde mit Skipper Christoph Boisnault 1991 WM, danach hab ich nichts mehr bemerkt.

Sehr schade, von beiden gab es in meinen Augen sehr schöne Impulse und Material, einige der Lucas-Designs fanden sich z.B. in einer franz. Schiffsmodellbauzeitschrift (ähnlich wie F.K. Ries es hier in der SchiffsModell seinerzeit betrieben hat).

Pierre hatte z.B. auch keine Scheu, 1:10 Bleistift-Skizzen seiner neuen Swing-Riggs zu verteilen, an alle, die ihn danach fragten (wie ich). Einfach so in die Hand gedrückt bekommen.

a-rigg-pierre-jahans-jedi.jpg

(Ich hab dagegen auch mal ein absolutes Gegenteil kennengelernt. Das kam direkt angerannt und hätte wohl am liebsten ein schwarzes Tuch über sein Boot geworfen, damit es nicht von zwei damals jugendlichen Interessierten fotografiert wird. 1983 in Berlin bei einer normalen M-Regatta war das und hat bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen – der Jahre später auch noch in ähnlicher Art nochmal bestätigt wurde.)


Hinweis:
Übrigens, was ich hier so schreibe stammt aus meinem Gedächtnis und eben anhand früherer Fotos. Einiges davon auch aus damaligen Erzählungen.
Will damit sagen, weder Gedächtnis noch Erzählungen erheben Anspruch auf völlige Richtigkeit.
Also alles nach bestem Wissen und Gewissen, ohne Garantie und Gewähr.

Gruß
Thomas
 

mc fly

User
Moin Thomas,

als relativ junger Zeitgenosse möchte ich einfach mal schönen Dank für die "Geschichtsstunde" hier sagen! :)
Ich hoffe, da kommen von dir und auch anderen noch mehr interessante und spannende Infos dazu.

Gruß aus Kiel
Kristian
 

ger61

User
Paul Lucas wohnt in Brest und geht dort seinem Beruf als Schiffsarchitekt nach. Leider hat er zu früh mit dem RC-Segeln aufgehört.

Neben seinem erfolgreichen Design der Margo stammt aus seiner Feder auch der 10Rater Viry Easy, den er zur WM 1991 in Viry Chatillon (deshalb auch der Bootsname) designt und zur Weltmeisterschaft geführt hat. Danach hat er mit RC-Booten aufgehört. Ich konnte ihn ein paar Jahre später noch dazu veranlassen, mir noch einen Viry-Easy-Rumpf zu bauen. Allerdings sagte er nur zu, wenn ich 3 Rümpfe gleichzeitig nehmen würde, was ich gerne tat. Abholung in Brest, ca. 2x 1200km.....kein Problem, da mit einem Bretagne-Urlaub verbunden.

Pierre Jahan fing 1973-74 mit dem RC-Segeln an. Zuerst fuhr er Konstruktionen von einem Mr. Grant (Amerikaner in Paris?), nicht lange danach entwarf er selber. Die ersten "Gehversuche" waren auf einem See im Bois de Boulogne. Zu dieser Zeit "trieb ich mich auch in Paris herum", hatte schon ca. 2 Jahre eine Windy, zusammen mit Patrick Gerodias und Alain Germond einige Segelerfahrung, und so führten wir den damals blutjungen Pierre in die Geheimnisse unseres Hobbys ein. Zum Dank fuhr er uns kurze Zeit später um die Ohren, denn er sog alles auf wie ein Schwamm, lernte schnell dazu und war irgendwie ein Naturtalent. Wenn ich richtig weiß (müsste in die Annalen eintauchen) gewann er 1979 die M-WM in Mailand (einer Veranstaltung, bei der unser lieber Hermann Etzel übrigens Weltmeister der 10R wurde!!!!).

GER61hard
 

E.B.

User
Danke

Danke

@ Thomas
Ganz große Klasse, dass Du Dir die Mühe machst und uns hier an Deinen Erinnerungen teilhaben lässt;
damit werden die alten (besser die früheren) Zeiten wieder lebendig.
Mach’ bitte weiter, vielleicht animierst Du ja noch den Einen oder Anderen, es Dir gleich zu tun.
Grüße, Erich
 

ger61

User
Habe nachgeschaut: die WM in Mailand war 1978 (nicht 79), aber es stimmt, dass Pierre Jahan die M-WM gewonnen hat. Um die Sammlung komplett zu machen, hat er die 10er-WM als Vize-Weltmeister hinter Hermann Etzel beendet.

GER61hard
 
Hallo,

das mit der hier zeitlich befristeten Editiermöglichkeit ist ja schon blöd – da hab ich doch gestern glatt das in meinen Augen netteste Foto vom Pierre übersehen einzustellen und dann war der Beitrag zu…

Also hier noch nachträglich, Pierre wie immer mit guter Laune und seine Rajah, die man hier auch gut in der Draufsicht sieht:

rajah-0----1.jpg

Könnte auch noch zwei ähnliche Bilder von Graham Bantock bei dieser 86iger WM einstellen, eins zu Beginn, da schaut er noch recht hoffnungsvoll und eins gegen Ende, da sieht er doch etwas abgekämpft aus – die reinen Swinger hatten sich da u.a. als überraschendes Handicap bei hartem Fleetwood-Wetter herausgestellt…. Ggfs. später was für einen möglichen Beitrag zu Graham.

Danke für die Vorgeschichtsergänzung zu Pierre, Gerhard. Die Erwähnung seines ersten WM-Titels stand schon im Beitrag zusammen mit Link zum entsprechenden Artikel auf der DSV-Seite.


Ich scan seit einigen Wochen aus alten Zeitschriften die enthaltenen Modellsegelartikel zum "platzsparenderem" Aufbewahren, da kommt u.a. so manche Erinnerung hoch. Leider ist das Scannen der Hefte recht zeitintensiv, und nun hat sich noch der Karton mit den Fotos dazu gesellt…
So denk ich noch das ein und andere hier im Laufe der Zeit einstellen zu können, auch wenn ich wohl etwas zu früh damit angefangen habe, statt erstmal noch mehr zu sammeln und zu sortieren. Zu J. Elmaleh, H. Lupart, R. Holly und P. Lucas wächst gerade ein bisschen was zusammen, Reihenfolge keine Rangfolge, eher so, wie es sich gerade aus dem sich anhäufenden Material ergibt…


Ja, wäre schön, hier auch von anderen was zu finden.

Gibt doch so einiges zu erzählen, z.B. über die Epoche der Anjas von Helmut Lupart, die Walicki-Eierschalen, die Engländer (Bantock, Dicks, Stollery,…) und Franzosen (Lucas, Sol, Lordat…), in Österreich gabs mit R. Holly einen fleissigen Designer und Bootsbauer, Italien… dann „Ostblock“, China, und Amerika – überall gab (und gibt) es Regattaboote.

Wenn sich noch andere dafür interessieren und ein paar ein bisschen mitmachen, wäre evtl. die Einrichtung einer eigenen Rubrik "Oldies" überlegenswert, dann könnte man ggfs. da einzelne Thementhreads (z.B. eben zu einzelnen Designern oder Bootstypen) aufbauen, statt hier in einem eine Sammlung zu machen, die u.U. mal recht unübersichtlich werden könnte, wenn zeitlich später Ergänzungen zu dem ein und anderen Themenpunkt einfliessen würden.
Aber mal sehen, ob, wie und was sich so entwickelt.




Rolf, klar, ein bisschen ist vorhanden, vom Un-Boot mit dem Golfschläger-Kiel ,-):

unboot-2-r-laube--4.jpg

unboot-2-r-laube--1.jpg

unboot-2-r-laube--3.jpg

Beides von Regatta/Regatten in 1994, ich glaub in Biblis bei der DM war das.

Dein Kollege Günter Stasch hatte da auch eine sehr eigenwillige Konstruktion oben drauf gestellt, Walicki Mast völlig wantenlos und statt Achterstag ein festes Vor"stag":

unboot2-g-stasch--1.jpg

unboot2-g-stasch--2.jpg


Das mit der Unboot-Geschichte muß ne klasse Gemeinschaftsaktion gewesen sein. Tolles Ergebnis. Die Un-Boote wurden ja dann auch eine gute Weile von Euch gesegelt, soweit beobachtet. Hab dennoch eigentlich keine Detailbilder, die Boote waren äußerlich ja in der damals dann hier sehr populären Designlinie der „Eierschalen“ aus dem Hause J. Walicki und daher hab ich kaum Fotos gemacht, weil für mich optisch „nichts Neues“. Was nicht ganz richtig ist, die Linien hatten schon ihre eigenen Züge. Aber wie gesagt, ist so wie heute ja auch, ein erfolgreiches „Original“ wurde/wird in verschiedenen Detailabwandlungen „nach“gebaut, alle sehen sich daher irgendwie "ähnlich" ,-).
Damals eben die flache Skalpell 1, die es in „Alternativversion“ auch von Ivan Langer (seinerzeit Modellflugzeugentwickler bei Graupner gewesen) bei Walter Piel mit Namen "Advance" gab. Auch bot Heinz-Georg Sarnes mit seiner Sascha-Werft (Name aus Sa rnes in Scha rnebeck) eine eigene Rumpf-Version an (die erinnerlich etwas voluminöser war, schon mehr in Richtung der späteren Skalpell 2 ging).
Mich haben diese Boote vom Stil her jedoch irgendwie nie richtig angesprochen, auch wenn sie damals bei uns ja schnell waren. Zumindest gegenüber dem, was vorher da war (z.B. u.a. stabile, schwere Dänenflipper...). Nach dem Einstieg mit meinem "Kasten" gab es bei mir den Schritt zu „Bone“-ähnlichen Versionen, also eher schmal gehaltenen Rundspantern, dem ich dann bis zuletzt mit einer gekauften Paradox ja treu geblieben bin. Trotz eines guten Leihbootausfluges zur WM 1986 mit der originalen HUNTER von M. Dotti, das ja auch ein eigenwilliges, schnelles Boot gewesen ist. Mich aber optisch auch nicht richtig fesselte. International eroberte diese recht spezielle "Walicki-Design-Linie" erinnerlich neben dem deutschsprachigen Raum aber auch nur den Osten etwas mit, im Westen waren dagegen recht konstant andere Formen angesagt – siehe z.B. Jahan / Lucas / Bantock usw.. Die späteren Skalpelle, ab Mitte 90iger entstanden (= Typ 3), hatte sich dann ja auch dem dortigen Trend zu schmalen Rümpfen hin etwas angepasst ,-)

Mein einziges Detailbild eines Unbootes zeigt das Boot von H.G. Asselborn mit der besonderen Art der Wantenbefestigung im Rumpf:

unboot asselborn um 1988 herum.jpg

Gruß
Thomas
 

ger61

User
Thomas erwähnt sie ab und zu in den vorherigen Beiträgen: Die Paradox, eine über 20 Jahre alte Konstruktion eines M-Bootes!

Weshalb sie der Designer Graham Bantock so nannte ist mir unklar. Vielleicht, weil sie einen Knickspant-Hintern hatte, damals völlig out, runde Spanten waren angesagt. Heute ist das wieder modern und nennt sich shines?!?!!

Peter Rutetzki hatte z.B. lange ein solches Boot und war sauschnell damit. Später wechselte er zu einem anderen "Fabrikat", brauchte aber längere Zeit, um wieder auf dasselbe Niveau zu kommen. Wenn wir uns heute treffen, schwärmen wir gemeinsam von diesen "guten, alten Zeiten" und sind einer Meinung, dass die Paradox immer noch ein konkurrenzfähiges Boot wäre. Er gibt mir dann das Kompliment zurück mit dem Hinweis auf die Margo, ein Design ebenfalls aus den 1990er-Jahren, die ab und zu auch noch heute ihre Klasse unter Beweis stellt (s. DM 2013 in Seeburg).

Leider habe ich eine Paradox nie fahren dürfen, ich war damals auf die Lupart-Boote fixiert und wechselte dann zu der besagten Margo.

Und als ob er meine Überzeugung bestätigen wollte..........Da gab es am 10. Aug. 2014 eine M-Regatta in Watermead/England, nachzulesen unter www.yachtsundyachting.com unter "classes" .......und wer gewinnt die?? Der amtierende Weltmeister, Brad Gibson! Und was fährt er (und seine Frau Victoria)?? Nein, nicht das WM-Boot, die grunge", sondern ....?.....eine P A R A D O X !!!

Ist das nicht paradox ?

GER61hard
 

Tommy.L

Vereinsmitglied
Das oben geschriebene bring viele Erinnerungen.
Bob Provoost hatte mir damals eine Dejah verkauft. Glas mit carbon Rovings als Langs und Querspanten.
Das Boot ging gut bei viel Wind. Aber bei wenig Wind, vor allem vorwind, war es tot.
Auch Tom Koornhof hatte ein, gleiche Probleme.
Harry Drenth hatte mit dem Boot am WM in Berlin teilgenommen. Wenig Wind, also.....

Ich wollte fuer die EM in Vilamoura, Portugal ein neues Boot von Bantock. Glaube ein No Secret. Graham Bantock sagte mir das er was neues entworfen hat als Sonderauftrag fuer ein Kunde. Das Boot war superschnell, was keiner erwartet hatte. Deshalb Paradox...

Die Chines wahren schon am No Secret. Ein GB design inspiriert auf Netsuki, aus Japan.
Danach auch am Wafer design zum selbtsbau.
Die No Secret hatte auch Swingrigs. Im Anfang haben allen gelacht wegen die Kapriolen bei viel Wind. Spaeter haben die Swings natuerlich grosser Nachfolgung gefunden.
Roger Stollery hat das Swingrig erfunden, aber Bantock hat der grosse Schub gegeben.

Alles hieroben nach ehrliche Erinnerung, aber ich kann mir leicht irren.

Wim Bakker
Holland
 
Hallo,

die 1992 vorgestellte Paradox war – nicht nur in meinen Augen - ein echter Super-Entwurf von Graham Bantock. Freut mich und wundert mich nicht, dass sie sich auch heute noch gut schlägt, wenn die Parameter stimmen bzw. das ein und andere der heutigen Zeit angepasst wurde.

Der Name Paradox war glaub ich von Graham so gewählt, weil die Konzeption und Segelleistung für damalige Verhältnisse und noch vielerorts vorhandene Ansichten eben etwas Paradox war: Das Boot war seinerzeit immerhin eins der schmalsten Boote (abgesehen von einigen Einzelkonstruktionen und eben den schon lange z.T. noch schmaleren US-Designs – die ja nach hiesigen Stimmen „nichts richtig taugen könnten“) – und es ging gerade auch bei viel Wind ab wie Schmidts Katze, ganz ohne die dafür eher angesehenen breite Gleiterformen ,-) (Was heute auf allen Regattabahnen unterwegs ist, hat mit dem Spruch „nur die Breiten gleiten“ ja auch nichts mehr gemein - zumindest was die Rümpfe angeht… ,-) )

Schmalen Boote sagte man damals auch gerne eine gewisse Schwäche / Schwierigkeit beim Wenden nach, da so ein „schmaler“ Rumpf eben sehr längsstabil sei, gegenüber breiteren flacheren Rümpfen. Das stimmt bei einigen Exemplaren auch, die wir damals auch schon hatten, da gab es ab und zu Schwierigkeiten, das die wenn warum auch immer mal abgebremst nur schwerfälliger wieder in die Pötte kamen. Breitere Rümpfe schienen da unproblematischer zu laufen. Auch galt noch das Argument von „Formstabilität“, die ein schmaler Rumpf nun mal kaum hat. Dazu nun bei der neuen Paradox auch noch ein sehr dünner Kiel, wenn man vergleicht, mit was viele vorher als „normal“ / „state of art“ unterwegs waren. Diese neue Flosse, von Graham in Zusammenarbeit mit einem Profilspezi entwickelt worden, zeigte auch bei Nachrüstung an älteren Booten einen erkennbaren Frische-Effekt – so z.B. bei einer älteren Enigma von Lars Andren 1993 bei der EM in Fleetwood, die er dort erst vor der Regatta nachrüstete und die das vielen ja gut bekannte Boot dann schon recht merkbar verbesserte - und die alte Bantockflosse ruck zuck wirklich alt aussehen ließ (gleiches galt dann etwas später auch bei seinen IOM...).

Der Knick war dagegen damals keinesfalls neu, den hatte Bantock zumindest schon seit 1985-6 bei seiner No Secret, woher er das hatte weiß ich nicht, vielleicht wie Wim es erzählt. Danach auch die Enigma und Hush Hush (oder umgekehrt, müsste ich nachschauen) in gleicher Art. Der Knick sollte ein flacheres und etwas breiteres Heck im Unterwasserbereich ergeben, trotz an und für sich schmaler Linien. Ein bisschen Längsführung war glaub ich auch noch mit im Spiel, aber in erster Linie war wohl die breitere U-Wassergestaltung der Konstruktionsaspekt dabei. Auch seine zweite IOM JAZZ und deren voluminösere Planschwester BIKINI hatten auch solche Hecks (seine erste IOM war ein gefällig anzusehender Knickspanter RYTHM, den es auch als Plan und Holzbausatz gab. Die JAZZ kam kurz darauf als Ableitung mit rundem Unterwasserschiff).

Das sich so dünne Flossen vorher niemand als "richtig" vorgestellt hatte, sieht man auch an der Regelauslegung der IOM, die Ende der 80iger statt fand. Bei der Erstellung war man ganz einfach nicht auf die Idee gekommen, das man hier ggfs. im Sinne der Klassenauslegung auf "einfach" und "kostengünstig" die Dicke der Flosse limitiert hätte. Frühere IOM-Flossen mit der früher gewohnten und als richtig anerkannten Dicke konnten noch recht gut und preisgünstig aus Holz gebaut sein. Auch GFK-Bau war simpel. Keiner kam auf die Idee, das sich da mal was ändern würde - also auch keine entsprechende Regeldefinition. Heutige sehr dünne und recht teuer gewordene Kohlefaserflossen entsprechen nicht dem Grundgedanken, den IOM einmal hatte. Aber damals, als das u.a. mit der Bantockflosse und anderen bei IOM im Rahmen der ersten WM 1994aufkam, war der Zug dann schnell schon am Rollen und nicht mehr zu stoppen. Eine Regeländerung für eine Dickendefinition /-limitierung wurde jedenfalls (warum auch immer...) abgelehnt.

Paradox bei dem Boot war aber für mich, wie der schlanke Rumpf mit seinen auch vorne schön fließenden, eleganten Linien (keinesfalls vorne „stämmig“ oder fast schon stumpf, so wie bei manchen heutigen IOM- / M -Booten) raumschots / vor dem Wind zwar ab und zu erwartungsgemäß die Nase eintauchte – sich das aber weit weniger schlimm dann ausuferte, sondern das Boot wie ein U-Boot halb getaucht einfach geradeaus weiter segelte – und das nicht mal langsam(er)…. Bei anderen Booten gab so ein Eintauchen meist den kompletten unkontrollierbaren Stecker. DAS war wirklich Paradox, das hatte zumindest ich so vorher nie gesehen gehabt (und mein eigenes Boot mit relativ ähnlichen Linien vorne machte das leider auch anders…)

Ich selbst hatte zuletzt dann ja auch so eine Paradox gekauft, nach sechs langen Regattajahren mit einer von mir frei ausgebauten Holly-Bone-Rumpfschale, die für ihre Zeit nicht schlecht, aber auch kein Überflieger war und nicht erst am Ende auch technisch ziemlich ins Hintertreffen geraten war. Dennoch gelangen für mich einige gute Ergebnisse damit, aber keine konstant Top-Plätze in heimischen Gewässern. Mit der Paradox machte ich aber trotz der für mich noch ungewohnten Swing-Riggs einen echten und deutlich erkennbaren Sprung nach vorne. Hatte damals auch schon nur 3,2 kg Blei dran (von der Graupner-Rubin ,-), die 3,6 kg Serienblei empfand ich für mich als zu träge am Boot bei Leichtwind. Und die meisten anderen, die sich das Boot ebenfalls aufgrund der sichtbaren Steigerungen der ersten hier auftauchenden Exemplare dann kauften, machten die gleichen Erfahrungen. Das Ding lief einfach klasse! Und fast ohne Zicken! Kinderleicht sozusagen. Und so gab es damals, so 1993-1996 herum eine ganze Schwemme hin zu dem Design, teilweise auch von bisherigen Skalpel-2-Skippern. Die damals auch auftauchende neue, gegenüber der vorherigen bulligen No. 2 deutlich schmaler auftauchende Skalpel 3 machte dagegen in den ersten Jahren nicht ganz so die Erfolge, wie „man“ sie vorher gewöhnt war, das Boot durchlief erinnerlich auch einige Detailänderungen (z.B. die Riggpositionen veränderten sich). Erst einige Jahre später kam es wieder zu einem Schwapp zurück zu dem dann recht gut ausentwickelten Skalpel 3, auch weil das Nachfolgerboot von Bantock offenbar mit ein paar Schwächen kämpfte (eben der schmalen Booten nachgesagten Schwierigkeit beim Wenden und wieder in Schwung kommen) und damit nicht ganz den reibungslosen Umstieg schaffte. Eine gewisse Zeit lang war die Skalpel 3 dann hier wieder das „Maß der Dinge“. Danach kam dann wohl die Starkers, die wieder etwas Leben in die deutsche „Einheitsklasse“ brachte….


„Museum“:
Naja, es zeigt vielleicht, nicht alles was heute in ist, ist auch wirklich „neu“….

Ich kann mich an eine damals für unsere Augen sehr eigenwillige „U-Boot“-Rumpfkonstruktion eines mir nicht weiter bekannten norddeutschen Seglers erinnern, welches sehr gut in die heutige Zeit gepasst hätte, bzw. später mit der Margo mir wieder in den Kopf kam. Damals krankte es an den üblichen Baugewichten und Bauweisen, konnte so ein im Konzept verborgenes Potential nicht rüberbringen. Daher blieb es beim „Belächeln“ – von wegen „wie witzig“, aber so richtig was „rechtes“ kann sowas ja nun nicht sein…
Wie so oft ein Beispiel für die oft eingefahrenen Meinungen über richtig und falsch, weil was alle haben gibt den Ton vor…
Z.B. schaut mal dies Foto an:

1986-schwedischer Deckaufbau - wie heute modern - .jpg

Von wann ist das, was glaubt ihr?

1986 !
WM Fleetwood, ein kreativer schwedischer Teilnehmer. Und seine Erklärungen z.B. für die damals für mich einmalige „Mastbadewanne“ (= heruntergesetzter Riggdruckpunkt, weniger Abstand zum Deck, besserer Wirkungsgrad Rigg) waren die gleichen, die Jahre später dann „plötzlich“ bei IOM auftauchten.
OK, er landete allerdings aus verschiedenen Gründen nicht vorne (mußte sogar wegen Defekt aufgeben, ich glaub der bereits vor der Regatta recht lädierte und völlig verbeulte Rumpf blieb in Fleetwood in einem Container zurück…) ). Wäre er es, was hätte es damals bereits an Nachbauten gegeben… ,-)

Das die franz. Designs aus den 80igern speziell bei ordentlich Wind sehr gut waren, wie Wim Bakker richtig hinzugefügt hat, lag vielleicht auch daran, das zumindest Paul Lucas aus der Bretagne kam und dort auch andere Entwickler Einfluss auf die Designs hatten. Dort weht es nun mal besser, als in so manchen Binnenländle… Leichtwindsegler sehen und sahen anders aus.
Vergleicht z.B. mal das oben und in den Artikellinks gezeigte filigrane Un-Boot mit eben solchen franz. „Schlachtschiffen“…

Aber die Cedar 4 aus Anfang der 80iger mit ihrem relativ schlanken Vorschiff konnte auch gute Stecker fahren. Die späteren Cedars waren vorne mit mehr Volumen ausgestattet und ich denke die lebten bei Wind auch nur, weil sie bereits mit kleineren, passenderen Rigg ausgestattet bewegt wurden, als „wir“ es zu der Zeit im Gepäck hatten. Ab und zu tauchten die auch mal weg, aber meist sah es dann bei denen so schön aus:

fra im glitsch-typ ZEF.jpg

schwerwetter-segeln FRA.jpg

(leider unscharf getroffen, die alte Fotografie erlaubt aber auch das Sammeln solcher Schnappschüsse, weil damals gute Starkwindbilder sehr viel seltener waren, als heute)

Unsere waren dagegen fast auf dem gesamten (und sehr langen) Vorwinder dann so (oder auch tiefer) am buddeln unterwegs, wie hier die noch erste recht niedrig gehaltene Skalpel von Walicki mit ihrem damals kleinsten, aber eben viel zu hohen Rigg. Zumindest war man so doch etwas langsamer als die anderen, wenn nicht sogar mit Querschiessern völlig raus bzw. konnte ganze Läufe gar nicht antreten, weil völlig sinnlos…

scalpel am tauchen.jpg

Hier übrigens ein Bild vom erwähnten C. Boisnault mit seinem damaligen Guy Lordat Knickspanter und entsprechenden Sturmsegeln:

knickspanter boisnault 1986.jpg


Der Mann, der uns rechts aus dem Bild heraus anschaut, ist übrigens Jan Dejmo aus Schweden. Der hat später mit Bantock die erste IOM-Klassenregel ausgearbeitet und war in der Orga der IMYRU umtriebig.


Und bei Roger Stollery sah es so aus:

roger stollery bee.jpg

Auch in England waren oft (ganz) andere Bootgestaltungen erfolgreich, die bei uns mit unserem Leichtwinden nichts waren und hier nicht bzw. nur sehr selten gesegelt wurden. Z.B. die sehr „stämmigen“ und sehr solide und sauber gebauten Oliver Lee Boote, in England damals wohl gut verbreitet (eben auch als Fertigboot im Angebot), kriegten hier kein Bein aufs Wasser. Viel zu dick und träge. Neben einem entsprechenden Beispiel aus Norddeutschland mit einem sehr schön aussehenden, aber eben bei uns nicht besonders schnellen Vorgänger Lee-Modell weiß ich das auch aus ganz eigener Erfahrung: Bei einem kleinen Flauten-Vergleichsegeln 1986 vor der WM in Fleetwood mit Oliver Lee und Norman Hatfield (damals IMYRU Präsi) hat mein Leihboot Hunter trotz vermessungstechnisch bedingt kleineren Naviga-Segeln (gleiche Vermessungsfläche, aber unterschiedliche Achterliekrundungsgestaltung) deren beide Tornados mit den großen Swing-Riggs derart stehen gelassen, das ich das Boot auf Anweisung meines „Betreuers“ bremsen musste, um die nicht zu sehr zu frustrieren. Aber der Eindruck war schon gesetzt, Norman Hatfield, bei dem wir zu Gast waren, nahm sich abends den Hunterrumpf und verschwand in seiner Boots-Gartenlaube, um ihn einer sehr gründlichen Politur zu unterziehen. Das Boot hatte bei ihm so einen Eindruck hinterlassen, das er da unbedingt noch was dran machen wollte, und wenn nur etwas „Schönheitspflege“, über die ich damals nur die Schultern zuckte (heute würde ich zumindest auf eine spezielle Politur achten ,-) )

hunter und tornado oliver lee 1986.jpg

hunter england 1986.jpg

Allerdings gab es bei ihm geradezu entsetzte Augen, als er die nur drei mitgebrachten Riggs sah, das „kleinste“ war was um 160-150 cm herum, bei uns hier kaum / gar nicht mal zum Einsatz gekommen – seine (dann leider bewahrheitende) Prophezeiung: Wird damit nichts! Richtig, wurde dann auch ein Desaster bei dem nach den ersten Tagen aufkommenden Fleetwood-Starkwind. Nicht nur für mein Boot. Alle deutschen Teilnehmer guckten da „plötzlich“ sehr bedröppelt und schlecht vorbereitet aus der Wäsche - und wir fingen in aller Verzweiflung sogar an, unsere Segel kleiner zu schneiden, oder aus Materialspenden von anderen neue zu erstellen…. und es fielen auch einige Läufe aus, weil ein Einsetzen des Bootes bei den Bedingungen einfach sinnlos war.
Dafür konnte das Boot im Feld anfangs bei wenig / mittlerem Wind doch einige Duftmarken setzen…. (und ich ein paar schmerzende Lerneinheiten bezüglich Regeln und korrektes Kursabsegeln mitnehmen ,-) )
Aber auch wenn es damals anfangs von vielen sehr interessiert begutachtet worden ist, nachgebaut hat es keiner und auch sonst gab es keine Aufträge in Folge für den Konstrukteur und Erbauer M. Dotti.

Hier mal der Hunter in sehr guter Gruppen-Gesellschaft unterwegs:

hunter top dabei.jpg

Auch hier, mal die Segelgrößen vergleichen...

Immerhin, wir waren damals nicht die einzigen, die vom „typischem“ Fleetwoodwind überrascht wurden, da erlebten u.a. auch die englischen (gerade die…) Swinger plötzlich auch Probleme, die vorher so nicht erwartet worden waren:

So fing das Übel an:

swing rigg mit problemen--1.jpg

und das kam dann dabei raus:

swing riggs mit problemen---2.jpg

Wenn so ein Swinger in einer Böe nach Luv wegkippt (weil Rigg zu weit gefiert und/oder das Groß mit Verwindung das Boot nach Luv drückt) und dann mit dem Vorsegel gegen die Fahrtrichtung eintaucht und da eben durch das Riggprinzip nichts mehr der Wasserrichtung nachgeben kann, dann schaufelt sich die Fock geradezu ins Wasser rein und legt damit das ganze Boot flach – und das dauerte eine ganze Weile, bis es endlich wieder hochkommt… Nicht gut für vordere Plätze… Auch nicht gut für die Segelwinde, die da schon ganz schön Stress bekommt….


Über Lupart, Lucas und andere hab ich zwar schon ein bisschen Material, aber das wird noch dauern, komm gerade nicht weiter dazu und der Urlaub steht auch an…. Über John Elmaleh kommt aber bald was.


Gruß
Thomas
 
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