Wie viel Objektivität braucht ein Testbericht ?

Schönen guten Abend!

Ich möchte gerne das Sommerloch für ein wichtiges Thema nutzen - <Testberichte in Fachzeitschriften>.

Wem geht es nicht so: Es erscheint ein neuer Testbericht zu einem Flugzeug (F3J, F3B, oder ähnliches), welches angeschafft werden soll, doch leider fliegen einem mehr Floskeln um die Ohren als nutzbare Information über das Fluggerät (inkl. aller Stärken und Schwächen, sowie Verlgeiche zu anderen Modellen in dessen Klasse).

Für mich lesen sich 87% aller Testberichte so:

thermikstark....hervorragende Leistung im Streckenflug.....Rundum Sorglos Paket....hohe Qualität....exzellent verarbeitet...hervorragende Flugeigenschaften....unkritisch....Allzweckwaffe.....gutmütiges Flugverhalten.....auf dem Teller kreisen.....

Ich denke ein Testbericht der nur bei den besten Attributen aus dem vollen schöpft ist entweder wertlos oder eine bezahlte Werbeeinschaltung.


Warum vergleicht denn keiner den Flieger XY mit anderen Modellen die ähnlich angesetzt sind - ist das vom Hersteller aus verboten? Warum gibt es nicht einen Anforderungskatalog an die Flugeigenschaften je Klasse die evaluiert werden (z.B. mit objektiven Noten)?


Wenn ich den Testberichten glauben schenke, dann kann ich mir wirklich irgendeinen beliebigen Flieger kaufen - fliegt ja eh alles total super. Aber das ist wahrscheinlich nicht der Fall, sonst gäbe es ja die Testberichte nicht.

lg michael
 
hi Michael,

ich habe das mal versucht (LS-10 von Kugler in der aufwind). Meine Erfahrungen daraus:

Ich habe versucht, objektive Angaben über Biegesteifigkeit und Torsionsfestigkeit (Flächen und Ruder getrennt) zu liefern, indem ich sie wirklich gemessen habe, und auch verglichen, allerdings nicht mit einem ähnlichen Modell, sondern mit einer Klasse darunter, einem sehr festen Styro-Abachi-Modell im gleichen Massstab. Ursprünglich nahm ich an, dass das vielleicht Schule machen könnte, also dass wirklich objektive Messwerte egal welcher Art (z.B. Ruderspiel bei RTF-Modellen?) in die Testberichte Einzug halten könnten. Die Durchbiegung einer Fläche zu messen, wenn man 1kg an das Winglet hängt, ist ja nun wirklich keine Sache.

Mit den eigenen Flugkünsten wird man (oder nur ich?) automatisch extrem vorsichtig. Ist man selber als Schreiberling wirklich in der Lage, das Flugverhalten gerecht zu würdigen? Kann ich selber gegenüber viel besseren/grösseren Modellen nur bestehen, weil ich das Fluggebiet und die normalen (Auf-)Windverhältnisse besser kenne?

Dann soll man als Gutachter vor allem eines: das Gute achten! Es ist ja schon so, dass heute nur die Erwähnung einer Rumpfnaht überhaupt bereits als schwere Kaufablehnung wahrgenommen wird, und sei es nur unterbewusst. Wird man damit dem getesteten Modell noch gerecht? Sofern es sich um untergeordnete "Imperfektionen" handelt, erwähnt man die wohl besser nicht - denn die Testberichte haben sich dem oberflächlichen Lesekonsum der Kaufinteressenten angepasst.

Eine Beeinflussung durch den Hersteller ist mir nicht untergekommen - im Gegenteil! Ich habe meinen Entwurf dem Hersteller vor dem Druck zugesendet mit der Bitte um fachliche Korrekturen, von denen er nur ein paar ganz wenige (Profil-Details etc.) vorgenommen hat.

Der Knaller war dann der erschienene Artikel... Da wurde durch die Chefredaktion (ohne mein Wissen oder Erlaubnis, ohne Vorlegen eines "Gutzumdruck"s) noch ganz heftig mit dem Wortsalzstreuer ("tolles Modell" usw.) über den Text gerieselt. Nebenbei wurde noch ein völlig blödsinniges Flightlog eingefügt (alle Bekannten haben gelacht) u.a. Damit hatte ich nicht gerechnet! Und es hat mich davon abgehalten, noch einmal Testberichte zu schreiben. Nachdem auch der längere Bericht über unsere Winterevents in einer Schweizer Zeitschrift vom äusserst renommierten Chefredakteur auf's heftigste umgebaut wurde, ja ganze Abschnitte in die "Du"-Form umgeschrieben wurden, nehme ich an, das ist in der Branche so üblich. Der Redakteur geht noch mal "drüber". Inwieweit da vorauseilender Gehorsam gegenüber einem tatsächlichen oder möglichen Werbekunden geübt wird, darüber mag ich nicht laut nachdenken.

In der Zeit danach wurde ich allerdings bei Flugtagen von zwei mir nicht bekannten Modellfliegern, die aber mich kannten (soll es geben), ausdrücklich auf den Testbericht angesprochen, und zwar positiv.

Bertram
 

Swifti84

User
Moin,

leider werden in den Fachzeitschriften immer weniger nützliche Testberichte veröffentlicht. Wie du so schön sagst "alles ist super, alles ist toll" "man könnte eh alles kaufen, denn es fliegt ja so oder so super" (nicht wortwörtlich übersetzt bzw übernommen aus deinem Text)

90% aller Fachzeitschriften sind nur noch reine Werbeblätter für die man zahlt. Selbst Bauberichte bleiben nicht verschohnt von Werbung oder sonstigen Müll!!!

Die Objektivität / Ehrlichkeit eben das was man erwartet von einen Test-/Baubericht gibt es leider schon lange nicht mehr so wie vor Jahren.

Ist alles nur noch Produkt- oder Neuheitenvorstellung.

Es ist schade zu sehen wie die Printmedien so verkommen, die meine Jugend und den Wertegang meines Hobbys geprägt haben.

Klar nicht alles ist schlecht und ich rede hier jetzt nur von den Modellen. (so wie Du es angesprochen hast)


Es sollten wieder Berichte zu finden sein die Positives sowie auch "Ehrlich" Negatives wiedergeben und nicht jeder Bericht gleich geschrieben und Finanziert von den Herstellern.

Gruß
 
Micha,

es gibt in der Regel 2 Umstände, die dafür sorgen, daß die meisten Testberichte positiv ausfallen:

1) Der Tester bekommt vom Hersteller das Testobjekt kostenlos (oder zu sehr günstigen Konditionen) zur Verfügung gestellt und kann gar nicht mehr objektiv urteilen.

2) Ist der Hersteller in dem Fachblatt, wo der Testbericht veröffentlicht werden soll, Anzeigenkunde, sorgt der Herausgeber des Fachblattes dafür, daß der Anzeigenkunde (Hersteller) nicht verärgert wird. Es ist dann durchaus üblich, daß der Anzeigenkunde (Hersteller) einen Testbericht vor Veröffentlichung zur Ansicht bekommt und Korrekturwünsche anbringen darf.

Wenn dann - üblicherweise - noch Punkt 1) und 2) zusammentreffen, kann kein objektiver Testbericht zustande kommen.

Ist übrigens in jeder Branche so und kein modellbautypisches Problem.

Grüße Kai
 
Michael
da hast du den gleichen Eindruck wie ich ueber die Jahren gewonnen.
Lese seit ueber 30 jahren div Fachzeitschriften, aber mit stark nachlassender tendenz (gegen '0') die letzten 5

Der Balanceakt ist aber schwierig eine interesanten und zugleich fairen Testbericht zu schreiben.
Bei den Berichten zu F3X modellen ist dabei auch die Qualifikation der Tester zu beruecksichtigen, manche haben halt noch nicht so viel erfahrung und lassen sich einfacher beeindrucken weil es vielleicht erst Ihr 3 oder 5 Schalenflieger ist und vielleicht fliegerisch nicht an die Grenze gehen (koennen).
Die Zeitschriften sind an kritischen Berichten weinger interesiert weil sie dadurch Werbekunden verlieren koennten , von daher sind fast alle Testberichte meist weichgespuelt.
2/3 des Berichts ist meist eh Baudokumentation welche bei 90% bei F3X identisch ist und derart langweilig.
Wer weiss immer noch nicht welche Servos/ Akkus standard sind??

Berichte ueber Modelle mit gravierende Qualitaetmaengel werden wahrscheinlich gar nicht veroeffentlicht ( koennte ich mir vorstellen) . Vergleichstest sind auch nicht so gern gesehen da es dann immer eine 2ten oder 3. gibt.
Vor 15 jahren hab ich mal einen Vergleichtestbericht einen Verlag angeboten, das Expose liegt jetzt noch in der Schublade (ok ist ein USB)
Von daher haben die sogenannten Testberichte in den Fachzeitschriften bei mir keinerlei Einfluss auf meine Kaufentscheidungen, ich sondiere eher die Beitraege hier auf RCN oder anderen Foren, da gibt es auch Spezies die richtig fliegen koennen und schon lange im Metier sind (tw auch ohne Wettbewerbsteilnahme) auf deren Urteil kann man eher bauen. PM gibt es ja dann auch noch.
Ebenfalls die Wettbewerbsplazierungen koenen ein Indiz dafuer sein welches Modell nicht ganz schlecht sein kann, auch wenn der Pilotenfaktor eine groessere Rolle spielt.

Gruss
Thomas
 

Konrad Kunik

Moderator
Teammitglied
Wie viel Objektivität braucht ein Testbericht ?

Moin zusammen,

da möchte ich antworten: Möglichst viel!

So sehen wir es zumindest hier bei :rcn: im Magazin. Wobei das Maß der Objektivität keine Konstante sein kann, man denke an das Auge des Betrachters. ;)
Ihr seid also eingeladen, euren ureigenen Testbericht für das Magazin zu schreiben. Wie es geht, haben wir für zwei annehmbare Wege hier beschrieben:
- http://www.rc-network.de/magazin/artikel_02/art_02-0030/art_02-0030-00.html
- http://www.rc-network.de/forum/content.php/265-Wie-erstelle-ich-einen-Magazin-Artikel
Bei Fragen bitte melden. :cool:
 

peita79

User
Hallo.

Habe mit großem Interesse den Beitrag verfolgt und möchte nun auch etwas dazu schreiben. Ich habe den gleichen Eindruck wie der Themanstarter wenn ich mir die Testberichte der letzten Jahre (egal in welcher Zeitung) so ansehe. Das dem Hersteller (und somit Anzeigenkunde) geschmeichelt wird liest mal immer wieder raus.

Bestes Beispiel war wohl der Testbericht eines Graupner Flugmodells in einer führenden Flugmodellzeitung. Hier stand allen ernstes im Text das der Neue MC32 Sender hervorragen mit dem Modell harmoniert und das dieser Sender ausgezeichnet zu dem Flugmodell passen würde. Auf jedem Foto wurde dann schön der Sender mit ins Bild gehalten. Abgesehen davon das der Flieger wohl mit jedem guten Sender hervorragend zu fliegen ist fand ich diesen Bericht echt erschreckend.

Ein anderes Beispiel ist wohl ein Herr der Helis für einen Modellbauverlag testet. In den Berichten wird dann immer von den hervorragenden 3D fähigkeiten Berichtet und es sind spektakuläre Fotos im Bericht. In wiklichkeit kann dieser Herr aber grade mal schweben und bekommt nicht mal nen Rundflug hin. Nichts gegen Leute die keinen Heli fliegen können (ich fliege auch nicht perfekt) allerdings sollten solche Leute keine Berichte verfassen nach denen vielleicht eine Kaufentscheidung gefällt wird.

Bin gespannt welche Beiträge sich hier noch einfinden...

Ich lese lieber die erfahrungsberichte in Foren wir hier, da sind Leute unterwegs die "richtige" Erfahrungen gemacht haben und es niemandem recht machen müssen...

Gruß
Markus
 
Zuletzt bearbeitet:

MalteS

User
Objektivität gibt es weder in Zeitschriften noch im Forum. Da schließe ich RCN mit ein.

Es ist nun mal so das der Verfasser
- um ein gutes Verhältnis zum Händler bemüht ist
- sein Modell mit der rosaroten Brille sieht
- sein Modell gut verkaufen will
- nicht zugeben will das er Mist gekauft hat

Das gilt auch für den Platz. Wer würde schon zugeben das das was er da fliegt scheisse ist ?
 

redieh

User
...ich sage nur zur Rubrik Erstflug:
"...das Flugzeug hebt ab, und ohne einen Zacken zu trimmen..."
Ich muss jedes mal schmunzeln bei den Text das steht in jeden bericht so drinnen als wäre es copy/paste.

Testberichte lesen ja, alles glauben was dort steht nein. Gilt nicht nur für Rc Zeitungen. Bestes bsp. Autobild, computerbild etc.
 
Objektivität gibt es weder in Zeitschriften noch im Forum. Da schließe ich RCN mit ein.

Es ist nun mal so das der Verfasser
- um ein gutes Verhältnis zum Händler bemüht ist
- sein Modell mit der rosaroten Brille sieht
- sein Modell gut verkaufen will
- nicht zugeben will das er Mist gekauft hat

Das gilt auch für den Platz. Wer würde schon zugeben das das was er da fliegt scheisse ist ?

Malte
dein Vergleich Berichte in den Zeitschriften gegenueber Forumsberichten hinkt ein wenig

Fuer Zeitschriftenberichte gibt es Geld (Aufwandsenschaedigung pro seite) , wenn es da zu kritisch ist wird nicht veroeffentlicht und vielleicht auch beim naechsten mal keinen Rabatt vom Hersteller / Haendler.

Das berichte mit der rosaroten Brille geschrieben werden sollte eigentlich nicht sein sonst macht man sich ja selbst was vor??

Im Forum ist das einzige Manko eines kritischen Bericht vielleicht der das der Wiederverkaufswert darunter leidet .

Es auch schon vorgekommen das manche hier auf RCN nicht so begeistert waren von speziellen Modellen, aber dann jedweder Kritik von anderen niedergemacht wurde ( hat schon fast was von einer Glaubengemeinschaft) .
Es gibt halt unterschiedliche Standards.

Gruss
Thomas
 

Hans Schelshorn

Moderator
Teammitglied
Hallo zusammen,

zu diesem Thema passt am Besten, was mir der Herbert Locklair (schreibt viele Testberichte) in einer Diskussion über Testberichte mal gesagt hat: Man muß halt zwischen den Zeilen lesen.
Das ist aber noch nicht mal immer nötig. Mir ist aufgefallen, daß in der Zeitschrift "modell" in Testberichten z.B. ganz klar drinsteht, daß bei Firma XY die Lagerung des Pendelhöhenruders immer nachgearbeitet werden muß. Wenn ich also keine Lust habe das zu machen, dann hilft mir dieser Testbericht schon.

Was mich immer wieder amüsiert: Nach dem Erstflug wird das Modell problemlos bei Fuß gelandet.
Ich hatte mal das Vergnügen, in einem Elektro-Jedermann-Wettbewerb gegen einige Tester anzutreten, die diese Formulierung regelmäßig verwenden.
Meine Interpretation dazu: Sie haben das Modell noch per Pedes erreicht und kein Auto gebraucht ...
(Ok, der war jetzt ganz böse!) ;)

Servus
Hans
 

Eisvogel

User
Ein Testurteil wird immer so ausfallen, wie der Verfasser des Berichts die Eigenschaften des Modells empfindet.

Was für den einen toll ist, empfindet der andere als mäßig. Das hängt vom Können des Piloten, von der Fähigkeit ein Modell einzustellen und auch von Flugstil ab.
Selbst hervorragende Wettbewerbspiloten können kein allgemeingültiges Testurteil fällen. Der eine hat einen weichen Flugstil, der andere mag es zackig, so daß mancher mit einem Modell gar nicht zurecht kommt, der andere damit Weltmeister wird.


Das Geld, bzw. die Aufwandsentschädigung für einen Testbericht in Fachzeitschriften ist kein großer Anreiz. Wenn man allein die Zeit zu Schreiben des Berichts zur Berechnung des Stundenlohns nimmt, dann ist man schon unter dem gesetzlichen Mindestlohn. Von der Zeit für den Bau und die Flugerprobung braucht man gar nicht sprechen.
Das ist vermutlich mit ein Grund, warum "kompetente Spitzenpiloten" äußerst selten als Berichterstatter auftreten.

Wirklich schlecht fliegende Modelle gibt's eh kaum, deshalb sollte man den Tests auch keine zu große Bedeutung zumessen.
 

Keks

User
Guten Morgen,
gibt ja genügend WebShops mit Bewertungsportal. Schreibt doch mal so eine Bewertung und fragt dann Eure Vereiskollegen, ob sie diese Bewertung hilfreich finden würden. Nur um sicher zu gehen, das die Quote im Web nicht manipuliert wurde. :D Wir wollen doch von EierlegendenWollmilchsäuen lesen und nicht von den Abstrichen, die so ein Allrounder gegenüber der speziellen XXXXX nun mal hat.
 
Wie viel Objektivität braucht ein Testbericht ?

Ich sage es mal resigniert oder zynisch: heutzutage nicht viel. Eigentlich keine!

Der Bericht soll Interesse wecken, darf also schmackhaft sein. 99% der Leser schmeissen dann den Gockel an und landen - vor allem bei rcn :) und lesen dann doch etwas objektivere Berichte. Lest doch mal die Beiträge oben: Eigentlich alle glauben den Zeitschriftenartikeln gar nichts mehr, gehen aber davon aus, dass alle anderen so blöd sind und das unreflektiert übernehmen. Von der Einsteigergruppe, die noch nie im Leben etwas konkret mit einem Flugmodell zu tun hatte, abgesehen wird das aber die Realität nur unzutreffend beschreiben.

Bei nahezu perfekter Produktion von unzähligen F3B- oder Scaleseglern braucht es eigentlich keine Objektivität. Wenn bei uns im Winter auf dem See die absolut unterschiedlichsten Segler miteinander fliegen, dann bleiben entweder alle oben oder es kommen alle runter, egal ob Ka-8 oder Scale 3,5m 20 Jahre alt oder Scale brandneu mit 7,5m. Also das Zeugs fliegt. Jetzt kann man noch streiten, welches Modell die grösseren Ablasser aushält - wenn man will. Eigentlich alle, die bisher in diesem thread geantwortet haben, wissen, was sie von einem 14%igen Profil oder von einem 7%igen erwarten können, wozu brauchen sie dann Testberichte? Ich selber kann vielleicht nicht so perfekt fliegen, ich brauche schon mal ein Jahr, bis ich mit einem Modell wirklich vertraut bin (evtl. fliege ich zu viele unterschiedliche Modelle) - so etwas ist nachteilig, wenn man zeitnah einen Testbericht abliefern möchte.

Berichte über Flugmodelle in Zeitschriften lese ich doch schon lange nicht mehr, um sie zu glauben, sondern wenn überhaupt, um Feuer zu fangen für ein neues Modell, für seine Ästhetik, oder seine Performance, oder seine Reminiszenz an früher, oder auch für seinen günstigen Preis...

In einer Zeit, in der sich sowohl die (hochpreisigen) F3x-Modelle wie auch die Scalemodelle in der Qualität und im Aussehen sehr ähneln, brauche ich keine Objektivität, sondern eher subjektive Erfahrungen: Warum hat der Schreiber ausgerechnet dieses Modell gewählt? (Ich kenne übrigens zwei weitere Autoren persönlich, und die haben ihre Modelle entgegen den oben aufgestellten Behauptungen NICHT gestellt bekommen. Wahrscheinlich sind wir drei die Ausnahmen, oder die blöden - alle anderen bekommen sie geschenkt?)

Testberichte in Zeitschriften sind meiner Meinung nach nichts für Wettbewerbspiloten. Die finden wie schon oben erwähnt in den Ranglisten tatsächlich objektive Anhaltspunkte, welche Modelle wohl doch nicht so schlecht sind.

Und was ist so schlecht, wenn unsere Zeitschriften einen immer grösseren Anteil als Neuheitenschau präsentieren? Wollt Ihr denn alle so 1x im Monat sämtliche bekannten Hersteller-Webseiten durchklappern?
____

Das wirkliche Problem ist ein anderes: früher hat man dem Hersteller vertraut und die Modelle kaum in Frage gestellt. Bzw. es auch nicht besser gewusst. Wer es nicht glaubt, fliege mal einen damals in den Himmel gelobten Segler der 70er Jahre... Heute glaubt man aus Prinzip nichts mehr - es geht jetzt gar nicht darum, ob zu recht oder nicht - und das erzeugt eine enorme Unsicherheit. Ach wie wäre man heute froh, wenn jemand anders (!) einen von der Unsicherheit erlösen würde. Ein objektiver Tester muss her! Eigentlich wäre der Ausweg doch, alle Modelle vom TÜV oder von der Stiftung Warentest überprüfen zu lassen?
Und wenn es solche Tests denn gäbe, sie würden nicht helfen. Am Samstag haben wir mal so ansatzweise versucht herauszufinden, ob der SRTL oder die Needle100 besser läuft - wer will schon sagen, ob dieseer Pilot mit diesem Modell mit diesem Ballast bzw. FB besser oder schlechter war als der andere? DAS kann nicht Aufgabe von Testberichten sein.

Es hat sich die letzten Jahrzehnte kaum etwas geändert: ob das zu erwerbende Modell wirklich zu einem passt, weiss man erst, wenn man es erworben hat. Ich persönlich halte es für unmöglich, dass Zeitschriften auch nur annähernd "objektive" Testberichte liefern können.
Was glaubt ihr, was herauskäme, wenn F3B-Weltmeister, -Vizeweltmeister und der Dritte im Bunde (sofern sie unterschiedliche Modelle fliegen) ihre Modelle "testen" sollten? Etwa Klarheit?

Bertram

Lasst Euch von Zeitschriften inspirieren, mehr nicht!
 

Maistaucher

Vereinsmitglied, Offizieller 1. Avatarbeauftragter
...Berichte über Flugmodelle in Zeitschriften lese ich doch schon lange nicht mehr, um sie zu glauben, sondern wenn überhaupt, um Feuer zu fangen für ein neues Modell, für seine Ästhetik, oder seine Performance, oder seine Reminiszenz an früher, oder auch für seinen günstigen Preis...

...Und was ist so schlecht, wenn unsere Zeitschriften einen immer grösseren Anteil als Neuheitenschau präsentieren? Wollt Ihr denn alle so 1x im Monat sämtliche bekannten Hersteller-Webseiten durchklappern?...

Lasst Euch von Zeitschriften inspirieren, mehr nicht!
Genau meine Meinung.

Ansonsten lernt man im Laufe der Jahre natürlich auch, was hinter den Formulierungen eines bestimmten Autors in seinem Testbericht gemeint ist. Das ist so ähnlich wie die Formulierungen in einem Arbeitszeugnis.
Der Zacken Trimmung z.B. sagt gar nix, das sind lediglich Füllworte zur Artikelverlängerung.
In dem zwar sehr schmalen Rumpf, in den aber doch alle Komponenten eng aber gut reinpassen, hat sich der Autor die Finger gebrochen.
Der minimal klemmende Vierkantkohleverbinder, der nur wenig nachgeschliffen werden musste, war völlig vermurkst und passt genau genommen nach einer wilden Bearbeitungsorgie immer noch nicht sauber.
;)
 
Das Geld, bzw. die Aufwandsentschädigung für einen Testbericht in Fachzeitschriften ist kein großer Anreiz. Wenn man allein die Zeit zu Schreiben des Berichts zur Berechnung des Stundenlohns nimmt, dann ist man schon unter dem gesetzlichen Mindestlohn. Von der Zeit für den Bau und die Flugerprobung braucht man gar nicht sprechen.
Das ist vermutlich mit ein Grund, warum "kompetente Spitzenpiloten" äußerst selten als Berichterstatter auftreten.

Mal ganz realistisch betrachtet:
Ein kompetenter Spitzenpilot hat es gar nicht nötig, seine kostbare Zeit mit dem Schreiben von Testberichten zu verbrennen. Testberichte dienen doch den meisten Autoren nur zur Stärkung ihres eigenen Egos. Die Schreiber die ich kenne, können ausnahmlos besser Schreiben als Fliegen.

Also zu glauben, daß ein Testbericht von einem echten Profi geschrieben wurde, ist in meinen Augen schon ein klein wenig naiv.

Vergessen wir nicht, daß gedruckte Fachzeitschriften aussterbende Dinos sind. Und bis dahin müssen die Seiten noch mit Inhalt gefüllt werden. Und was bietet sich da besser an als Testberichte von selbsternannten Fachautoren. :)

Grüße Kai
 

rubberduck

User gesperrt
Micha,

es gibt in der Regel 2 Umstände, die dafür sorgen, daß die meisten Testberichte positiv ausfallen:

1) Der Tester bekommt vom Hersteller das Testobjekt kostenlos (oder zu sehr günstigen Konditionen) zur Verfügung gestellt und kann gar nicht mehr objektiv urteilen.

2) Ist der Hersteller in dem Fachblatt, wo der Testbericht veröffentlicht werden soll, Anzeigenkunde, sorgt der Herausgeber des Fachblattes dafür, daß der Anzeigenkunde (Hersteller) nicht verärgert wird. Es ist dann durchaus üblich, daß der Anzeigenkunde (Hersteller) einen Testbericht vor Veröffentlichung zur Ansicht bekommt und Korrekturwünsche anbringen darf.

Wenn dann - üblicherweise - noch Punkt 1) und 2) zusammentreffen, kann kein objektiver Testbericht zustande kommen.

Ist übrigens in jeder Branche so und kein modellbautypisches Problem.

Grüße Kai

Genau so ist es,
Ich weiß es persönlich von einem Chefredakteur einer bekannten Flugmodellzeitsxhrift.

Anlässlich einer Modellbaumesse daraufhin angesprochen hatte er mir geantwortet, das die Zeitschrift zum ersten die deutsche Modellbauindustrie unterstützt.
Jemand wie Hobbyking, der keine Anzeige im Magazin schaltet und hierzulande keinen Fachhandel betreibt (nur ein Warenlager), der bekommt keinen Platz in der Zeitschrift.

Dann sagte er ausdrücklich "deutsche Modellbauindustrie" ... was immer das bedeuten mag.
ich denke, er meinte deutsche Modellbauhändler, die hierzulande ihr Geschäft haben (evtl. noch Lindinger und Schweighofer).

Auf meine Erwiderung, das die meisten Modellbauartikel doch mittlerweile aus China kommen und hierzulande nur durchgeschoben werden, sagte er das er die Händler meine, die dem Kunden hierzulande auch Service und Support liefern.

Dann die Sache mit der Anzeigenschaltung. Ganz klar werden diese bevorzugt, schließlich lebt die Zeitschrift von den Anzeigen.

Somit ist diese Einstellung aus seiner Sicht verständlich und eine Meinung die man halt akzeptieren muss.

(Meine eigene Meinung dazu halte ich hier bewusst heraus)

Jürgen
 
Habe vor vielen Jahren als Student auch mal geschrieben.
Dann bekam ich einen Anruf der Redaktion,sie hätten noch ein Modell liegen,ob ich das fertig machen und einen Bericht schreiben wollte.
Ich sagte dummerweise zu!
Später stellte sich heraus,dass das Modell einen gravierenden Auslegungsfehler hatte.Ich habe das Modell von mehreren erfahrenen Piloten fliegen lassen
und alle kamen zum gleichen Ergebnis.Mit ein paar Änderungen war das Modell aber einwandfrei zu fliegen.Ich teilte dies dem Verlag mit,schrieb meinen
Bericht mit den Änderungsvorschlägen.
Der Bericht erschien und gleichzeitig die Gegendarstellung des Herstellers,seltsam nicht wahr?
Ich erhielt auch noch Post des Herstellers mit einer Klageandrohung wg.Geschäftsschädigung.
Alle Piloten,die das Modell getestet haben,haben meine Darstellung unterstützt und sich als Zeugen zur Verfügung gestellt.
Zu einem Prozess ist es nie gekommen.
Für den Verlag,der mich so im Regen stehen lies,habe ich nie wieder geschrieben!
Fazit:
Die "Modellbaupresse" ist leider noch nie unabhängig gewesen. Ob die Testberichte objektiv sind,hängt davon ab ob sich der Autor durchsetzen kann.

Raymund
 
Die meisten Test- und Erfahrungsberichte lesen sich doch eh eher wie "Mein schönstes Ferienerlebnis".
Meist beschäftigt sich der Artikel zu ca. 1/4 mit Bestellung, Vorfreude und Weihnachtsgefühlen bei der Auslieferung, bevo es ans bauen und irgendwann auch mal ans Fliegen geht. Das ist auch gut so und man kann es gut nachfühlen, da es einem selber ja auch so geht.

Nur sind die Ansprüche und Erwartungen an ein Modell höchst unterschiedlich und in den seltensten Fällen hat der "Tester" mehrere Modelle annähernd gleicher Baujahre mit der gleichen Ausrichtungen, so dass reelle Vergleichsmöglichkeiten bestünden.

Wer mit seinem Dacia glücklich ist, wird nicht verstehen können, wieso man so viel Geld für einen Porsche ausgeben kann und der Porschefahrer wird nicht verstehen können, wie man mit so einer "Gurke" überhaupt fahren kann.

Was dann noch an Qualitiätsaussagen übrigbleibt muss man wie ein Arbeitszeugnis lesen, da darf auch nur Positives drin stehen.

Be den Surfern werden zu Anfang der Saison die Neuerscheinungen bei den Boards und Segeln von mehreren Fahren miteinander und untereinander bei unterschiedlichen Bedingungen getestet. Das ist aber ein Riesenaufwand und für das doch recht schmale Segment Modellbau niemals zu stemmen.

Also erfreuen wir uns mit den Erbauern und ihren Berichten. Für Kaufentscheidungen machen wir uns woanders schlau oder erliegend dem spontanen "Habenwollen"

Grüße, Nick
 

glipski

User
Falsche Fragestellung

Falsche Fragestellung

Hallo,

was heisst denn "Objektivität"? Was mir gefällt, was einem andern gefällt? Gibt es einen Maßstab, gegen den getestet wird? Ich finde schon die Fragestellung an sich falsch. Wie schon weiter oben geschrieben wurde (Betramj, gibt es einfach unterschiedliche Sichtwinkel. Und wir sollten doch froh sein, dass es eine Vielfalt gibt, aus der wir wählen können, ob wir etwas lesen wollen oder nicht. Wenn ich die Testbericht nicht hilfreich finde, dann kaufe ich mir halt diese Zeitschrift nicht. Ansonsten wären wir alle ja gleichgeschaltet.

Testbericht können informativ sein oder nicht, hängt auch davon ab, was der Leser erwartet. Und ein Testbericht dient sicher nicht dazu, einem eine Entscheidung für dieses oder jenes Modell abzunehmen, er kann höchsten Input sein oder "Geschmacksverstärker"

Und solche Bemerkungen wie

... Testberichte dienen doch den meisten Autoren nur zur Stärkung ihres eigenen Egos....

sind ja wohl der grösste Schwachsinn und pure Unterstellung, die in einer solchen Diskussion nun absolut nichts zu suchen haben.

Wie gesagt, es gibt glücklicherweise verschiede Anforderungen der Leser, mache möchten bestimmte Zeitschriften mit Test etc, andere lesen nur in Foren, andere bilden sich ihre Meinung am Stammtisch. Jedem soll das gegönnt sein, wie er es möchte. Eine eine Schwarz-Weiss-Darstellung darf es einfach nicht geben.

Manchmal ist mehr Toleranz gegenüber "Andersdenkenden" hilfreich.

Gruss

Gerhard
 
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