Wie viel Objektivität braucht ein Testbericht ?

Wenn ein Hersteller wirklich einen Test möchte, macht er das sicher, bevor das Produkt in den Handel kommt. Also ich würde das so machen.
Wenn über das Produkt berichtet werden soll, geht es doch immer um Öffentlichkeitsarbeit, könnte man auch Produktinformation oder Werbung nennen. Das ist auch gar nicht verwerflich. Vielleicht sollten diese Berichte eben nicht mehr "Test" genannt werden. Dann wären die Fronten klarer und es käme zu weniger Missverständnissen.
Was ich witzig finde, ist die Tatsache, dass wir doch alle in (und mit) dieser Konsumgesellschaft leben und uns dann teilweise sooo darüber aufregen. Eigentlich weiß doch jeder, wie der Hase läuft. Oder...?

Gruß Mirko
 
Ausnahme wäre so etwas wie "Stiftung Warentest". Für eine derart objektive Darstellung ist aber sehr viel Geld erforderlich. Und das existiert in unserm Hobby nunmal nicht ...

Auch dort musst man genau hinsehen. Sicherlich viel objektiver aber auch die verdienen mehr Geld mit einer guten Bewertung als mit einer schlechten....
 

hholgi

User
….. Sicherlich viel objektiver aber auch die verdienen mehr Geld mit einer guten Bewertung als mit einer schlechten....
Definitiv nicht.

im Gegenteil. Die "Ritter Sport" Geschichte … 2 oder 3 Jahre her... hat die Verkaufszahlen der Zeitung sogar erhöht.
 
Die Hersteller kaufen aber nur Jahres Lizenzen wenn ein Produkt mit "Sehr gut oder Gut" bewertet wird.
Niemand würde sich ein "Mangelhaft" auf die Verpackung drucken.
Dieses Label außen auf der Verpackung müssen die ja bezahlen, das dürfen die ja nicht einfach so drauf drucken.

Wenn jetzt 20 Zahnbürsten getestet werden... Was glaubste wann mehr Lizenzen verkauft werden.
2 Zahnbürsten mit Gut und sehr gut (Rest schlecht)
oder
12 Zahnbürsten mit Gut und sehr gut (Rest schlecht)

2017 haben die damit 4,7 mio Euro eingenommen. https://www.versicherungsbote.de/id/4867338/Stiftung-Warentest-mehr-Geld-mit-Testsiegeln/
 

Flyrian

User
Die Modellflugsparte ist schon sehr speziell, wenn es um Printmedien geht.

Bei Autos und Elektronik ist es eigentlich selbstverständlich, dass es auch Bestenlisten gibt, welche regelmäßig aktualisiert werden.
 
Ich habe vor einigen Jahren auch mal für die Zeitschrift "Scale" vom VTH einen kleinen Testbericht geschrieben und bekam so auch einen Einblick, wie das abläuft. Das Modell habe ich übrigens selbst gekauft und es wurde nichts gesponsort. Der Artikel wurde incl. aller Kritik komplett so gedruckt, wie ich ihn geschrieben hatte- ohne ein Punkt oder Komma zu ändern. Das fand ich sehr positiv.
Meine Meinung zum Thema: schreibt einfach mal selbst einen Testbericht für eine Zeitung (oder einfach mal für Euch selbst) und versucht das so zu machen, wie es Euch gefallen würde. Ohne Lob und Tadel geht das nicht und objektiv zu beurteilen ist spätestens bei den Flugeigenschaften kaum mehr möglich. Denn da hat jeder seine eigenen Vorstellungen von "gut" und "schlecht". Der Tester, wie auch der Leser. Der Tester beschreibt seine Erfahrungen (wenn auch nur relativ kurz gemacht) mit dem Testobjekt im Vergleich zu seinen Erwartungen des Testobjekts. Genauso ist es mit Testberichten auf der anderen Seite. Der Leser liest nicht immer das, was er erwartet.
 
...
Bei Autos und Elektronik ist es eigentlich selbstverständlich, dass es auch Bestenlisten gibt, welche regelmäßig aktualisiert werden.

Da lassen sich die Eigenschaften allerdings auch viel einfacher als bei Flugmodellen messen … und trotz Bestenlisten werden weiterhin auch die schlechteren Produkte an den Mann oder die Frau gebracht. ;)
 

flymaik

User
Öhhhmm,
glaubt ihr ernsthaft an die Objektivität von Bestenlisten und Testberichten in Autozeitungen :confused::confused::confused:
 
Messung

Messung

Hallo Tobias,
wie soll V- Max gemessen werden, unter welchen Bedingungen, in Relation zu welchem Gleitwinkel ... ? Für welche Flugzeugtypen ist das relevant?
Ich glaube, das wird nichts mit dem Messen.
Stefan
 

Wilf

User
Messwerte

Messwerte

...wie soll V- Max gemessen werden, unter welchen Bedingungen, in Relation zu welchem Gleitwinkel ... ? Für welche Flugzeugtypen ist das relevant?
Ich glaube, das wird nichts mit dem Messen.
Natürlich kann man jeden Stiefel messen.

Aber jeder Flugzeugtyp hat reproduziertbare Kennwerte:
  • Bei Segelflugzeugen ist das regelmäßig die Geschwindigkeitspolare. Die Manövergeschwindigkeit lässt sich hingegen nicht in allen Fällen zerstörungsfrei ermitteln: Die große Fox hat zB eine theoretische Mänövergeschwindigkeit von gut 210 km/h. Ich habe mich aber noch nie getraut, jenseits der 200 voll am Knüppel anzureißen ...
  • Jedes Motorflugzeug hat seine IAS, seit es GPS gibt, ist auch GS kein Problem. Dann hätten wir noch die Steigleistung und auch der Stallspeed wäre nicht uninteressant.
 
Ein paar Grundgeschwindigkeiten kann man ja heute messen und manche Leute interessieren sich tatsächlich dafür, besonders oft für Vmax...

Ich will hier aber auch mal kurz aus meiner nun 25 jährigen Tätigkeit für die FMT erzählen, in der ich dutzende Testbericht erflogen und geschrieben habe. In keinem Fall wurde an meinen Manuskripten von der Redaktion etwas geändert. Die Vorgaben waren stets: Bauen und ausrüsten wie im Bausatz vorgesehen. Kein direkter Kontakt mit dem Hersteller / Vertreiber. Mängel klar benennen und per Foto dokumentieren (auch zur Beweissicherung gegenüber dem Hersteller).

Im Autorenvertrag musste ich jedes mal ausdrücklich unterschreiben, dass ich als Tester in keinem Zusammenhang mit dem Hersteller oder Vertreiber stehe.
Von Seiten der Redaktion wird also alles getan, um Objektivität nicht zu verbauen. Was die einzelnen Autoren dann qualitativ daraus machen, liegt nicht mehr in den Händen der Redaktion und kann natürlich mal besser oder mal schlechter werden.

Ich habe immer Mängel klar benannt, und mir damit sicher bei manchem Hersteller keine wirklichen Freunde gemacht.

Nur ein einziges mal wurde in Absprache mit der Redaktion ein begonnener Testbericht nicht veröffentlicht, weil das Modell so schlecht flog, dass wir das ganze Modell für "nicht erwähnenswert" befunden haben. Dafür habe ich dann für meine getane Arbeit ein sogenanntes "Ausfallhonorar" erhalten, was ich sehr fair fand.

Einen Testbericht zu bauen, fliegen, fotografieren und zu schreiben ist übrigens ein Aufwand, der sich in der Regel über mehrere Monate hinzieht. Wenn man das Honorar auf die getanen Arbeitsstunden umlegt, dann ist das Ganze so etwas wie ein 1-Euro-Job. Also schlicht ein Hobby, das man aus Begeisterung betreibt. Da ändert sich auch kaum etwas daran, wenn man mal einen Bausatz kostenlos gestellt bekommt, wie es früher tatsächlich öfter mal der Fall war. Servos, Antriebe, Kleber und Lacke hat man eh immer selber beisteuern müssen, das war dann meist teurer, als das ganze Honorar...
 
Im Autorenvertrag musste ich jedes mal ausdrücklich unterschreiben, dass ich als Tester in keinem Zusammenhang mit dem Hersteller oder Vertreiber stehe.
wenn das heute alles so durchgängig funktioniert, ist das sicher erwähnenswert

ich habe selber vor jahren auf der Dortmunder messe als "Ohrenzeuge" mitbekommen, wie zwei tester am stand eines Händlers durchblicken ließen, das die kostenlose Überlassung von diesem Motor, diesem regler und diesen Servos sicherlich keine negative auswirkung auf den testbericht hätte
ich weiß auch aus sicherer quelle von der unaufgeforderten zusendung von Zubehör, öl, rc-anlagen, Motoren, modelle an Autoren "zur Kenntnisnahme und verbleib"
voreilender gehorsam ist ein großes Thema

das mögen einzelfälle sein, es bleibt ein g´schmäckle
 

Andreas Maier

Moderator
Teammitglied
Leute, das mit den " Geschenken " ist heut zutage nicht mehr so einfach.
- Das Finanzamt und Neider lassen grüßen.


Natürlich gibt es hin und wieder in seltenen Fällen auch bei den Magazinen so manch übereifrigen Redakteur,
welcher von so manchem Werbekunden gebeten wird, die Tests nicht gar zu schlimm aussehen zu lassen.
(Das Magazin wäre doch von der Werbung abhängig)

So wurde auch der ADAC damals nach dem Skandal böse abgestraft.

***


Aber ich denke, die meisten Magazine sind bemüht die Berichte so neutral wie möglich zu veröffentlichen.
Vielleicht äußern sich ja mal ein paar der Schreiber, welche Herausgeber negatives weggelassen hat
oder gar wo positiv über negatives geschrieben wurde.


Und weil ich gerne mal ein wenig blättere,
werde ich weiterhin Aufwind, FMT und ROTOR lesen und im ABO beziehen.
Den blöden Modellflieger kann der Verband gerne behalten,.




Gruß
Andreas
 
Zuletzt bearbeitet:
Objektivität?

Objektivität?

Hallo zusammen,

ein anfang wäre getan, wenn man überhaupt mal etwas messen würde
V min-max wäre heute das einfachste der welt
braucht aber einen aufwand
wer bezahlt den?

ein Anfang?
Anfangen tut das doch viel früher!
Wie wär's denn, wenn man mal einige Überlegungen des Konstrukteurs erfahren würde, warum und wieso er gerade die jeweiligen Entscheidungen getroffen hat? Und wozu, für welchen Einsatzzweck? Und warum belegt er das nicht mit ensprechenden Rechenergebnissen?
Dafür gibt's inzwischen genügend einfache Werkzeuge.
  • Wie sieht z. B. die Flächengeometrie aus, die Auftriebs- und Beiwerteverteilung? Ist doch kein Problem mit FLZ-Vortex (oder dem Nurflügelprogramm von Ranis) oder mit XFLR5.
  • Und wie sehen z. B. die Type-2-Polaren des Profilstraks (falls es überhaupt einen gibt) aus?
    Auch kein Problem mit z. B. Profili.
  • Und wie steht's um die Gewebebelegung von Rumpf, Fläche und Leitwerk? Gibt's da eine Abstufung?
  • Ist der Holm berechnet? Für welche Lasten?
Man sollte annehmen können, dass sich der Konstrukteur darüber Gedanken gemacht und Berechnungen angestellt hat. Warum macht er dann keine Angaben?

Und warum interessiert das offensichtlich (fast) niemand?
Warum geht deswegen kein Aufschrieb durch die Medien?
Warum wird weiterhin gekauft und gekauft, Hauptsache NEU und viel versprechend?
Warum jagt der nächste Hype den, der nur wenige Tage älter ist?

Vielleicht weil
  • es eh keiner versteht, weil er die Kurven nicht lesen kann!
  • es ist ihm sowieso egal, weil ihm was anderes wichtig ist (was, sollte jeder selbst wissen).
  • es subjektiv sein muss, auf dem Platz vorzeigbar, Emotionen ansprechend.
  • ...
Wozu braucht es also Objektivität???

Ich würde jedenfalls nicht so viel Geld für einen Flieger ausgeben, bei dem wichtige Informationen nicht gegeben werden (s. o.).
Für den Hersteller/Händler wäre das überhaupt kein großer Aufwand, der winzige Mehraufwand steht in überhaupt keinem Verhältnis zu den Verkaufspreisen.
Was soll denn der Testbericht-Schreiber berichten, wenn er diese Informationen selbst nicht erhält?
Und wenn sich kein Leser daran stört?

Also?
Weiter so!

Grüße
Wilhelm
 

bendh

User
weil er recht hat. Ich bin ein Mensch der immer wieder auf das Gute hofft, aber diese Zeitschrift wandert nach dem durchblättern immer gleich in den Müll.
 
weil er recht hat. Ich bin ein Mensch der immer wieder auf das Gute hofft, aber diese Zeitschrift wandert nach dem durchblättern immer gleich in den Müll.

Da wird über die nötige "Objektivität von Testberichten" diskutiert …

Warum sollten sich die Ersteller von Berichten um Objektivität bemühen, wenn die Leser sie nicht einmal zur Kenntnis nehmen und die Zeitschriften eh nur "durchblättern"?
 
Ich gehe jetzt mal nur von mir aus....:D
Ich gehe bis zu 20 seitige Schreiben/Beschreibungen/Ergüsse/Wünsch-Dir-Was-Pamphlete mehrmals wöchentlich durch, berufsmässig.
Meistens habe ich nur bis zum dreckigen Dutzend Seiten Größe A4 vor mir.
Geht meistens um Wir-möchten-das-so-geregelt-wissen (QSV) oder "Hey, hier mal euer Fehler erklärt, bezahlt uns mal unsere Party! (Reklamation)
Die passende Antwort kann dann schon mal zwei bis vier Stunden dauern.

Bei leicht verdaulicher Kost für Modellflieger reichte bisher die Zubereitung zweier Tassen im großen French-coffee-maker - und die zu trinken.
Und kalt mag ich nur Eiskaffee.
Für unsere Hobbyzeitschriften brauche ich auch nicht mehr Zeit, für Bücher schon.
 
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