Ich muss ja zugeben, dass ich den Verlauf des Finales so nicht erwartet hätte. Mit 9:8 war es das knappste Ergebnis, das man sich vorstellen konnte. Die AC72 haben sich agiler gezeigt als ich das erwartet hätte, es gab richtige Match-Race Szenen, vor allem in der Vorstartphase und auf der Kreuz. Aber selbst auf den Vorwindgängen war es spannend, das hätten wohl die wenigsten geglaubt. Nach den langweiligen Geisterrennen und den ungleichen Duellen des Louis Vuitton Cups, speziell der LVC-Vorrunde hat das für vieles entschädigt.
Oracle hat es geschafft, die Defizite ihres Bootes in den Griff zu bekommen. Am Schluss hatten sie das überlegene Boot auf allen Kursen und sie haben keine Fehler mehr gemacht, von denen die Neuseeländer hätten profitieren können. Trotzdem hätte ich die Kanne den Kiwis gegönnt. Ohne sie wäre der gesamte Cup bis zum Ende langweilig gewesen, da die anderen Teams gegen Oracle chancenlos gewesen wären, so wie sie es in der Vorrunde gegen die Neuseeländer waren. Und ohne die Kiwis hätten wir die AC72 nicht fliegen sehen. Sie haben gezeigt, dass man mit dem kleinsten Budget, aber jeder Menge Teamgeist auch gegen ein nahezu unbegrenztes Budget Chancen hat.
Ich frage mich, was die Oracles mit ihren zwei Booten im Training getan haben. Die Lehrstunde, wie es funktioniert, haben erst die Neuseeländer erteilt und die entscheidenden Impulse gegeben, wo die Oracle Boote zu verbessern sind. Offensichtlich hat sich erst im Verlauf des Finales auch auf dem Oracle-Boot ein Team geformt. Der "Best-of-17" Modus des Finales hat den Amis genug Zeit gelassen, ihre ganzen Schwächen zu beheben. Beeindruckend ist in der Tat, wie das unter dem Druck von 8 Matchpunkten funktioniert hat.
Nun bin ich gespannt, wie es weiter geht. Ich bleibe dabei, dass die AC72 eine Sackgasse darstellen. Der Tod von Andrew Simpson sollte Herrn Ellison eine Lehre sein, dass spaktakuläre Segelbilder nicht alles sind. Für mich hat sich die Spannung nicht daraus ergeben, dass die Boote mit bis zu 47 Knoten vor dem Wind und über 30 Knoten am Wind unterwegs waren. Auch das Zeitlimit habe ich nicht verstanden: Es hieß, die Boote könnten in Windbedingungen von 3 Knoten bis 33 Knoten segeln. Das obere Limit wurde dann aus Sicherheitsgründen massiv herab gesetzt, aber das untere Limit ergab sich aus dem Zeitlimit, denn bei weniger als 10 Knoten Wind war der Kurs in den 40 Minuten offensichtlich nicht zu bewältigen. Dass man ein laufendes Rennen 3 Minuten vor dem Ziel abbläst, ist einfach nur lächerlich.
Es soll ja bereits einen ersten Herausforderer geben. Warten wir's ab, worauf er sich mit Herrn Ellison einigen wird. Dieses Spiel werden auch Milliardäre nur mitspielen, wenn sie den Hauch einer Chance haben.