Bauen / Kaufen / Abrüsten

amoc

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Zur Diskussion im Video-Thread (http://www.rc-network.de/forum/showthread.php/109000-Einige-Freiflug-Videos-auf-Youtube/page5):

Heute besteht doch die Möglichkeit wettbewerbsfähig (d.h. in der Lage, vorne mitzufliegen) zu sein nur noch darin,
einen extrem hohen Aufwand (Vakuum, Fräsen, Elektronik,...) zu betreiben oder Modelle zu kaufen.

Mit einem (familiär/beruflich) vertretbaren Aufwand ist der Freiflug m.E. in der Masse nicht mehr so zu betreiben, dass man regelmäßig vorne dabei sein kann.

Aus meiner Sicht liegt das an einem Versäumnis der CIAM usw, die Technik nicht frühzeitig zu begrenzen und so dieser Entwicklung den nötigen Rückenwind gegeben hat.

Was spricht dagegen die Modellklassen abzurüsten?
Das Argument, dann müssten sich ja alle was neues kaufen, zählt m.E. nicht, muss ich ohnehin, wenn ich mithalten will (vor zwei Jahren musste es der Flapper sein, jetzt das LDA, nächstes Jahr Flapper mit LDA...)

Andere Sportarten machen es doch auch vor, da muss jahrelange Entwicklung eingedampft werden, weil aus einem sportlichen Wettkampf eine (fast reine) Materialschlacht wurrde (z.B. Schwimmen).
 

Air-Physikus

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Freiflugtendenzen...

Freiflugtendenzen...

@amoc,

da kann ich Ihnen nur Recht geben.
Der Freiflug heutzutage hat nur noch wenig mit dem Freiflug aus vergangenen Zeiten zu tun, deshalb besuche ich schon seit Jahren keine Wettbewerbe mehr. Ausgenommen bleiben die Saalflugklassen.
Das geht heutzutage so weit, dass elektronischer Schnickschnack als Schick gilt, RC-Thermikbremsen fast Standard sind...
Wozu dann noch Freiflug betreiben, dann doch lieber RC-Modellflug mit seinen unzähligen Möglichkeiten.
Im Freiflug haben Elektronik und RC-Steuerungen nichts verloren...
Wenn jemand behauptet, dass einige Leute keine Zeit hätten, sich eigene Flugmodelle zu bauen, warum dann betreiben diese Leute dieses Hobby?
Mit meiner Meinung zähle ich wohl zu einer kleinen Minderheit.
Aber in spätestens 5-10 Jahren werden sich die Reihen der (noch) Aktiven lichten...

Air-Physikus
 
Hallo zusammen,

Ich bin F2B Fesselflug Pilot.

Eine ähnliche Diskussion gibt es bei uns Fesselfliegern schon seit jahren.
In F2A (Speed) wird immer weniger gebaut, viele kaufen fertige Modelle aus dem Ostblock.
In F2C (Teamrace) ist es ähnlich. Kaum jemand baut selbst.
In F2D (Combat) ist die Lage sogar noch schlimmer, hier sind 99% der Modelle gekauft.
Und nun bahnt sich auch in F2B (Kunstflug) eine solche Entwicklung an. Bei internationalen Wettbewerben sieht man immer mehr Fertigmodelle, vornehmlich in der Ukraine gefertigt und zu horenden Preisen verkauft (bis 3000 Euro).
Wie wird man solch einer Entwicklung Herr? Wie gesagt, wir Fesselflieger diskutieren schon lange darüber.
Die größte Schwierigkeit besteht darin, das die Aktiven Sportler welche diese Modelle Kaufen statt selbst zu bauen und somit von den Kaufmodellen profitieren, selbst nichts an dieser Situation ändern wollen.
In den USA fliegt man nach einem eigenen Regelwerk im Kunstflug. Hier gibt es neben den Punkten für den Flug auch Punkte für die Bauausführung des Modells. Und die bekommt man nur, wenn man das Modell selbst gebaut hat.

Jedenfalls bin ich gespannt wie sich die Diskussion hier im Freiflug entwickelt.

Grüße
Frank Wadle
 

Air-Physikus

User gesperrt
Freiflug/Fesselflug Tendenzen...

Freiflug/Fesselflug Tendenzen...

@frank_wadle,

die Diskussion bei den Freifliegern begann erst so richtig, als die Selbsterbauerregel, nach dem Zerfall des Ostblocks Anfang der 90er Jahre von der FAI fallen gelassen wurde...

So weit mir bekannt ist die Selbsterbauerregel im Fesselflug bei den Scale Fliegern (F4B) immer noch gültig..., aber die Anzahl der aktiven Fesselflieger ist dort auch deutlich zurückgegangen, habe es in Polinschen Foren gelesen...
Deshhalb wurde eine einfachere Nebenklasse geboren...

Es ist schon erstaunlich, dass selbst die F2D Fesselflieger ihre Modelle kaufen, da diese Flieger ja wenig Probleme bereiten, wenn man sie selbst baut

Diese Entwicklungen kann man nur stoppen, wenn die FAI klare Regeln vorgibt, dagegen arbeitet ja "bekanntlich" eine einflußreiche Lobby...

Air-Physikus
 
Das, was völlig verloren gegangen ist, ist die individuelle Weiterentwicklung der Modelle. Wer hinterfragt schon noch WARUM ist etwas so oder so gebaut, gäbe es einen anderen Weg - vielleicht besser? Wie kann schon etwas besser werden, wenn mit diesen Modellen regelmäßig gwonnen wird ...
Es gibt keine bessere Ausrede für Stagnation und Denkfaulheit!
 
Naja, ich stehe der "Selbstbauregel" zwiespältig gegenüber.
Wie will ein Teilnehmer einer Weltmeisterschaft beweisen, dass er sein Modell selbst gebaut hat?

Grüße
Frank
 
Ob man mit Regeländerungen jetzt noch was retten kann, kann man bezweifeln.
Ja, wie hier schon bemerkt, haben sich bestimmte Randbedingungen geändert: Bastelraum steht meist nicht mehr zur Verfügung; ich kenne das: viele haben nur noch einen stromlosen Bretterverhau als Keller. Dann das Geländeproblem, das auch nicht besser wird.

Eine Regeländerung müßte vielleicht so aussehen, das die Modelle viel einfacher werden müßten. Ich als F1A-Flieger beziehe mich hier mal auf die Klasse F1A.

Die Modelle müßten wieder mehr am Küchentisch herstellbar sein um mehr Leute und auch einige RC-Flieger nebenbei für den Freiflug begeistern zu können. Man kann von keinem mehr erwarten, daß sein ausschließliches Hobby der Freiflug ist.

Ich möchte hier lieber mal ein Vorschlag für die Seglerklasse machen, als die Ursachen für die Misere weiter darzulegen:

- Abmessungen: als Basis könnte man die Klasse F1H nehmen; die Modelle sind kleiner (geringere Leistungsreserve) , notfalls aber auch das größere F1A
- Bauweise: alles erlaubt von Kohle bis Vollbalsa; Vorteil der Kohlebauweise bezügl. Verzugsfestigkeit soll erhalten bleiben,
- Kreisschlepphacken ja, weil Kreisschlepp Spaß macht
- nur eine Funktion: Thermikbremse , irreversible Auslösung über mechan. Zeitschalter oder E-Timer oder über Funk oder Lunte; alles sollte möglich sein . Das wichtigste an diesem Punkt ist, daß die
Startüberhöhung und damit die Leistung in bestimmten Umfang begrenzt wird, der Vorteil von steifen Kohleflächen gegenüber weichen Balsaflächen kann weniger in Höhengewinn umgesetzt werden;
- Leinenlänge 35m oder 40m
- Flugzeit: normal 120s, 5-8 Durchgänge je nach Organisation, Stechflüge: 150, 180, 210, ....... (Geländeproblem, zeitnehmerfreundlicher)

Von diesen Vorschlägen sind einige schon 30 Jahre alt. In einer alten mbh hat J. Löffler mal was über die Problematik geschrieben. Aber wie man sieht, hat sich bisher fast nix geändert ......
 
Hallo Leute,
wie so Vieles regelt sich das Problem selberbauen - kaufen mit der Zeit von selbst.
Dieses Jahr wurden F1B-Modelle erstmals systematisch geklaut.
Und zwar wurden Modelle, die im Mais landeten herausgeholt, der Suchsender aber im Maisfeld am Boden unter einer Blätterschicht versteckt. So sind die Rückholer beschäftigt und sehen nicht, dass die Diebe hinter dem Mais ihre Beute im Auto abtransportieren. Mit einer neuen Farbkombination der Bespannung und neuer Dauerstartnummer kann niemand mehr erkennen, wer das Modell gekauft hat. In diesen Zeiten kann man also nur entspannt mit einem selbstgebauten Schluchtensauser zum Wettbewerb gehen. Der derzeitige Gummi (30 g) hat lt. AA mehr Energie als vor 20 Jahren die damaligen 40 g. Das bedeutet, dass ein gutes Modell aus den 80ern mit neuem Gummi in ruhiger Luft sicher über 4 min fliegt. 4 min ist die längste geforderte Fugzeit bei Ranglistenwettbewerben. Wer alles voll hat, kommt is Team. Wenn man nur ins Team kommen will, ist es deshalb überhaupt nicht nötig, so einen Supervogel von AA mit 7 min in ruhiger Luft zu kaufen. Das ist doch auch wieder beruhigend.

Grüße
Reiner
 
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