Ein paar Worte aus meiner Perspektive zur 10Rater-Swiss-Open 2011 am Schwarzsee:
Zuerst eine Beschwerde: Unser vorbildlich posierender und uns bewachender Regattahund BALOU durfte nicht einmal von der Cervelatwurst von Thomy abbeissen!!!
Ansonsten war die 15. Auflage des Swiss-Open-Cup für alle 10er-Freaks eine tolle Sache und deshalb großen Dank an Gusti und alle die mitgeholfen haben.
Für mich war es die 13. Teilnahme, weil die Regatta am Schwarzsee für mich ein fester Bestandteil im jährlichen Regattakalender ist. Die Schweizer Kollegen machen aus den 3 Regattatagen 3 Einzelregatten für ihre Schweizer Rangliste, damit sie auf eine brauchbare Anzahl an 10er-Regatten kommen, und für den Swiss-Open-Cup werden dann die 3 Einzelregatten zusammengezählt. Der Punktniedrigste über die Gesamtdistanz darf sich dann Swiss-Open-Meister nennen und diesen Titel hat sich dieses Jahr Henning, GER 68, mit einer sehr ausgeglichenen und erfolgreichen Fahrweise gesichert. Nach manchen Nackenschlägen dieses Jahr bei anderen Regatten sei ihm dieser Sieg von Herzen gegönnt. Mit seinem 10er, Design E. Schuch, und einem neuen A-Rigg konnte er viele der über 30 Läufe gewinnen und war in den anderen Läufen stets ganz vorne mit dabei. Der Schuch-10er ist eine verlängerte Version des von Eberhard vor ein paar Jahren entworfenen Bootes und geht aussehensmäßig in Richtung TENSION, also relativ schmal und mit entsprechenden Rumpftiefgang, um auf die für 10er notwendige Verdrängung zu kommen. Eberhard hat bei seinem Entwurf keine Computerhilfe eingesetzt, sondern sich auf seine langjährige RC-Erfahrung und sein Gespür verlassen und damit ein absolut konkurrenzfähiges RC-Boot geschaffen. Henning fährt das Boot mit einem reinen Bleigewicht von etwas über 3700g und einem Eigenbau-Sloop-Rigg.
Zweiter wurde Yogi, der ganz kurzfristig vom Rücktritt (nach Geldern) wieder zurückgetreten ist und der RC-Yacht-Szene somit erhalten bleibt. Er hat 2009 mit seiner 10er-getakelten Starkers den Cup gewonnen, in letzter Zeit bei den 10Rater-Regatten aber mit dem übertakelten M-Boot nicht mehr den gewünschten Erfolg gehabt. Hauptgrund war wohl die Tatsache, dass in der 10er-Szene die letzten 2 Jahre erheblich aufgerüstet wurde und somit die M-Boote, sobald der Wind etwas mehr wird, nicht mehr mithalten können. So wollte Yogi unbedingt eine meiner Tension haben und nachdem er bereit war, einen Preis dafür zu bezahlen, der in etwa dem Materialwert entsprach, ließ ich mich - zwecks Reduzierung von 5 regattafähigen 10ern auf nurmehr 4 - überreden, meine im "kriegsmarinegrau" lackierte Tension zu überlassen (wird bald Yogi-blau sein). Dafür wurde er dann von zahlreichen Lästermäulern sofort als "Werksfahrer" gefrozzelt. Gerächt hat er sich mit einem guten 2. Platz mit dem für ihn doch recht neuen Boot, was zum einen seine Klasse im RC-Segeln beweist und zum anderen, dass die "Gurke" nicht so schlecht sein kann. Die TENSION wurde von mir als Rumpf erworben. Da die Seitenhölzer nicht einlaminiert waren, fiel der lange, schmale Rumpf in der Mitte beim Ausbau nach aussen und ich dachte mir, dass 1-2 cm mehr Breite vielleicht nicht nachteilig sein könnten. So erhält das Boot mittschiffs etwas mehr Volumen, was die Wasserlinie um 1-2 cm verkürzt. Natürlich (für mich) wurde das Boot für Swing-Rigg ausgerüstet, was Yogi nicht unrecht ist. In dem Yogi zugesagten Preis war eigentlich ein ca. 4 Jahre altes A-Rigg meiner Viry Easy vorgesehen, nachdem ich dieses aber genau angesehen habe, mußte ich eingestehen, dass ich das weder dem Boot noch Yogi zumuten kann. So gingen letztlich eines meiner neuen A-Riggs und gleich noch ein B-Rigg über den "Ladentisch" mit dem Ergebnis wieder viel Arbeit vor mir zu haben. Áber was macht man nicht alles für seine Werksfahrer, die zum Dank dann vor einem herfahren!?!
Mit viel Mühe konnte ich noch den 3.Platz retten. Wie gesagt, die Schweizer machen aus den 3 Tagen = 3 Einzelregatten und so nutzte ich einmal mehr die Gelegenheit, an den ersten beiden Tagen meine neue Mentges-Karneol 2 einzusetzen und am dritten Tag meinen Schuch-10er. Beide Boote waren zum ersten Mal im Regattaeinsatz. Es gab kleinere "Kinderkrankheiten", die sich aber in vertretbaren Rahmen hielten. Da es mir vorrangig darum ging, die Boote zu " ergründen", fuhr ich zumindest am ersten Tag eher defensiv und startete auf der ruhigeren Seite der Startlinie. Damit war aber absolut kein Blumentopf zu gewinnen, da aufgrund der Windrichtung die luvseitige Tonne stark bevorzugt war,und zudem die Startkreuz sehr kurz ausfiel. Wer an der Luvtonne nicht vorne mit dabei war kam in das Paket von mehreren Booten und sich daraus zu befreien ist bei dem hohen Stand der heutigen 10er nur bedingt möglich. Kleines Beispiel: Ein Franzose hatte die Diamond von Bantock, die dieser bis vor kurzem noch selber fuhr, vollumfänglich erworben, sogar noch mit der 95 als Segelnummer. Das Boot ist sauschnell, bloß hatte der vom Segeln wenig Ahnung. Den neben sich zu haben ist Höchststrafe, denn der fährt dich entweder zusammen oder dorthin, wo du garnicht willst und wegkommen ist aufgrund der speed des Bootes alles andere als einfach.
Die Karneol 2 war mit einer NZL-Flosse ausgerüstet, Blei = 3700g. Als Rigg das Swing für KWL = 123 cm, das ich 14 Tage zuvor erfolgreich bei der 10er-Regatta in Rennes einsetzte.
Ich konnte mit dem Boot auch Läufe gewinnen, wenn ich optimal startete, konnte auch den einen oder anderen Platz aus dem Pulk heraus aufholen, so ganz zufrieden war ich aber noch nicht mit dem Boot. Die Karneol 2 ist das breite Gegenstück zu den schmalen 10ern wie Diamond, Tension, Graffito oder Schuch-10er. Im letzten VdMYS-Heft hat G. Mentges beschrieben, welche Überlegungen ihn zu dem Design führten. Ich habe als Erkenntnis mitgenommen, das Boot gewichtsmäßig etwas vorlicher zu trimmen und mich erst noch weiter an die breite "Schüssel" (manche sagen "Bügelbrett" ) zu gewöhnen, bevor ich ein Urteil abgeben kann. Für zwei Laufausfälle aufgrund Windenprobleme kann das Boot auf jeden Fall nicht haftbar gemacht werden.
Am dritten Tag fuhr ich dann den ebenfalls regattaneuen Schuch-10er. Swing-Rigg wie für ViryEasy für KWL 128 cm. NZL-Flosse wie oben mit 3700g Blei. Alle Startzurückhaltung abgelegt und die "Kiste" lief wie "SAU"!!! Alles stimmte, der Gewichtstrimm, Lateral- und Segeldruckpunkt.................das "Tier" fährt sich wie meine Margo nach der 5.Optimierung. Vorwindkurs aufgrund des Swings = super, Raumschots ein Wahnsinn und am Wind, trotz der Swingnachteile, ein Höhe....!!!.Da ist Eberhard ein großer Wurf aus der "Lameng" gelungen und was ich drunter und drauf gesetzt habe, hat das Ganze nicht verschlechtert. Ich habe jetzt bloß das Problem, setze ich diesen 10er oder die super laufende Diamond ein, wenn es um Ranglistenpunkte geht. Ich glaube, die Eintageswertung des 3. Tages kann der Swing-Rigg-Schuch-10er für sich verbuchen. Danke Eberhard.
Mit dem undankbaren 4.Platz mußte sich Benni, SUI33, zufrieden geben. Nach dem 2.Tag lag er mit seiner ViryEasy noch ganz nahe bei Yogi und wollte am 3.Tag den zweiten Platz sichern. Nachdem er aber beim ersten Start massiv behindert wurde und bei der Aufholjagd auch nicht alles und alle nach Plan lief(en), holte ihn das frühere "Segeltemperament" ein, er schimpfte wie ein Schweizer Rohrspatz, was der weiteren Konzentration nicht gerade förderlich war. Trotzdem, seine Uralt-ViryEasy lief nach wie vor super und er kann es auch noch, auch wenn das Rigg ein paar Knicke hat und er das Boot nur einmal im Jahr zu Wasser läßt und er sich ansonsten seine RC-Daumen mit Golfspielen versaut. Von ihm habe ich ca. 10m feines, weiches Gittermylar erhalten, ca. 10 Jahre gut gelagert, noch die Qualität von Peter Wiles ohne Drall, wofür ich ihm sehr sehr dankbar bin. Sein A-Rigg fand in meinem Auto den Weg nach Deutschland und ich versprach ihm zum Dank aus dem Tuch einen Satz neuer Segel zu machen.
Die weiteren Teilnehmer mögen es mir verzeihen, wenn ich hiermit beende.
GER61hard