F5D-Wettbewerbs-Modell mit RDS-Anlenkung

F5D-Wettbewerbs-Modell mit RDS-Anlenkung

Christoph Meier (EvilKnivel)


Ich baue schon seit einigen Jahren meine F5D-Pylon-Wettbewerbsmodelle (Elektro-Rennflugzeuge) selbst und setze sie auch bei der deutschen F5D-Meisterschaft ein. Bisher hatten meine Modelle stets eine standard Überkreuzanlenkung für die Querruder, wie es auch vom Großteil der anderen Wettbewerbspiloten in F5D eingesetzt wird. Ich wollte aber unsere Fornication5D weiter optimieren und habe mich daher entschlossen, ein RDS-System in das Modell einzubauen.

Ende des Jahres bin ich beim Durstreifen des Netzes eher zufällig auf die Webseite von Ober-Flugmodellbau

http://www.oberflugmodellbau.de/index.php/de/

gestoßen und habe dort deren RDS-Systeme gesehen – ich hatte gleich den Gedanken - „für F5D taugt das eh nicht, zu anfällig, bla bla bla…“ – aber angeklickt habe ich es dann doch. Dabei war die erstaunlichste Entdeckung ein Bild von unseren Q40/F3T (Rennmodelle mit Verbrennungsmotor) der krachmach-Pylon-Kollegen Mario und Andreas, die das Ober-Flugmodellbau RDS in ihrem Modell einsetzen. Also habe ich umgehend Mario angeschrieben und mich erkundigt, welche Erfahrungen er mit dem RDS gemacht hat. Von ihm kam recht schnell zurück, dass sie das System schon seit zwei Jahren einsetzen, super zufrieden sind und keinen merklichen Verschleiß oder gar Spiel feststellen können – und das in diesen Rappelkisten. Das hat mich überzeugt und veranlasst, es auch mal zu probiern!

Also gesagt, getan. Ich habe mit Ober- Flugmodellbau Kontakt aufgenommen und nach einer super freundlichen Beratung so ein System für das KST X08 bestellt Ein paar Tage später war es schon da:


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Der Messingzapfen wird mit dem Servo verschraubt. Das Alugehäuse, das eine Verzahnung für das X08 hat, wird darüber geschoben und mit einer Stiftschraube gegen den Zapfen verschraubt. Die Messinghülse wird mit dem Steg im Flügel verklebt, ebenso wie der Stahldraht mit dem Aluteil und die Tasche mit dem Ruder. Die Tasche ist aus Prepeg-Platten hergestellt und macht einen sehr massiven Eindruck, ist innen sehr glatt und passt perfekt zum Dorn – null Spiel.

Als Dornwinkel (der Draht) habe ich mich für 20° entschieden, da ich bei etwa 120% Servoweg die gleichen Ausschläge in der Landestellung wie bei der Überkreuzanlenkung habe. Ein nettes Tool, um das zu berechnen habe ich hier gefunden: RCN-Beitrag. Der Link zum Excel-Sheet funktioniert im Beitrag leider nicht mehr. Aber sie bekommt man noch: XLS-Download


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Als ich die Schalen zum Einbau soweit fertig hatte und auch die Höhen im Flügel noch mal mit Knete abgenommen hatte, musste ich leider feststellen, dass die Höhe im Bereich der Stiftschraube genauso hoch wie das System dick ist. Da war mir das Risiko doch zu groß, dass sich nach dem Schließen der Form etwas verklemmt. Außerdem kann man im Falle eines Defekts das Servo nicht mehr ausbauen, da sich das Aluteil nicht in Richtung Ruder schieben lässt und auch das Servo nicht in Richtung Holm, da es fast am Holm anliegt…alles etwas sehr eng in diesem Hobel!

Also habe ich noch mal mit Ober-Flugmodellbau gesprochen und wir haben gemeinsam ein „Spezial-Forni-F5D-RDS“ entworfen. An dieser Stelle muss ich einfach mal betonen, dass der Kontakt mit Ober-Flugmodellbau echt super ist: Extrem freundlich, kompetent und hilfsbereit. Es ist zu spüren, dass die einfach selbst Spaß an dem haben, was sie verkaufen!
Eine Woche später war die Spezial-Version auch schon da und sieht so aus...


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Es ist um Einiges schlanker geworden. Die Stiftschraube und der Messingzapfen sind jetzt nicht mehr notwendig?!


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Das Aluteil habe ich mit Loctite-243-Schraubensicherung auf die Verzahnung vom X08 geklebt. Das ist keine wirkliche Verklebung und soll eher die letzten Hundertstel Spiel zwischen Servo und dem Aluteil eliminieren.
Anschließend habe ich das KST X08 und das Messinglager da, wo später der Steg sitzt, mit angedicktem 5min-Epoxi mit der Schale verklebt.


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Das Servo hat eine Schrägstellung von etwa 5° zur Flugrichtung. Ideal wären 20°, so dass der Dorn genau 90° zur Scharnierline wäre – dafür ist aber die Forni-Servoaufdickung nicht breit genug. Wichtig ist, dass der Knick des Dorns genau über der Schanierlinie ist.

Nach dem Aushärten wird mit UHU Endfest 300 der Dorn in das Aluteil und gleichzeitig die Tasche (2 mm hinter der Schanierlinie) mit der Schale verklebt. Da ich bewusst zuerst das Servo eingeklebt habe, hat die Tasche nur an der Hinterkante einen direkten Kontakt mit der Schale und vorne ein paar Zehntel Luft, die mit Harz aufgefüllt sind. Stattdessen das Servo schräg zur Schale zu setzen, war aufgrund der geringen Bauhöhe nicht möglich.


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Anpassen der Ruderstege:

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Im nächsten Bild sieht man, warum es keine Stiftschraube mehr gibt: Das Aluteil wird jetzt von einem kleinen GfK-Plättchen daran gehindert, vom Servo zu rutschen. Wenn man das Servo tauschen muss, kann man das GfK-Plättchen wegbrechen, das Aluteil Richtung Ruder schieben und dann das Servo herausnehmen.


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Der Rest ist wieder normales Vorgehen beim Flügel, wie bereits von mir hier berichtet.

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Das Austrennen der Ruder erfolgt mehr oder weniger normal – gut, man darf den Stahldorn nicht durchtrennen, aber wir arbeiten ja hier nicht mit der Flex (ich zumindest).

Schwieriger oder unschöner ist, dass man die Ruder nach dem Freilegen des Scharnierbands nicht „freibrechen“ kann. Auch das Bewegen des Ruders von Hand ist wegen des RDS nicht so leicht. Ich habe das erst gar nicht versucht, sondern das Servo arbeiten lassen. Erst Vollausschlag nach unten. Dann mit einer Taschenlampe von unten auf das Scharnier leuchten. Dabei kann man im Ruderspalt erkennen, wo das Scharnier sitzt. Von oben habe ich nochmals das Scharnierband vom GfK befreit. Dann habe ich das Servo einige Mal von Anschlag bis Anschlag laufen lassen. Viel mehr war nicht machbar und bei gerade mal knapp 10 mm Ausschlag hat das mit Freibrechen recht wenig zu tun – mehr lässt das System aber nicht zu.

Trotzdem neutralisiert das Ruder bei meinem Flügel sehr gut und das Ruder fühlt sich in jeder Position richtig steif an. Steifer sogar als bei meinen Überkreuzanlenkungen. Mal abwarten, ob ich diese Aussage Ende 2018 revidieren muss. Aber im Moment bin ich echt begeistert.

Und so sieht der fertige Flügel aus – da schaut nichts mehr heraus ;):

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Während des RCN-JAF-Meetings hatte ich am Samstag (06.01.2018) die Möglichkeit, das Modell mit dieser Fläche zwei Mal zu fliegen. Ich habe direkt 55 Sekunden Laufzeit eingestellt (*) und gib ihm! Ein Klick Linkstrimm war nötig und die Fuhre ging perfekt gerade. Beim Steuern bzw. Korrigieren konnte ich keinen Unterschied zu meinen Überkreuzanlenkungen feststellen. Es funktioniert!

Ich find's cool. Nachdem wir 2017 im Fronication-Team dank der Voll-Kevlar-Rümpfe die Antennen aus dem Luftstrom verbannen konnten, war das fast schon der nächste "must-have"-Schritt für die Aero-Evo 2018.


*) Das ist "F5D"-Sprache und kommt durch den sogenannten Energie-Limiter, den man im Wettbewerb benutzen muss. Somit hat jeder Teilnehmer die gleiche Energiemenge zur Verfügung. Man richtet die Motorlaufzeit entsprechend seinem Können ein. Glaubt man, dass Wetter und die Tagesform des Piloten passt, kann man beispielsweise durch Anpassung der Propellersteigung noch ein paar km/h mehr aus seinem Modell heraus holen. Dann muss aber auch der Flug passen und man darf sich keine Fehler erlauben - sonst bleibt der Motor vor Vollendung der 10 Runden stehen und man muss segeln. 55 Sekunden bedeutet, dass der Motor mit der zur Verfügung stehenden Energiemenge nur 55 Sekunden läuft, was eine sehr schnelle Abstimmung ist. Meist brauchen selbst die Topp-Piloten 57-59 Sekunden für die 10 Runden.
 
Nein, das sind CfK Prepegplatten wo ein Kohleschlauch drüber gezogen wurde. Die bekommt man so fertig von Ober-Modellbau.
 

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