Erster E-RES Wettbewerb in Hall/Tirol
Der „Gute Laune-Wellness-Wettbewerb“
Claus Eckert
Der „Gute Laune-Wellness-Wettbewerb“
Claus Eckert
Welcher Wettbewerbsteilnehmer kennt das nicht?
Die eigene Leistung ist das Wichtigste, das Material streng geheim. Wenn überhaupt, wird nur andeutungsweise etwas erzählt. Ob das dann stimmt oder nicht, weiß sowieso keiner. Der andere Teilnehmer ist schließlich der Konkurrent. Und wer nicht mindestens tausende Euro in sein Material steckt, hat schon mal gar keine Chance. Das Ende solcher Wettbewerbsklassen ist vorhersehbar, wenn nicht grundlegend etwas geändert wird.
Völlig anders, also wirklich absolut ohne all' diese Gefahren, ist der erste E-RES-Wettbewerb in Hall/Tirol abgelaufen. Ein Wettbewerb, der geradezu eine Entspannung für die Seele war. Bei dem die Teilnehmer nach ihrer Flugaufgabe immer mit freundlichen und lachenden Gesichtern vom Platz gingen. So etwas habe ich noch nie erlebt.
Aber ich beginne mal von vorne.
E-RES ist die elektrische Klasse der RES-Fliegerei. RES steht für Rudder, Elevator und Spoiler. Das heißt, die Modelle werden nur mit Seiten- und Höhenruder gesteuert. Der Spoiler erleichtert eine genaue Landung. Die Spannweite beträgt maximal 2 m und der Flieger muss, bis auf Holme und Leitwerksträger, aus Holz gebaut sein. Die Flugaufgabe beim E-RES besteht aus einem Steigflug von höchstens 30 Sekunden bzw. 90 m Höhe und dem anschließenden Segelflug von 6 Min. Die Flugaufgabe endet mit der zeitgenauen Punktlandung.
Zwischen Motor und Regler wird ein Altis-Logger eingeschleift, der bei einer Höhe von 90 m bzw. nach 30 Sekunden den Motor ausschaltet. Danach heißt es Thermik finden. Neu- oder Restarts sind innerhalb der Rahmenzeit erlaubt.
RC-Network User Pfeiferl alias Georg Kraus hat E-RES in Österreich aus dem Stand heraus etabliert.
Mit diesen Eckdaten ergibt sich das Fluggerät mehr oder weniger von selbst. Geflogen wird in erster Linie mit Getriebemotoren. Der Hacker A10 mit 1:4 Getriebe war der Standardmotor. Mit 3 S 500 mAh ist auch der Akku im bezahlbaren Bereich angesiedelt. Die Stromaufnahme der Motoren liegt bei etwa 10 A. Mehr ist nicht notwendig. Bei dieser Klasse geht es schließlich in erster Linie darum, die Flugaufgabe fehlerfrei zu meistern. Nicht das Material entscheidet, sondern der Pilot.
Ein Beispiel:
Pilot A startet kurz nach Aufruf der Rahmenzeit. Die Höhe von 90 m sind schnell erreicht. Aber 6 Minuten abgleiten ohne Thermikeinfluss gelingt ihm nicht. Nach rund 3 Minuten gibt er auf und landet.
Pilot B hat gewartet und ist erst eine Minute in der Luft. Er ist aber nicht steil gestiegen, sondern hat in den 30 Sekunden, gegen den Wind fliegend, Strecke gemacht. Zudem gelingt es ihm Thermikanschluss zu finden, bevor er 90 m Höhe erreicht hat. Daher ist er nun zuversichtlich, die Flugaufgabe zu schaffen.
Pilot A startet nach dem Zurücksetzen des Loggers (wichtig) erneut und versucht jetzt ebenfalls, Anschluss an die von Piloten B genutzte Thermikblase zu finden. Das gelingt ihm auch, aber der „Bart“ zieht mit dem Wind in Richtung Leeseite des Platzes.
Pilot B ist bereits im Landeanflug, da er ja mindestens zwei Minuten früher als Pilot A fertig wird.
Pilot A verlässt den Thermikbereich und kämpft sich gegen den Wind zurück zum Platz. Das gelingt ihm gerade so. Der Landeanflug ist etwas holprig und nicht optimal eingeteilt, weil der Wind aufgefrischt hat. Daher bleibt das Modell kurz vor dem Landepunkt liegen. Die Zeit war zwar in Ordnung, aber leider fehlten ein paar Sekunden gegenüber Pilot B.
Egal, es hat Spaß gemacht und in der nächsten Runde werden die Karten sowieso wieder neu gemischt.
Die richtige Flugtaktik, eine gesunde Portion Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und eine gute Beobachtungsgabe für die thermischen Verhältnisse am Fluggelände sind hilfreich, um die Flugaufgabe zu bewältigen.
Zu den Kosten:
Das Modell schlägt mit etwa 150 € zu Buche, eventuell plus Folie, dem Logger Altis micro für rund 50 € , drei kleinen Servos für ungefähr 40 €, dem Antriebsset insgesamt für 160 €, bestehend aus zwei Akkus, Luftschraube und Kleinteilen. Dazu kommt noch der Empfänger und eine gute Portion bester Laune. Mit 300 bis 350 € wird man ein den Regeln entsprechendes Modell startbereit haben.
Was unbedingt noch dazu gehört ist natürlich die Lust, mal wieder ein Holzmodell zu bauen und das Folienbügeleisen zu schwingen. Das Fluggewicht liegt irgendwo bei 450 g + x. Aber das ist gar nicht so extrem wichtig.
Den Wettbewerb in Hall haben die österreichischen E-RES-Piloten unter sich entschieden. Gewonnen hat Karl-Heinz Klotz aus Schwaz, vor Peter Biller aus Innsbruck und Adalbert Buchwald aus Hall.
Sie erhielten ihre Pokale aus den Händen des Landessektionsleiters des ÖAeC Dietmar Kepplinger und dem Obmann der Modellbaugemeinschaft Hall in Tirol Helmut Plunser.
Was bleibt ist die Erinnerung an einen schönen Tag in Tirol, einen wunderbaren gastfreundlichen Verein, viele neue Eindrücke über die E-RES-Szene und die Bestellung der fehlenden Komponenten für den erst kürzlich in der RC-Network Börse erworbenen RES bzw. E-RES Segler.
Der nächste Wettbewerb in meiner Gegend findet am 2. September bei meinem Nachbarverein in Traunstein statt. Bis dahin heißt es dann landen üben, denn die Thermik ist sowieso immer anders...
Vielleicht sehen wir uns dort beim nächsten E-RES "Gute Laune Wellness-Wettbewerb"?
Hier die Rubrik RES mit Modellen die auch für E-RES geegnet sind
Hier der Thread zu den Regeln für RC E-RES
Die Teilnehmer:
Der Initiator Georg Kraus alias Pfeiferl
Das Gelände in Hall/Tirol
Slite
Eine aus dem Vollen gefräste Tragfläche
Ohne Helfer geht nichts
Innenleben
Die Thermik ist immer und überall...
Scho schee der Schnee...
Das von Wanderweg und Häusern "umringte" Gelände
Dort oben kreist er...
Karl-Heinz, der spätere Gewinner und der Landesektionsobmann Dietmar Kepplinger im Gespräch
Wolkenspiel
Dicht gedrängt
Guad is ganga....
Die Gewinner der Wertung Landesmeisterschaft Tirol
Die Gewinner des Wettbewerbs (v. l.):
Georg Kraus (Initiator), Dietmar Kepplinger (Landessektionsleiter ÖAeC), Helmut Plunser (Obmann des ausrichtenden Vereins in Hall), Peter Biller (2. Platz), Karl-Heinz Klotz (1. Platz), Adalbert Buchwald (3. Platz)