Schaummodell - Finish mit Klebefolien?
Peter Schieferer
Peter Schieferer
Mit diesem Bericht sollen nicht die üblichen und bewährten Methoden der Modellbeschichtung in Frage gestellt werden, sondern ich möchte eine weitere Möglichkeit beschreiben und meine Erfahrungen mit dieser Art der Oberflächenbeschichtung zeigen (deshalb auch das Fragezeichen in der Überschrift).
Folie
Qalitäten und Folienarten
Man unterscheidet zwischen monomeren, polymeren und gegossenen Folien. Auf Grund meiner Empfehlung für matte Folien kommen nur monomere Folien in Frage. Nur diese gibt es mit matter Oberfläche. Monomere Folien sind preiswert und es wird eine Haltbarkeit von 3-5 Jahren angegeben, was für eine "Schaummodelllebensdauer" wohl ausreichend sein dürfte! Einen kleinen Nachteil haben diese Folien jedoch. Sie sind nicht permanentklebend. Das heißt, deren Kleber ist nicht so stark wie die von polymeren, respektive gegossenen Folien und sie neigen auch etwas zum Schrumpfen, sind also nicht so formstabil. Polymere und gegossene Folien wären in dieser Hinsicht zwar besser, liegen preislich aber höher und es gibt sie leider nur in glänzend (außer weiß und schwarz). Welche Folienmarke man nun letztlich verwendet ist eher Geschmacksache bzw. hängt davon ab, ob der Hersteller die gewünschte bzw. benötigte Farbe anbietet. Ich habe bei meinen Projekten mit den Folien von Oracal (631), Avery500, aber auch DC-Fix gearbeitet und bin damit recht zufrieden gewesen. |
Vorarbeiten
Wie bei allen Modellen, die in irgendeiner Form beschichtet werden sollen (GfK, Lack, Papier usw.) sollte der Untergrund möglichst glatt, staub- und fettfrei sein. Die bei Schaummodellen oft durch kleine Vertiefungen angedeuteten Panellines sollte man nicht zuspachteln. Dadurch kann man nach einer Folierung diese noch erfühlen und eventuell nachzeichnen oder z. B. mit einem schwarzen 1 mm Klebeband nachkleben. Ansonsten sollten Übergänge z. B. von Kunststoffnasen zum Rumpf oder andere Unebenheiten mit Leichtspachtel gefüllt und geschliffen werden. Wenn es sich um ein bereits lackiertes Modell handelt, kann man im Normalfall darüberfolieren. Es gibt aber auch Modelle mit großflächigen Decals (z. B. TH-Viper), die noch dazu an negativ gewölbten Stellen angebracht sind. Dort beginnt sich dann teilweise die Folie zu lösen. Diese Decals sollten also besser entfernt bzw. abgeschliffen werden. Handelt es sich dagegen um ein unlackiertes Modell, sind keine besonderen Vorarbeiten zu erledigen. |
Werkzeug, Material, Kleber
Ansonsten leisten sehr gute, scharfe Messer, Stahllineal(e), dünne, permanente, feine Filzstifte, kleine Scheren, gebogene Scheren (eine Fingernagelschere eignet sich auch gut), sowie Zeichenpapier, Seidenpapier und Kontaktkleber (z. B. UHU-Por) als Werkzeug und Kleber gute Dienste.
Folierung
Beim Zeichnen von Rundungen leistet übrigens eine Bowdenzughülle gute Dienste. Man benötigt jedoch kurzfristig zwei zusätzliche Hände, welche den Bodenzug in der gewünschten Biegung halten und man den Kurvenverlauf nachzeichnen/nachziehen kann!
Mit dem Folieren wird am Rumpf übrigens immer hinten unten begonnen und es wird nach vorne oben gearbeitet. Ebenso werden Flächen erst unten und dann oben beschichtet. Stoßstellen sind dadurch kaum zu erkennen und aerodynamisch vernachlässigbar.
An Stellen mit starken Rundungen und Wölbungen ist mit viel Wärmezufuhr zu arbeiten. Hier ein kleines Video in dem man gut sieht, wie stark sich solche Folien dehnen lassen und wie sie sich unter Wärmezufuhr auch um große Rundungen ziehen lassen. Das Video ist ein wenig "langatmig", sorry:
Wie schon erwähnt, sind Überlappungen kein Problem. Die Folie ist so dünn, dass man diese Stoßstellen kaum sehen wird, besonders bei matten Folien fällt das nicht auf. Zudem tut man sich beim Bekleben mit kleineren Folienstücken leichter. Hier ein Beispiel:
Nachdem das Modell komplett foliert ist, kann entweder das Design ebenfalls mit Folie aufgebracht werden oder es wird lackiert. Dafür die Folie gut entfetten, Design abkleben und "paint job" erledigen.
Ein paar Schriften, ein paar Decals, Panellines und man hat ein Unikat geschaffen. Auf den ersten Blick ist so ein Modell nicht mehr als Schaummodell zu erkennen. Mein erstes foliertes Modell hat inzwischen weit über 500 Flüge absolviert und sieht immer noch gut aus.
Ein Folienfinish wertet das Modell also nicht nur optisch auf und macht es damit zu einem Einzelstück, sondern es wird auch deutlich "stapazierfähiger".
Zugegeben, es erfordert etwas Zeit und genaues Arbeiten, dafür wird man mit einem nicht alltäglichen Modell belohnt. "plane wrapping" - die etwas andere Modellbeschichtung! Probiert es aus! Für Fragen stehe ich euch jederzeit gerne zur Verfügung.
PS: Hier noch ein paar fertige Arbeiten als Designanregung und zur Motivation! Alle Designs wurden mit Folien realisiert. Nur das Grün der Mirage2000 rechts unten wurde lackiert, da keine passende Farbe/Folie zu finden war.
Hier eine Taft Hobby Viper, Kolibri-Powered
Und hier noch eine Folierung eines GFK-Modells:
Herzlichen Gruß und viel Spaß beim Folieren!
Peter Schieferer