UMX A-10 Warthog von Horizon Hobby/Eflite
Ein Schmankerl für Zwischendurch
Christian Abeln
Ein Schmankerl für Zwischendurch
Christian Abeln
Horizon Hobby hat seine UMX-Flugzeugpalette um eine kleine A-10 erweitert. wurde zum Testen freundlicherweise ein Modell zur Verfügung gestellt.
Als ich von dem Modell hörte, war mein Interesse geweckt. Die A-10 ist nämlich eines meiner Lieblingsflugzeuge (über Geschmack lässt sich ja bekanntlich trefflich streiten). In dieser Größe, 56 cm Spannweite, soll das funktionieren?
Horizon Hobby sagt: Ja!
Ob sie Recht behalten wird sich zeigen.
Die Kiste in der das Modell geliefert wird entspricht im großen und ganzen der Standardverpackung für die UMX-Modellreihe von EFlite / Horizon Hobby. Der ausreichend große Karton beinhaltet eine Styroporhalterung in der das Modell durch zwei Aufsätze gehalten wird und so nicht in der Kiste herumfällt. Die Kiste kann und sollte zum Transport verwendet werden da die Modelle fast ausschliesslich aus Schaum bestehen und beim Transport bekanntlicherweise die meisten Schäden entstehen.
Nach dem Öffnen des Kartons kam der erste Aha Effekt: Das Teil sieht ausgesprochen schick aus. Die Proportionen sind gut getroffen und die Farbgebung inklusive der sauber aufgebrachten Decals ist authentisch. Bei der Auslieferung war noch eine dünne Folie zwischen Modell und Styrohalterungen eingelegt, um den Lack bei Transport und Lagerung nicht zu beschädigen.
Technische Daten (Herstellerangaben)
Spannweite | 562 mm |
---|---|
Modelllänge | 516 mm |
Flächenbelastung | 83,7 g/dm2 |
Material | Foam |
Propeller | 2 x 28 mm Impeller |
Elektromotor | BL 180 13.500 xc2 (installed/eingebaut) |
Akku | 800 mAh 2S 7,4 V LiPo mit JST (EFLB8002S30 empfohlen ) |
On-Board-Elektronik | AS3X Technologie |
Empfänger | eingebaut |
Fernsteuerung | min. 4 Kanal DSMX-Fernsteuerung benötigt |
Einsatzbereich | Indoor |
Nach Entfernen der oberen Halterungen kann das Modell der Packung entnommen werden und sofort auf eigenen Füssen stehen. Das Drahtfahrwerk macht einen ausreichend stabilen Eindruck und ist für die Nutzung auf befestigten Pisten geeignet. Auf Rasen wird es wohl eher schwierig. Auf einem Putting Green fliegen wohl die wenigsten Leute und die Golfer in unserer Nachbarschaft fänden das vermutlich auch nicht so wahnsinnig witzig.
Da ich auf meist auf Rasenplätzen unterwegs bin, habe ich das Fahrwerk entfernt.
Die Fahrwerksbeine (das Bugfahrwerk ist lenkbar!) können mit ein wenig Kraft aus den Halterungen entfernt werden. Beim Bugfahrwerk ging es ohne Hilfsmittel, bei den Hauptfahrwerksbeinen musste ich mit einem großen Schraubenzieher hebelnd ein wenig nachhelfen. Die Dinger saßen reichlich fest.
Beim weiteren Begutachten fiel die saubere Passung der Styroporteile sowie die gut gemachten und leichtgängigen Anlenkungen auf. Das Modell ist um alle Achsen gesteuert (Höhe, Seite, Quer) und dementsprechend wirkt auch der eingebaute Kreisel auf alle Achsen.
In den Anlenkungsdrähten sind die typischen U-Biegungen eingebaut, um das Modell mechanisch zu trimmen. Statt der Trimmung am Sender wird einfach das U ein wenig auf- oder zugebogen, um die Ruderneutrallage zu justieren.
Weiterhin ist natürlich der Antrieb nicht ganz uninteressant.
Zwei 28 mm Fans arbeiten in den Gondeln. Die Einlauflippen haben einen gesunden Radius und der Auslasskanal ist glatt (so glatt wie Styropor eben sein kann). Die Gondeln bzw. die Schubkanäle weisen hinten eine leichte Schubstrahlablenkung nach oben auf. Die Hausaufgaben wurden ernst genommen und anscheinend gut gemacht. Die Erfahrungen mit meinen anderen A-10 Impellermodellen zeigen, dass der Schubvektor nach oben zeigen sollte (wie viel ist Modellabhängig), um ein neutrales Flugverhalten beim Gasgeben sicherzustellen.
Nach der Begutachtung musste noch am Abend des Auspackens natürlich der Praxistest erfolgen:
Wie klingt das Teil?
Im Vorfeld habe ich mir einige Videos angeschaut auf denen sich die A-10 allerdings als kleiner Schreihals zeigte. Nach dem Binden waren alle Anwesenden in der Werkstatt furchtbar gespannt, wie sich das in der Realität anhört...
Zaghaftes Gasgeben...die Fans laufen an...alter Schwede...kein Vergleich zu den Videos.
Die beiden Fans summten vor sich hin. Hohe Drehzahlen waren ja zu erwarten aber das Geräusch ist alles andere als unangenehm.
Hat Eflite/Horizon da kräftig nachgebessert?
Wird der Ton in den Videos vollkommen falsch wiedergegeben?
Oder ich habe einfach Glück gehabt und zufällig gute Fans erwischt?
Jetzt noch die Funktionen prüfen:
- Laufen die Ruder richtig herum? - Check!
- Wirkt der Kreisel sinnrichtig? - Check!
- Stehen die Ruder neutral? - Check!
Als Nächstes war der Schwerpunkt an der Reihe. Ich habe mir zum Fliegen 2S 800 mAh-Zellen besorgt. Mit diesen konnte der in der Anleitung angegebene Schwerpunkt (34 - 36 mm hinter der Nasenleiste) ohne Weiteres erreicht werden. Zum Einfliegen wurden die 34 mm eingestellt. Der Akku wird mittels zwei kleiner Klettpunkten an seiner Position gehalten. Hier habe ich darauf geachtet, nicht mehr Klettband als nötig zu verwenden, da der Akku an der Seitenwand befestigt wird und ich beim Lösen des Akkus nicht das ganze Modell auseinanderreißen möchte.
Ein wenig acht geben sollte man, dass nach dem Einbau des Akkus die Haube noch sauber passt. Der Akku darf nicht zu hoch sein.
Am Wochenende sollte es dann soweit sein. Die Akkus waren geladen, also ab zum Flugplatz. Ein letzter Rudercheck und die Spannung bei den Zaungästen und beim Piloten wuchs. Wie verhält sich das Modell in der Luft?
Reicht der Schub?
Der Sound des Modell war ja ganz anders als auf den Videos (weniger Leistung?).
Windig war's, aber wir wollten es nun alle wissen.
Wenn ich Filmzitate verwenden würde, müsste ich jetzt schreiben: Es gibt nur einen Weg, um das herauszufinden.
Das Modell habe ich zum Starten am Rumpfrücken gefasst, das Gas nach vorne und die A-10 im 45° Winkel in die Luft geschoben. Der Flieger fliegt los, der Kreisel kreiselt, das Modell nimmt die Nase etwas nach unten, leicht Höhenruder korrigieren und ab geht's. Im wahrsten Sinne des Wortes. Die erste Aktion war das Gas ein wenig zurückzunehmen. Leistung ist mehr als genug vorhanden. Durch die wahnsinnige „Größe“ des Modells musste ich bald die erste Kurve einleiten. Die Ruderreaktion, die Ausschläge wurden gemäß Anleitung eingestellt, sind ausgewogen. Wendig aber nicht nervös, dem Kreisel sei Dank, lässt sich das Modell durch alle möglichen Figuren und Fluglagen bewegen. Mit großen Ausschlägen, in der Anleitung werden zwei verschiedene Dual Rate Einstellungen vorgeschlagen, ist kurzeitig sogar Messerflug möglich. Nicht ewig, aber um ein wenig anzugeben reichts.
Auch der leicht böige Wind, etwa 1 - 2 bft und die Verwirbelungen hinter unserem kleinen Wäldchen machten dem kreiselstabilisierten Modell nicht viel aus.
Bei Vollgas ist die A-10 sehr flott unterwegs, was durch die Größe noch unterstrichen wird und hält allen Belastungen stand. Bei voller Geschwindigkeit das Höhenruder komplett durchziehen sieht zwar nicht sehr schön aus, ist aber möglich, ohne das sich die Flächen sichtbar verbiegen.
Ich weiß ja nicht wie groß die Hallen beim Hersteller sind aber den Einsatzbereich mit "Indoor" zu charakterisieren halte ich zumindest in den Hallen, die ich kenne, für reichlich gewagt.
Meiner Meinung nach ist der Flieger aber eher mit moderaten Geschwindigkeiten zu bewegen. Dann schaut's auch gut aus und der Eindruck, den das Modell in der Luft hinterlässt, ist sehr gut.
Dazu kommt noch der Sound, der bei Halbgas der absolute Knaller ist. Leichte Schwebungen der beiden Impeller und ein hochfrequentes, aber nicht unangenehmes Singen erinnern witzigerweise an das Original, dessen charakteristischer Klang wohl fast allen bekannt sein dürfte.
Die Optik des Modells gibt dem vorbildähnlichen Eindruck den letzten Schliff. Der Pilot schaut aus einer klar verglasten Kanzel in die Landschaft und auch die A-10 typischen Details (GAU-8/A Kanone samt seitlich versetzem Bugfahrwerk) sind vorhanden.
Irgendwann, ich hatte den Timer am Sender auf vier Minuten gestellt, musste an die Landung gedacht werden. Das Modell kann, ohne dass es unangenehm wird, recht langsam gemacht und sauber auf der Graspiste aufgesetzt werden.
Bei moderater Flugweise sind vermutlich auch fünf Minuten drin. Der Akku zeigte nach der Landung noch eine Restladung von etwa 35%.
Nach der Landung habe ich festgestellt, dass die Höhenruder nicht mehr parallel standen.
Was war passiert?
Die beiden Höhenruder sind mit einem gekröpften Stahldraht verbunden, der mit Tape fixiert ist. Dieser hatte sich in einer Hälfte gelöst, so dass die Ruder ein wenig Spiel hatten.
Beim Fliegen machte sich das durch eine leichte Rolltendenz beim Ziehen bemerkbar. Auch hier hat der Kreisel vermutlich geholfen, aber spürbar war es dennoch. Den Stahldraht habe ich mit einem Tropfen Sekundenkleber, Achtung - styroportauglichen Kleber verwenden, gesichert.
Die Linearservos sind nicht nur ungewohnt laut, ich hatte vorher noch kein UMX-Modell, sondern durch den Kreisel auch immer in Bewegung. Der "Styroklangkörper" verstärkt vermutlich die Geräusche, so dass ich beim Fliegen den Eindruck hatte, die Motoren würden unsauber laufen. Irgendwann habe ich dann beim Vorbeiflug den Antrieb mal ausgeschaltet. Das Kratzen war aber immer noch zu hören, also mussten die Aktuatoren die Ursache sein.
Irgendwer hat mal gesagt, dass selbst ich eines Tages noch zu Styroporfliegern bekehrt würde.
Horizon/Eflite hat die Herausforderung wohl unbewusst angenommen und mich augenscheinlich tatsächlich einen kleinen Schritt in diese Richtung geschubst.
Das Dingelchen macht mir wirklich einen Heidenspass.
Zugegeben, ist das Modell nicht ganz billig, aber meiner Meinung nach jeden Cent wert.
Die Tatsache, dass ein Höhenruder nachgeklebt werden musste, tut dem positiven Gesamteindruck wirklich keinen Abbruch. Für sein Geld bekommt man ein komplett ausgerüstetes, gut aussehendes Modell, das das Versprechen "fliegt aus dem Karton heraus" wirklich erfüllt. Ich werde den Flieger vermutlich öfter mal im Kofferraum haben.
Dieser Bericht liest sich für den ein oder anderen vielleicht reichlich euphorisch. Mancher Leser könnte denken: Eh klar, der bekommt das Modell gestellt und muss das ja dann so schreiben.
Au contraire mon frère. Wer mich kennt, weiß, dass ich mit dem Material Styropor so meine Probleme habe. Ich weiß auch nicht, wie der Flieger nach 100 Flügen aussieht.
Bezüglich Druckstellen, Landespuren usw.
Aber auch ich kann mich ja ein wenig weiterentwickeln und frei nach dem Motto: "Gib Schaum eine Chance!" muss ich zugeben, dass EFlite/Horizon bei diesem Flieger offensichtlich sehr viel richtig gemacht hat, was man von Chinawaffeln nicht immer behaupten kann.
Jemand der "zwischendurch mal einen fliegen lassen möchte", Jets mag und kleinen Fliegern nicht abgeneigt ist, sollte sich die A-10 mal etwas näher anschauen.
Ich hatte jedenfalls Spaß und werde ihn bestimmt auch weiterhin noch haben.