Neues vom Funk
Einführung der Radio Equipment Directive
Directive 2014 / 53 /EU
Frank Tofahrn
Einführung der Radio Equipment Directive
Directive 2014 / 53 /EU
Frank Tofahrn
1 Intro
Im Rahmen der Regulierung im Funkbereich hat die EU-Kommission entschieden, die bisherige R&TTE-Direktive durch die neue Radio Equipment Directive (RED) zu ersetzen.
Die RED beschäftigt sich hauptsächlich mit dem Thema der Konformität von Funkanlagen, legt die grundsätzlichen Anforderungen dafür fest und regelt die Verfahren für die Inverkehrbringung von Funkanlagen. Dabei ist die RED an die neuen Marktregeln der EU angepasst, die in der R&TTE nicht vollständig berücksichtigt waren.
Gegenüber der R&TTE Direktive ergeben sich dadurch zahlreiche Änderungen, die aber den Endverbraucher nur zum Teil betreffen. Hier sollen zunächst nur einige Punkte betrachtet werden, die für den Endkunden relevant sind.
2 Neue technische Anforderungen
Durch die RED sind Anforderungen an Empfänger zu sogenannten "wesentlichen Anforderungen" geworden. Diese neuen Anforderungen beziehen sich auf die Leistungsfähigkeit der Empfänger und waren für den Bereich der 2,4 GHz-Fernsteuerempfänger gemäß R&TTE nicht enthalten. Dort gab es nur Anforderungen an die Störstrahlung von Empfängern, die aber mit der Empfangsqualität wenig zu tun hat. Als Konsequenz aus dieser neuen Anforderung ergibt sich, dass zahlreiche Funkstandards der ETSI angepasst werden müssen. Der für den Bereich der Modellfernsteuerungen zuständige Standard EN 300 328 gehört dazu.
Die für diesen Standard zuständige Gruppe innerhalb der ETSI (TG11) musste also diesen Standard an die neuen Anforderungen der RED anpassen. Dieser Job ist so gut wie erledigt. Der Bereich der Fernsteuerungen wird hier wie üblich durch den ISAD e.V., die EMIG-RC und den Fachausschuss Funk der Bundeskommission Modellflug im DAeC vertreten.
Am Anfang dieses Prozesses standen einige weniger realistische Vorstellungen, welche Empfängerparameter getestet werden sollten. Davon wären besonders Fernsteuerempfänger betroffen gewesen, da hier Anforderungen formuliert wurden, die für Frequency-Hopper, zu denen praktisch alle Empfänger gehören, nicht oder nur mit extremem Aufwand testbar gewesen wären.
Durch gemeinsamen und sehr deutlichen Widerspruch der Testlabs, der Messgerätehersteller, des R/C-Bereichs und anderer Anwender konnte diese Situation entschärft werden.
Übrig geblieben ist das sogenannte „Receiver Blocking“. Das war leider nicht vom Tisch zu bekommen. Dieses Blocking ist ein Maß dafür, wie gut ein Empfänger noch funktioniert, wenn direkt unter- und oberhalb seines Frequenzbereichs starke Sender aktiv sind.
Hinsichtlich des 2,4 GHz-Bandes ist diese Situation gegeben, da direkt unter- und oberhalb dieses Bandes LTE-Bänder angesiedelt sind, in denen Sender mit hoher Leistung agieren können. Der LTE-Bereich unterhalb von 2,4 GHz ist in Deutschland im Moment nicht relevant, da dieser noch nicht vergeben ist. Das ist aber wohl nur eine Frage der Zeit, bis das passiert. Der Bereich oberhalb ist schon in Betrieb.
Dabei sind weniger die Basisstationen als vielmehr die Mobilgeräte potentiell gefährlich, da diese sich in der Nähe von Modellen befinden können und es können viele Geräte sein. Erschwerend kommt hinzu, das Smartphones zunehmend mit LTE ausgestattet sind. Mittlerweile hat ja fast jeder so Ding in der Tasche.
2.1 Auswirkung für den Kunden
Für die Kunden ergibt sich aus dieser Blocking-Anforderung ein Vorteil, da sie einen, allerdings wichtigen, technischen Parameter als Qualitätskriterium darstellt, das in dieser Beziehung schlechte Empfänger aussortiert. Das ist insofern neu, als dass es einen Test von Qualitätskriterien im Funkstandard bisher nicht gegeben hat. Ein weiterer Punkt ist, dass bei Einhaltung der geforderten Blocking-Parameter auch der Schutz gegen starke Signale anderer Fernsteuersender oder Telemetriesendern von Empfängern verbessert wird. Die Betriebssicherheit der Empfänger steigt damit potentiell an.
Nachteilig ist, dass wir den gegebenenfalls erhöhten Aufwand der Hersteller bezahlen dürfen.
2.2 Auswirkungen für den Hersteller
Alle Empfänger und diejenigen Sender, die einen Empfänger beinhalten (z. B. für Telemetrie) müssen neu getestet werden. Sollten die bisherigen Produkte den Test nicht bestehen, muss nachgebessert werden. Das kann durchaus zu einem kompletten Redesign und somit zu neuen Geräten führen.
3 Neue regulative Anforderungen
Es gibt zahlreiche Änderung bezüglich der Inverkehrbringung und der Konformitäts- und Marktüberwachung von Produkten, die aber primär Hersteller, Importeure, Händler und die Marktaufsichten betreffen. Diese sollen hier nicht Bestandteil der Betrachtung sein. Das ist eigentlich alles nicht das Problem des Kunden.
Es gibt aber einen Punkt, der auch für die Kundschaft relevant werden könnte. Die RED sieht vor, dass in Bereichen „niedriger Konformitätsrate“ eine Registrierungspflicht von Sendeanlagen eingeführt werden könnte. Dazu wird diese Konformitätsrate über einen bestimmten Zeitraum (4 Jahre) überwacht.
Das Dumme dabei ist, das die RED zu diesem Thema keine genauen Vorgaben macht und die Umsetzung einer solchen Registrierungspflicht der EU-Verwaltung überlässt. Diese hat somit freie Hand in der Implementation einer solchen Pflicht. Dazu stimmen zwei Punkte bedenklich:
1.: Wenn die Verwaltung freie Hand in der Umsetzung hat, wird es kompliziert werden. Das lehrt die Erfahrung.
2.: In Anbetracht der bisherigen Konformitätsrate im R/C-Bereich ist es recht wahrscheinlich, dass dieser Bereich ein heißer Kandidat für eine solche Registrierungspflicht ist.
Um es mal in klare Worte zu fassen: Für den Billigimport von illegalen Funkanlagen (und das nicht nur im R/C-Bereich) ist jetzt Zahltag.
Wer die den Herstellern zusätzlich entstehenden Kosten bezahlt, dürfte klar sein.
4 Die zukünftige Entwicklung
Die RED tritt Mitte Juni 2016 in Kraft. Es wird eine Übergangsfrist von einem Jahr geben, in dem sowohl die R&TTE-Direktive als auch die RED angewendet werden kann. Ab Mitte Juni 2017 müssen alle Funkanlagen, die der RED unterliegen, dieser und den durch sie referenzierten Normen (nicht nur im Bereich Funk) entsprechen. Alle Normen mit Bezug auf die R&TTE-Direktive verlieren ab diesem Zeitpunkt ihre Gültigkeit. In vielen Bereichen wird sich das Problem ergeben, dass zu diesem Zeitpunkt keine gültigen Normen mehr zur Verfügung stehen werden. Hinsichtlich der EN 300328 ist es allerdings so, dass diese rechtzeitig in einer auf die RED aktualisierten Version zur Verfügung stehen wird, wenn nicht zwischendurch ein Unglück geschieht.
Noch im Jahr 2016 wird innerhalb der ETSI an den Empfängerparametern weitergearbeitet werden. Dabei ist es das Bestreben der Fernmelderegulierer, die Anforderungen an die Empfänger zu erhöhen.
Tests an einigen Empfängern aus dem R/C-Bereich, die nun mal klein, leicht und stromsparend sein müssen, haben allerdings gezeigt, dass die jetzigen Anforderungen schon kritisch sind. Die Zukunft verspricht also spannend und arbeitsreich zu werden. Allerdings formiert sich gegen eine potentielle Verschärfung der Anforderungen im Standard eine durchaus mächtige Allianz (zu der der R/C-Bereich gehört), die in diesem Bereich hoffentlich noch einiges bewirken wird.
Holm- und Rippenbruch
Frank Tofahrn