Sikorsky S-58 von Heli Scale Quality: Rosa Monster im Miniformat

Sikorsky S-58 von Heli Scale Quality

Rosa Monster im Miniformat


Ein Artikel aus FlugModell 09/15

Klaus Bartholomä


Schüsse fallen, drei Männer rennen auf einen rosa Hubschrauber zu. Einer klettert von außen in das Cockpit, zwei springen in die offene Seitentür. Der Pilot hämmert auf die Motorarmaturen im Cockpit und ruft „Komm Mimi, komm!“ Eine Szene, wie sie in den 1980er-Jahren in der amerikanischen Serie „Trio mit vier Fäusten“ häufiger vorkam. Jetzt ist dieses legendäre Fluggerät von Heli Scale Quality im Maßstab 1:48 zu haben.


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Die Sikorsky S-58 aus der Serie ist ein sehr ungewöhnlicher Hubschrauber mit ihrem vorne eingebauten Sternmotor, der mittels Fernwelle, die schräg durch das Cockpitverläuft, den Hauptrotor antreibt.

Als Jugendlicher hatte ich bereits einen Plastik-Bausatz im Maßstab 1:32 der Mimi gebaut, nun sollte sie aber fliegen! Aber: Man baut nicht so leicht einen ganzen Hubschrauber selbst auf. Ich jedenfalls nicht. Einfacher geht es, bewährte Mechaniken in eine neue Hülle zu setzen.

Ich war schon auf der Suche nach geeigneten Plastikbausätzen, deren Rumpf ich mittels Tiefziehverfahren abformen wollte, bis ich mich auf die Firma Helis Scale Quality von Bernd Schölla besann.

Schölla hat sich darauf spezialisiert, maßstäbliche Bausätze für gängige Hubschraubermechaniken anzubieten. Ich hatte schon mal einen Jet Ranger aus seinem Sortiment mit der Mechanik eines Blade mCP XV2 aufgebaut. Das hat Spaß gemacht. Also warum nicht einfach nachfragen?

Hier werden Sie geholfen

Heli Scale Quality ist kein Großanbieter, sondern ein Unternehmen, das sein Ohr am Kunden hat. So wird das Sortiment Jahr für Jahr ausgebaut. Gemacht wird, was die Kunden wünschen. Das Konzept ist immer das Gleiche. Zwei tiefgezogene Seitenteile aus klarsichtiger Folie werden zusammengeklebt, lackiert und mit hochwertigen Details aus gedrucktem ABS verfeinert.

Dabei entstehen die schönsten Modelle mit relativ wenig Aufwand. Zufällig hatte Bernd Schölla auch schon die Idee, eine Mimi zu bauen, als ich ihn fragte. Die S-58 hatte er ja schon im Maßstab 1:48 im Programm und so musste nur noch die charakteristische Nase gebaut werden.

Aufgrund des Werkzeugbaus war die Lieferzeit diesmal etwas länger, aber dafür kam die Mimi in gewohnt guter Qualität und sogar mit einem passenden Satz Schiebebilder an.

Man kann die Rumpfschalen in 0,2 und 0,3 mm Foliendicke ordern. Zudem kann man sich die Seitenteile schon ausschneiden lassen, dadurch ist der erste Schritt zu einem geraden Rumpf bereits getan.

Cockpitdach und Nase müssen noch ausgeschnitten werden. Die Fahrwerksteile sind in bester Qualität aus ABS gedruckt. Sie sehen filigran aus, sind aber recht widerstandsfähig.

Die Räder und diverse andere Anbauteile sind aus Gießharz gefertigt und ebenfalls sehr fein detailliert, nicht ganz so fein wie mein Standmodell, aber wir wollen ja auch ein Flugmodell bauen und das soll in erster Linie fliegen.

Das machen die Helis von Scale Heli Quality auch und zudem sind sie schön.

Als Mechanik empfiehlt Schölla den Walkera V120DD03 oder den Blade mCPXBL. Ich entschied mich für den Blade. Ich besorgte ihn mir, um schon mal das Fliegen zu üben und die Fernsteuerung einzustellen.

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Anpassen der Mechanik an den Rumpf: Innen anhalten, von außen an zeichnen, bohren, fertig!


Ohne Fleiß kein Preis

Aber entgegen dem allgemeinen Trend im Helikoptermodellbau, muss hier noch Hand angelegt werden, bevor man fliegen und das Modell in der Luft genießen kann. Zunächst werden die Fenster der beiden Seitenteile innen und außen abgeklebt, damit sie später beim Lackieren nicht eingenebelt werden.

Dann wird die Heli-Mechanik an einer Rumpfhälfte eingepasst – ein Arbeitsschritt, für den man sich Zeit nehmen sollte, denn es soll ja passen. Hält man sich akribisch an die bestens detaillierte Bauanleitung, dann kann nichts schief gehen.

Besondere Aufmerksamkeit ist dem Zusammenkleben der Rumpfhälften zu widmen. Zuerst werden schmale Streifen aus der beiliegenden Klarsichtfolie geschnitten und von innen an eine der beiden Hälften geklebt.

Die Anleitung empfiehlt, UHU-Allplast oder dünnflüssigen Sekundenkleber zu verwenden. Ich entschied mich fast überall für Allplast, weil er länger Korrekturen zulässt.

Sind die Verstärkungen ausgehärtet, kann der Rumpf, vom Heck beginnend, Stück für Stück zusammengeklebt werden. Klebestreifen,sichern den jeweiligen Abschnitt, bis der Kleber abgebunden hat.

So arbeitet man sich vom Heck zum Bug vor. Ist alles gerade geschnitten und hat man sauber gearbeitet, so entsteht ein völlig verzugsfreier Rumpf. Jetzt wird die Mechanik durch die große Cockpitöffnung eingefädelt und in den vorgebohrten Löchern eingerastet.

Wieder sorgfältig ausrichten, die Löcher der anderen Seite anzeichnen, bohren und fertig. Durch das klarsichtige Material ist das alles kein Problem. Nun wird die Mechanik wieder entfernt und die Löcher für das Fahrwerk werden gebohrt.

Jetzt kann schon die charakteristische, etwas unförmige Nase der Mimi angeklebt werden. Danach ist Schleifen und Spachteln angesagt. Je mehr Zeit man damit verbringt, desto besser wird die Oberfläche. Eine Binsenweisheit, aber sie stimmt und hier ganz besonders, da man vorsichtig schleifen muss, um die dünne Folie nicht durchzuschleifen.

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Sind beide Hälften verklebt, werden die Befestigungsbohrungen in der anderen Hälfte auf gleiche Weise angebracht und die Mechanik erstmals eingebaut.



Auf Dauer hilft nur Power

Ich entschied mich, wie oben bereits erwähnt, für die empfohlene CP X BL-Mechanik, da sie sich gegenüber dem Vorgänger ohne Brushless-Technik keine Schwächen leistet.

Der BL fliegt wie auf Schienen. Selbst wenn man schlagartig Pitch gibt, bleibt das Heck, wo es ist. Im schnellen Vorbeiflug gibt es kein „wobbeln“ und auch Wind kann dem Heli wenig anhaben. Und, für unseren Umbau besonders wichtig, man kann gut und gerne 30 g Gewicht zuladen, ohne dass die Fuhre instabil wird.

Nur 3D-Fliegen wollte ich mit meiner Mimi nicht unbedingt und deshalb musste dem mCPX der knackige Flugstil abgewöhnt werden. Mit 60% Dual Rate auf allen Steuerfunktionen und einer sanften Pitchkurve (30-40-50-70-95) ist mir das gelungen.

Doch die Optik der Mechanik passte noch nicht zu meiner Mimi. Das Original hatte vier Rotorblätter. Also musste mein Modell das auch bekommen. Der Vierblatt-Rotorkopf von RC-H ist halb so teuer wie die Mechanik selbst, aber die blank polierten Alu-Teile, die spielfrei ineinander greifen, sind jeden Cent wert.

Ich musste das edle Teil noch in den USA ordern. Mittlerweile kann man es auch über Heli Scale Quality beziehen. Die mCPX-Rotorblätter habe ich gegen Exemplare vom Blade 130X im Red Bull BO-105-Design getauscht.

Die sind schmaler und sehen damit mehr scale aus. So ausgerüstet, wurde der mCP X BL ein weiteres Mal probegeflogen, bevor er endgültig zerlegt wurde.

Endspurt

Bevor mit dem Lackieren begonnen wird, muss noch der Heckrotor-Motor eingebaut werden. Schölla empfiehlt dafür einen Außenläufer mit einem separaten Regler, der an der Hauptplatine anzulöten ist.

Der originale Blade-Innenläufer sei zu schwach. Wenn man den beiliegenden scale Vierblatt-Heckrotor verwendet, dann glaube ich das auch. Weil der Blade aber mit dem original Heckrotor bei den Testflügen super flog, entschied ich mich, den Blade-Heckrotor und damit auch den originalen Motor zu verwenden. Das sieht am Boden nicht so gut aus, funktioniert in der Luft aber gut.

Zudem lässt sich der kleinere Motor besser in der Heckflosse verstecken. Vor dem Einkleben bitte nicht vergessen, die drei Anschlussleitungen zu verlängern und den Motor auszuprobieren. Mir war eine Lötverbindung nicht gut gelungen. Blöd, wenn man so etwas erst nach dem Verkleben feststellt…

Das Abkleben der Fenster und der Kanzel ist beim Bau die letzte Herausforderung. Eine ganze Stunde habe ich unter der Lupenlampe gearbeitet, um hier so sauber wie möglich zu arbeiten, denn die Pilotenkanzel ist ein sehr markantes Teil an der S-58.

Vorher sollten die Befestigungslaschen und die Magnete angebracht sein, die die Kanzel an Ort und Stelle halten. Die Kleinteile habe ich während der Aushärtezeiten des Klebers schon mit der Schlüsselfeile verputzt, so dass es nun zum Lackieren gehen konnte.

Grundiert habe ich mit Duplicolor BASIC. Diese Grundierung ist ein sehr guter Haftvermittler für Kunststoffoberflächen. Die Endlackierung erfolgte mit Duplicolor Dekolack in pink. Der Lack deckt sehr gut, so dass zwei Spritzgänge genügten. Die Kleinteile wurden separat lackiert und erst danach am Rumpf verklebt. Meine Sammlung an Revell-Farben freute sich hier mal wieder eingesetzt zu werden.

Krönung: Aufmalen des Mundes

Die Krönung ist natürlich das freihändige Aufmalen des riesigen Mundes am Bug der Screaming Mimi und das Anbringen der Schiebebilder. Die umfangreiche Bilddokumentation, die Scale Heli Quality auf CD mit liefert, ist hier extrem hilfreich, um alles richtig zu machen.

Außerdem habe ich ja seit meinen Jugendtagen, in denen ich unzählige Modellflugzeuge auf diese Weise verzierte habe nichts verlernt. Die Räder und die restlichen Kleinteile werden vor dem Ankleben ebenfalls noch lackiert und am Ende wird alles nochmal mit Klarlack versiegelt.

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Die Kleinteile wurden separat lackiert, der charakteristische Mund aufgemalt, dieS chiebebilder aufgebracht und mit Klarlack versiegelt.


Jetzt kann die Mechanik ein letztes Mal eingebaut werden. Nicht vergessen: Der Stecker für den Heckrotor muss noch rein und mit ein wenig Silikonkleber gesichert werden! Zudem muss die Zuleitung für den Heckrotor beim Einbau sorgfältig nach hinten geschoben werden, damit sie nicht vom Hauptzahnrad eingefangen wird.

Der zweizellige Akku findet seinen Platz in der langen Schnauze der Mimi. Ich hatte vor dem Ankleben des Bugs die Rumpfhälften so bearbeitet, dass der Akku bequem hindurchpasst. So kann er nun ganz nach vorne geschoben werden, was auch notwendig ist, um den Schwerpunkt genau unter die Rotorachse zubekommen.

Gesichert ist er mit ein wenig Schaummaterial. Nun steht sie da, die Screaming Mimi. Etwa sechs Stunden Bauzeit habe ich investiert, den Umbau des Rotorkopfes nicht mit eingerechnet.

Der strahlend pink lackierte Rumpf passt irgendwie zu den weißen Rotorblättern und dem blank polierten Aluminium des edlen Rotorkopfes. Eigentlich wollte ich sie noch altern, denn im Film hatte die Mimi ihre besten Tage bereits lange hinter sich. Aber irgendwann muss auch der Film-Helikopter mal frisch lackiert gewesen sein. Das half mir, mich gegen das Altern zu entscheiden, was ich dem Rotorkopf einfach nicht antun konnte.

Das Gewicht des fertig lackierten Rumpfes liegt bei 28,45 g. Ein guter Wert. Inklusive Mechanik wiegt meine Screaming Mimi 71,45 g, das sind zirka 24 g mehr als der Standard Blade mCPXBL.

Meine vorherigen Tests hatten ja ergeben, dass dieses Mehrgewicht für den Brushless-Antrieb kein Problem ist – gut zu wissen, wenn der Erstflug bevor steht. Mit meinem 2S MyLipo-333 mAh-Akku im Bug hat die Mimi ein Abfluggewicht von 93 g.

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Zeit fürs Innenleben: Der Rumpf ist fertig zum Einbau der Mechanik.



Rätselhaftes Desaster beim Erstflug

Der Erstflug endete allerdings im Desaster. Die Mimi hob zwar ab, drehte sich aber wie wild um die Hochachse. Gras sei Dank, ging bei der ruppigen Landung nichts kaputt.

Offensichtlich ist der Heckrotor falsch getrimmt. Ich versuchte, das mit dem Trimmhebel am Sender auszugleichen. Der nächste Flugversuch endete wie der erste. Also ab in die Werkstatt.

Aha, der Heckrotor ist falsch herum auf der Motorachse montiert. Dieser Fehler ist schnell beseitigt und ab geht es, auf's Flugfeld im heimischen Garten. Aber jetzt dreht sich der Heckrotor überhaupt nicht mehr, mit der Folge, dass die Mimi wieder kreiselt. Zum Glück ist wieder nichts kaputt und es folgt die erneute Fehlersuche.

Diesmal war die Suche aufwändiger. Letztendlich hatte ich Heckmotor und Hauptplatine ausgetauscht, ohne Erfolg. Auch Schölla war ratlos und schickte mir nach einigem Mailverkehr kurzerhand einen gebrauchten mCP XBL zum Ausprobieren.

Nun hatte ich einen Heli vor mir, bei dem ich wusste, dass nichts falsch zusammengesteckt ist und er funktioniert. Aber auch hier drehte sich der Heckmotor nicht. Nun, der erfahrene Helipilot mag die Auflösung des Rätsels bereits im Kopf haben.

Die Lösung war einfach. Ich hatte die Trimmung vom Erstflug noch immer am Anschlag. Trimmung in die Mitte und Schöllas mCP X funktionierte tadellos. Die Mimi natürlich auch. Und ich war froh und um eine Erfahrung reicher.

Der Heckmotor müht sich wegen der großen Flosse deutlich hörbar ab, das Heck stabil zu halten. Er übertönt dabei das sonore Geräusch des Vierblatt-Hauptrotors. Dann nimmt sie Fahrt auf und zieht ruhig davon.

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Kaum zu glauben, da habe ich einen Hubschrauber mit gerade mal 185 mm Rotordurchmesser an den Knüppeln und er fühlt sich an wie ein großer.


Einmaliges Flugbild

Das Flugbild der Mimi ist einmalig. Sie fliegt brav die Grenzen meines Gartens ab, als ob sie noch nie etwas anderes gemacht hätte. Im Flug ist das Heck sehr stabil, hier wirkt der lange Rumpf und die Heckflosse.

Allerdings mag sie keinen Wind, die Mimi, ist ja klar, die große Mimi flog im Film auch nur bei schönem Wetter. Warum sollte sie als Modell dann etwas anderes tun?

Durch den Umbau hat die mCP X-Mechanik deutlich an Agilität verloren. Das höhere Gewicht und der veränderte Aerodynamik machen sich eben bemerkbar. Aber das ist keineswegs zum Schaden des Hubschraubers, im Gegenteil!

Ich hätte nicht gedacht, dass sie so gutmütig fliegen wird, die Mimi. Schnell wird sie nicht, aber dafür ist sie jederzeit gut beherrschbar und mit der Fluglagenerkennung gibt es aufgrund der auffälligen Farbgebung kein Problem.

Zudem helfen die weißen Rotorblätter, vor allem, wenn der Hintergrund dunkel ist. Nach vier Minuten meldet der Akku die ersten Schwächen und ich lande die Mimi sicher im Gras.
Unter der Haube ist es gut warm, weshalb ich ihr erst mal eine Verschnaufpause gönne, bevor es zum nächsten Flug geht. Mit dem mCP X kann man bei vergleichbarer Flugweise länger fliegen.

Das höhere Abfluggewicht der Mimi erfordert eben auch mehr Leistung. Aber dafür hat man ja jede Menge Akkus zum Wechseln. Nach der Verschnaufpause ist ein Rundflug mit zahlenden Gästen angesagt. Nick, der Pilot, verdient dadurch den Unterhalt der Mimi.

Doch mitten im Rundflug erreicht ihn ein Funkspruch seines Freundes Cody, der gemeinsam mit Murray in seinem Scarab Speedboot von einem Jet Ranger gejagt wird.

Kurzerhand kommt die Mimi zur Hilfe und zwingt den Ranger zur Landung. Die Schurken werden gestellt, die Touristen sind mittlerweile grün im Gesicht und haben aus ungeklärtem Grund keine Lust, den Flug fortzusetzen.

Aber die Mimi ist der heimliche Star, die drei Freunde sind glücklich und ich bin es auch.

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Takeoff zum ersten Einsatz
 
Hallo Ein rosafarbener Hubi als Männerflieger? In diesem Fall: Ja Wer weiß, wie die Farbe zu stande gekommen ist, gab ja auch mal ein gleichfarbiges U-Boot. Hättest Du das nicht so gut geschrieben, wäre bei mir kein "auch haben will Gefühl" aufgekommen, aber so.... . Mal sehen. Gruß Tom
 
Soweit ich weis gab dieses Rosa von der Luft aus betrachtet im Wüstensand am wenigsten Kontrast bzw. die beste Tarnfähigkeit zur damaligen Zeiten. Gab auch eine Reihe Jeeps die so lackiert waren. gruss
 
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