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SPIRIT V evo von Dymond im Vergleich


Volker Cseke

Der SPIRIT V evo von Dymond im Vertrieb von Staufenbiel ist mit drei anderen Modellen einer Kategorie ausgewählt worden, um einem sorgfältigen Vergleich unterzogen zu werden. Ursprünglich sollte auch bei diesem Modell der Schwerpunkt der Vergleichsbetrachtung bei den Flugeigenschaften liegen. Dass es aber letztendlich im Wesentlichen zu einer Begutachtung der Bauanleitung und der gelieferten Teile wurde und in Vorschlägen gipfelt, die es erst ermöglichen, den SPIRIT in einem brauchbaren Zustand an den Start zu bringen, war so nicht geplant. Es kann aber denjenigen Modellbauern helfen, die mit diesem Modell liebäugeln oder es bereits auf der Werkbank liegen haben.

Dieser Artikel ist im Zusammenhang mit den anderen Artikeln des Vergleichs entstanden:
Einleitung: 2 m-Elektrosegler - Vier Modelle im Vergleich
BUTTERFLY von Topmodel
FENRIR 2.0E von Küstenflieger
ION Neo von Freudenthaler
Schlussbetrachtung: Vier Modelle im Vergleich - Das Fazit


Bestellung und Lieferung

Die Bestellung über den Webshop unter der URL www.modellhobby.de war einfach, da der Shop gut organisiert und der Bestellvorgang klar strukturiert ist. Bestellt wurde die ARF-Version. Sie wird auf der Website wie folgt beworben:

Der SPIRIT V evo ist der direkte Nachfolger unseres sehr beliebten SPIRIT V. Der SPIRIT V evo kommt in frischem Design und, jetzt neu, in zwei verschiedenen Versionen, als ARF und PNP. Diese ARF-Version wird ohne elektrische Komponenten und ohne Luftschraube/Spinner geliefert.

Der SPIRIT V ist ein schöner Elektrosegler mit sehr guten Allround Flugeigenschaften. Ausgerüstet mit dem Profil RG-15 in einer leicht modifizierten Ausführung nimmt der SPIRIT V gut Thermik an und hat eine schnellere Grundgeschwindigkeit. Das Modell ist also kein "Thermik-Schleicher", sondern mag auch die etwas flottere Gangart.
Das Modell ist mit Wölbklappen ausgerüstet, sodass alle Vorteile einer Vierklappenfläche genutzt werden können. Am Hang geflogen überzeugt der SPIRIT V durch Butterflystellung zum präzisen Landen und durch Snapflap für engen Kurvenflug.
Durch die stabile Balsa-/Styro-Tragfläche ist das Modell sehr steif und kann dementsprechend ambitioniert geflogen werden. Der GfK-Rumpf lässt keine Wünsche offen und das V-Leitwerk macht den SPIRIT V unverwechselbar.

Ausstattungsmerkmale:
- Balsabeplankte Styrofläche
- lackierter GfK-Rumpf
- absolut geniale Flugeigenschaften zum günstigen Preis
- Motorspant eingebaut für 35 mm Außenläufer


Wir kennen inzwischen alle diese Werbetexte und geben ja nur noch wenig darauf. Doch die schönen Worte ließen bei mir die Hoffnung aufkeimen, es doch mal mit einem Hersteller/Händler zu tun zu haben, der sich nur an Tatsachen orientiert. Da der Bausatz vorrätig war, betrug die Lieferzeit nur wenige Tage.

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Der Baukasten ist von der Firma Staufenbiel für den Versand mit einem recht stabilen Umkarton versehen worden, so dass der Transport vom Modell ohne Blessuren überstanden wurde. Der Karton ist nicht mit Styroporteilen gefüllt, sondern wird von durchdachten Pappträgern aufgeteilt und hält alle Teile sicher fest. Die einzelnen Baugruppen sind in Plastiktüten verpackt und mit Klebebändern befestigt. Rumpf, Tragflächen und die Leitwerkshälften fallen sofort ins Auge und sehen nicht nur auf den ersten Blick sehr gut aus. Der große Beutel mit Kleinteilen wird von mir wohlwollend zur Kenntnis genommen. Die „Beute“ wird also erwartungsvoll in die Werkstatt getragen.


Aufbau des Modells

Wie immer sind die ersten Schritte das Auspacken der Teile. Dabei versuche ich, mir einen Überblick über die Lieferung zu verschaffen. Leider finde ich keine Stückliste oder ähnliches und somit kann der Inhalt nicht auf Vollständigkeit kontrolliert werden. Doch noch überwiegt die Freude über das neue Spielzeug. Ich versuche nun anhand der kurzen Bauanleitung, die dem Baukasten entnommenen Teile auch ohne Stückliste dem fertigen Modell zuzuordnen. Tragflächen und Leitwerke, Rumpf und Haube sind sofort klar, auch die Lehre für die V-Form des Leitwerks ist nicht zu verwechseln. Aber nun begann bereits das große Rätselraten.

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Die Kleinteile lassen sich nicht zuordnen. Deren Anzahl stimmt nicht mit den Bildern der Bauanleitung überein und der Text, der neben den Bildern steht, beschreibt nicht das, was auf den Abbildungen zu sehen ist.

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Da dieses Modell ja im Rahmen eines Vergleiches begutachtet werden soll, haben sich die Beteiligten zu Beginn darauf verständigt, die Modelle nach Möglichkeit so aufzubauen, wie es die Anleitung vorgibt. Die eigene Erfahrung sollte nicht für konstruktive Änderungen genutzt werden, das Modell nicht verschlimmbessert werden. So wurden die Teile erst mal sortiert, dokumentiert und nachgeschaut, was eventuell an zusätzlichem Material gebraucht wird.


Die Bauanleitung sieht folgende Ausrüstung vor:
6-Kanal Sender und Empfänger,
Servo: 6 Stück DS1550 (9 g/MG/Kugellager/digital),
Motor: DYMOND V-MAX V35-M oder HQ 3643,
Regler: DYMOND 60 A,
Akku: DYMOND 3S 3200 mAh,
Klappluftschraube: 13 x 6,5“,
Ladekabel, Kabel, Stecker und Schrumpfschlauch,
Sekundenkleber.


Folgende Teile wurden aus dem Bestand des Autors beigesteuert:
Empfänger: MPX RX-7-DR compact M-Link,
Servo: 2 Stück 9 mm für Höhe/Seite,
Akku,
Kleinmaterial, Kabel und Kleber.


Von der Firma Staufenbiel wurden folgende Teile für den Vergleich zur Verfügung gestellt:
Servo: 4 Stück 1700 DS MG,
Motor: DYMOND V-MAX V35-L,
Regler: DYMOND SMART 60 A.


Nach einer ersten Abschätzung war klar, dass der schwere Motor und Akku für die erforderliche Schwerpunktlage des Modells durchaus nötig wäre, jedoch die in der Anleitung aufgeführten Teile nicht einzubauen wären.


Der Rumpf

Da man ja irgendwie anfangen muss, wurde als erstes untersucht, ob und wie die erforderlichen Einbauten im Rumpf untergebracht werden könnten. Die Anleitung gibt hierzu leider keinerlei Hilfe. Weder die Anordnung noch der Einbau oder die richtige Verteilung der Komponenten sind in der Anleitung beschrieben. Ernüchternde Erkenntnis: Motor, Regler, Akkus und Empfänger lassen sich nicht im Raum zwischen Servobrett für Höhen- und Seitenruderservo und Motorspant einbauen. Selbst der Motor und ein 3s-32000 mAh-Akku sind nicht unterzubringen.

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Der Regler passt weder neben noch auf dem Akku unter die Haube. Der Empfänger ist trotz seiner geringen Abmessungen noch zu groß.

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Es half alles nichts. Nach Rücksprache mit den Kollegen wurde das Servobrettchen mit den Haltern für die Bowdenzüge entfernt. Damit eröffnete sich die Möglichkeit, den Empfänger hinten in die Rumpfröhre Richtung Leitwerk zu schieben.

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Weiterhin wurden die Servos für Höhe und Seite nebeneinander angeordnet, sodass sich die erforderliche Einbaulänge reduzierte. Damit entstand vor den Servos Platz für den Akku und hinter ihnen konnte der Kabelstrang zum Anschluss der Flächenruder eingefädelt werden. Jetzt passten schon mal Motor und Akku in den Rumpf, doch für den Regler war immer noch keine Lösung in Sicht.

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Die kam dann in Gestalt eines Koby 70 LV der Firma Kontronik. Dieser Regler ist so flach, dass er zusammen mit einem 3s-2600 mAh-Akku unter die Haube passt. Um nun den Motor zu montieren, muss dieser mit einem beherzten Druck durch die eigentlich zu enge Rumpföffnung gedrückt werden, um dann mit dem Motorspant verschraubt werden zu können.

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Der Alu-Motorspant ist schon montiert und trägt die passenden Bohrungen.


Das V-Leitwerk

Der nächste Arbeitsschritt war die Fertigstellung des V-Leitwerkes. Dieser Abschnitt ist in der Anleitung hinreichend beschrieben, gelingt aber sehr viel leichter, wenn man die beiden Leitwerkshälften in gestreckter Lage auf der Unterseite mit einem Streifen Klebeband verbindet. Werden jetzt die beiden Hälften auf den richtigen Winkel geknickt, so bleiben sie zusammen und behalten die korrekte Längsrichtung. Das fertige Leitwerk passt gut in die V-förmige Nut des Rumpfs und die Schraubenlöcher der Verstärkung fluchten mit den Bohrungen im Rumpf.

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Die Anlenkung der V-Leitwerksruder stellt wieder eine Hürde dar, die sicher den einen oder anderen weniger erfahrenen Modellbauer verzweifeln lassen könnte.

Laut Anleitung sollen die Bowdenzüge vom Heck in Richtung Bug eingeschoben und anschließend die Ruderhörner auf die Kröpfung aufgefädelt werden.

Leider hatten die Bowdenzüge meines Modells keine Kröpfungen, sondern an einem Ende eine M2-Gewindehülse aufgelötet. Außerdem hatten die gelieferten Ruderhörner Bohrungen mit einem Durchmesser von 2,1 mm, während der Draht nur einen Durchmesser von 1,2 mm besaß. Dies ergibt zwangsläufig ein recht großes Spiel am Ruder. Ferner lässt sich das Leitwerk nur sehr umständlich abnehmen, da beide Ruderhörner gleichzeitig durch zwei Z-Kröpfungen gefädelt werden müssten. Da aber gerade das abnehmbare Leitwerk das Modell handlich macht, war an dieser Stelle eine praxisgerechtere Variante erforderlich, um die einfache Handhabbarkeit zu erhalten. Dazu wurde folgende Lösung gefunden: Die Bowdenzüge werden von vorne in die Führungsröhrchen eingefädelt und mit den Gabelköpfen, die auf die M2-Löthülsen geschraubt wurden, an den Servos angeschlossen. Die Drähte werden danach am Ruderhorn auf passende Länge abgelängt, um 90° abgewinkelt und in die kleinen Graupner-Ruderhörner eingehängt. Diese werden vom Hersteller mit 1 mm-Bohrung geliefert und sind von mir auf 1,2 mm, passend zum Draht, erweitert worden. Die Sicherung übernimmt ein entsprechender Überschieber aus dem Graupner-Sortiment. So lässt sich das Leitwerk leicht demontieren und ist dennoch spielfrei angelenkt.

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Der Tragflächenausbau

Jetzt gab's kein Zögern mehr, der Flächenauf- und -ausbau musste erfolgen. Die Folie aufzutrennen und die benötigten Kabel einzuziehen war Routine. Schnell ist auch die Entscheidung gefällt, die Verbindung von einer Tragfläche zur anderen über eine Stecker-/Buchsenkombination zu machen. Somit war nur von einer Tragfläche aus ein zum Zopf geflochtenes Kabelbündel zum Rumpf zu führen.

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Dieser Zopf endet auf einem MPX-Hochstromstecker. Vom Empfänger kommt ebenfalls ein Kabelzopf aus dem Rumpf, der dann mit seiner Buchse die Verbindung zur Fläche herstellt.


Der Einbau der Servos hätte eigentlich schnell von statten gehen können, wenn nicht die beigelegten Ruderabdeckungen und die Scharnierlinie der Ruder Zweifel gesät hätten. Die Wölbklappe ist unten angeschlagen, das Querruder oben. So weit, so gut. Doch die Servoöffnungen befinden sich nur auf der Unterseite. Auf den Bildern der Anleitung sind nur unten liegende Gestänge zu sehen. Dies führt in Verbindung mit den gelieferten Ruderhörnern dazu, dass die Querruder nicht bzw. nur geringfügig nach oben ausschlagen können. Der Steg der Endleiste müsste im Bereich des Gestänges entfernt werden.

Bei der Wölbklappe führt es, wenn ich der Anleitung folge, zu einer Klappe, bei der das Ruderhorn an der Flächenunterseite anschlägt und die daher den vorgesehenen Weg von 35 mm nach unten bei weitem nicht erreicht. Die beiliegenden Abdeckungen waren zwar für zwei Servos mit unten liegender Ansteuerung der Ruder tauglich, jedoch fehlten für die beiden anderen Ruder die passenden Deckel. Auf dem Tiefziehträger befanden sich zwar noch andere Deckel und Hutzen, die jedoch eher als Universalabdeckungen für andere Flieger angesehen werden konnten.

Ich habe hin und her überlegt, die Flächen gedreht und gewendet bis auf einmal die Lösung da war. Für ein Ruderpaar war eine Überkopfanlenkung vorgesehen. Das Gestänge geht von der Rudermaschine zur Oberseite und das Ruderhorn sitzt auf der Oberseite. Zu dieser Erkenntnis passten dann auch alle Teile.

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Leider ist dies aus der Anleitung nicht ersichtlich. Die abgebildeten Teile sind im Baukasten nicht vorhanden und der Hinweis zur Befestigung der Servos mit Tesa-Power-Strips (die ebenfalls nicht im Baukasten sind) auf der Innenseite der Flügelschale setzt dem ganzen die Krone auf. Wenn man sich an die Werbeaussage „flottes Modell, schnelle Gangart“ erinnert, dann erscheint eine Befestigung der Servos mit einem Power-Strip doch etwas weich. Die gewölbte, raue Oberfläche der Innenseite ist nicht der Untergrund, auf dem ich einem Power-Strip vertrauen möchte.

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Ich habe es vorgezogen, die Servos in Schrumpfschlauch zu packen und einzuharzen. Die beiliegenden Ruderhörner wurden bezüglich ihrer Wirklage angepasst, sodass alle Ruder die vorgegebenen Ausschläge erreichen. Wenn die Servos eingebaut und angeschlossen sind, ergibt sich ein lautes Servogequitsche und -gezirpe. Die mit der Folie angeschlagenen Ruder sind nämlich so stramm an die Scharnierlinie gesetzt, dass sie nur mit Servokraft in der Neutrallage gehalten werden können. Werden die Servos stromlos gemacht, so laufen die Ruder aus der Mittenlage. Die Spannung in der Folie zieht die Ruder aus der Nulllage. Eigentlich müssten die Ruder abgetrennt und dann mit Scharnierband neu angesetzt werden. Davon habe ich aber erst einmal abgesehen.


Die Verbindung von Rumpf und Tragfläche

Jetzt kam der letzte offene Punkt: Die Verbindung der Tragfläche mit dem Rumpf. Auf dem Foto der Anleitung sind je Tragfläche zwei Alu-Kappen für die Schraubenführung mit je zwei Schrauben zu sehen und an der Endleiste ein zusätzlicher Torsionsbolzen. Insgesamt wäre demnach vier Kappen und vier Schrauben erforderlich. Im Bausatz waren jedoch lediglich zwei Schrauben und zwei Alu-Kappen, dafür aber drei Torsionsbolzen. Was also tun? In der Tragfläche ist bereits im Bereich der Endleiste für eine Tragflächenschraube und für einen Querkraftbolzen jeweils ein Loch gebohrt.

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Im vorderen Bereich sind keinerlei Löcher erkennbar. Mit einer Stecknadel als Tastgerät versuchte ich der Sache weiter auf den Grund zu gehen und zu ergründen, ob sich in der Nase vielleicht zwei Löcher befinden, die eine Befestigung mit den zusätzlichen Bolzen erahnen lassen. Leider hatte dies keinen Erfolg. Nach Diskussion mit den Kollegen entschied ich mich für vier Schrauben als Tragflächenbefestigung. Für die vorderen Schrauben wurden zwei Alu-Kappen nachgefertigt und im Bereich des vorderen Tragflächenausschnittes im Rumpf eine stabile Krafteinleitung in Form eines 2 mm GfK-Hilfspantes eingepasst. Durch die Tragflächen wurden an der ausgemessenen Stelle 7 mm Löcher gebohrt, in die ein 7 mm Alurohr mit einer lichten Weite von 4,3 mm mit Baumwollflocken eingedicktem 2-Komponenten-Klebeharz eingeleimt wurde. So werden die Kräfte aus der Schraubverbindung sicher in die Ober- und Unterschale eingeleitet. Verschraubt wird die Tragfläche im Nasenbereich mit zwei M 4 und im Endleistenbereich mit zwei M 3 Nylonschrauben. Dies hält für alle Flugbedingungen und lässt dem Flügel bei einer etwas unsanfteren Landung eine Überlebens-Chance.

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Die endgültigen Einstellungen von Ruderausschlägen und Schwerpunkt gingen dann recht schnell und ohne weitere Hindernisse von statten. Der Schwerpunkt wurde entsprechend der Anleitung, die ein Maß von 60 mm bis 73 mm hinter der Nasenleiste vorgibt, auf 63 mm eingestellt. Dies ergab sich so aus der Komponentenanordnung und dem 3s 2600 mAh-Akku. So ausgerüstet wurde der SPIRIT verladen und durfte mit in den :rcn: Fliegerausflug 2015 nach Südtirol.

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Der neue Flieger in der Luft

Die Flugerprobung wurde mit einem Handstart am Hang bei sicherem Aufwind begonnen. Der SPIRIT senkte sofort die Nase und flog der Hangkontur folgend ins Tal. Beherztes Ziehen half und nach vielen Trimmschritten hielt der SPIRIT die Fluglage. Nach nur einem Kreis wurde sofort wieder gelandet. Das Modell war sehr kopflastig. Da die Gewichtsverteilung im Rumpf nicht so einfach geändert werden konnte, wurde ein 10 g Trimmgewicht auf das Leitwerk geklebt. Mit der Trimmung wieder in Nullstellung erfolgte der nächste Start. Diesmal war der Abwärtsflug nicht so stark, aber immer noch zu deutlich. Wieder landen und noch mal 10 g auf's Leitwerk. Die folgenden Flüge ergaben nach dem Austrimmen nur noch eine ganz leichte Hochstellung des Höhenruders und dennoch wieder ein deutliches Abfangen nach dem Andrücken. Für mein Gefühl hätten daher noch weitere 5 g auf's HLW gekonnt, aber der SPIRIT flog erst mal. Und dies nicht schlecht.

Sicher, er will geflogen werden. Die geringe V-Form erzeugt kaum ein ausgleichendes Moment. Aber er kann mit der Wölbklappe im Strak sehr ausgehungert werden, ohne bissig zu werden. Versucht man zu lange ihn bei Minimalfahrt zu quälen, so nimmt er die Nase runter und holt die Fahrt auf, die er braucht. Das Gleiche wiederholt sich bei abgesenkten Wölbklappen und Querrudern in der Thermikstellung. Hierbei ist die Minimalfahrt etwas geringer gegenüber der mit Klappen in Nulllage. Nach oben lassen sich die Klappen auf Grund der Ruderkonstruktion und -befestigung nicht ausschlagen.

Für das Thermikfliegen ist auf jeden Fall eine etwas andere Abstimmung zu wählen. Die Anleitung empfiehlt zum Thermikfliegen nur das Absenken der Wölbklappen. Wird der Ausschlag der Wölbklappe von den angegebenen 5 mm auf 4 mm reduziert und die Querruder mit abgesenkt, kann deutlich langsamer geflogen werden und das Steigvermögen nimmt zu.
Gegenüber der Normalflugphase brauchen die Querruder etwas mehr Differenzierung, da sonst im Langsamflug die Neigung zum Schieben zu groß ist. Für das Turnen in der Normalflugphase sind die Angaben der Anleitung brauchbar. Das V-Leitwerk passt für beide Flugphasen mit den angegebenen Werten.

Die Landeflugphase erfordert eine deutliche Beimischung von Tiefe zum Butterfly. Die Angaben der Anleitung sind gut Ausgangswerte. Der SPIRIT lässt sich gut kontrollieren und schön ausschwebend aufsetzen.

Obwohl alle Landungen in weichem Gras erfolgten und keine der Kunststoffschrauben ihre Sollbruchstellenqualifikation beweisen musste, zeigte der waagerecht geteilte Rumpf auf der Seitenwand genau im Bereich der Naht Risse im Lack. Dieser Riss wurde markiert und die Entwicklung im weiteren Verlauf des Fliegerlagers beobachtet. Er blieb jedoch auch nach einigen weiteren Flügen konstant. Der Rumpf lässt sich an dieser Stelle nicht verformen und ist auch nicht weich. Da von innen nichts zu erkennen ist, vermuten wir eine nicht komplett gefüllte Naht, die im „Betrieb“ arbeitet. Die Länge des Risses im Lack hat sich auch nach 12 Flügen nicht mehr verändert. Es scheint ein rein optisches Problem zu sein.

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Der Schwerpunkt wurde vor Ort nochmals überprüft und nach der Bleizugabe am V-Leitwerk ergab sich die Position bei 71 mm. Mittlerweile habe ich den Schwerpunkt auf 72 mm eingestellt, dabei stehen die Leitwerksruder im Strak. Fliegbar ist der SPIRIT bis zu einer Schwerpunktslage von 76 mm, jedoch zeigt er dann keine Abfangtendenzen mehr.


Fazit

Mit etwa zwei Tagen Arbeit könnte man eine Bauanleitung erstellen, die dem realen Modell entspricht. Der SPIRIT V evo hat durchaus gute Voraussetzungen und kommt aus einer prima Kinderstube. Doch für viele Modellflieger, die dieser Flieger im Katalog anspricht, kommt bei der Fertigstellung sicherlich das große Rätselraten auf. Wer sich dem Modellfliegen mit Easyglider und Co. genähert und sich mit dem SPIRIT sein erstes "Baumodell" zugelegt hat, darf nicht verzweifeln sondern sollte seine Modellfliegerkameraden um Rat ersuchen.

Je nach Möglichkeit ist es empfehlenswert, für die ersten Flüge die Ausschläge per Dualrate oder Expo zu entschärfen. Die direkten Reaktionen sind für den Wechsel von einem Übungsflieger doch recht heftig.

Der Schwerpunkt sollte für die ersten Flüge auf etwa 70 mm eingestellt werden.

Die in der Anleitung vorgeschlagenen Komponenten hinsichtlich Motor, Regler und Akku sind so nicht umsetzbar und müssten von Dymond unbedingt an die Gegebenheiten angepasst werden.

Gleichwohl ergibt sich trotz aller berechtigten Kritik ein gut fliegendes Modell mit schönem Flugbild und angenehmen Eigenschaften, das durchaus als Modell für Hangflug und dynamischen Segelflug empfohlen werden kann.

Hier die Diskussion im Forum - 2 m-Elektrosegler - Vier Modelle im Vergleich - die Diskussion

Edit 2.10.2015: Flächenbefestigung hat vorne 2 Schrauben
 
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