ENYA-Motoren
wieder in Deutschland
Warum wieder Diesel?
Andreas Ullmann
wieder in Deutschland
Warum wieder Diesel?
Andreas Ullmann
Die Frage ist nicht ganz unberechtigt und Sie ahnen vielleicht schon, die Antwort ist nicht ganz einfach. Wir müssen deshalb erst einmal zum besseren Verständnis einen kurzen Blick auf die Historie werfen. Auf den Modellflugplätzen ist heutzutage ein Modelldiesel-Motor ein total exotisches, aber dennoch kein neues Antriebskonzept. Eigentlich hat unser Hobby Flugmodellbau erst mit den Verbrennungsmotoren einen wesentlichen Schritt nach vorne getan, als ein Schweizer Techniker, Ernst Thalheim, 1927 das „Selbstzünderprinzip„ erfunden hat und kurz danach Selbstzünder- oder Kompressionszünder-Motoren für den Modellbauer verfügbar wurden. Vereinfachend werden diese Kompressionszünder-Motoren “Dieselmotoren“ genannt, obwohl sie nicht über eine Dieselöl Einspritzung verfügen.
Gegenüber den nach dem Krieg in Mode gekommenen, oft qualitativ mittelmäßigen Methanolmotoren stand der Diesel für ein anspruchsvolles, feinmechanisches Produkt aus hochwertigen Werkstoffen mit in Handarbeit feingeläppten Kolben und Zylindern, mit vergüteten Kurbelwellen und Bronze für die Buchsen der Lager.
Aber er war auch immer etwas schwerer und wegen des Fertigungsaufwands und dem notwendigen Anteil an Handarbeit deutlich teurer als ein Glühzünder. Der Diesel wurde allmählich, wohl aus kaufmännischen Gründen, vom Markt verdrängt. Allerdings nicht bei der Hubraumgröße 2,5 cm³ und kleiner, da waren die Glühzünder einfach zu schwach und unzuverlässig – mit einer Ausnahme: die COX-Motoren, vorausgesetzt man konnte sich den Nitro Sprit leisten.
Der Modelldiesel hatte in Europa bis Ende der 60er Jahre seinen festen Platz. Er war in der konstruktiven Gestaltung absolut ausgereift und zuverlässig. Man denke nur an die teuren Glühkerzen und den teuren Nitrosprit. Trotzdem war es damals hip, unterstützt auch durch die großen Hersteller, den Methanolern den Vorzug gegenüber den angeblich in der Bedienung anspruchsvolleren Dieselmotoren zu geben.
Aber diese relativ harmlosen Nachteile macht der Dieselmotor mit den für Modellflieger entscheidenden Vorteilen mehr als wett: Der Modelldiesel Motor arbeitet mit wesentlich höherer Kompression und höherem Verbrennungsdruck als der Glühzünder. Er ist rein physikalisch betrachtet deshalb als Wärmekraftmaschine mit einem deutlich höheren Wirkungsgrad dem Glühzünder überlegen Das bedeutet in der Praxis, dass der Motor durch sein hohes Drehmoment in der Lage ist, große, authentischer aussehende Propeller effizient zu bewegen.
Das Gute ist, große Propeller mit geringerer Drehzahl haben aerodynamisch gesehen zusätzlich noch einen höheren Wirkungsgrad. Dazu kommt dann noch der Bonus der geringeren Geräuschemission. Das alleine gleicht das oft etwas höhere Gewicht des Modelldiesels aus. Man hört oft: Der Modelldiesel ist vergleichbar dem nächst größeren Glühzünder. Der Glühzünder hat als Energie tragende Komponente Methanol in seinem Kraftstoffgemisch. Der Modelldiesel verbrennt Petroleum. Petroleum hat, verglichen mit Methanol, einen etwa doppelt so hohen Energiegehalt! Um mit einem Glühzünder die gleiche Leistung zu erzeugen, muss rein rechnerisch die doppelte Menge Kraftstoff verbrannt werden! Das erfordert: große Kanalquerschnitte und lange Steuerzeiten, die dazu führen, dass der Glühzünder nur in einem schmalen Drehzahlband effizient arbeitet und das notwendigerweise bei hohen Drehzahlen.
Mit den grundsätzlich anderen Anforderungen an Gaswechsel und Kanalquerschnitte generiert der Modelldiesel noch weitere Vorteile. Weniger scharfe Steuerzeiten mit geringerer Überschneidung bringen geringere Gaswechselverluste. Der Motor hört sich “zahmer“ an, weil der Auslassschlitz nicht so früh geöffnet wird. Es wird kein Resonanzschalldämpfer benötigt, man hat ziemlich freie Wahl in der Schalldämpferauswahl, ohne dass die Leistung einbricht oder man vor dem Problem steht: wohin mit dem Pott im oder am Flugmodell?
Der Ansaugquerschnitt des Modelldiesels ist geringer. Vergleicht man den Ansaugquerschnitt (Vergaser oder Venturibohrung) zweier im Hubraum identischer Motoren, so wird auffallen, dass der Glühzünder-Motor gegenüber dem Modelldiesel einen etwa doppelt so großen Ansaugquerschnitt hat.
Der Grund ist einfach: Es steht dem Glühzünder als Pumpleistung das gleiche Hubvolumen zur Verfügung, er muss aber beinahe doppelt so viel Kraftstoff fördern. Ein großer Ansaugquerschnitt bedeutet aber geringe Venturieinschnürung und geringere Strömungsgeschwindigkeit und das wiederum hat zur Folge, dass der Glühzünder gegenüber dem Modelldiesel eine deutlich geringere Kraftstoffsaughöhe bringt. Der daraus resultierende große Vorteil: Der Diesel reagiert viel unempfindlicher auf ungünstige (zu hohe) Tankanordnung. Der Tank kann also deutlich kleiner ausfallen, was wiederum beim Entleeren im Flugbetrieb eine geringere Schwerpunktverlagerung erzeugt.
Er saugt Kraftstoff problemlos und zuverlässig an, auch bei Lageveränderung oder hohen g-Kräften. Kein giftiges Nitromethan bzw. Methanol. Keine Startprobleme, speziell im heißen Zustand. Das war jetzt sehr viel zur Motorfunktion. Es gibt auch ganz praktische Vorteile:
Weniger “Gerödel“: Es wird kein Elektrostarter, keine Starterbatterie, kein Kerzenkabel, kein Glühakku, keine Ersatzglühkerzen und kein Kerzenschlüssel benötigt. Man kann neue Hobbyinhalte auf dem Flugplatz einbringen. Einen Gegenpol zum Elektromotorbereich markieren, der heute dominiert, was aber auch mit einer gewissen Sättigung und dem Fehlen von Reizen und Herausforderungen einhergeht...
Warum nicht mal Fesselflug probieren? Mit einem Modelldiesel braucht man dann sogar gar kein elektrisches/elektronisches Gerät mehr. Das Modell und den Kraftstoff einladen und “los geht’s“. Und wenn das Holzmodell auch noch selbst gebaut wurde, ist das auch wieder Modellbau pur. Und vor allem: Es macht Spaß, und belebt die Tradition. Es riecht gut und hört sich toll an...
ENYA-Modellmotoren in Deutschland
Als überzeugter ENYA-Fan, mit Nutzung der Motoren im Scale-Modellbau, ergab sich für mich die Notwendigkeit des Eigenimports.
Durch die Ermunterung vieler Modellbaukollegen entschloss ich mich, Herrn Ken Enya zu bitten, mir den Import für den deutschsprachigen Raum anzuvertrauen. Die Motoren sind von höchster Qualität, sei es bei der Materialauswahl als auch im Herstellungsverfahren, was mit diesem Aufwand wohl nur von einer Manufaktur zu leisten ist. Es sind die Kleinigkeiten, die dem geübten Betrachter sofort auffallen. Sei es die Qualität und Oberflächenbeschaffenheit der Guss- und Frästeile, oder die serienmäßig bis zu den kleinsten Motoren verwendeten Zweinadelvergaser. Da wird kein Gewinde für den Krümmer des Viertakters einfach in den Zylinder geschnitten, nein, dort kommt natürlich eine Messingbuchse zum Einsatz. Vom zuverlässigen Lauf der ENYA-Motoren, und dies über lange Jahre, hängt nicht nur das „Leben“ des liebevoll und mit viel Mühe gebauten Modells, sondern auch und vor allem die Sicherheit Unbeteiligter. Der Qualitäts- und Serviceanpruch ist über Generationen weitergegeben worden und in dieser Form leider nur noch selten zu finden. In Gesprächen mit Herrn Enya spürt man permanent dieses Traditionsbewusstsein, es kommt mir immer so vor, als hätten alle Mitarbeiter dem Gründer Saburo Enya ein Gelöbnis geleistet.
Die Tradition ENYAs spiegelt sich aber nicht nur in den leistungsfähigen Zwei- und Viertaktern wieder. ENYA ist als Einziger der größeren Hersteller den Modelldieseln treu geblieben und hat sie bis zur Perfektion weiterentwickelt. Dies spiegelt sich in dem phantastischen neuen Viertaktdiesel ENYA 364CD wieder. Dessen bauartbedingte Auslegung der „fixed compression„ macht eine Kompressionsverstellung überflüssig.
Anmerkung: Die im Zylinderkopf sichtbare "Zündkerze" ist ein Blindstopfen
Zusammen mit Ing. Andreas Schütz haben wir uns vorgenommen, den Motorenenthusiasten in Europa die ENYA-Motoren einschließlich der Dieselversionen wieder zugänglich zu machen. Analog der Qualität der ENYA-Motoren sorgen wir auch für die Ersatzteilversorgung für ältere ENYA-Modelle. Die Ersatzteile sind in der Regel lieferbar.
Weitere Informationen sind hier zu finden: www.enya-motoren.de