FW 200 Condor

FW 200 Condor

Rolf Marinelli​


Schon seit langer Zeit üben mehrmotorige Maschinen auf mich einen besonderen Reiz aus. Speziell der Klang der Motoren hat was.
Im Jahre 2008 machte ich mich auf die Suche nach einem Bausatz oder Plan eines Passagierflugzeuges mit etwa 2 Meter Spannweite. Zunächst interessierte ich mich für eine DC3, die es allerdings bereits in den verschiedensten Ausführungen gibt.

Beim durchblättern alter FMT-Zeitschriften fand ich dann das passende Modell:
Die FW200 Condor von Bruno Schmalzgruber.
Der FMT 5/89 war der um 1/3 verkleinerte Plan beigelegt worden. Das ergibt im Unterschied zum Originalplan (Spannweite 3m), den man bestellen kann, eine Spannweite von 2 Meter. Mit 3 Meter Spannweite hatte B. Schmalzgruber ein Leergewicht (ohne RC und Antrieb) von 4,1 kg erreicht. Durch die schweren Bürstenmotoren und den 36 Zellen-Akku ist er letztlich auf 7,7 kg gekommen.
Für mich stand nun fest: Es wird auf 2 Meter verkleinert gebaut. Als Gesamtgewicht wollte ich überschlagsmäßig einschließlich Akku 3 kg erreichen. Antrieb sollte ein 3S Lipo werden, vier Außenläufer mit je 80 g und 8" oder 9" Zweiblattpropeller. Der Strombedarf wird sich auf etwa 15 A pro Motor bei Vollgas einpendeln. Der Schub sollte mit etwa 700-800 g pro Motor vollkommen ausreichen, um 3 kg Abfluggewicht in die Luft zu bekommen.


Den Anfang macht der Rumpf

Dieser wurde auf dem Baubrett in zwei gleichen, gespiegelten Teilen gebaut und anschließend zusammengeklebt.

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Die Leitwerke

Ich hatte mir vorgenommen, das Höhenleitwerk abnehmbar zu machen. Damit wird der doch recht lange Rumpf einfacher zu lagern und zu transportieren sein. In den Höhenleitwerken habe ich 4 mm und im Rumpf als Gegenstück 6 mm Kohlefaserstäbe passgenau eingeklebt.

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Die Anlenkung des Höhenleitwerks erfolgt über einen Torsionsdraht. Dazu habe ich einen 3 mm Stahldraht in U-Form gebogen. Im inneren Bereich wird dieser von der Schubstange gedreht.

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Die gebogene Torsionsstange ragt in den Höhenleitwerken in einen Schlitz.

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Das Seitenleitwerk wird ebenfalls mittels Schubstange angelenkt. An dieser wird später auch das Spornrad angeschlossen.

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Das Fahrwerk

Über das Fahrwerk habe ich mir ziemlich den Kopf zerbrochen. Die Suche nach der Antwort auf die Aufgabenstellung: „Wie überhaupt ausführen?“ war schon eine Herausforderung.
Verwendet habe ich dann Stahldraht und Edelstahlrohre. War eine ganz schöne Fummelei.

Zuerst verfolgte ich die Absicht, die Fahrwerke über einzelne Servos einzufahren. Das Ergebnis war aber nicht zufriedenstellend. Dann hab ich alle Teile wieder in eine große Kiste eingepackt und weggeräumt.

Etwas, was nichts mit Modellbau zu tun hat: Seit vielen Jahren gehe ich ins Fitnesscenter, um meinen Körper zu stärken. Wenn ich trainiere, komme ich häufig ins Überlegen, über Dieses und Jenes (Sport befreit die Gedanken...kennt man ja). So kam ich eines Tages auf die Idee, das Fahrwerk zentral über eine Torsionsstange mit einem starken Servo anzulenken. Zuhause habe ich gleich wieder die Kiste raus gekramt und losgelegt.

Nachfolgend das Ergebnis auf den Fotos vom Fahrwerk:

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Die Torsionsstange ist an den entsprechenden Stellen abgeflacht und die Schraube der Hebel ist mit Schraubensicherung gesichert. Das sollte meiner Meinung nach halten. Sehr große Kräfte treten hier nicht auf, da bei ausgefahrenem Fahrwerk das "Kniegelenk" gestreckt ist.

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Die Motorgondeln

Für die Motorgondeln habe ich aus Styrodur Teile ausgeschnitten, mit Holzleim auf die Holzunterkonstruktion geklebt und nach Trocknung des Klebers mit dem Cutter zugeschnitten. Anschließend geschliffen und mit Modellierspachtel geglättet. Danach Holzleim mit etwas Wasser verdünnt aufgetragen und wieder geschliffen.

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Hier und da

Für die Fensteröffnungen wurden Rahmen ausgeschnitten und eingeklebt.

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Vor dem Schleifen...

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...und nach dem Schleifen:

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Die Cockpitstruktur habe ich aus dünnen Kiefernleisten aufgebaut. Für den einfacheren Akkuwechsel lässt sich der komplette Bugbereich abnehmen.

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Als Motorhauben habe ich was Passendes in der Kühltheke gefunden: Proteinshake von Powerbar....schmeckt gut und passt für nach dem Sport. Die Hauben wiegen pro Stück daher nur 12 g...ist OK!

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Antriebsauslegung und Elektrik

Es sollten gegenläufige APC-E Propeller mit maximal 8 Zoll zum Einsatz kommen. Zum gewählten Turnigy 2217-16 (1050 kv) passt ganz gut die Größe 8x6 in Verbindung mit einem 3S Lipo.
Als Hilfsmittel für die Berechnung verwende ich stets Drivecalc. Der Turnigy 2217-16 war hier schon als Motor vorhanden.

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Das Finish

Der Rohbau ist nun soweit verschliffen, dass die Folie aufgebügelt werden kann. Das Gewicht der FW200, wie auf folgendem Foto zu sehen ist, beläuft sich auf 2450 g.

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Das Finish der CONDOR sollte sich an das Original mit der Kennung D-ACON anlehnen, die in Silber und Schwarz ausgeführt war. Als Bügelfolie habe ich mich für Oracover entschieden. Die Motorgondeln wurden mit Lack aus einer Sprühdose gespritzt. Die Beschriftung habe ich mit einem Cutter aus schwarzer Oracover Bügelfolie ausgeschnitten. Die Buchstaben habe ich vorher in der entsprechenden Größe auf Papier als Schablone ausgedruckt.

Das ist nun das Ergebnis:

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Die Balance

Ein Problemthema war die Berechnung des Schwerpunktes.
Gemäß dem verkleinerten Original-Bauplan liegt der Schwerpunkt bei 123 – 133 mm.
Zum Vergleich habe ich mit dem Programm Win-Schwer die Berechnung kontrolliert. Das Ergebnis: 145 –163 mm. Das ist schon ein beachtlicher Unterschied.
Nun war ich mir nicht sicher, was ich machen sollte. Kann ich den Schwerpunkt des Plans übernehmen, wenn dieser verkleinert wird? An der Grundform wurde ja nichts verändert, bis auf die Größe. Ich habe mich für den Erstflug für 130 mm entschieden. Dieser Wert liegt im Bereich der Bauplanangabe, von daher wähnte ich mich auf der sicheren Seite.

Zum Schluss

Das Gesamtgewicht inklusive aller Antriebseinheiten hat sich schließlich auf 3100 g eingependelt. Ich denke, für ein Modell dieser Art mit 2 Meter Spannweite ein durchaus guter Wert.
Der Erstflug hat dann leider kein so glückliches Ende gefunden. Beim Landeanflug gab es in der Kurve einen Strömungsabriss und die FW200 fiel senkrecht in den Boden. Zum Glück ist kaum etwas kaputt gegangen, somit halten sich die Reparaturarbeiten in Grenzen. Vermutlich lag der gewählte Schwerpunkt mit 130 mm doch zu weit hinten. Schon beim Start ging das Flugzeug sehr steil nach oben und ich musste einiges an Tiefe nachtrimmen. Der Flug selbst war dann ganz in Ordnung. Die Leistung ist mehr als ausreichend, denn selbst zum Starten habe ich nicht mal Vollgas gegeben. Zum Fliegen genügte weniger als Halbgas. Zumindest das Antriebskonzept war also optimal gewählt.
 
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Gratuliere zu dem wunderschönen Modell. Ich hoffe es läßt sich alles wieder herstellen und ich wünsche alles Gute für den nächsten Flug!Gruß aus Lünen, Peter
 
Hallo, ein wunderschönes Projekt! Gratulation. Holz ist nun einmal ein toller Werkstoff. Zum Schwerpunkt: Winlaengs4 ist eigentlich sehr zuverlässig, wenn die Geometrie exakt vermessen wird, vor allem auch die Pfeilung. Der Flügel ist anscheinend leicht zurück gepfeilt. Dadurch wandert der Neutralpunkt und damit auch der Shcwerpunkt nach hinten. Der beschriebene Effekt könnte für zu viel EWD sprechen. Damit ist der Flügel schon in der Grundeinstellung des Trimms kurz vor dem Maximalauftrieb und eine Kurve mit geringer Fahrt überfordert ihn dann. Bitte mal die EWD vermessen und mit Angaben zum Flügelprofil posten. Es wäre doch sehr schade, wenn so ein schöner Flieger keine Manieren lernen würde, Stefan
 
Hallo,Gratulation zu einem wirklich schönen Modell, ich hoffe du bekommst sie noch hin das sie ordentlich fliegt.Schön finde ich auch mal was anderes zu lesen, ist alles super und gibt keine Proböeme und so.So ist Modellbau eben und so soll er auch bleiben.Holm und RippenbruchAlois
 
Hallo Rolf!Da hast Du Dir ein Prachtstück ausgesucht!!Ich kenn das Modell gut - Bruno war ein langjähriger Freund und Clubkollege, der leider viel zu früh von uns gegangen ist. Fliegen tut die Condor wie alle Modells von Bruno hervorragend - sehr gutmütig und sicher. Ich habe leider nie eine besessen, durfte ab das Modell von Bruno ab und zu fliegen.Die erste Condor ist ja noch mit 10,- DM Bürstenmotoren geflogen - teilweise original und teilweise umgewickelt.Brunos Modelle waren so ausgelegt, das sie mit sehr wenig Leistung schon flogen. Die Condor hat von unserer Rasenpiste immer einen problemlosen, scalemäßigen Bodenstart hingelegt - das Flugbild und der Motorensound war einmalig.Ich wünsche Dir viel Freude und Glück mit dem wunderschönen Modell.Gruß Peter
 
Hallo Leute, danke für die netten Worte. Das Modell ist längst wieder repariert. Einige Spuren sind zwar sichtbar geblieben, aber nur von der Nähe aus. Nachdem ich den Schwerpunkt etwas nach vorn gelegt habe, wurden weitere Flüge absolviert. Diesmal wesentlich besser, aber die Geschwindigkeit musste ich dennoch relativ hoch halten um bei der Landung keinen Strömungsabriss zu erhalten. Ich würde fast vermuten, dass die eingeschaltete Motorbremse schuld sein könnte.
Als Vergleich zwei Landungen mit unterschiedlichen Situationen:
1) Landung bei stehenden Motoren verlief einigermaßen gut
2) Landung mit gedrosselten Motoren...kurz vor dem Aufsetzen auf Seite gekippt (zum Glück nix passiert)
Ich glaube dass bei gedrosselten Motoren der Luftstrom am Flügel futsch ist und in diesem Bereich somit kein Auftrieb mehr da ist und es ist schließlich der Großteil der Flügelfläche. Ich werd's mal mit ausgeschalteter Motorbremse testen.

Zu dem Bemerkungen von Stefan: -vermessen hab ich das Teil denk ich schon richtig. Die EWD hab ich exakt vom verkleinerten Plan übernommen, werd aber mal am Modell nachmessen. Für mich stellte sich vom Anfang an die Frage, ob man beim Verkleinern der Modellmaße die Einstellungen (Schwerpunkt,EWD) einfach übernehmen könnte.

Werde weiter berichten.
Gruß, Rolf
 
Hallo Leute, danke für die netten Worte. Das Modell ist längst wieder repariert. Einige Spuren sind zwar sichtbar geblieben, aber nur von der Nähe aus. Nachdem ich den Schwerpunkt etwas nach vorn gelegt habe, wurden weitere Flüge absolviert. Diesmal wesentlich besser, aber die Geschwindigkeit musste ich dennoch relativ hoch halten um bei der Landung keinen Strömungsabriss zu erhalten. Ich würde fast vermuten, dass die eingeschaltete Motorbremse schuld sein könnte.
Als Vergleich zwei Landungen mit unterschiedlichen Situationen:
1) Landung bei stehenden Motoren verlief einigermaßen gut
2) Landung mit gedrosselten Motoren...kurz vor dem Aufsetzen auf Seite gekippt (zum Glück nix passiert)
Ich glaube dass bei gedrosselten Motoren der Luftstrom am Flügel futsch ist und in diesem Bereich somit kein Auftrieb mehr da ist und es ist schließlich der Großteil der Flügelfläche. Ich werd's mal mit ausgeschalteter Motorbremse testen.

Zu dem Bemerkungen von Stefan: -vermessen hab ich das Teil denk ich schon richtig. Die EWD hab ich exakt vom verkleinerten Plan übernommen, werd aber mal am Modell nachmessen. Für mich stellte sich vom Anfang an die Frage, ob man beim Verkleinern der Modellmaße die Einstellungen (Schwerpunkt,EWD) einfach übernehmen könnte.

Werde weiter berichten.
Gruß, Rolf

Hallo Rolf,
das DU exakt gebaut hast steht außer Frage. Die Frage ist, ob der Flugzeugentwurf passt. Ein Plan ist dafür keine Garantie. Die Effekte der Motorbremse könnten allerdings auch eine erhebliche Rolle spielen. Da gebe ich Dir Recht,

Stefan
 
Hallo Rolf, vielleicht hilft es wenn man zum Landen die Querruder etwas nach oben fährt ("geometrische Schränkung"). Bei Seglern habe ich da schon leichte Verbesserungen erzielt. Gruss Thomas
 
Hallo Rolf, hab Deinen Bericht grad gelesen, prima Modell. Wäre es möglich daß Du mir eine Kopie des 1/3 Plans zukommen lassen könntest?? Habe zwar ein Exemplar der FMT von 89 aber der Plan fehlt :cry: Porto und Kopiekosten werden natürlich übernommen. Gruß Martin
 
So Leute, nach langer Zeit hab ich mal wieder die Condor aktiviert. Geändert habe ich lediglich folgendes: Motorbremse deaktiviert. Also letztes Wohenende mit weichen Knien die Condor auf die Startbahn bewegt und dann gab's keinen Ausweg mehr. Also Gas rein und das Baby ging super in die Luft. Nach 5 Minuten gemütliche tiefer Vorbeiflüge war dann Zeit, sich auf die Landung vorzubereiten. Ich hab mich zunächst nicht getraut zu langsam zu werden und musste dann immer wieder durchstarten, da die Länge der Landebahn nicht mehr ausgereicht hätte. Erst beim dritten Landeanflug hat's geklappt, und zwar besser als erwartet. Kurz drauf weiteren Akku rein und wieder ging's in die Luft. Diesmal hab ich die Geschwindigkeit etwas mehr gedrosselt und beim zweiten Landeanflug hatte die Condor wieder festen Boden unter den Rädern. Also das deaktivieren der Motorbremse hat hier anscheinend geholfen. Jetzt werd ich mir noch überlegen, evtl. nahe der Nasenleiste an der Oberseite der Tragfächen ein Zackenband anzubringen. Die Geschwindigkeit sollte dann problemlos noch etwas gedrosselt werden können, ohne Strömungsabriss zu bekommen. Schade ist halt, dass durch den ersten Absturz die Condor momentan ein paar Schönheitsfehler hat. Vielleicht hab ich mal Lust, das Fliegerle wieder hübscher zu machen. Auf jeden Fall bin ich jetzt deutlich zuversichtlicher, das Flugzeug stets heile runter zu bekommen. Bei gegebener Zeit werd ich mal ein Video machen und dann hier posten...bis dann. Ciao, Rolf
 
Dein Thread ist zwar schon älter aber dennoch habe ich die Hoffnung eine Antwort zu bekommen.Das Modell sieht Hammer aus und ich habe großes Interesse daran das nach zu bauen.Ist es möglich den Bauplan von dir zu bekommen?Auch gerne als Kopie.Natürlich nicht unentgeltlich.
Gruß Thorsten aus NRW
 
Dein Thread ist zwar schon älter aber dennoch habe ich die Hoffnung eine Antwort zu bekommen.Das Modell sieht Hammer aus und ich habe großes Interesse daran das nach zu bauen.Ist es möglich den Bauplan von dir zu bekommen?Auch gerne als Kopie.Natürlich nicht unentgeltlich.
Gruß Thorsten aus NRW

Hallo Thorsten,
Plan bekommen?
Ansonsten PN an mich.
Gruß
/Uwe
 
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