K-RAT II von robbe Modellsport

K-RAT II von robbe Modellsport

So geht „Ready to Fly“

Stephan zu Hohenlohe


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Auspacken, Empfänger rein, Akku laden und fliegen…für den richtigen Modellbauer ein Graus, für viele Modellflieger eine notwendige Option, um das Hobby ausüben zu können. War das RTF-Modell bis jetzt in der Liga der Schaummodelle zu Hause, bietet robbe nun auch Modelle in konventioneller Bauweise nahezu abflugbereit an. Der K-RAT II ist der jüngste Spross dieser Serie.


Nicht jeder Modellflieger verfügt über eine eigene Werkstatt, nicht jeder, der gut an den Knüppeln ist, kann ordentlich bauen. Nicht wenige Modellflieger verbringen die knappe Freizeit lieber auf dem Fluggelände als im Keller oder an der Werkbank.
Insofern ist es konsequent, dass die Industrie auch diese Klientel bedient. Im höheren und sehr hohen Preissegment ist es im Übrigen gang und gäbe, das Modell von einem versierten Bauservice bauen zu lassen. Die richtig guten Modellbauer haben lange Wartelisten.


Uralter Vorgänger

Robbe Modellsport bietet fertig gebaute Modelle ab Werk an. Jüngstes Produkt ist der K-RAT II. Die „zwei“ deutet an, dass es wohl auch einen K-RAT 1 gab. Ich habe erst länger nach Infos suchen müssen. Ergebnis: Der K-RAT 1 war wohl 1997 auf der Spielwarenmesse in Nürnberg zu sehen. Damals war das ein typischer Vertreter der neuen „Hotliner-Klasse“. Der Elektroflug war den Kinderschuhen entwachsen, bessere Motoren und Akkus und der Mut, die Komponenten jenseits der Spezifikationen zu betreiben, ermöglichten elektrischen Modellflug, der richtig dynamisch war.

Fast jeder Hersteller hatte einen „Hotliner“ im Programm: Lift off, Pepper, Diamond hießen die Modelle. Meist ausgelegt für 16 Zellen, konnte man mit einen Speed 700 schon jede Menge Spaß haben. Wer die Hobbykasse höher belastete, baute einen Ultra-930 oder den baugleichen Pletti ein. Auf Flugtagen zeigten PAF und Co, was mit Voll-GfK und 32 Zellen möglich ist. Ich erinnere mich an einen Colt-V, bei dem die Spuren des Kohleabriebes des Plettenberg-Motors an den Querruderschächten zu sehen waren…

Ein „Hotliner“ ist weder Fisch, noch Fleisch. Er ist kein Thermikschnüffler, kein exakter Kunstflieger, ein Vorbild hat er schon gar nicht. Sein Zweck: Spaß beim Rumbolzen haben! In genau dieser Liga positioniert robbe seinen neuen Segler K-RAT II durch die Wahl den Namens.
Heute ist das Modell zeitgemäß für einen vierzelligen LiPo und einen starken Brushless-Motor ausgelegt. Der dicke Rumpf, die leicht elliptische Flächenform und der Verzicht auf Wölbklappen erinnern an den Urahn aus dem robbe-Programm alter Tage.


Willkommen im Hier und Jetzt

Der K-RAT II hat eine Spannweite von genau 2.000 mm, die Tragflächen und das Pendel-Höhenleitwerk sind in konventioneller Balsa-Rippenbauweise erstellt, vollbeplankt und dreifarbig bespannt mit Oracover. Das Profil ist relativ dünn und erinnert an das MH30-Profil des K-RAT 1 von anno Pief. Der 1.150 mm lange Rumpf samt Kabinendeckel ist aus GfK, das passende Rot ist bereits in der Form lackiert.

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Der Antrieb ist sauber eingebaut

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Am versetzten Mitnehmer sind aeronaut-Blätter montiert

Wie versprochen, ist das Modell nahezu flugfertig. Der Motor, genannt Ro-Power Torque 3522/1000 ist fertig eingebaut, der Propellermitnehmer mit Versatz, der Alu-Spinner und die 11" x 8" aeronaut-Blätter sind montiert. Unter der schwarzen Rumpfabdeckung ist das Akkubrett zu sehen, darunter ist Platz für den empfohlenen Ro-Control 6-60, der zusätzlich bestellt werden muss.

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Servoeinbau beim K-RAT II

Die Tragflächen sind steckfertig zusammengebaut, die robbe FS-155 BB+MG-Servos stecken in Schrumpfschlauch und sind in die Servoschächte geklebt. Die Querruder sind anscharniert und angelenkt. Ein erster Pluspunkt: Die Ruderhörner sind in Neutralstellung leicht nach vorne geneigt, so ergibt sich eine mechanische Differenzierung. Der Querruderausschlag ist nach oben deutlich größer als nach unten. Die Flächen werden mit einem 8 mm-Kohlestab an den Rumpf gesteckt. Das sogenannte „Clip-Fixing“ System hält die Flächenhälften fest am Rumpf. Nur mit einem dem Modell beiliegenden Keil ist die Verbindung zu trennen.

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Sauberer Flächenübergang

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Die Flächen werden mit "Clip-Fixing" gehalten

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Ein beiliegender Keil dient zum Trennen von Rumpf und Flächen

Unterhalb der Tragflächen finden wir unter dem Rumpf eine weitere Öffnung. Hier ist das Servobrett für zwei weitere FS-155 eingebaut. Sowohl die Servos für Höhen- und Seitenruder als auch die beiden Bowdenzüge sind installiert. Die Stahldrähte werden mit den Gestängeanschlüssen und Klemmschrauben auf den Servohebeln befestigt. Hinter den Servos ist Platz für den Empfänger.

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Unter dem Deckel liegen Höhen- und Seitenruderservo

Das Pendelleitwerk kann mit den Stahldrähten schnell auf das eingebaute Leitwerkspendel gesteckt werden. Eine Anformung am Rumpf hilft bei der vorläufigen Einstellung der EWD. Später wird diese endgültig erflogen. Das Seitenruder ist mit einem Ruderhorn versehen und muss, einzige Klebearbeit, mit den Fließscharnieren montiert werden. Dazu steckt man das Ruder an, klappt es auf Vollausschlag und lässt ein wenig dünnflüssigen Sekundenkleber einlaufen. Durch die Kapillarwirkung zieht der Kleber weit in die Scharniere ein. Nun kann das Ruder auch gleich mit dem Gabelkopf angeschlossen werden.

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Das Höhenleitwerk ist montierfertig

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Beim Seitenruder müssen die Scharniere verklebt werden

Ich habe bei der Onlinebestellung gleich den passenden Regler Ro-Control 6-60 und einen vierzelligen LiPo mit 2.600 mAh in den Warenkorb gelegt. Damit komme ich zu einem weiteren dicken Pluspunkt.
In einer bekannten Zeitschrift, auf meinem YouTube Kanal „Modellflug.TV" und nicht zuletzt hier auf :rcn: habe ich oft darüber geschimpft, dass bei den Fertigmodellen das Löten der Anschlüsse dem Kunden überlassen wird. Als gelernter Elektroniker weiß ich, welche Anforderungen an eine Lötstelle zu stellen sind. Kunden, die sich für ein Fertigmodell entscheiden, fehlt oft nicht nur ein leistungsstarker Lötkolben, sondern auch passendes Lot und das Wissen, um eine dauerhaft funktionierende Lötstelle zu schaffen. Den robbe-Leuten habe ich das auf einer Messe auch schon mal persönlich erklärt.
Es scheint, als hätten sie auf mich gehört: Der Akku ist mit einem XT-60-Stecker versehen und der Regler besitzt die passende Buchse. Die Motorseite hat drei Buchsen, um die Motorkabel anzuschließen, BRAVO, so muss das sein!

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Produktverbesserung: robbe legt neue Anlenkungen zum Austausch bei

So kann sehr schnell der Regler unter das Akkubrett geschoben werden, der Empfänger installiert und das Modell in den Sender programmiert werden. Robbe hat alle Rudereinstellungen in der gut gemachten Anleitung vermerkt, sogar die Tiefenruderbeimischung beim Hochfahren der Querruder zum Landen (Butterfly) ist angegeben. Der angegebene Schwerpunkt von 67 mm kann gut mit dem 2.600er Akku eingestellt werden, Blei ist da nicht nötig.


In einer Stunde fertig

Der K-RAT II ist so in weniger als einer Stunde flugbereit. Die Erwartung, die ich bei einem RTF (Ready to Fly) Modell habe, wird damit voll erfüllt. Auf der Waage wird ein Abfluggewicht von exakt 1.540 g angezeigt. Das entspricht nahezu den 1.500 g aus der Modellbeschreibung im Netz.

Somit ist es kaum überraschend, dass der erste Flug mit dem K-RAT II absolut problemlos verlaufen ist. Ich habe mich allerdings auch an den Hinweis der Anleitung gehalten, dass der K-RAT II kein Hochgeschwindigkeitsmodell ist und Speedflüge mit Vollgas oder harte Kunstflugmanöver zu Strukturversagen führen können. Dafür habe ich schließlich andere Modelle in meinem Hangar.

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Handstart mit Halbgas

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Bei der Programmierung des Modelles habe ich die Drehzahlregelung auf einen Drei-Stufen-Kippschalter gelegt. Mit dem Drosselknüppel fahre ich die Querruder nach oben, so kann ich diese im Landeanflug fein dosieren. Bezüglich Ruderausschlägen, Beimischungen und der Schwerpunktposition habe ich mich genau an die Empfehlungen der Anleitung gehalten.

Beim Start des Modells aus der Hand mit Halbgas, geht der K-RAT II gleich in einen leichten Steigflug über. Kippschalter nach vorne und ziehen, das Modell steigt senkrecht und beschleunigt dabei ordentlich. Gut 43 A und 647 W meldet mein UniSens von SM-Modellbau. Die Telemetrie meldet weiterhin über 26 m/s Steigen, das sind immerhin gut 90 km/h, senkrecht! So würde der K-RAT II unendlich steigen. Allerdings fliegt das Modell einen leichten Bogen, für einen geraden Steigflug muss ich minimal drücken.

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Ein Paar Trimm-Klicks später liegt das Modell sauber in der Luft. Ein erster EWD-Test mit einem 45°-Bahneigungsflug ergibt einen deutlichen Abfangbogen. Die Schwerpunktposition ist also sehr konservativ gewählt. Langsam taste ich mich an das Potential des Modelles heran. Sturzflüge aus 100 m bis 150 m Höhe sind kein Problem. Im Hinterkopf sollte man aber die Belastungsgrenzen einer Rippenflächen behalten und mit dem Modell weich fliegen. Auch wenn es für Aerodynamiker ein Graus ist, ich liebe das Pfeifen beim schnellen Vorbeiflug. Das gehört für mich zu einem solchen Modell dazu. Lustigerweise pfeift der K-RAT II im Rückenflug besonders laut. Anders als vergleichbare RTF-Schaummodelle setzt der K-RAT II die Geschwindigkeit nach dem Überflug auch gut wieder in Höhe um. Der Experte spricht dabei vom Durchzug. Tief und schnell, rauf und runter…so macht das Fliegen Spaß.

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Die Langsamflugeigenschaften sind gut. Bei der gewählten Schwerpunktlage geht das Modell einfach auf die Nase, wenn es zu gemächlich wird. Richtig langsam wird der K-RAT II allerdings nicht. Ein kleiner Thermikbart ist schnell durchflogen, ohne dass der Pilot ihn bemerkt.
Zur Landung werden die Querruder nach oben gefahren. Jetzt kann die Fahrt auch ohne Strömungsabriss gut reduziert werden. Klasse, Hotliner-Fliegen macht immer noch Spaß. Für mich zeigt der erste Flug, dass das Modell mit den von robbe empfohlenen Einstellungen ganz hervorragend fliegt. Dennoch möchte ich ein wenig Feintuning betreiben.


Mein Video vom Bauen und Fliegen des K-RAT II

Zunächst kümmerte ich mich um die Schwerpunktposition. Ich habe beim 45°-Abwärts-Flug gemerkt, dass der K-RAT II relativ schnell abfängt. Deshalb habe ich den Akku um einen Zentimeter nach hinten geschoben und bin erneut gestartet. Natürlich musste ich das Modell neu trimmen. Ich klickte solange auf den Taster für das Tiefenruder, bis das Modell ohne zu pumpen geradeaus flog. Erneut stach ich den K-RAT II an. Der Abfangbogen war schon wesentlich weicher. Nach der Landung schob ich den Akku noch etwas weiter nach hinten. Wieder habe ich zunächst das Höhenruder getrimmt. Ich benötiget zwei weitere Klicks auf Tiefe. Der Abfangbogen war kaum noch zu erkennen. Jetzt liegt der Schwerpunkt bei 75 mm. Das Modell kann nun insgesamt langsamer geflogen werden. Wird es allerdings zu langsam, reißt die Strömung ab.

Wichtig(!): Mit dieser Einstellung fängt das Modell im Sturzflug nicht mehr ab! Wenn der Pilot nicht zieht, benötigt er bestenfalls einen Spaten.

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Ich fliege lieber mit der hinteren Schwerpunktlage, auch, weil das Modell damit die Thermik besser anzeigt und ich nun die Chance habe, den einen oder anderen Bart auskurbeln zu können. Wenn der K-RAT II jetzt beim Kreisen allerdings zu langsam wird, kippt der er über die Fläche ab und die schöne, gerade gewonnene Höhe ist wieder verloren. Bei unruhigen Bedingungen oder am Hang würde ich daher den Schwerpunkt wieder nach vorne verlegen.
Danach kümmerte ich mich um den Motorsturz, der beim K-RAT II minimal zu klein ist. Das führt bei Vollgas zu einem immer steiler werdenden Steigflug. Für Ungeübte ist das in Ordnung, denn so wird verhindert, dass das Modell längere Zeit mit Vollgas geradeaus fliegt und dabei unter Umständen zu schnell wird. Mich stört das ein wenig. Daher mische ich auf den Motorkanal asymmetrisch 12% Tiefenruder (JETI DS12). Asymmetrisch ist der Mischer deshalb, weil andernfalls die Beimischung auf Halbgas bei 0% läge und bei "Motor aus" sogar -12% betragen würde.

Nach dieser Korrektur veränderte ich noch die Beimischung des Tiefenruders bei Butterfly. Hier mag ich es, wenn das Modell beim Hochfahren der Querruder die Nase von selbst hoch nimmt. Aus den 3 mm der Anleitung sind bei mir nun 2 mm geworden.


Mein Fazit...

…fällt dieses Mal besonders positiv aus. Bei diesem Modell hat robbe alles richtig gemacht. Es ist nach dem Einkleben der Seitenruderscharniere, dem Anschließen des Reglers und dem Einbau des Empfängers flugfertig. Die empfohlenen Einstellwerte passen sehr gut, damit ist das Modell auf der gutmütigen Seite. Wer mehr rauskitzeln will, hat ein breites Feld zum Experimentieren. Fliegerisch macht das Modell viel Spaß, der Antrieb ist eine Granate. Der K-RAT II liegt sicher am Knüppel, hat einen guten Durchzug und wird auch am Hang begeistern können. Die Warnung, das Modell nicht über Gebühr zu belasten, sollte man aber stets im Hinterkopf behalten. Allerdings habe ich es auch ordentlich gescheucht, ohne dass sich die Flächen erkennbar gebogen hätten.

Toll ist, dass der empfohlene Regler und Akku wirklich "Plug and Play" sind und der Lötkolben in der Schublade bleiben darf. Überhaupt hat mich die Leistung des Ro-Power Ultra MAXAMP-Akkus überzeugt. Der Energiespender liefert im K-RAT II zu Beginn 46 A, nach einer weiteren Kapazitätsabnahme dann konstant 43 A im Steigflug, erst bei unter 30% Restkapazität geht der Strom deutlich nach unten.


robbe + K-RAT II.png


Technische Daten
Spannweite [mm]​
2000​
Gewicht [g]​
Testmodell: 1540​
RC-Funktionen​
Motor, Quer, Höhe, Seite​
Motor​
Ro-Power 3522/1000​
Akku​
4S/2600 mAh RO-POWER ULTRA MAXAMP​
Strom [A]​
Stand: 56 - Steigflug: 43​
Hersteller​
robbe​
Rumpf​
GfK/CfK​
Flächen​
Holz/Rippenbauweise, vollbeplankt​
Schwerpunktposition [mm]​
empfohlen: 67 - Testmodell: 75​
 
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